Beiträge von Isadora

    Ich habe die Insel-TB-Ausgabe mit einem Nachwort von Gilles Deleuze.


    Das erste Mal gelesen habe ich dieses Buch allerdings online auf Projekt Gutenberg, mitten in der Nacht.. :entsetzt: Ich wollt eigentlich "nur mal reinblinzeln", weil ich die Beschreibung so spannend fand und eben das Lied von Velvet Underground kannte und dann.. zack.. hab ich das alles in einer Nacht gelesen, weil mich die Gesichte von Severin & Wanda so gefesselt hat! :smile:



    Es ist im Grunde genommen die Schilderung einer unglücklichen Liebe eines jungen Mannes, der zu allem bereit ist, vorausgesetzt die Frau erhört ihn.


    Jein. Klar, es ist praktisch die Schilderung einer Liebe eines jungen Mannes. Aber meiner Meinung nach ist Severin nicht zu allem bereit um endlich erhört zu werden, sondern einfach weil er eine gewisse Befriedigung und ja.. Freude empfindet einer Frau dienen zu dürfen, die er anbetet. So gesehen ist auch der Weg das Ziel und sein Devotismus nicht nur Mittel zum Zweck.


    Insgesamt ein höchst spannendes Buch, nicht im geringsten pornographisch, dafür sehr psychologisch und auch ein Dokument der Zeit (1870) über den Männlichkeits- bzw. Weiblichkeitsdiskurs.


    Zitat

    „Daß das Weib, wie es die Natur geschaffen und wie es der Mann gegenwärtig heranzieht, sein Feind ist und nur seine Sklavin oder seine Despotin sein kann, nie aber seine Gefährtin. Dies wird sie erst dann sein können, wenn sie ihm gleich steht an Rechten, wenn sie ihm ebenbürtig ist durch Bildung und Arbeit.“

    ULYSSES unterscheidet sich doch im Rahmen deines Arguments nur darin von FINNEGANS WAKE, dass man in ULYSSES wenigstens noch irgendwas verstehen kann. Wenn du über ULYSSES schreibst: "Das ist so, wie wenn mir jetzt jemand jede Bewegung erzählen würde, die er heute gemacht hat. Pfff.", dann kannst du über FINNEGANS WAKE schreiben, dir würde jede Hirnzuckung der Hauptfigur vermittelt, nur dass sie eben auch als Zuckung ankommt und nicht als bekannte Wörter.


    :lachen: Wie wahr..


    Wer kann überhaupt schon von sich behaupten Finnegans Wake gelesen zu haben??? :breitgrins:


    Gleich vorweg: Ich liebe dieses Buch! Deswegen ist ein Zitat daraus ja auch in meiner Signatur. Über das Buch hinaus verbindet mich noch eine persönliche Geschichte mit diesem Werk, aber das gehört nicht so hierher, ist aber vermutlich für meine Finnegans Wake Begeisterung stark mit ausschlaggebend.


    Ich bin übrigens nicht der Meinung dass man Finnegans Wake im herkömmlichen Sinne lesen kann oder einfach mal so einen zusammenhängenden Sinn feststellen kann, wenn man sich nicht wirklich eingehend damit befasst und einen Handapparat benützt, der vermutlich so groß ist wie mein gesamter Bücherbestand. Ich hab mich natürlich noch nicht so intensiv damit auseinandergesetzt, aber ich glaube das Buch Wort für Wort aufzuarbeiten ist nur eine der Möglichkeiten es zu benützen - und damit meine ich nicht Türstopper oder so *g* Also auch Benützungsmöglichkeiten mit denen Joyce einverstanden gewesen wäre..


    Mohan hat ja ganz richtig gesagt: Das Buch besteht im Grunde aus Hirnzuckungen. Es ist ein riesiges Mischmasch aus traumartigen Sequenzen, vielen verschiedenen Sprachen, Neologismen, Assoziationen, versteckten Bedeutungen etc. Es ist meiner Meinung nach das ultimative literarische Labyrinth (und das auch noch in der Endlosschleife) - die ganze Welt in einem Buch verpackt. Nicht umsonst hat Jorge Luis Borges James Joyce geschätzt..


    Meine Erfahrungen zu Ulysses sind begrenzt, der steht zwar in meinem Regal, aber ich hab bisher nur Ausschnitte gelesen bzw. den Monolog der Molly Bloom. Der war sehr eigen, aber ich würde sagen halbwegs lesbar. FW nicht *g*


    Aber wie gesagt, für mich hat das Buch trotzdem einen ganz eigenen Wert, es ist einfach wie wenn du dem Traum einer anderen Person folgst, es hat eine unglaubliche Sprachmelodie, man kann es sozusagen wie Musik anhören, es enthält wunderschöne Wörter, es hat eine gewisse Magie, wenn man so will. Man kann darüber meditieren.. :breitgrins:


    Aber lesbar im herkömmlichen Sinn, finde ich es nicht... Und übersetzbar natürlich schon gar nicht.


    Oder was sind eure (Lese-)Erfahrungen mit FW?