Beiträge von Papyrus

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    Klappentext:

    Timo Seidel ist 28 Jahre alt und führt ein Leben ohne jegliche Ambitionen. Anstatt wie seine Freunde Karriere zu machen, ist er in seinem Studentenjob hängen geblieben. Dementsprechend uninspiriert führt er seine Arbeit aus, so dass er fristlos entlassen wird. Zu allem Überfluss hat seine Freundin Cleo beschlossen, sich von ihm zu trennen. Nun steht er also da: Ohne Freundin, ohne Job, ohne Geld und ohne Perspektive. Aus heiterem Himmel bietet sich ihm jedoch eine außergewöhnliche Offerte: Er bekommt einen befristeten Arbeitsvertrag als Lehrer. Nun ist es also offiziell: Für die kommenden sechs Monate darf Timo staatlich beauftragter Klugscheißer sein. Im öffentlichen Dienst! Vom Staat angeheuert wie James Bond! Quasi 007 Klugscheißer Royale! Schnell muss er allerdings feststellen, dass der Lehrerberuf doch ein wenig schwieriger ist als ursprünglich gedacht...



    Timo Seidel, 28 Jahre und in einem Callcenter tätig, war für mich nicht unbedingt ein Sympathieträger. Statt seinem Studium nachzugehen wählte Timo die einfachere Variante und ist nun seit 5 Jahren in einem Callcenter tätig. Als Klugscheißer und Besserwisser ist man für diesen Job jedoch nur bedingt geeignet und Timo wird, nachdem er das Klugscheißen an den Kunden mal wieder arg übertrieben hat, fristlos entlassen. Just an dem Tag, an dem Cleo, seine Freundin, beschliest die Beziehung zu beenden. Wäre ich seine Freundin Cleo, ich wäre ebenfalls ausgezogen.

    Ein arroganter Schnösel der keine Probleme hat Cleo finanziell das gemeinsame Leben stemmen zu lassen, aber seinen Part in keinster Weise dazu beiträgt. Oder wie Timo es ausdrückt, seine Tolleranzgrenze in Punkto Dreck ist einfach höher.

    So langsam erwacht Timo in der realen Welt und muss z.B. seinen geliebten BMW verkaufen, denn ein Leben ohne Arbeit ist teuer und das Finden eines neuen Jobs nicht so einfach wie gedacht.

    Aber Glück gehört nun auch zum Leben und so erhält Timo eine Aushilfsstelle als Englischlehrer an einer Abendschule und das auch noch als einziger Mann unter weiblichen Kollegen. Ein Paradies? Mitnichten.

    Zweisprachig aufgewachsen, Timos Vater war Amerikaner, und nach einigen Anlaufschwierigkeiten, scheint ihm der Beruf des Lehrers tatsächlich zu liegen, seine Schüler sind begeistert. Nicht jedoch eine seiner Kolleginnen, die ihm das Lehrerleben schwer macht, so dass unserem Klugscheißer dabei ein mehr als unflätiger Kommentar über die Lippen huscht, was wiederum die Rektorin animiert ihn auf eine Lesung mit Alice Schwarzer zu verdonnern. Irgendetwas scheint da mit Timo passiert zu sein und er wandelt von Saulus zu Paulus. Leider ist dieser Übergang dem Autor nicht ganz gelungen, der Wechsel vom überzeugten Klugscheißer zum Menschenfreund geschieht doch sehr plötzlich und unerklärlich. Nun gut, nehmen wir den geläuterten Timo so wie er ist und freuen uns über seine erwachte positive Lebensenergie und die geplante Zukunft.


    Für Zwischendurch ist die Lektüre tatsächlich leicht zu lesen und durchaus geeignet, der Humor lässt sich für mich nicht immer finden und die Hauptfigur ist eher nervig als lustig. Vielleicht bin ich aber altersmäßig auch einfach nicht mehr die Zielgruppe, aber das mag jeder für sich selber herausfinden und entscheiden.


    Wer mehr über Buch und Autor erfahren möchte: Thorsten Steffens


    3ratten

    Ich habe das Buch gerade ausgelesen, wobei mich Titel und Cover im Vorfeld eher vom Lesen abgehalten haben. Ich kann mich den Vorschreiberinnen nur anschließen, gerade diese beiden, für ein Buch doch elementaren Dinge, hat diese Geschichte nicht verdient.

    Mia und Katie sind Schwestern wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Gewissenhaft und strukturiert die eine (Katie) und ein kleiner oberflächlicher Wildfang die andere (Mia).

    Bei einem spontanen Urlaub durch die Welt ist Mia in Bali von einer Klippe gestürzt und Katie bleibt nur das blaue Reisetagebuch ihrer Schwester. Nur mit diesem Tagebuch bewaffnet macht Katie sich auf die Suche nach ihrer Schwester. Will klären ob es sich wirklich um Selbstmord handelt. Dabei lernt Katie nicht nur ihre kleine Schwester besser kennen, sondern kommt sich selber näher.


    Der Weg zur Selbstfindung usw. mag vielleicht ein wenig klischeehaft klingen, trifft es m.E. aber ganz gut. Allerdings konnte ich das Tamtam und Mia nicht wirklich nachvollziehen, wirkte sie auf mich durch die Erzählungen doch eher sehr unsympathisch und rücksichtslos.


    Zumindest den Namen der Autorin werde ich mir merken und gerne ein weiteres mal zu einem ihrer Bücher greifen.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Herr Jakob, Mitte fünzig, Vater von zwei Töchtern und geschieden, arbeitet als Bibliothekar und fertigt in seiner Freizeit die ein oder andere Skulptur.


    Sein Leben ist eher unaufgeregt bis trist. Der Beruf bringt keine Erfüllung, die Exfrau und die Töchter fordern immer mehr Geld und das Leben an sich wird immer hektischer und schneller.


    Eines Tages sitzt er in seinem Garten als eine unreife Nuss aus einem Baum fällt und direkt auf seiner Stirn landet. Die Unfähigkeit der Nuss auszuweichen, obwohl er ihren Fall aus der Baumkrone beobachtet hatte, einschließlich des Eichörnchens welches als talenierter Werfer in Frage kommt, scheint der Beginn einer großen Veränderung zu sein: Herr Jakob schläft und träumt. Anfangs scheint es sich um Erschöpfungszustände zu handeln, doch entwickelt sich schon sehr bald in den Schlafphasen eine eigene Realität.

    Herr Jakob schläft und träumt. Von einem Eichhörnchen welches intensiv eine Nuss betrachtet und von einem Huhn, mit dem er ausführliche Gespräche führt. Die Träume kommen in ähnlicher Form wieder, mit Eichhörnchen und Huhn. Sein Tagesrythmus gerät durcheinander, er wacht später auf als gewohnt und wird eher müde.

    Das geht soweit, bis Herr Jakob im Winter eine längere Reise fingiert um ungestört über Monate schlafen zu können. Hierbei vermischen sich Traum und Realität und es stellt sich die Frage, was überhaupt ist Traum, was Realität?

    Herr Jakobs ausgiebige fingierte Reise ist ein Winterschlaf, der Nachahmer findet? Ist es das Erwachen eines Urinstinkes, die Lösung für ein friedlicheres Zusammenleben in der Welt?

    Das kleine Büchlein regt auf angenehme Weise an darüber nachzudenken.


    4ratten

    Oje, da hat nicht mal der Urlaubsbonus geholfen. Das ist wirklich blöd.

    Es ist zum Beispiel schlichtweg falsch Ägypterinnen eine Burka zu verpassen, tragen die vollverschleierten Frauen in Ägypten einen Niqab.

    Das wird leider nicht nur in deinem Buch durcheinander geworfen :rollen:

    Stimmt. Aber in irgendeiner Rezi bei Amazon wurde sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, wie authentisch dieses Buch wirken würde. Da gruselt es mich doppelt.

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    Ich habe seit längerer Zeit nicht mehr in diesem Forum geschrieben. Da ich aber wieder angefangen habe ein bisschen zu lesen sollt ihr ruhig daran teilhaben :)


    Über dieses Buch:

    "

    Der wunderbare Debütroman einer hoch talentierten deutschen Autorin – originell, warmherzig und herrlich humorvoll!

    Birtes Alltag könnte kaum unspektakulärer sein. Tagsüber sortiert sie Zahlen im Rechnungsprüfungsamt, und die Abende verbringt sie mit ihrer depressiven Mutter. Bis eines Tages das rätselhafte Erbe ihrer Großmutter Birtes Leben auf den Kopf stellt: Mit einem bunten Sonnenschirm und einem geheimnisvollen Brief im Gepäck soll sie auf Nilkreuzfahrt gehen!

    Aber traut Birte sich überhaupt zu, alleine nach Ägypten zu reisen? Und kommt ihre Mutter ohne sie zurecht? Doch vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass Birte ihr ruhiges Fahrwasser verlässt. Mutig packt sie ihre Koffer, und das Abenteuer kann losgehen.

    Auf dem Nil erwarten Birte nicht nur ein Krokodil in der Kabine, eine vertrackte Dreiecksgeschichte an Bord und ein älterer Herr, der sich ausgerechnet für ihren Sonnenschirm interessiert – sondern auch etwas Liebe ..."



    Während meines Ägyptenurlaubs lasse ich mich gerne von einer thematisch passenden Lektüre unterhalten. Nach den bisherigen Rezensionen und Meinungen war ich überzeugt mit diesem eBook wieder eine nette Unterhaltung gefunden zu haben.

    Glücklicherweise hatte ich das Buch aus der Onleihe, inhaltlich und sprachlich war es ein Desaster. Die positiven Meinungen zu diesem Erstling sind mir schlichtweg ein Rätsel, selbst für einen Freundschaftsdienst zu gut.

    Es mag natürlich sein, dass keiner der Rezensenten jemals in Ägypten auf einer Nilkreuzfahrt war, das entschuldigt aber noch lange nicht alles.

    Es ist zum Beispiel schlichtweg falsch Ägypterinnen eine Burka zu verpassen, tragen die vollverschleierten Frauen in Ägypten einen Niqab. Ein Thema, das ein wenig Recherche verdient, gerade wenn es der Authentizität dient und sich sogar einfach ergooglen lässt.


    Die Geschichte selber ist arg vorhersehbar und erzählerisch mehr als einfach gehalten. Die Hauptfigur, Birte, ist Mitte 30 und eine Person, die nicht im Ansatz sympathisch oder authentisch wirkt. Diesbezüglich fielen mir beim Lesen eher Attribute von dämlich bis absolut naiv ein.

    Aber auch den anderen Figuren fehlt es an Esprit und Charme und mehr als einmal habe ich mich über das beschriebene Verhalten geärgert und gefragt, wer in meinem Bekannten- und Freundeskreis so agieren und reagieren würde, wie die Menschen auf dieser Kreuzfahrt. Mir fiel keiner ein.


    Es waren glücklicherweise nur knapp 200 Seiten und somit schnell gelesen. Gelohnt hat es sich nicht


    1ratten

    Schade, dass qantaqa damals auf Seite 90 aufgegeben hatte. Das Buch ist eben ein typischer Robbins, abgedreht und auf sympathische Weise schräg.
    Eine Zusammenfassung fällt wahrlich schwer. Wie sollte diese auch ausfallen, bei einer Story um eine schmutzige Socke, einer Dose Bohnen, einen Dessertlöffel, einen uralten bemalten Stab und eine ebenso alte Muschel, auf dem Weg nach Jerusalem?


    Aber auch menschliche Figuren eilen der Story zu Hilfe unter den sieben Schleiern. Ellen Cherry, die, statt als Künstlerin Karriere zu machen, ihr Dasein als Kellnerin im I & I fristet und ihr Mann, Boomer, von Hause aus Schlosser, der durch den Wohnwagen, den er zum fahrenden Truthahn umgebaut hat, zum anerkannten Künstler wird. Oder Turn Around Norman, der jeden Tag nichts anderes tut als sich fast unmerklich um seine eigene Achse zu drehen. Ein Künstler?


    Im Großen und Ganzen geht es in dem abstrusen Roman um religiöse Konflikte, Fundamentalismus, den mittleren Osten und Kunst.
    Das Lesen war wieder einmal das pure Vergnügen. Hier ist der Weg das Ziel, wobei immer wieder philosophische Gedanken zu dem altbekannten Thema "Gott und die Welt" stattfinden. Hinzu kommt Fundamentalismus jeder Gesinnung, egal ob christlich oder muslimisch. Eine literarische Auseinandersetzung zu einem momentan mehr als aktuellen Thema, unglaublich unterhaltsam verpackt. Umso erstaunlicher, dass dieses Buch bereits 1990 erschienen ist.


    Zitat

    Wer auf ein Leben nach dem Tod setzt, verneint das Leben. Wer sich auf den Himmel konzentriert, schafft die Hölle


    5ratten

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    Klappentext, wenn auch zugegebenermaßen ein wenig sperrlich:


    Tradition und Revolution zeitgleich erleben
    Ägypten aktuell: die letzten Momente des Mubarak-Regimes und die Ära danach bis Ende 2012
    Ägyptens Wirklichkeit: Abseits von Kairo und Alexandria leben die Menschen, bei denen die Revolution nicht angekommen ist
    Der Insider und Ägyptenkenner Gerald Drißner hat fünf Jahre in Alexandria gewohnt




    Gerald Drissner ist Journalist. 2007 zog er für fünf Jahre Ägypten, lernte arabisch und besuchte Land und Leute auf ungewöhnliche Art und Weise: individuell, mit landestypischen Verkehrsmitteln, ohne Reisebüro.


    "Für die Ägypter, die täglich ums Überleben kämpfen und trotzdem ihren Humor nicht verloren haben"


    Fragt man die meisten Menschen nach Ägypten kennen sie die Pyramiden und Hurghada, einige wenige noch die kulturellen Schätze des alten Ägypten in Luxor. Nichts hiervon kommt in dem Buch vor. Der Autor zeigt den ägyptischen Alltag und Orte, die ein Tourist nie besucht.
    Wunderbar trocken erzählt Drissner seine erlebten Geschichten und die Fakten über das Land am Nil.


    "In Ägypten dreht sich fast jedes Lied nur um die Liebe, und die meisten Filme triefen vor Herz und Schmerz. [...] "Ohne dich fühle ich mich wie eine Nacht ohne Mond." Deutsche Romantik ist Trockenbrot dagegen. Das ist aber nur im Film so. In der ägyptischen Realität wird das Märchen von Liebe und Heirat zu einer Mischung aus Dallas und Denver Clan am Nil [...]"


    Vom verdreckten Nil und Land, vom Trinkwasser mit Chlornote, erzählt er ebenso wie von der tiefen, teilweise fundamentalistischen, Religiosität.
    Von einfachen Mann auf dem Land, der von der Revolution bis heute nichts erfahren hat, sondern täglich ums blanke Überleben kämpft, lesen wir ebenso wie über Verschwörungstheorien und katastrophale politische Fehlentscheidungen vergangener Jahrzehnte.
    Oft habe ich geschmunzelt und genickt, kam mir einiges sehr bekannt vor, anderes füllte die Lücken in meinem ägyptischen Puzzle.


    Und doch ist es für mich ein wenig schade, dass Gerald Drissner die touristischen Highlights nicht einmal gestreift hat, besser hätte man Gegensätze nicht verdeutlichen können.


    Das Buch ist kein Reiseführer, wer aber fern ab von westlich orientierten Hotelburgen und den berühmten historischen Bauten Ägypten verstehen möchte, dem sei die Lektüre ans Herz gelegt. Ob man Land und Leute danach mehr mag sei dahin gestellt.
    Zumindest der Autor, und ich als Leserin, haben die Zuneigung zu den Menschen in Ägypten nicht verloren.


    "In der Nordhälfte wohnen die meisten Ägypter. Ein Land kann durch seine Natur faszinieren. Im Norden Ägyptens aber sind es die Menschen."


    5ratten

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    Klappentext:
    Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menschenmenge auf dem Markt, ohne sich nach jemandem umzusehen. Viele Stimmen umgeben sie. Antar ist bleich und schaut besorgt. Er geht vor Mussaad her, hoch und hager. Schwankt. Er schiebt die Leute leicht beiseite. Mussaad keucht. Er spürt einen grossen Druck auf der Brust. Den Geschmack von Staub im trockenen Mund. Die Sonne ist grell. Seine Augen tränen. Er hält den Kopf zur Seite geneigt. Hin und wieder tastet er nach dem Griff des Messers. Antar spürt, dass er sich zu weit entfernt hat. Er schaut sich um. Über die Köpfe der Leute hinweg sieht er Mussaad verloren in de Menge. Er geht ein, zwei Schritte zurück, bis er wieder neben ihm ist. Sie haben die erste Biegung hinter sich gebracht. Die Strasse, vollgepackt mit Menschen, ist jetzt schnurgerade. Sie nähern sich der zweiten Biegung. Dahinter liegt Barakats Laden.


    Ende der 1960er Jahre, in einer Provinzstadt im Nildelta, ist Mussaad, der seine Frau bei einem Seitensprung erwischte, auf dem Weg zum Laden seines Metzgerkollegen Barakat, um den Kopf von dessen Sohn zu verlangen. Ein ägyptisches Drama bahnt sich an.
    Muhammad al-Bissati erzählt diese Geschichte um Eifersucht, Ehre und eine geheime Liebschaft in schlichten Sätzen, ohne viel Ausschmückungen und Dramatik.


    Das eigentliche Drama ist nicht der Ehemann, man mag ihn als Opfer dieser Schmach noch am ehesten verstehen, im Versuch seine Ehre wieder zu erlangen. Das Drama spiegelt sich im Verhalten der anderen Personen wieder. Die Resignation im Umgang mit diesem Ehebruch ist für den Leser greifbar und unfassbar zugleich. Alle, beteiligt, wie unbeteiligt, übernehmen ihre Rolle in diesem Stück.
    Es gibt keine Versuche, Mussaad zur Besinnung zu bringen, er will seine Frau Saadija und ihren Liebhaber Amir töten. Danach kommt er ins Gefängnis. Egal.
    Selbst Saadija ergibt sich ihrem Schicksal und wird während der Zeit des Wartens auf ihren Tod von ihrer Schwägerin bewacht. Auch hier fehlen Gefühle wie Mitleid und Verständnis. Neid und Gier prägen die Situation.


    Es wäre so leicht für alle Beteiligten die Situation zu ändern, doch handeln alle Akteure wie Schauspieler in einem Bühnenstück. Tendenzen die sich bis heute gehalten haben. Es fehlt meines Erachtens die Erkenntnis das Veränderungen von innen geschehen müssen, jedoch agiert der Ägypter lieber nach vermeintlich gesellschaftlichen Erwartungen.


    Alle, bis auf die Familie des Metzgers Barakat, die ihrem Sohn Amir zur Flucht verhilft.


    Muhammad al-Bissati, 1937 in Ägypten, in Gamalija (bei Port Said) geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und war als staatlicher Rechnungsprüfer jahrelang tätig und lebte in Kairo. Im Jahr 2000 wurde er für sein literarisches Werk mit dem in Dubai verliehenen Sultan-Uwaiss-Preis ausgezeichnet, dem arabischen Nobelpreis.
    Auf deutsch liegen im Lenos-Verlag, neben dem vorgestellten Buch, "Auf Besuch. Geschichten aus der arabischen Welt" und "Hunger" vor.
    Der Autor starb im Jahr 2012.


    4ratten

    Susan Abulhawa schreibt Romane über den Konflikt zwischen Palästina und Israel.
    Als Kind palästinensischer Flüchtlinge, aufgewachsen in Kuwait, Jordanien, Jerusalem und den USA, schreibt sie diese aus Sicht der Palästinenser. Man mag ihr dabei vorhalten ihr Blick sei einseitig und die Rolle der Palästinenser als Opfer festgeschrieben. Ich teile diesen Vorwurf nicht, schließlich schreibt sie Romane und keine Sachbücher über die Region. Zumal erscheint mir ihre Art des Erzählens aus palästinensischer Sicht so authentischer. Objektives Reflektieren ist in lang verzettelten Konflikten wohl sehr unrealistisch wie man es leider immer wieder in den Nachrichten verfolgen muss.


    Nur, die weibliche Hauptfigur in diesem Roman ist in Amerika aufgewachsen, einem Amerika welches auch nur bedingt in der Lage die Menschen in seinem Land vor Unglück zu beschützen wie der Leser an der Figur von Nur erfahren wird.
    In den 1990er Jahren gelangt sie nun über die Einladung des Arztes Jamal nach Palästina, in das Land ihrer Vorfahren. Diese mussten 1948 nach israelischen Angriffen ihr Dorf verlassen und kommen in den politischen Wirren nicht zur Ruhe.


    Mit den Augen der Amerikanerin erfährt der Leser wie anders das Leben in der arabischen Welt gelebt und verstanden wird. Die Autorin geht in ihrer Erzählung nicht geradlinig vor, sondern springt zwischen den Jahreszahlen und den beteiligten Akteuren hin und her. Dabei weiß sie sich der arabischen blumigen Erzählkunst durchaus zu bedienen, allerdings verknüpft sie vieles in dieser Geschichte durch ein sehr mystisches Element. Dies ist leider nicht sehr gelungen und vermag mehr Fragen beim Leser zu hinterlassen, denn Antworten zu geben.


    Um den Geschehnissen zu folgen gibt es im Anhang ein Glossar was mir jedoch nicht ausreichend erscheint. In der gemeinsamen Leserunde hier konnte man klar erkennen, dass das Lektorat gut daran getan hätte ein paar Fußnoten mit Erklärungen zu arabischen Ausdrücken und Gebräuchen einzufügen. Zu anders ist diese Welt, auch einige Pointen verlieren aufgrund fehlender Erklärungen ihre Wirkung.


    "Als die Sonne im Meer verschwand" ist eine Geschichte über die Frauen. Männer haben keine dominante Rolle im erzählten Alltag. Aber so ist es vielleicht auch im wirklichen Leben, zumindest in einigen Teilen der Welt. Die Männer spielen Krieg und Ähnliches und die Frauen müssen sehen wie sie klarkommen. Und sie kommen klar.
    Wer die Bücher der Autorin noch nicht kennt, sollte vielleicht mit "Während die Welt schlief" beginnen. Zumindest mich konnte der Erstling mehr überzeugen.


    3ratten

    Ich bin nun auch durch. Mir hat das Buch gefallen, wenn auch nicht so sehr wie der Vorgänger. Das Ende war vielleicht etwas schnell und ruppig, ich fand es aber auch sehr versöhnlich. Mir gefiel dieses Gefühl, dass Nur hatte. Sie kam jetzt endlich nach Hause.
    Eigentlich war es eine Geschichte über Frauen. Männer hatten keine dominante Rolle im erzählten Alltag. Aber so ist es vielleicht auch im wirklichen Leben, zumindest in einigen Teilen der Welt. Die Männer spielen Krieg und Ähnliches und die Frauen müssen sehen wie sie klarkommen. Und sie kommen klar.


    Ich lass die Geschichte jetzt ein wenig wirken, fahre morgen in Urlaub und mache mir Gedanken über die Rezi wenn ich wieder da bin.
    Es war schön mit euch, auch weil eben nicht jedem die Geschichte gefallen hat. :winken:


    Mir fehlt auch nichts und ich schließe mich an, es war merkwürdig, trotzdem auch oft fesselnd und wirkte dabei zusammengewürfelt. Aber gerade, weil die Geschichte selbst schon so sprunghaft war, passt auch das etwas abrupte Ende, zu dem man sich nun eben selbst überlegen kann, wie es mit Nur und dem Kind weitergeht und auch den anderen. Hier am Schluss plötzlich eine abschließende und ausschweifende Aussage zu treffen, wäre wohl dann das Merkwürdigste an dem ganzen Buch. :breitgrins: So passt es besser, denn für die Menschen dort gibt es keine geradlinigen Planungen. Bis hierher sind sie jetzt irgendwie gekommen, und wie es weitergeht? Wird sich zeigen ... :breitgrins:


    Das ist eine passende Erklärung für das Ende. So ist es auch. Gradlinige Planungen kann man vergessen, von daher passt es sehr gut, das Ende :smile:



    Doch, ich habe das gleich so gelesen, dass die Mutter die Polizei gerufen hat. Man hat gelesen, dass sie ihre Tochter erkannt hat, anschließenden ins Haus gegangen ist, danach bald die Polizei gekommen ist und sich dann am Fenster die Vorhänge bewegt haben. Die Mutter hat wohl kontrolliert, dass sie auch kommen und ihre Tochter wegschicken. Das war mir so ganz eindeutig.


    Echt mies, wie die Mutter die Tochter behandelt. Hat sich an ihr bereichert und sie dann fallengelassen. :sauer:


    So eine Mutter verschlägt einem wirklich die Sprache. Das muss Spuren bei einem Kind hinterlassen. Ich gönne es Nur wirklich von Herzen, dass jetzt eine andere, bessere Zeit für sie anbricht.

    Es ist aber normal in diesen Ländern, dass man Kindern Aufgaben anvertraut denen sie vielleicht nicht gewachsen sind.
    Diese Fürsorge wie hier gibt es nicht. Es gibt keinen Klemmschutz für Kleinkinder, es gibt keine Absturzsicherung an Treppen und Kleinkinder krabbeln ohne Begleitung in den Treppenhäusern rum.
    Es ist da einfach normal, also auch, dass Alwan Khaled seinen Freunden anvertraut.

    Ja ich weiß, das Buch hat euch nicht begeistert, mich hingegen begeistern diese sprachlichen Feinheiten umso mehr:


    Seite 308, als Khaled gestorben war
    "Dann kamen Alwans Brüder, um Khaleds Leiche abzuholen. Wieder einmal war das Haus voller Leben [...]

    Es zeigt eben die menschliche Seite auf, nicht die Vernünftige.



    Sorry, haben wir gespoilert? :redface:


    Habt ihr. Schwangerschaft, Cannabis, alles noch nicht dagewesen :breitgrins:


    Die Figur Khaled in der Geschichte hat sich für mich bisher nicht erschlossen, das ist auch mit etwas zu eigenwillig. Was will uns die Autorin damit sagen?



    Da habe ich auch drüber nachgedacht. Es wird wenig erwähnt, aber zB die Szene, wie Nur lernen musste, dass man nicht mal eben nach Belieben duschen kann, deutete für mich schon an, dass sie erstmal lernen muss, mit den Lebensumständen in Gaza umzugehen. Oder es immer schnell zu nutzen, wenn es gerade Strom gibt, um die Handys aufzuladen...
    Nur ist in Amerika ja auch nicht mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen und für mich war es daher nachvollziehbar, dass die Familiengemeinschaft, die sie hier zum ersten Mal erlebt, einiges für sie aufwiegt.


    Das sehe ich ähnlich wie Dani. Nurs Leben in Amerika war nicht unbedingt das was man als schön bezeichnet. Hinzu kommt noch, dass in Gaza alles so anders und neu ist, dass sie noch keine Zeit hat die Unterschiede sacken zu lassen. Das kommt später, erst muss alles reflektiert werden. Die Zeit dazu kommt noch


    Ja, es wird ja auch verschwiegen, dass die "gute Hamas״ ihre eigen Leute foltert und umbringt, wenn sie nicht fanatisch genug sind, aber das würde ja ein schlechtes Bild auf die Palästinenser werfen. Ach ich wollte mich eigentlich nicht mehr über dieses Buch ärgern. :sauer:


    Was erwartest du? Es ist ein Buch aus Palästinensischer Sicht, keine objektive Geschichte von außen. Dass die Palästinenser aber auch mürbe und müde sind von der Situation fand ich auf Seite 271 schön angedeutet
    Alwan legte eine Hand auf ihr Herz. "Allah sei uns gnädig. Wahrscheinlich schon wieder ein Märtyrer [...]Es kommt mir vor, als würden wir nur noch auf Beerdigungen von Märtyrern gehen"




    Die Frau des Imkers gefällt mir als Figur auch sehr gut, auch wenn sie leider weiterhin keinen Namen bekommt. :sauer: Aber es ist schön zu lesen, wie die Frauen eng zusammenrücken und sich gegenseitig unterstützen. Die richtige Härte des Lebens schimmert ja immer nur so teilweise durch, mit so kleinen Andeutungen, dass regelmäßig der Strom abgestellt wird, die medizinische Versorgung fast nicht vorhanden ist usw. Gleichzeitig fand ich es mal spannend zu lesen, dass die Hamas gegen die alten Frauen nichts sagt und sie trotz offiziellem Verbot in der Öffentlichkeit rauchen lässt. Wobei das schon schlimm genug ist zu lesen, dass auch noch die Hamas irgendwelche komischen Regeln aufstellt, dabei leidet die Bevölkerung ja eh schon genug. :rollen:


    Ich mag die Frau des Imkers auch sehr und den Zusammenhalt der Frauen, auch wenn mich das erdrücken würde.
    Hamas, Rauchen? Kam bisher nicht vor :zwinker:


    Ja, das ging mir auch so. Ich fand es auch etwas seltsam, dass sie sich gleich so Hals über Kopf in diese Affäre stürzt. Also ja, wenn man bzw. gerade frau von Gefühlen übermannt wird, kann man nicht mehr so richtig klar denken, aber ich fand es trotzdem ganz schön überhastet. Und dann muss ja genau das Schlimmste passieren: Jamal lässt sie einfach sitzen und die angebliche Trennung von seiner Frau war nur eine Lüge. Ehrlich gesagt, hatte ich ja eigentlich schon angenommen, er würde die Trennung durchziehen, aber wahrscheinlich war das von mir fast zu sehr "westlich" gedacht. Obwohl natürlich auch hier einige Männer die größten Lügen auftischen, um eine Frau rumzukriegen, aber ich hatte schon das Gefühl, dass Jamal etwas an Nur liegt und sie nicht nur eine "Bettgeschichte" für ihn ist. :rollen: Na ja, so kann man sich wohl täuschen. :sauer:


    Wenn Nur für Jamal nur eine Episode ist finde ich das sehr traurig für Nur. Allerdings gibt es Dinge die sind gleich, egal in welcher Kultur :rollen:
    Noch kennen wir die Gründe für Jamals Verhalten nicht, es kann auch sein, dass er dem Druck aus seinem Umfeld nicht gewachsen ist. Diese Kultur macht eine Trennung, egal für wen, fast unmöglich. Eine Scheidung ist keine Sache zwischen den Ehepartnern. Da kommen seine Eltern, ihre Eltern und wer weiß noch alles um einem die Trennung auszureden. Das ist wirklich ganz anders als in unserem Kulturkreis.


    Von daher ist auch Alwan so sauer auf Nur. Solange Jamal nur freit, ist alles ok, seine Frau ist die Gehörnte. Kaum gibt Nur ihm nach ist sie die Dumme und die Gehässigkeit der Frauen gegen Jamals Ehefrau wandelt sich in Entsetzten gegenüber Nur. Ja, immer sind die Frauen die Doofen.


    So ungewöhnlich finde ich das jetzt nicht, dass Alwan Khaled bei seinen Freunden lässt. Wenn ich sehe was Kinder in Ägypten schon leisten müssen, man kann diese Kindheiten nicht mit denen in Europa vergleichen. Im Gazastreifen wird es noch schlimmer sein, sie müssen einfach viel eher "erwachsen" werden.


    Ja, aber er nimmt sich keine Zweitfrau, sondern geht fremd - ist das nicht ein Unterschied? Zudem macht er Nur ja Hoffnungen, dass er seine Frau für sie verlässt. Ich glaube nicht, dass sie sich als Zweitfrau sieht.


    Fremdgehen ist etwas anderes als sich eine Zweitfrau zu nehmen. Klar. Aber macht er Nur Hoffnungen, dass er seine Frau für sie verlässt? Habe ich gar nicht mitbekommen.