Beiträge von Tina

    Hallo Ihr Lieben


    Ich war lange nicht mehr hier in diesem Forum. Dies war geschuldet einer großen Umbruchphase in meinem Leben. Ich habe vor vier Jahren ein Studium begonnen und bin vor einem halben Jahr zum Teil in die Schweiz gezogen, da ich dort nun arbeite. Ich habe das Lesen sehr vermisst (verrückterweise studiere ich Kulturwissenschaften den Fächern Geschichts- und Literaturwissenschaften) und vor allem auch den Austausch mit Euch. Ich habe fast nur noch Fachliteratur gelesen und erst Recht im letzten halben Jahr, wo mein Fokus auf Fachliteratur der Anästhesie und Notfallmedizin lag. Erst in den letzten Wochen habe ich seit langem wieder begonnen privat für mich just for fun zu lesen und nun muss ich sehen, dass das Forum geschlossen wird. Ich danke Dir Suse für die schöne Zeit die ich hier verbrachte habe, für die Treffen im Sommer in deinem wunderschönen Garten, mit 'Dem Salat, Der Limo und Dem Kind :urlaub:-

    Ich denke gerne an die vielen Leserunden mit Holden, Valentine, Saltanah und Wolves, meinen Lesemädels mit denen ich so viele lustige, tiefgründige und einfach nur tolle "Gespräche" hatte. Valentine, bei Dir wusste ich immer, wenn du ein Buch empfohlen hattest konnte ich es mir kaufen ohne überhaupt den Klappentext zu lesen. Ich wollte jetzt keinem auf die Füße treten, denn ich habe mit euch allen tolle Zeiten verbracht aber gerade Ihr vier seit mir ganz besonders ans Herz gewachsen.

    Ich bin traurig, dass es ein Ende hat, ich könnte mir in den Allerwertesten treten, mich in den letzten Jahren so rar gemacht zu haben, aber ich kann verstehen, dass es viel Arbeit erfordert, so ein Forum am laufen zu halten und insofern bin ich dankbar für die schöne Zeit mit Euch.


    :knuddel:Eure Tina

    Kazuo Ishiguro – Klara and the sun

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    Erschienen: 2021

    340 Seiten


    Klappentext:

    From her place in the store, Klara, an Artificial Friend with outstanding observational qualities, watches carefully the behavior of those who come in to browse, and of those who pass in the street outside. She remains hopeful a customer will soon choose her, but when the possibility emerges that her circumstances may change for ever, Klara is warned not to invest too much in the promises of humans.


    Eigene Meinung:


    Es ist nicht das erste Buch von Ishiguro, welches ich las und wieder einmal wurde ich nicht enttäuscht. Ich bin immer wieder fasziniert von der Gabe des Autors sich in seine unterschiedlichsten Protagonisten hineinzuversetzen und diesen in der ersten Person solch eine überzeugende Persönlichkeit verleiht, dass man vergisst, dass der Autor eben nicht gleichzusetzen ist mit dem Erzähler. Faszinierender um so mehr, da es sich in diesem Buch bei der Protagonistin nicht um einen Menschen handelt.


    Ishiguro widmet sich in diesem Buch dem Thema KI aber es ist dennoch nicht wirklich einzuordnen um welches Genre es sich hier handelt. Es ist ein bisschen von vielem. Es ist eine Utopie, aber es ist gleichermaßen ein Gesellschaftsroman, denn es geht ebenso um Vertrauen, Liebe mit und ohne Bedingungen, den gesellschaftlichen Stellenwert von Erziehung und Ausbildung unserer Kinder (mit der impliziten Frage, ob jedes Mittel recht ist um Kinder zu erfolgreichen Menschen zu machen) und der Frage, wie weit ein Mensch bereit ist zu gehen, wenn das Leben des eigenen Kindes auf dem Spiel steht.


    Ishiguro schafft es, trotz des abstrakten Themas, diese Fiktion zu einem potentiell möglichen Szenario werden zu lassen, mit dem die Menschheit eines Tages (und vielleicht sogar in nicht allzu ferner Zukunft) konfrontiert wird. Das erinnert mich an Orwells 1984. Ein Buch, das zum Zeitpunkt seiner Entstehung reine Fiktion und Utopie war, dessen Thematik aber mittlerweile Teil unseres täglichen realen Lebens ist.


    Das wirft durchaus die Frage auf, ob auch Ishiguro einen fast gleichermaßen hellsichtigen Blick auf unserer Zukunft wirft. Das sind jedoch Spekulationen. Nichtsdestotrotz zeigt diese fiktive Geschichte das auf, was sich viele KI-Forscher nicht eingestehen wollen oder schlichtweg ignorieren. Das wir verpflichtet sind für das, was wir erschaffen, auch alle Konsequenzen mit zu bedenken. Konsequenzen die uns Menschen, aber auch die künstliche Lebensform selbst, betreffen, denn auch diesen „Geschöpfen“ gegenüber haben wir eine Verantwortung zu tragen. Was unterschiedet den Mensch von der Maschine und wer von beiden ist "humaner"? Diese Frage bleibt im Kopf und sollte nicht aus den Augen verloren werden.


    Zu diesem Thema kann ich als weiterführende Literatur empfehlen:



    Hans Jonas – Das Prinzip Verantwortung


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    Fazit: Ishiguro hat mich wieder einmal in seinen Bann gezogen. Seine Art zu schreiben ist dicht, poetisch und doch unmittelbar und stellenweise schonungslos ernsthaft. Sie erzeugt eine intensive Nähe zur Protagonistin und die Geschichte bleibt im Gedächtnis, auch wenn das Buch schon längst wieder im Regal steht.


    5ratten + :tipp:

    Zu diesem Thema habe ich beim Suhrkamp-Verlag auf der Buchmesse ein kleines aber umso aussagekräftigeres Buch von Oliver Polak gesehen, in welchem er den Antisemitismus bis 2019 beschreibt. Man kann nur noch den Kopf schütteln, weil, ... es fehlen mir die Worte. Er schreibt genau über solche beknackten, haltlosen, unverschämte und dumme Aussagen und Vorurteile.


    Oliver Polak gegen Judenhass

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    Ich habe gerade noch einmal diesen Thread durchgelesen, denn ich möchte mich gerne in meiner nächsten Hausarbeit zu dem Thema Großstadtliteratur, Helene Hanff widmen. Zum einen, weil ich die ganze Zeit an sie denken musste, denn ich las zur Vorbereitung für das Semester "Dos Passos: Manhattan Transfer." Dort wird ein New York geschildert, welches ein komplett konträreres Bild dieser Stadt entwirft. Natürlich ist es auch der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts geschuldet, der Wirtschaftskrise und des beginnenden Ersten Weltkrieges. Aber genau dieser Gegensatz in der Beschreibung der Stadt, verbunden mit den gegensätzlichen Empfindungen der Erzähler und Protagonisten, macht es für mich reizvoll diese beiden Bücher, obwohl auch stilistisch völlig verschieden, gegeneinander abzugrenzen. Mittlerweile habe ich es tatsächlich geschafft, New York mit eigenen Augen zu sehen und zu erleben und wieder sind 50 Jahre vergangen und gerade diese diachrone Betrachtungsweise der Stadt in 50er Jahresschritten, fasziniert mich, denn immer wieder gewinnt diese Stadt und ebenso verliert sie an Eigenschaften, die sie unvergleichbar und einzigartig macht in ihrer konstituierten Entwicklung durch die Menschen, die ihr eben dieses Antlitz verschaffen und ...

    ich freue mich wahnsinnig darauf ein zweites Mal mit Helene New York zu sehen.

    Horvath geht meines Erachtens sehr wohl auf die Haltung der Jugend ein. Er spricht es nicht explizit aus, aber implizit erfährt man sehr viel durch gerade das nonverbale Verhalten der "Kinder", von ihrer Angst, der Beeinflussung und der verlorenen Kindheit dieser Jugend, die eben viel früher erwachsen werden muss, weil den meisten Erwachsenen eben eine gewisse soziale Kompetenz abhanden gekommen ist. Es sind nur wenige, die sich gegen das System auflehnen, aber die die es tun, sind gezwungen ihre eigenen Vorbilder zu werden. Sie sind umgeben von verblendeten fanatischen Erwachsenen und müssen für sich ihre eigenen Moral, ihr eigenes ethische Verhalten reflektieren und auch schützen. Diese Jugend ist ohne Gott, denn auch in den Kirchen, erfahren sie keine Unterstützung, da diese sich von den Nationalsozialisten ebenso instrumentalisieren lässt, wie der Rest der Bevölkerung. Der Protagonist findet zu Gott zurück, weil er ihn als moralische Instanz in seinem Inneren letzten Endes nie verloren hat, auch wenn er dies glaubte.

    Liebe Suse,


    sehr gute und richtige Antwort und eine gute Handlung jetzt erst Recht Dein antifaschistisches Statement zu bekräftigen.


    Ich kann mittlerweile nur noch den Kopf schütteln über solchen hirnverbrannten Mist, aber Antisemitismus and Faschismus sterben nicht aus, wie man an Jom Kippur in Halle gesehen hat.


    Ich war letztens auf einem Vortrag zum Thema Arisierung jüdischer Firmen während der NS-Zeit und da fragte doch tatsächlich ein Zuhörer, warum denn die Juden sich nicht die besten Anwälte genommen hätten, denn Juden wären ja reich. Auf diese Frage gab es einen kurzen Moment des fassungslosen Schweigens - dann, aus unserer jüdischen Reihe, einen unisono Lachanfall, weil wir allesamt, die anwesend waren, zu den besten Beispielen ziemlich mittelloser Juden gehören und wir allesamt persönlich keine reichen Juden kennen. Das war jetzt noch ein verhältnismäßig harmloses Beispiel für Vorurteile, aber wenn es dann in die Richtung geht, dass Juden die Weltherrschaft übernehmen wollen und dann auch noch die armen Nazis unterdrücken, da hört es auf und da fehlen mir einfach immer wieder die richtigen Worte um auf solch einen geistigen Dünnschiss wirklich adäquat zu antworten, zumal ich in diesen Fällen bezweifle, dass meine Antwort von diesen Personen intelligenztechnisch überhaupt verstanden werden würde.


    Tina

    Was auffällt, ist, wie Oz die unterschiedlichen Arten von Einsamkeit perfekt porträtiert. Man sollte meinen, in einer eingeschworenen Gemeinschaft wie in einem Kibbuz gibt es keine Einsamkeit, aber Oz belehrt den Leser schnell vom Besseren. Das scheinbar idyllische Leben im Kibbuz hält bei näherer Betrachtung nicht statt. Bei allem Idealismus kristallisieren sich rasch in Ansätzen totalitäre Züge heraus.

    Ich wollte dazu noch etwas sagen.

    Auch wenn es sich hier um eine fiktive Geschichte handelt, so sind die einzelnen Charaktere auch in einem realen Kibbuz zu finden, erst Recht in dieser Zeit. Ich denke, man sollte mein Lesen auch immer den historischen Kontext nicht aus den Augen verlieren. Es ist hier die Rede von einem Kibbuz der 50er Jahre. Die Kibbuzim stellten eine unglaublich heterogene Gesellschaft dar, immer in Hinblick auf ihre Geschichte. Auch wenn diese vielleicht nicht explizit Erwähnung finden, so muss man bedenken, das die Menschen, die in den 50er Jahren in den Kibbuzim lebten, größtenteils mit der 5. Alina ins Land kamen. Sie kamen aus Europa, Polen und hatten das Grauen in seiner Reinform kennengelernt. Hier spielen auch Traumata eine Rolle, die wir uns nicht ansatzweise vorstellen können, von denen wir auch nicht so viel wissen, da die Überlebenden der Shoa meist nicht darüber sprechen wollten. Sie gehörten zu den Menschen, die eher zurückhaltend waren, sich abkapselten und einfach nur froh waren, zu leben. Natürlich gab es auch viele Kibbuzniks, die im Land geboren waren, aber sie waren indirekt auch von den Ereignissen in Europa betroffen. Man hatte eine sehr ambivalente Einstellung den Einwanderern gegenüber und es prallten Charaktere aufeinander, die sich freiwillig an diesem Ort mit Sicherheit nie gefunden hätten. Wir reden hier von Akademikern, von Arbeitern, von zerstörten Familien. Sie alle leben in einer, aus Not bedingten Gemeinschaft und die Einstellung der Sabres (der im Land geborenen) war eine gänzlich andere. Man wollte nichts mehr zu tun haben mit dem Bild des europäischen Juden. Man wollte kein Opfer mehr sein. Darum auch das falsche Bild der Ultra-Orthodoxen Juden in einem Kibbuz (wie gesagt, es gab auch vereinzelt religiöse Kibbuzim, aber die waren eher die Ausnahme). Die traf man dort nicht. Das Bild des "Neuen" Israelis war das des starken, unabhängigen und durchtrainierten Menschen. Braungebrannt und selbstbewusst. Das Bild der Charedim passte dort nicht hinein. Wir reden hier von einer Zeit nach der Staatsgründung und dieses Land hatte vom ersten Tag an das Problem, sich seiner Existenz rechtfertigen zu müssen. Am Tag der Staatsgründung wurde Israel von 5 arabischen Staaten angegriffen und es endete in einem zwei Jahre andauernden Krieg. Dem Unabhängigkeitskrieg. Es gab immer wieder arabische Angriffe auf Kibbuzim. Damals war es ein normales Bild, dass die Kibbuzim Wachtürme hatten. Man schlief mit der Waffe unter dem Kopfkissen. Diese Menschen kamen trotz ihres an für sich abgeschotteten Kibbuzleben niemals wirklich zur Ruhe.

    Es gäbe noch viel mehr zu sagen, aber ich denke, alle diese Fakten, sollte man beim Lesen dieser Lektüre nicht aus dem Fokus verlieren. Es war eine harte Zeit und sie erforderte harte Maßnahmen, genauso wie sie im Gegenzug auch die Menschen in einer bestimmten Art und Weise hart machte. Diese emotionale Härte war oft nichts anderes als simpler Eigenschutz. Angst vor engen zwischenmenschlichen Bindungen war keine Seltenheit und insofern kommen die Genossen dort dem Begriff "Freund" schon sehr nah, auch wenn wir zu diesem Begriff, von unserem heutigen Standpunkt aus, einen ganz anderes Bild haben.

    Trotz der Kürze gelingt es Oz zudem authentische Charaktere zu präsentieren. Vielleicht liegt es an der Serie Shtisel, die ich momentan schaue, aber ich konnte mir die verschiedenen Personen lebhaft vorstellen.

    Nur dass es sich bei Sthisel um Charedim handelt und die Menschen im Kibbuz mit Religion meist nicht viel zu tun haben. Natürlich gibt es auch religiöse Kibbutzim, aber die sind eher eine Seltenheit. In diesem hier rennen sie eher in Latzhosen, Shorts, Top und Sandalen rum, aber ja, auch ich sehe sie leibhaftig vor mir.

    Hallo Ihr Lieben


    auch ich war erstaunt über die Kurzgeschichtenform. Bisher habe ich die ersten beiden Geschichten gelesen und werde entweder später oder morgen dazu mehr schreiben.

    Ich bin das ganze Wochenende bei einem Klausurvorbereitungsseminar in Bonn und mir raucht der Schädel. ( Stunden Philosophie des Geistes haben mich fertig gemacht.

    Ich freue mich jetzt auf eine weitere Geschichte von Amos Oz. Wie schön und angenehm ist er im Vergleich zu Kant, Platon und Konsorten. Ich hoffe ich schlafe nicht ein und kann gleich noch etwas schreiben.

    Nur in aller Kürze,


    Schon die erste Geschichte hat mich sehr berührt und fast ein wenig traurig gemacht. Es scheinen aber, trotz der einzelnen in sich abgeschlossenen Geschichten, alle Geschichten in einem Kontext zu stehen, nämlich dem des Kibbuz und seinen Kibbutzniks.

    25. Februar geht in Ordnung. Allerdings werde ich wohl eher langsamer lesen, da ich mich zeitgleich auf meine Klausuren vorbereite, aber ich kann ja nicht 24 Stunden am Stück lernen. Da tut ein wenig Amos Oz neben her ganz gut.

    Philip Roth – Täuschung

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    OT: Deception, a novel

    OA: 1990

    168 Seiten

    ISBN: 978-3499229275


    Klappentext:

    Der Schriftsteller Philip schreibt eine frivole Liebesgeschichte über einen zweifachen Betrug; am Ehemann der Geliebten und an der eigenen Ehefrau. Doch dann findet seine Frau das Dokument eines fortgesetzten Ehebruchs und fordert eine Erklärung. Die Lüge geht dem Schriftsteller glatt von den Lippen: Alles ist nur ausgedacht, Material für den Roman über die Täuschungen in der Liebe. Bitte keine Szene! Aber was ist wahr?


    Eigene Meinung:

    Ein interessantes Buch und zwar in vielerlei Hinsicht.

    Die beiden Handlungsebenen, in welche der Roman unterteilt ist wechseln sich nicht ab. Die Rahmenhandlung, beginnt erst auf den letzten Seiten des Buches und stellt damit das gesamte, zuvor gelesene auf den Kopf. Wobei ich mir jetzt noch nicht einmal sicher bin, was hier Rahmenhandlung ist und was die eigentliche Geschichte. Der Versuch des Protagonisten, seine Frau von der Fiktion des geschriebenen zu überzeugen, beginnt beim Leser mehr zu fruchten als bei der Ehefrau, die beide die Notizen gelesen haben, welche sich der Autor im Laufe der Jahre gemacht hatte.


    Die Notizen an sich sind schon nicht einfach zu lesen. Das gesamte Buch besteht aus Dialogen. Nur nach und nach erfährt man einige Namen, nur nach und nach erkennte man, wer nun hier spricht und bis zum Schluss war ich mir stellenweise unsicher, ob ich nun wirklich den Kontext verstanden habe. Das ist aber nicht von Nachteil. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Dialogen, weniger auf den Personen an sich und diese Dialoge, die haben es in sich.

    Manche kamen mir erschreckend bekannt vor und als ich an die Stelle kam, an welcher der Schriftsteller mit Philip angesprochen wurde, fragte ich mich, wieviel von diesem Buch autobiografisch sein könnte. Die Dialoge sind glaubhaft und die Gedankengänge der Protagonisten höchst interessant. Das liegt vor allem daran, dass Roth hier nichts schönt. Er lässt seine Protagonisten reden, wie es den verschiedenen Situationen gerecht wird. Auch eine zuweilen etwas derberer Umgangssprache tut dem Inhalt der Gespräche keinen Abbruch, im Gegenteil, es verleiht ihnen eine gewisse Authentizität.

    Aber nicht nur Ehebruch ist das Thema, sondern auch die eigene mehr oder minder stabile jüdische Identität kommt in vielen Dialogen zum tragen und zwar von den eigenen Wurzeln bis hin zu einer extrem ausgebildeten Sensibilität für Antisemitismus.

    Ich begann das Buch und konnte es nur schwer aus der Hand legen, zu sehr hat mich diese Geschichte gefesselt. Vielleicht ist auch ein wenig Voyeurismus dabei, denn man bekommt fast das Gefühl ein Paar bei seinen intimsten Gesprächen zu belauschen.


    Das Gespräch mit der Ehefrau findet erst im letzten 6tel des Buches statt. Hier musste ich sogar grinsen, mit welcher Chuzpe Philip hier versucht seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.


    Alles in allem, habe ich es dieses Buch zu lesen genossen. Herrlich unverkrampft, ehrlich, selbstreflektierend und frech.


    4ratten

    Im Moment leider nicht, weil mir die Zeit fehlt. Ausserdem bin ich momentan zu sehr angefixt mit Buchvorschlägen von meinem Freund. Da habe ich noch einiges zu lesen, unter anderem auch Sachbücher. Aber vielleicht sollte ich Star Trek wieder als "Gute-Nacht-Lektüre" aufnehmen.