[size=13pt]Deborah Feldman – Unorthodox[/size]
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OA: 2012
OT: Unorthodox – The scandalous Rejection of my Hasidic Roots
382 Seiten
ISBN:978-3442715343
Inhalt:
Deborah Feldman wuchs in der jüdischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, auf und verbrachte dort den Großteil ihres Lebens. Die Satmar Gemeinde ist eine religiöse Gruppe der chassidischen Juden und zeichnet sich aus, durch sehr strenge religiöse Regeln und stellenweise sehr starker Beschneidung der persönlichen Freiheit, vor allem für Frauen. Für Deborah wird es immer unvorstellbarer, den Rest ihres Lebens in diesen Strukturen mit ihren weltabgewandten Regeln zu verbringen. Sie erzählt von ihrer Kindheit, dem Heranwachsen bis hin zu ihrer Hochzeit und der Geburt ihres Sohnes, bis sie es endlich schafft, sich von diesen Wurzeln zu lösen, um ein freies, selbst bestimmtes Leben zu beginnen.
Eigene Meinung:
Einerseits sprach mich der Titel direkt an, als ich das Buch in meiner Buchhandlung sah, aber andererseits, war ich mir gar nicht sicher, ob ich es überhaupt lesen wollte. Der Klappentext erschien mir zu reißerisch, (weshalb ich beim Inhalt hier meine eigenen Worte wählte) und ich war mir nicht sicher, ob sich da nicht jemand einfach nur Luft machen möchte, aus Wut und Hass auf seine Kindheit.
Ich begann damit, dass ich mich zuerst einmal über die Autorin informierte und mir mehrere Interviews mit Ihr anschaute. Ich musste feststellen, dass es sich bei Deborah Feldman um eine junge differenzierte, intelligente Frau handelt, die wirklich viel zu erzählen hat und welche schon in ihren jungen Jahren auf ein Leben zurückblickt, welches wirklich schwer erträglich war.
Dann las ich das Buch und ich war berührt von ihrer Offenheit und ihrem Mut, ihr Erleben und ihre tiefsten inneren Emotionen mit dem Leser zu teilen.
In diesem Buch nimmt sie ihr Leben von der Kindheit bis zu ihrem Mutterwerden unter die Lupe, blickt zurück, beschreibt, erkennt und teilt. Sie schreibt frei von Hass aber mit sehr klaren Worten, sie beschönigt nichts und übertreibt nicht.
Für mich war es sehr interessant vom Leben dieser Menschen zu erfahren, weil es mir so fremd ist und weil es auch für mich unvorstellbar wäre, in solch einer extrem religiösen Welt zu leben. Ich bewundere diese junge Frau, dass sie es schaffte, sich aus diesem persönlichen Gefängnis zu befreien und mit sehr viel Mut und Stärke ein neues freieres Leben zu beginnen. 0
Leider fand ich das Ende ein wenig abrupt. Ich hatte fast das Gefühl, dass die Autorin auf einmal keine Zeit oder Motivation hatte weiter zu schreiben. Nachdem ich mit Deborah diesen Weg gegangen bin, hätte ich sehr gerne erfahren, wie genau sie ihren Cut vollzogen hat, wie ihre Familie und ihr Umfeld reagierte, ob es schwierig war, das Sorgerecht für den Sohn zu bekommen und was überhaupt nach ihrem Wegzug geschah. Wie sie lebte und wie sie es schaffte, den neuen Alltag zu meistern.
Eines gibt es aber, was mich bei diesem Buch nachdenklich macht. Was mich beunruhigt, ist nicht der Inhalt des Buches, sondern die Leser, die es lesen werden.
Natürlich ist es wichtig, dass Missstände publik gemacht werden und dass man, wenn man etwas zu sagen hat auch darüber schreibt. Allerdings ist die Frage, wie der nicht jüdische Leser, mit wenig bis hin zu nicht existenter Kenntnis vom „normalen“ liberalen wie auch orthodoxen jüdischen Leben, dieses Buch auf- und wahrnimmt.
Meine Sorge kommt vielleicht daher, dass es hier auch um meine Religion geht und die Frage, wie das Buch die Meinung und die Sicht der Menschen auf Juden und die jüdische Religion beeinflusst.
Der Leser muss wissen, dass es sich hier wirklich um eine sehr kleine Gemeinde, einen so zu sagen minimalen Prozentsatz, innerhalb der chassidischen Strömung handelt.
Ich kann nur hoffen, dass die Leser dies erkennen und das Leben in dieser Gemeinde nicht auf die restliche jüdische Bevölkerung projizieren. Es gibt mittlerweile immer mehr Antisemitismus, auch hier in Europa und nimmt man hier keine differenzierte Betrachtungsweise ein, so können ganz schnell üble Vorurteile projiziert werden und das wäre Wasser auf den Mühlen aller Antisemiten.
Liest man dieses Buch aber mit diesem Wissen, dann ist es mit Sicherheit informativ, interessant, bewegend und beeindruckend.
Danke Deborah Feldman , dass Sie ihre Erfahrungen mit uns auf solche offene und ehrliche Art teilen.