Tobias O. Meißner - Barbarendämmerung
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In 19 Kapiteln / Kurzgeschichten wird hier die Geschichte eines stummen, namenlosen Barbaren erzählt. Er wandert durch eine mittelalterlich anmutende Welt und stolpert von Kapitel zu Kapitel in neue Geschichten. Die Dinge geschehen ihm und er lässt es zu. Aufträge werden ihm erteilt und er nimmt sie an. Wenn er genug hat, zieht er weiter, meistens über Leichen, hinter ihm eine beachtliche, barbarische Blutspur. Der Barbar überwindet jedes Hindernis, Gefühle sind ihm fremd, zwischenmenschliche Beziehungen braucht er nicht.
Die erklärte Hommage an Robert E. Howards "Conan" (den ich weder gelesen noch gesehen habe) ist derartig wortgewaltig, dass sich vor meinem inneren Auge der alternative Titel „Ode an den Barbaren“ aufdrängte. Die Poesie der Sprache steht dabei in krassem Gegensatz zu der rohen, gewalttätigen Handlung.
Tobias O. Meißner hat den Lesern mit „Barbarendämmerung“ einiges mehr zu bieten als Horror-Splatter. Da wäre zum einen eine spannende, unterhaltsame Geschichte. An manchen Stellen hat sie die Grenzen des Erträglichen für mich ausgelotet, allerdings muss man in einem barbarischen Buch schon auf Gewalt gefasst sein. Die Sprache, die uns die Geschichte erzählt ist absolut meisterhaft. Es wimmelt nur so von Sätzen und Wendungen, die man zitieren möchte, stellenweise findet sich auch, der brutalen Handlung zum Trotz, subtiler Humor in den Wörtern. Zu guter Letzt muss man sich immerzu fragen: Wer ist denn nun barbarisch? Der namenlose, alles und jeden niedermetzelnde Kraftprotz oder die mutmaßlich zivilisierten? Über die Lektüre hinaus regt das Buch zum Nachdenken an.
Abgesehen von einem Kapitel, das die Grenzen der Zumutbarkeit bei mir überschritten hat (und das ich ohne Probleme aufgrund des episodenhaften Aufbaus überfliegen konnte) hat mich noch eines irritiert: Die Motivation des Barbaren war für mich oft nicht nachvollziehbar. Was ist sein Ziel? Warum kann er in der einen Situation seine Kraft nicht kontrollieren bzw. dosieren, in einer anderen aber jede Bewegung präzise ausführen?
Insgesamt ist „Barbarendämmerung“ allein schon wegen der Sprache, ein großartiges Buch.