Naja, ich muss ehrlich sein und fand den Roman über weite Strecken eher fade.
Das Problem fängt schon mit dem - englischen - Klappentext an, der schon mal extrem viel spoilert. Zwar keine tatsächlichen Handlungsstränge, aber man weiß dann trotzdem schon, was man zu erwarten hat. (Und das auch, wenn man wie ich den Klappentext nach den ersten zwei Sätzen zu lesen aufhört, weil man merkt, dass hier zu viel hergegeben wird.)
Das hatte dann auch zur Folge, dass ich den großen Twist in der Handlung nicht so schockierend fand. Unabhängig vom Klappentext hatte ich zu dem Zeitpunkt aber auch schon das Gefühl, dass da was nicht stimmen kann.
Das wäre eigentlich noch nicht so schlimm gewesen, das Problem ist einfach, dass alle weiteren Twists für mich ziemlich unspektakulär und langweilig waren, zum Teil rein gar nichts für die Handlung taten und gegen Ende hin auch immer konstruierter wurden.
Zu den Twists:
Dass Richard nicht der Traummann ist, war für mich eigentlich sofort klar. Er ist von Anfang an kontrollierend, manipulierend und auf eine ganz unsympathische Art gönnerhaft und bevormundend. Die Beziehung der beiden fand ich von Anfang an abschreckend. Das lag aber auch an Nellie, die ich ziemlich naiv fand. Die hatte aber nur im Kopf, dass sie jemand vor der Welt beschützen sollte und übersah alle Anzeichen.
Dass Vanessa die Trennung von Richard und seine Affaire irgendwie in die Wege gebracht hat, fand ich irgendwie unglaubwürdig. Es wird ja angedeutet, dass die beiden ohnehin zueinander hingezogen waren, also woher weiß ich, dass das nicht ohnehin genauso passiert wäre?
Mal davon abgesehen, dass dieser "Schachzug" für mich Vanessa auf die gleiche manipulierende und toxische Ebene stellt wie Richard. Aus einer gewalttätigen Beziehung rauszukommen, ist nicht einfach, aber soll ich das tatsächlich gut finden, dass sie auf die gleichen Methoden zurückgreift wie ihr Mann? Nur um sich dann selbst zur Retterin der neuen Frau zu stilisieren?
Das traumatische Ereignis in Vanessas Vergangenheit auf dem College. Naja, da wurde einfach so viel Spannung aufgebaut, dass die Auflösung letzten Endes - für einen Thriller, der mit spektakulären Thrills wirbt - irgendwie ein wenig langweilig war.
Und der allerletzte Twist? Puh, ich weiß nicht...
Und als würde das nicht reichen, habe ich auch noch andere Probleme mit dem Buch:
Der Roman spielt offenbar in der heutigen Zeit und trotzdem verschwenden die Protagonistinnen scheinbar keinen einzigen Gedanken daran, dass sie nach der Hochzeit sofort kündigen und ab sofort nicht mehr am Berufsleben teilhaben, weil sie jetzt (reiche) Ehefrauen sind?
Auch die Darstellung der Ereignise in der Kinderwunschpraxis fand ich sehr unrealistisch.
Und zuletzt ist der Plot in sich irgendwie ein wenig unordentlich. Vanessas Tante ist zwar der einzige Lichtblick in der Geschichte, aber wirklich notwendig ist ihre Figur auch nicht. Erst recht nicht der Nebenplot, der sich um ihre Gesundheit dreht.
Das riesige Thema von Vanessas Mutter, ihrer Erkrankung, und Vanessas eigenes Abdriften in eine Abhängigkeit wird am Ende einfach vergessen oder ignoriert.
Und dann ist relativ am Ende auch noch eine ominöse Andeutung, was die Rolle von Richards Schwester Maureen betrifft, die einfach hängen gelassen wird, ohne dass ich mich auskannte, was ich daraus jetzt machen soll.
Und die "Erklärung", die Maureen über Richards Vergangenheit liefert, fand ich ziemlich lahm und mit einem sehr schalen Beigeschmack.