Beiträge von Anubis


    Ich weiß schon woher der Begriff kommt. Ich finde ihn nur für deine Argumentation nicht zielführend. Das Problem dabei ist, dass beide Begriffe auf unterschiedliche Weise negativ konnotiert sind. Du willst doch aufzeigen, dass beide Begriffe beleidigend/ diskriminierend sind, oder nicht?


    Ohne jetzt stellvertretend sagen zu können, was nimue aufzeigen will: Auf die Begriffsgeschichte kommt es hier nicht wirklich an, glaube ich. Es ist nicht untypisch für solche Debatten, dass über alles mögliche diskutiert wird (über die vermeintliche neutrale Wortverwendung vor Jahrzehnten, über die Intentionen und das Weltbild des Sprechers, über die Frage, wie gut sich einschätzen lässt, ob Menschen sich durch bestimmte Wörter diskriminiert fühlen ...) und das konkrete Phänomen dabei an den Rand gerät: Jemand belegt jemanden mit einem Wort, das untrennbar mit einer ganzen Kette übler Assoziationen verbunden ist. Das Menschen homogenisiert und festschreibt. So etwas wie „Was bist du so empfindlich, Arier?“ zu sagen (wie z.B. hier), ist ein Versuch, auf dieses konkrete Geschehen hinzuweisen. Es geht dabei nicht darum, eine hypothetische Situation zu konstruieren (in der die eine Person es positiv meint, jemanden „Arier“ zu nennen, und die andere Person mit den Schultern zuckt, weil sie nichts positives damit verbindet), sondern es wird darauf hingewiesen, dass weiße Deutsche sich ganz gern mal vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn sie von Schwarzen oder PoCs „Arier“ oder „Kartoffeln“ genannt werden (auch dann, wenn die Schikane der Mehrheit durch die Minderheiten ganz der Einbildung entspringt). Auf diese Dimension, das unmittelbare Verletzen durch Worte, weist das „Was bist du so empfindlich, Arier?“ m.E. hin.


    Es geht dabei nicht unbedingt darum, „Arier“ und das N-Wort inhaltlich zu vergleichen. Das Machtgefälle, das von rassistischer Diskriminierung durch Weiße ausgeht, ist ohnehin durch keine Provokation und auch keine Beschimpfung umkehrbar. Es gibt keinen „umgekehrten Rassismus“.


    Der erste Kommentar unter dem Artikel von Özlem Topcu ist schon wieder so ... ächz:


    Zitat

    Immerhin wird hier die vernünftige Position vertreten, dass man literarische Texte im Original, d.h. wie vom Urheber intendiert lassen sollte. Dass es ein durchaus akutes Rassismusproblem gibt, dem stimme ich zu. Aber als Literatur- und Sprachwissenschaftler kann ich mir nur an den Kopf greifen, wenn ich überlege, wie unfassbar hier und fast selbstverständlich in Urheberrechte eingegriffen wird und werden soll.


    Tja. Und ich kann mir nur an den Kopf greifen, wie ahnungs- und verständnislos ein „Literatur- und Sprachwissenschaftler“ mit solchen Begriffen wie „vom Urheber intendiert“ und „Urheberrecht“ um sich wirft.


    Nö, eben nicht "Genau bekannt". Was denn nun? Der von Anubis zitierte Artikel erklärt, dass der Verlag auf die Familie zugegangen sei, während die von ChinaGirl verlinkte Verlagsseite erklärt, es wäre von der Familie ausgegangen.


    Welche Verlagsseite ist denn gemeint? Ich kenne die hier, in der steht, dass der Verlag sich anlässlich der Neuausgabe zu der Änderung veranlasst fühlte und dass dies mit dem Autor abgesprochen wurde. Also nichts, was dem von mir verlinkten Artikel widersprechen würde.


    Ob nun ein Vater oder der Verlag die Idee hatten, wenn man hier anfängt, Dinge zu verändern, wer bestimmt dann, wo wir aufhören?


    Ich finde, es kann gar nicht genug betont werden, dass überarbeitete Ausgaben von Klassikern und Kinderbüchern gang und gäbe sind. Insbesondere bei Klassikern nimmt das oft die Form an, dass die Überarbeitungen in Wirklichkeit freie Nacherzählungen sind, die mit dem Original bis auf die Grundelemente der Story wenig gemein haben. Wenn wir als Kinder oder Jugendliche Robinson Crusoe, Moby-Dick, Gulliver's Travels oder Oliver Twist kennengelernt haben, dann mit großer Wahrscheinlichkeit durch solche Nacherzählungen. Das ist problematisch, ganz klar. Es suggeriert, dass „kindgerecht“ verhackstückte Ausgaben von Erwachsenenbüchern die geeignetste Lektüre für Kinder seien, und erweckt den Eindruck, dass bei der Herausgabe von Kinderliteratur weniger editorische Sorgfalt an den Tag gelegt wird.


    Der Punkt ist nur: Normalerweise interessiert das außer ein paar Literaturwissenschaftlern so gut wie niemanden. Die meisten Leute, die mit Karl May aufgewachsen sind, werden an die grünen Bände gewöhnt sein. Sie wissen nicht, dass der Karl-May-Verlag mit dieser Ausgabe massive, oft kaum nachvollziehbare Änderungen an Mays Texten vorgenommen hat. Sie fragen auch nicht danach. Durch die Öffentlichkeit rollende Empörungswellen gibt es bemerkenswerterweise immer nur dann, wenn die an Klassikern vorgenommenen Änderungen diskriminierende Sprache betreffen. Da stellt sich meines Erachtens schon die Frage, welche Motive hinter diesem Verhalten stehen: Es wird einerseits kaum wahrgenommen, dass es haufenweise willkürliche Eingriffe in alte Texte gibt. Es wird andererseits wutentbrannt dagegen agitiert, dass Verlage einzelne Wörter ändern und dafür gute Gründe nennen.


    Denn ganz ohne editorische Eingriffe geht es eben auch nicht. Es ist die Aufgabe von Verlagen, Texte dem Publikum näherzubringen. Jede Übersetzung ist im Grunde ein Kompromiss zwischen dem Anspruch eines Textes auf Authentizität (auch dies übrigens ein Konzept, das kritisiert werden kann) und dem Wunsch, dem Publikum möglichst breiten Zugang zu einem Buch zu ermöglichen. Eine gute Ausgabe ist deshalb eine, bei der das Publikum nachvollziehen kann, wie es zu der vorliegenden Textgestalt gekommen ist.


    Während also in der Wahrnehmung von Klassikerausgaben generell eine ziemliche Schieflage herrscht, ist beim gegenwärtigen Fall (so, wie ich es sehe) folgendes zu beachten: Hier wird sichtlich kein willkürlicher Umgang mit dem Text eines Klassikers an den Tag gelegt. Die geplanten Änderungen sind nach Auskunft des Verlags behutsam. Die Gründe dafür hat der Verlag auf transparente Weise dargelegt. Niemandes Rechte wurden verletzt. Statt dem Verlag also vorzuwerfen, dass er tut, was alle Verlage tun, wäre es in meinen Augen angebracht, den Verlag dafür zu loben, dass er es auf geradezu vorbildliche Weise tut.


    Ansonsten denke ich: Wer es anders sieht, dem steht es ja frei, an den Verlag oder den Autor zu schreiben und zu fragen, ob vielleicht auch eine historisch-kritische Ausgabe geplant ist. So etwas kann funktionieren. Nachdem die Neuübersetzung des Lord of the Rings heftig umstritten war, hat sich der Verlag entschieden, auch die alte Übersetzung neu aufzulegen. Im Falle Karl Mays haben einige Kritiker einfach begonnen, selber eine historisch-kritische Ausgabe zu veranstalten. Es kostet halt etwas Mühe, und wenn es nur die Mühe ist, einen Brief an den Verlag zu formulieren.



    Tut mir leid, da stieg ich gleich beim ersten Satz aus, als bei ihr der "Ostwind" von Deutschland Richtung Wien blies. Wenn es um ihr politisches Bewusstsein genauso gut bestellt ist wie um ihr geographisches, muss ich mir das nicht geben.


    Ja, da geht es mir ähnlich wie mit all den eifrigen Sprachschützern, die gerade von sich geben, das sei doch Zensur und Orwell würde sich „im Grabe umdrehen“. Womit sie zeigen, dass sie von der deutschen Sprache nicht allzuviel verstehen.


    Der Artikel von Nöstlinger trägt in meinen Augen keine neuen Gesichtspunkte zur Debatte bei. Es werden nur die üblichen Behauptungen wiedergekaut, ohne wirklich Argumente dafür zu bringen: Die Political-Correctness-Sheriffs sind an der Arbeit; Rassismus hat doch nichts mit Wörtern zu tun; man muss das N-Wort benutzen, um vor Rassismus zu warnen (also hat er anscheinend doch etwas mit Wörtern zu tun?); das Überarbeiten solcher Passagen ist doch das gleiche wie das Überarbeiten erotischer oder aufmüpfiger Passagen; und überhaupt, Sprache wird nur noch verschandelt.


    Ich finde es schon aufschlussreich, wie viele Autoren in der gegenwärtigen Auseinandersetzung offenbaren, dass sie in Bezug auf Rassismus und Sprache entsetzlich dumm und verständnislos sind.

    Und da isses wieder - dieses "Ihr, die Ihr nicht meiner Meinung seid, habt ja doch keine Ahnung..."


    Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man nimues Worten diese Bedeutung zulegen kann. Und Uninformiertheit, das kann ich nur bestätigen, ist tatsächlich ein großes Problem in dieser Debatte (leider auch nicht das einzige). Zum Beispiel die Frage, wie die ganze Geschichte ihren Ausgang nahm:



    Für mich sieht es eher so aus als ob der Verlag auf Familie Preussler zugegangen ist und gesagt hat: "Neuauflage (=weiter Tantiemen!) nur mit Änderungen". Da mögen die Absichten ja womöglich noch so lauter gewesen sein, das Ergebnis gefällt mir prinzipiell nicht, auch wenn die Szene durch die Änderungen noch nicht mal den Charakter des Buches verändern wird.


    Meines Wissens gibt es keine Hinweise darauf, dass der Verlag die Familie Preußler vor die Wahl gestellt hätte, entweder den Änderungen zuzustimmen oder die Neuausgabe platzen zu lassen. Das käme mir auch ziemlich abwegig vor bei einem Verlag, dessen Renommée zu einem großen Teil auf der Herausgabe von Preußlers Büchern beruht. Zumal der Verlag gerade diverse Werke Preußlers in neuen Ausgaben veröffentlicht und angesichts des bevorstehenden 90. Geburtstags des Autors wohl kaum auf eine Neuausgabe der Kleinen Hexe verzichtet hätte.


    Wie es zu der Verlagsentscheidung kam, ist eigentlich ziemlich genau bekannt und wird z.B. in diesem Artikel geschildert: Ein Vater ist beim Vorlesen des Buches auf die rassistische Passage gestoßen und hat daraufhin den Verlag kontaktiert, der wiederum (wohl nach einem längeren Diskussionsprozess) das Einverständnis des Autors und seiner Familie erwirkt hat. Verschiedentlich wurde die Sache so dargestellt, als sei die Initiative vom Arbeitgeber des besagten Vaters (der Heinrich-Böll-Stiftung) ausgegangen, u.a. in der bejubelten „Trottelsprache“-Kolumne von Jan Fleischhauer. Irgendwelche Belege dafür, dass eine Institution sich an den Verlag gewandt habe (und keine Privatperson) hat bislang niemand genannt.


    Der Film soll ja auch in drei Teile geteilt werden und der erste Teil ist schon über zwei Stunden lang, wenn ich alles richtig mitbekommen habe. Ich frage mich wie gut der Film sein wird, wenn man ein dreihuntert seitiges Buch auf sechs Stunden Film verteilen will.


    Es werden wohl eher neun Stunden ...

    Mittlerweile hat er für die Kindle-Version seines berühmt-berüchtigten Romans sogar eine Fünf-Sterne-Bewertung unter seinem eigenen Nickname Rainhair abgegeben. Und in seiner FB-Gruppe verbreitet er gerade, dass Joanne K. Rowling ihre jüdische Herkunft verheimliche und mit Harry Potter eine Allegorie des Nahostkonflikts geschrieben habe ... :spinnen:


    Und: Was seine Anwürfe gegen Bloggerinnen angeht, ist er leider kein Einzelfall.


    Mos "Das rote Kornfeld" kennt der eine oder die andere vielleicht durch die Verfilmung von Yang Zhimou.


    Meinst du Zhang Yimou? :gruebel:


    Von Mo Yan habe ich auch noch nichts gelesen. Interessiert mich aber schon sehr, und das ist mehr, als ich von den meisten Preisträgern der letzten Jahre sagen könnte. Entweder war ich ohnehin schon begeisterter Leser (Doris Lessing), oder von vornherein nicht sonderlich interessiert (was auch auf meine Ignoranz zurückzuführen sein könnte).

    Genau, es handelt sich um Alexei Konstantinowitsch Tolstoi, nicht zu verwechseln mit dem großen Tolstoi und dem SF-Autor Alexei Nikolajewitsch Tolstoi (die alle drei aus der gleichen russischen Adelsfamilie stammen).


    Alexei Konstantinowitsch hat zwei Vampirgeschichten geschrieben, „Die Familie des Wurdalak“ (manchmal auch unter dem Titel „Die Familie des Vampirs“ zu finden) und „Der Vampir“. Erstere ist recht bekannt, übte einen großen Einfluss auf das Vampirgenre aus und wurde unter dem Titel Die drei Gesichter der Furcht von Mario Bava verfilmt. Zweitere ist weniger bekannt, gefällt mir im direkten Vergleich aber viel besser – vielleicht, weil sie ein Motiv verwendet, mit dem sie ihrer Zeit voraus war: Vampire, die sich unerkannt und hinter einer harmlos-exzentrischen Fassade in der menschlichen Gesellschaft bewegen.


    Die Geschichten dürften derzeit nur antiquarisch erhältlich sein. 1972 erschien unter dem Titel Der Vampir eine Übersetzung beider Werke von Werner Creutziger im Aufbau-Verlag. Ansonsten sind sie in diversen Anthologien zu finden.

    Ich weiß nicht, inwiefern da ein großer Zusammenhang zwischen den Vampirgestalten und dem Glaube der Menschen besteht. Immerhin gibt es ja heute auch immer wieder neue Vampirgeschichten und heute werden eher wenige Menschen noch an Vampire glauben. Früher haben die Gerüchte und Vorstellungen der Menschen aber bestimmt mit zur Entstehung neuer Vampircharaktere beigetragen.


    Ich würde eher noch weiter gehen: Zu Zeiten, von denen man annehmen kann, dass Menschen in ihnen an Vampire glaubten, wurden im Grunde keine Vampirgeschichten geschrieben. Als in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Habsburgerreich die Körper angeblicher Vampire exhumiert wurden, gingen diese Vorfälle durch die europäische Presse, fanden aber kaum literarischen Niederschlag (eine Ausnahme bildet Heinrich August Ossenfelders Gedicht „Mein liebes Mägdelein glaubet“, das 1748 erschien). Die großen, mythenbildenden Vampirgeschichten (Polidori, A.K. Tolstoi, Le Fanu, Stoker) wurden allesamt nach der Aufklärung, nach der französischen Revolution, während oder nach der Industrialisierung verfasst.


    Was die Draculafigur betrifft, ist sie ungemein vielfältig interpretierbar. Das macht m.E. einen Teil ihrer Faszination aus. Die von Mrs.Dalloway genannte Interpretation war mir auch neu; daneben gibt es z.B. auch eine marxistische Interpretation: Dracula ist ein Relikt einer vergangenen Gesellschaftsform (der feudalistischen) und versucht, sich in der kapitalistischen Moderne zurechtzufinden.


    Als deutschsprachigen Literaturtipp zur Geschichte des Vampirismus kann ich den in der Phantastischen Bibliothek bei Suhrkamp erschienenen Band Von denen Vampiren sehr empfehlen. Darin findet man neben den einschlägigen literarischen Werken auch historische Dokumente über angebliche Fälle von Vampirismus sowie literaturgeschichtliche und historische Essays.

    Sollte auch keine Ausrede sein. :zwinker:


    Ich liebe ja das Buch und die schwedische Verfilmung. Let Me In finde ich dagegen mit plumpen Symbolen überfrachtet (gelungene Ausnahme: der Hinweis auf Reagan) und mit ein paar fragwürdigen Aussagen versehen. Für sich genommen ist es kein schlechter Film, aber im Vergleich ... :rollen:


    Viele Szenen wirken sehr kopiert, manche sind dem Original so verblüffend ähnlich, dass man meinen könnte, da hätte jemand per Computer die Schauspieler ausgetauscht. Auch die Handlung wurde nicht wesentlich anders umgesetzt, nur etwas spassiger und drastischer inszeniert. Wie bereits beim schwedischen Film wurden einige – meiner Meinung nach besonders tolle – Teile und Charaktere aus dem Buch weggelassen ...


    Beide Filme basieren ja auch auf Ajvide Lindqvists Drehbuch. :zwinker:


    Dann könntest du noch "Brennen muss Salem" dazunehmen, weil es ein bisschen dazugehört und vielleicht "Die Augen des Drachen".


    Mehr oder weniger deutliche Bezüge weist Der Dunkle Turm außer zu Brennen muss Salem und Die Augen des Drachen auch zu The Stand, Insomnia und Atlantis auf. Figuren aus diesen Romanen tauchen in Der Dunkle Turm auf, oder die Welten, in denen sie spielen, erweisen sich als Parallelwelten zu der des Dunklen Turms. Man muss das aber nicht alles gelesen haben, um den Zyklus verstehen zu können.


    Zitat

    Und bis du damit durch bist, beglückt uns Herr King ja möglicherweise noch mit einer VORgeschichte oder so. :zwinker:


    Die gibt es schon, in Form einer Graphic Novel (heißt genau wie der Hauptzyklus), von der bislang sechs Bände auf Deutsch erschienen sind. Die Graphic Novel wird von Kings Schreibassistentin Robin Furth geplottet. Außerdem gibt es noch die Novelle »Die kleinen Schwestern von Eluria«, die zuletzt in der Storysammlung Im Kabinett des Todes erschienen ist und chronologisch vor dem ersten Band des Hauptzyklus angesiedelt ist. Aber auch hier gilt: Muss man nicht unbedingt gelesen haben, um den Zyklus zu verstehen.

    Man kann Wind natürlich als einen Versuch Kings sehen, die Kuh zu melken. Andererseits ist es tatsächlich ein sehr schönes Buch geworden. Vor allem ist es ein echter Trost, wenn man wie ich die letzten drei Bände von The Dark Tower für völlig vermurkst hält. Übrigens stellt es meiner Einschätzung nach kein großes Problem dar, wenn man Wind in großem zeitlichen Abstand zum ursprünglichen Zyklus liest. Der Plot des Hauptzyklus spielt lediglich in der (nicht sehr umfangreichen) Rahmenhandlung von Wind eine Rolle. Der Roman ist nach dem Schachtelprinzip aufgebaut: Roland erzählt (wie in Wizard and Glass) eine Geschichte aus seiner Jugend, innerhalb derer er wiederum eine Geschichte erzählt, die er von seiner Mutter gehört hat. Im Vorwort behauptet King, man könne Wind auch ganz ohne Kenntnis der restlichen Dark-Tower-Bände lesen. Das halte ich für stark übertrieben. Aber mit einer ungefähren Kenntnis des Zyklus dürfte es, wie gesagt, ohne Schwierigkeiten möglich sein, Wind zu genießen. An irgendwelche Einzelheiten muss man sich eigentlich nicht erinnern, allenfalls sollte man die Ereignisse um Roland und seine Mutter noch im Kopf haben.


    Der Schatz im Silbersee ist wohl keine schlechte Wahl. Von Anfang an für Jungs so um die 15 geschrieben und in der Er-Form erzählt, ist es zwar untypisch für die grossen Reiseerzählungen ...


    Es gehört ja auch nicht zu den Reiseerzählungen. :zwinker:


    Aber ich denke auch, dass Der Schatz im Silbersee eine gute Wahl ist. Wenn es gefällt, würde ich als nächsten Schritt vielleicht ausprobieren, ob es mit den Reiseerzählungen auch klappt. Ist das nicht der Fall, kann man ja wieder zu den Jugenderzählungen zurückkehren (neben Der Schatz im Silbersee z.B. Der Ölprinz, Der Sohn des Bärenjägers u.a.).


    Über die Zerissenen Reiche an sich hat man leider noch nicht viel erfahren, jedoch wurde der Zwergenbund echt gut beschrieben, genau wie die Unterschiede zwischen den einzelnen Rasse, obwohl mir die Halblinge noch ein wenig suspekt sind, insbesondere ihre Herkunft.
    Was jedoch erhlich schade ist, dass das Ende des Romans, obwohl man ja weiß, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, so offen ist.


    Im zweiten Band verlagert sich ein großer Teil der Handlung in die Zerrissenen Reiche. Übrigens finde ich auch, dass in den Bänden der Reihe (nicht nur an den Enden) vieles offen bleibt und es oft schwer ist, Querverbindungen zu ziehen oder selbst auf Erklärungen für ansonsten mysteriöse Ereignisse zu kommen. Dennoch, ein interessanter und ambitionierter Zyklus.


    Das Kapitel war toll, aber das Problem ist, dass es laut Martin vor dem Ende von "Dance" spielt,


    Das stimmt natürlich. Was Stannis angeht,


    Sehr blöd ist, dass mir Stannis langsam echt ans Herz wächst, wer hätte das gedacht?! Aber blöd, ich brauche das wirklich nicht, noch einen, um den ich zittern muss.


    Wenn du dazu mehr wissen willst, solltest du das Kapitel aus The Winds of Winter lesen, das Martin auf seiner Website hat. Und vice versa: Wenn du bis zum Erscheinen des nächsten Bandes nicht mehr darüber wissen willst, solltest du einen großen Bogen um dieses Kapitel machen.

    So weit ich weiß, sind die Macher der Serie eingeweiht in die Richtung, die die Story zukünftig nehmen soll. Das ist ja auch notwendig, damit in der Serie nicht etwas passiert, was dem späteren Erzählverlauf eklatant widerspricht. Angesichts der Tatsache, dass Martin nach eigenen Angaben keine Exposés schreibt, sondern die groben Züge der geplanten Handlung im Kopf hat und ansonsten ein Kapitel nach dem anderen schreibt, ist es aber dennoch bemerkenswert.


    Wenn ich mir Deine Rezi so durchlese, habe ich nicht den Eindruck, dass mir fiel entgangen ist, weil ich die restlichen Bände aussortiert habe. Der Zwergenkrieg hätte mich dann vermutlich am ehesten noch gereizt, denn wenn ein paar der späteren Charaktere darin noch mal auftauchen, könnte das bestimmt interessant sein.


    Ich würde sagen, es kommt darauf an, was du mit »viel entgangen« meinst. Die Reihe ist nicht spektakulär, man muss sie nicht gelesen haben. Die Beiträge von Jörg Kastner und Kai Meyer (mit Ausnahme des Drachenlieds) fand ich lesbar und unterhaltsam, aber hätte ich sie nicht gelesen, würde ich auch nicht gerade an dem Gefühl leiden, etwas Wesentliches verpasst zu haben. Falls du den Zwergenkrieg doch noch lesen möchtest: Darin steht (wie gesagt) die selbe Heldengruppe wie in Das Drachenlied im Mittelpunkt, es ist mehr oder weniger eine direkte Fortsetzung. Ich hatte sogar den Eindruck, dass diese Heldengruppe letztlich erst für den Zwergenkrieg zusammengestellt wurde, was die Schwächen des ersten Bandes erklären könnte.