Ich hab das Buch inzwischen auch gelesen und kann Deiner Sichtweise wenig zustimmen, Holden.
- Der Titel ist nicht "kitschig", sondern nimmt Bezug auf die Blüte der "Winden" (ja, obwohl im Titel.. ; - gemeint sind diese Teile..), die in der Geschichte immer wieder eine ganz wichtige Rolle spielen - im direkten und übertragenen Sinn. Die Mutter der Familie erklärt die allabendliche Blüte (erst im Dunkelwerden gehen sie auf..) zum Familienritual, das mMn öfters mal ganz bestimmte Funktionen hat.
- Ja, Zeit und Setting sind altmodisch-amerikanisch, die Geschichte ist ganz klar eine ihrer Zeit.
Aber wenn man genau hinblickt, sind die Botschaften zeitlos und eben vorhanden: Die oberflächlich erscheinende Harmonie ist eben auch nur dieses (jedes einzelne Familienmitglied hat seine persönliche mitunter tragische "Geschichte") - die Mutter sucht sie mithilfe verschiedenster Mechanismen zu "erzeugen"; ein Roman auch sehr viel um "Machtstrukturen" innerhalb einer Familie und sehr realitätsnah gerade in seinem Spannungsfeld zwischen Vertrautheit und Unabhängigkeit. Atmosphärisch sehr glaubhaft und persönlich, teilweise wunderschön beobachtet und geschrieben - das ist es wohl, das das beschriebene "Wohlgefühl" aufkommen lässt.
Dieser Roman ist für mich auf sehr glaubhafte Art eine Art "Wolf im Schafspelz" - es steckt mehr drin, als man erst mal denkt..
(Ratten nachgetragen..)