Beiträge von Alice

    Nach einer kurzen Irritation, dass es hier mehr um Geschichte zu gehen schien als um den natürlichen Lebensraum Meer, habe ich Patrik Svenssons Themenzusammenstellung sehr genossen. Das letzte lange Kapitel über Rachel Carson und ihre Beziehung zum Meer war ein krönender Abschluss, fand ich - aber auch alle anderen Thematiken tragen dazu bei, dass ein rundes Bild entsteht.


    In seiner Art zu recherchieren und zu schreiben erinnert mich Patrik Svensson in diesem Buch zunehmend an seinen Landsmann Fredrik Sjöberg.

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    Alain de Botton - Versuch über die Liebe


    Der Untertext dieser älteren Veröffentlichung des Autors sagt "Roman" - aufgemacht ist es wie ein Tagebuch, mit Kapiteln und großen Zahlen zu deren Unterteilung, aber als chronologischer Bericht. Wie viel davon auch autobiographisch ist, bleibt unklar - aber die Ich-Form und die Art der Gedanken im inneren Monolog weisen darauf hin..


    Amazon-Text:

    Der Held und Ich-Erzähler dieses ach so bekannten und immer wieder neuen Abenteuers der Liebe ist Mitte Zwanzig und verliebt sich auf den ersten Blick unsterblich in Chloe, eine junge und attraktive Graphikdesignerin, die auf dem Flug von Paris nach London neben ihm saß. Was so zufällig, so normal und gewöhnlich und doch vom Schicksal vorherbestimmt in der Luft beginnt, ist der Anfang einer Liebesgeschichte mit allen Aufregungen und Verwirrungen, die zwei Menschen, die einander entdecken, erleben können. Der Leser beobachtet amüsiert, wie die analytische Rationalität des Erzählers dem romantischen Überschwang der Ereignisse von Anfang entgegenläuft. Der Roman ist eine ausgelassene, selbstironische Übung in Sachen Sprache und Liebe - geistreich, heiter und leider endet sie so wie die allermeisten Liebesgeschichten.


    Mein Eindruck:

    Die typische ironisch-distanzierte Betrachtungsweise des Autors verfängt bei diesem Thema nicht - er betrachtet sich quasi die ganze Zeit selbst von außen beim Fühlen.

    Das macht einem die Anziehung zwischen Liebendem (denn verliebt ist er tatsächlich!) und Objekt zunächst mal völlig unverständlich - zu "uncharmant" wird diese weibliche Person gleich am Anfang beschrieben; sie gewinnt allerdings mit der Zeit. Chloe ist bis auf einige Alleinstellungsmerkmale wie ihre eigene Bindungsangst eine ziemlich durchschnittliche Person - das nimmt der Autor von Anfang an (!) analytisch-kritisch wahr - sie passt in vielen Dingen überhaupt nicht zu ihm (und seiner Selbstwahrnehmung).

    An ihrer (übrigens nur einjährigen!) Beziehungsgeschichte, ob fiktiv oder auch nicht, versucht de Botton alle typischen Stadien einer zeitweiligen Verliebtheit (ähnlich den bekannren "Stadien der Trauer"..) nachzuvollziehen, was ihm .. unterschiedlich gut gelingt. Irgendwie will er eigentlich wohl doch ein Sachbuch schreiben - denn ein richtiger "Roman über die misslungene Liebe eines Kopfgesteuerten" ist es eben auch nicht. Das Hybrid funktioniert mMn nicht so richtig...


    Das Ganze krankt am Ende daran, dass es eben unmöglich ist, über "die Liebe" ohne eine gewisse emotionale Wärme zu schreiben. Mag sein, dass viele Beziehungen tatsächlich genau SO ablaufen - aber mit echter LIEBE hat das wenig zu tun. Viele richtige und auch gut formulierte Gedanken sind natürlich (wie immer bei diesem Autor..) dennoch enthalten.

    Andere Themen - und später - bewältigt Alain de Botton viel besser.

    Darum von mir lediglich 3ratten .

    Jetzt hab ich Piranesi - mit dem kleinen Schubs der Monatsrunde ;) - dann also auch gelesen.

    Für mich ist es gar nicht "so ganz anders" als Strange & Norrell, wie Einige betonen - auch hier ist die Existenz des "Übersinnlichen" real.

    Was sich in beiden Büchern zeigt - in diesem ziemlich kompakten, dass ich innerhalb von 24 Stunden in zeitnahen größeren Abschnitren erlegt habe, genauso wie im Jonathan&Strange-Brikett - Susanna Clarke kann einfach unheimlich gut schreiben. Da ist kein Geschwafel zwischendurch, auch kein literarisch erscheinen wollendes Geschwurbel, aber es passt einfach jeder Satz.


    Parallel, immer nach Lektüre der betreffenden Abschnitte, hab ich auch die Beiträge in der Leserunde zum Buch dazugenommen, was mir durchaus einige zusätzliche Einsichten beschert hat: Vielen Dank an die betreffenden Teilnehmerinnen :* .

    In dem Link über den Autor Colin Wilson fand ich folgendes Zitat, das Clarke wohl auch gelesen oder aber parallelgedacht hat und das für mich eine Grundidee des Romans zusammenfasst:

    "Die unbewußten Kräfte sind nicht verkümmert; aber sie sind »in den Untergrund« gegangen."


    Ich bin niemand, der sich selbst als spirituell bezeichnen würde (ich mag das Wort noch nicht mal.. :rolleyes: ), aber in diesem Roman hat mich Vieles berührt - nicht zuletzt eine Eigenschaft Piranesis, die ich nur "Güte" nennen kann. Jenseits aller Fantasy wird hier viel zutiefst Menschliches beschrieben.


    4ratten+ :marypipeshalbeprivatmaus:

    Um doch noch was mitzunehmen aus dieser Monatsrunde, habe ich "Seide" angeschafft und werd' es iwann bald lesen. Interessant, wie verschieden da die Eindrücke sind..


    "Fabric" ist gerade aufgeschoben, aber nicht aufgegeben. Oder aber ich les es sehr langsam so nach und nach. Jedenfalls nicht mehr zeitlich Thread-relevant.

    Mit ihrem Südsee-Einstieg über barkcloth hat mich die Autorin jedenfals nachhaltig verschreckt, und das 2. Kaputel geht quasi auch noch darüber :rolleyes: : Etwas, was den Autor aus persönlichen Umständen heraus spontan fasziniert hat, hat eben nicht unvedingt den selben Effekt beim Leser (der diese Erfahrung nicht teilt..)...

    Ich fürchte, mein Buch passt ungeplanterweise doch sehr gut zum Horrorthema, hier S. 213 oben:

    "Um neun Uhr verließen sie den Schützengraben. West wurde der Kopf abgeschossen, bevor er zwei Schritte gemacht hatte. Ellwood betrachtete kurz sein Gehirn. Pritchard hatte immer behauptet, er habe keins, aber da lag es, grau, pochend, mit Blutklümpchen durchsetzt."


    Selbst das schwarz-weiße Autorinnenfoto auf der hinteren Innenklappe hat für mich iwie etwas ..viktorianisch-Gruseliges (kann es nicht anders beschreiben..).

    Ich hab die ersten 100 Seiten von Durch das große Feuer gelesen und überlege jetzt, den letzten Björnstadt-Band eventuell parallel wenigstens schon mal anzufangen (ich habe positive Stimmen dazu im Ohr - der zweite Band hatte mir nämlich deutlich weniger gut gefallen als der phänomenal gute erste - aber dieser dritte hat über 900 Seiten!!).

    Alice Winn schreibt sehr gut, aber die etwas eintönige Besetzung des Romans bisher - alle männlich und alle maximal um die 20, sie köcheln quasi im eigenen Saft - wird doch allmählich trotz aller Tragik etwas .. *hmp*


    Nach den nächsten 40 Seiten (Nachtrag):

    Ja - an der Front (1914) ist die Klientel ja tatsächlich auch eher monoton - und ich verstehe jetzt in Reue den beabsichtigten Kontrast zu den Seiten vorher. Heftig.

    In meinem 6. Fräulein-Gold-Band ist hinten schon eine Leseprobe vom 7. - der nächstes Jahr (Ende) erscheinen soll und im Jahr 1930 spielt.

    (Woher nehmmen die so eine lange Leseprobe, wenn das noch 1 Jahr (!) dauert??)


    Ich lese diese Reihe wirklich gern - Atmosphäre und Setting kommen gut rüber, die 1920er, Berlin, immer mit so einem unguten politischen Grummeln im Hintergrund, die jüdische "(Teil)Herkunft" Huldas spielt eher eine untergeordnete Rolle, aber dennoch..

    Wenn wir dann demnöchst in die Dreißigerjahre eintauchen, wüsste ich ganz gerne, auf wie viele Bände die Reihe eigentlich angelegt ist - oder weiß die Autorin das selber noch nicht??

    Ein Hintergrund der gesamten Naziherrschaft einschließlich des 2. Weltkrieges ist ein sehr oft behandeltes Thema und ich bin nicht sicher, ob die Huldageschichte hier wirklich "trägt" (oder eben gerade? oder ob ich persönlich Lust darauf habe??)

    Müssen wir rechnen mit

    "Fräulein Gold im Untergrund"

    "Fräulein Gold und ihre Enkel" ??