Beiträge von dodo

    Mich hat der Roman gut unterhalten. Er ist nicht große Literatur, aber das habe ich auch nicht erwartet oder gewollt. Die zu erwartenden Klischees haben mich nicht sonderlich gestört - das gehört bei Unterhaltungsliteratur sehr oft dazu und daher war ich darauf vorbereitet.


    Die deutsche Übersetzung war nicht optimal, aber nicht so störend, dass es mein Lesevergnügen beeinträchtigt hätte. Vor allem Bradamant hat mich fasziniert. Von ihr würde ich gern mehr erfahren, denn diese Figur hat Potenzial für Tiefe. Es wird interessant zu sehen, ob sie von der Autorin ausgebaut wird, oder ob sie ein oberflächliches Zerrbild einer Antiheldin bleibt.

    Terry Pratchett - Faust Eric habe ich beendet. Mit 131 Seiten war es zu kurz für einen eigenen Thread.


    Als nächstes möchte ich Genevieve Cogman - Die unsichtbare Bibliothek anmelden.


    Von der namensgebenden Bibliothek reisen Bibliothekare in alle möglichen Parallelwelten und stehlen retten von dort wertvolle Bücher. Parallelwelten sind immer wieder Thema in Science Fiction, auch wenn dieses Buch eher im Fantasy-Genre angesiedelt ist. Sollte diese Begründung zu weit hergeholt sein, ziehe ich den Joker "Serienbuch" aus dem Ärmel, weil der Roman der Auftakt einer Reihe ist.


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    Nach über 20 Jahren habe ich "Sourcery" ein weiteres Mal gelesen, nur dieses Mal im Original und nicht in der deutschen Übersetzung von Andreas Brandhorst. Dadurch war es für mich weniger ein Reread und mehr ein Neu-Entdecken der Geschichte.


    Früher gefielen mir die Bücher rund um Rincewind, dem Zaubberer, und der Unsichtbaren Universität am wenigsten aus dem Scheibenwelt-Universum. Jetzt muss ich meinen Eindruck revidieren. Die Reihe hat einen ganz eigenen Charme. Vor allem Rincewind, der typische Antiheld, der nichts lieber als Ruhe und Langeweile in seinem Leben hätte und trotzdem oder gerade deswegen von einem Abenteuer in das nächste stürzt. Dabei wächst er jedes Mal über sich hinaus, macht letztendlich widerwillig, aber doch das Richtige und rettet dabei tollpatschig die Welt.


    Die Geschichte ist voll Humor ohne ins Klaumakhafte abzugleiten. Der Humor kommt vor allem in schlagfertigen Dialogen, Wortwitzen und genialen Vergleichen zum Tragen. Außerdem werden geschickt Anleihen aus der griechischen und nordischen Mythologie mit Anspielungen auf Märchen aus Tausend und einer Nacht und anderen bekannten literarischen Werken verwebt. Ragnarök trifft auf die apokalyptischen Reiter, besucht kurz Krösus, biegt zu Aladin und Sindbad ab und winkt den Legenden von Narnia und dem Herrn der Ringe beim Vorbeigehen zu.


    Fazit: Intelligente Unterhaltung gepaart mit herrlichem britischen Humor.

    Sourcery war wie zu erwarten ein Highlight, das mir großes Vergnügen bereitet hat.


    Als nächstes möchte ich Terry Pratchett - Faust Eric anmelden. Dieser Teil schließt unmittelbar an die Geschehnisse von Sourcery an. Der Zaubberer Rincewind ist nicht nur im allgemeinen genetisch bedingt permanent auf der Flucht, jetzt ist er es im besonderen, weil er blöderweise in den Kerkerdimensionen gefangen ist. Gegen die dortigen Bewohner ist Jabba the Hutt* einerseits lieblich zum Ansehen und andererseits ein angenehmer Zeitgenosse.


    Begleitet** wird Rincewind von Truhe, die ihm loyal zumindest zur Seite steht, wenn sie auch kein Diener ist. Aber Truhe braucht einen Besitzer und sei es ein glückloser, untalentierter Zaubberer wie Rincewind. Dass sie ab und an helfend eingreift und einen Bösewicht frisst, ist selbstverständlich nur ihrem Hunger und nicht ihrer Anhänglichkeit an ihrem Zaubberer geschuldet.


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    *Persönlich bin ich ja der Meinung, dass Jabba ursprünglich aus den Kerkerdimensionen stammte und von dort rausgeworfen wurde, eben weil er im Vergleich zum Rest fast schon liebenswürdig zu nennen ist.

    ** oder verfolgt, je nach Sichtweise.


    Genehmigt, Juva?

    Guter Einstieg wären vielleicht auch die Bände "for younger readers" mit Tiffany Aching..?! (Keineswegs "kindisch", aber einfach ein bisschen.. gefälliger? Emotionaler?? Suche noch ein Wort..

    Da bin ich bei HoldenCaulfield . Die ersten Bände um Tiffany Aching mögen zwar gefälliger sein, aber so richtig genießen kann man sie nur, wenn man zumindest die Hexen-Reihe kennt. Vor allem weil Band vier und fünf eindeutig ein Abschied an die Scheibenwelt sind, wo sehr viele Charaktere der ersten Bände eine Kurzauftritt haben.

    Einer meiner liebsten Nebencharaktere ist eindeutig Lord Havelock Vetinari, der Patrizier, der in "Sourcery" seinen ersten namentlichen Auftritt hat.


    Brandhorst hat Sourcerer mit "kreativer Magus" übersetzt. Im Gegensatz zu Zauberern, die nur mit der vorhandenen Magie arbeiten können, dient er als Pforte, durch die neue Magie in die Scheibenwelt gelangen kann. Seine Leistung ist nicht durch seine Physis beschränkt. Mir persönlich gefällt Hexenmeister beziehungsweise Hexer besser, denn "kreativer Magus" klingt irgendwie so harmlos. Bei "Hexer" denkt man doch sofort "ohoh", wenn er in einem Roman auftaucht.


    Das ist auch in der Scheibenwelt nicht anders. Ipslores achter Sohn Coin ist 10 Jahre alt, als er mit seinem Zauberstab aus Oktarin in die große Halle der Unsichtbaren Universität einmarschiert und den Posten des Erzkanzlers fordert. Nach ein - zwei kleinen Demonstrationen* seines Könnens sind die Zauberer rasch davon überzeugt, dass sie einen 10jährigen als ihr Oberhaupt akzeptieren. Doch Coin gibt sich damit nicht zufrieden, er fordert auch die Herrschaft über Ankh-Morpork, was Lord Vetinari alsbald am eigenen Leib erfahren muss.


    Rincewind bekommt davon nichts mit. Er ist wieder einmal auf der Flucht beziehungsweise wurde er entführt. Die Grenze ist fließend, wusste seine Reisebegleitung Conina** doch mit harten Argumenten zu überzeugen.


    Zitat von Terry Pratchett - Sourcery, Seite 44

    "Quick, you must come with me," she said. "You´re in great danger!"

    "Why?"

    "Because I will kill you if you don't."

    Die beiden sind mit Luggage und dem Hut des Erzkanzlers unterwegs. Der im deutschen namensgebenden "Zauberhut" hatte sich von Conina stehlen lassen, um nicht in die Hände von Coin zu gelangen. Sie sollte ihn zu einem Zauberer bringen - blöderweise war nur Rincewind verfügbar.


    Alles läuft also auf die unausweichliche Apocralypse*** hin. So wie es der Zauberer Ipslore kurz vor seinem Tod**** wollte, indem er die Zauberer der Unsichtbaren Universität nahezu wasserdicht verfluchte. Nahezu wasserdicht, weil TOD ein winziges Hintertürchen verlangte und bekam. Die Apocralypse kann abgewendet werden, wenn Coin seinen Zauberstab wegschmeißt. Was nicht passieren wird, denn kein Zauberer trennt sich freiwillig von seinem Zauberstab...


    *zwei Magier der achten Stufe lösen sich sprichwörtlich in Nichts auf.

    ** Tochter von Cohen, dem Barbaren. Aktueller Beruf: Heldin, Berufswunsch: Friseurin, aber was will frau gegen genetische Vorbelastung machen?

    *** Da sich die Seher nicht einigen konnten, wie die Apokalypse aussehen sollte, wurden die Wörter apokryph und Apokalypse zu Aprokalypse zusammen gezogen - eigentlich logisch, oder?

    **** So richtig tot ist er nicht, denn er hat TOD in allerletzter Sekunde ein Schnippchen geschlagen. Er steckt jetzt im Zauberstab von Coin.

    Vor einigen Jahren habe ich eine Verfilmung davon gesehen und wurde neugierig auf die Reihe. Allerdings habe ich sie aus dem Blick verloren, da ich angesichts meines SuBs vernünftig sein wollte. Jetzt bin ich neugierig, ob ich beim Mitlesen doch noch schwach werde.

    Was sich der Verlag dabei dachte

    habe ich jetzt in der Biographie nachgelesen - Heyne hatte ursprünglich nicht die Rechte erworben für "The Colour of Magic" und hat deswegen kurzerhand "Das Licht der Fantasie" zum Auftakt der Reihe erklärt. :boah:


    Heyne hat sich generell einige Stückerl geleistet, die Pratchett nicht sehr glücklich machte, was dazu führte, das er sich einen anderen deutschen Verlag suchte, sobald das möglich war.

    Übriges sogar Pratchett riet davon ab, mit den ersten beiden Büchern zu starten. Anlässlich einer Rede bei der World Science Fiction Convention in Boston meinte er 2004:

    Zitat von Rob Wilkins - Terry Pratchett: A Life with Footnotes*, Seite 194

    I find it now rather embarrassing that people beginning the Discworld Series start with the Colour of Magic and The Light Fantastic, which I don't think are some of the best books to start with. This is the author saying this, folks. Do not start at the beginning with Discworld.

    Wobei ich jedem, der es sich zutraut, das englische Original empfehle. Inspiriert von HoldenCaulfield habe ich das deutsche Taschenbuch aus den Untiefen meiner Regale hervor gekramt und blättere parallel darin. Andreas Brandhorst hat sich einige Freiheiten bei der Übersetzung geleistet, die nicht notwendig sind. Auch wenn definitiv viel von Pratchetts Wortwitz und Humor einfangen konnte.


    In diesem Wikiartikel finden alle Interessentierten eine komplette Liste aller Scheibenwelt-Romane, sowie eine sehr grobe Einteilung in die unterschiedlichen Themenkreise, in der Discwiki* ist die Differenzierung sehr feintariert.


    Als Einstieg würde ich von den ersten beiden Bänden "The Colour of Magic/ Das Licht der Magie" und "The Light Fantastic/Das Licht der Fantasie" abraten. Pratchett ist in diesen beiden Büchern sehr speziell, was man mögen muss.

    *Diese Seite habe ich gerade für euch ergoogelt. Dort werde ich mich einmal näher umsehen müssen.



    Ich glaube aber auch, das ich nie ein Buch von ihm gelesen hätte, wenn es mir nicht aufgedrängt worden wäre (von meiner Ex übrigens. Sie hatte mir einen Sammelband geschenkt).

    Mein Einstieg war eine Empfehlung. Beim einer Fahrt zu "Theater der Jugend" schwärmte mir 1994 ein Schulkollege so lebhaft von der Scheibenwelt vor, das ich sie sofort lesen wollte. Was aber scheiterte, weil er a) mir kein Buch leihen wollte (er war ein absoluter Nerd) und b) kein Buch in dem Kaff zu bekommen war, in dem ich in die Schule ging. Zwei Jahre später kaufte ich mir meinen ersten Pratchettband am Bahnhof in der Großstadt, in der die Uni lokalisiert war.


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    Später bemerkte ich, dass dieser Sammelband nicht die ersten beiden Romane der Scheibenwelt enthielt, sondern Band 2 "Das Licht der Fantasie" und Band 3 "Das Erbe des Zauberers". Was sich der Verlag dabei dachte, erschließt sich mir bis heute nicht - während "Das Licht der Magie" und "Das Licht der Fantasie" zusammen gehören und eine Einheit bilden, ist "Das Erbe des Zauberers" eigenständig.

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    OT: Sourcery

    Erscheinungsjahr: 1988


    Sourcery ist der fünfte Roman der Scheibenwelt und der dritte aus der Reihe um die Unsichtbare Universität. Pratchett widmet ihn unter anderem einer unbekannten Amerikanerin:


    Zitat von Terry Pratchett - Sourcery; Dedication

    Many years ago I saw, in Bath, a very large American lady towing a huge tartan suitcase very fast on little rattly wheels which caught in the pavement cracks and generally gave it a life of its own. At that moment the Luggage was born. Many thanks to that lady and everyone else in places like Power Cable, Neb., who don't get nearly enough encouragement.


    Schon auf den ersten Seiten hat Pratchett mich wieder voll in seinem Bann. Seine Vergleiche und Anspielungen sind wie das Salz in der Suppe und machen seine Romane so lesenswert für mich. So beschreibt er Rincewinds Schrank wie folgt:


    Zitat

    In wasn't one of your modern wardrobes, fit only for nervous adulterers to jump into when the husband returned home early, but an ancient oak affair, dark as night (...). It was quite possible that it was a secret doorway to fabulous worlds, but no one had tried to find out because of the distressing smell of mothballs.

    Gleich zu Beginn stellt er in der Sterbeszene des Zauberers Ipslore unmissverständlich klar stellt, dass es keine gute Idee ist als Zauberer acht Söhne zu zeugen, weil das Ergebnis dann unweigerlich ein Hexenmeister sein wird.


    Danach springt die Handlung sofort zur Unsichtbaren Universität. Ein neuer Erzkanzler soll im Rahmen eines großen Festes gewählt werden. Während die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen, ist Rincewind nervös. Unheilvolle Anzeichen mehren sich. Die Ratten verlassen das Gebäude, die Raben sind unruhig, die Bücher in der Bibliothek spielen verrückt, die Wasserspeier suchen das Weite und Bettwanzen und Küchenschaben machen sich auf den Weg zu neuen Heimstätten. Den Schatzmeister der Unsichtbaren Universität hat allerdings kein Ohr für Rincewinds Befürchtungen. Er schiebt die seltsamen Vorkommnisse auf den Frühling und damit hat es sich für ihn auch schon wieder.

    Allerdings ist Alice Walker irgendwann mal geistig falsch abgebogen und ihre Antisemitische Haltung kann ich nicht teilen. Daher wirft das für mich leider einen Schatten auf ihre wunderbare Literatur.

    Oh das wusste ich nicht. Es war der erste Roman, den ich von ihr gelesen habe.

    "Die Farbe Lila" ist ein Roman, der mich länger nicht mehr loslassen wird. Für mich hat Alice Walker damit ein starkes Stück Literatur geschaffen, die anhand der Emanzipation einer POC-Frau die Emanzipation von POC-People generell beschreibt.


    Das positive, fast schon utopisch schöne Ende soll genau das sein: die Hoffnung, dass irgendwann einmal alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Hautfarbe gleichberechtigt nebeneinander zufrieden leben können. Celies Ehemann Mr... wird am Schluss nachdenklich, findet den Grund für sein Verhalten und änder sich von innen heraus. Er lernt Celies Unabhängigkeit zu akzeptieren und erkennt sie als gleichberechtigt und ihm ebenbürdig an.Dadurch kann echtes Verständnis zwischen den beiden entstehen, das in Celies Vergebung für all das Unrecht, das er ihr angetan hat, gipfelt. Denn Celie hat auf ihrem langen Weg wiederum ihren eigenen Wert erkannt und so gelernt, den Hass auf ihren Ehemann zu überwinden.


    Zitat von Alice Walker - Die Farbe Lila, Seite 156

    "Du bist schwarz, du bist arm, du bist häßlich, du bist eine Frau. Verdammt noch mal, sagt er, du bist nix, überhaupt nix!"

    Leider hat sich seit der Entstehungszeit des Romans anders als bei Celie und Albert nichts geändert. Im Gegenteil die Mehrheit der westlichen patriachalischen Welt will die große Kollektivschuld nicht nur nicht anerkennen, die auf uns lastet, sie baut sie sogar aus.

    Diese Entwicklung ist absurd und auch ziemlich übertrieben geschildert, aber selbst das ist noch zu toppen durch das erneute Auftreten des FBI-Agenten Pendergast als eine Art Deus-ex-Machina, der den Fall dann im Alleingang löst.

    Das habe ich mir auch gedacht. Der Chameo-Auftritt im ersten Teil war ja noch ganz nett, aber es muss nicht im jeden Teil im Finale Pendergast wie das sprichwörtliche Karnickel aus dem Hund gezogen werden.

    Der erste Fall von Tommy und Tuppence hat mich gut unterhalten. Die beiden sind ein sehr unterschiedliches Paar, das sich hervorragend ergänzt. Tuppence sprüht vor Lebensfreude, ist temperamentvoll und handelt oft aus dem Bauch heraus. Tommy dagegen ist sehr bedächtig und überlegt. Tuppences Spontanität bewahrt ihn davor, schon in jungen Jahren zu verknöchern und unflexibel zu werden.


    Am meisten hat mich amüsiert, dass die junge Tuppence ohne Scheu von einem zwielichtigen Zeitgenossen einfach 50 Pfund heraus presst. Sie sieht eine Möglichkeit, sich und Tommy finanziell zu sanieren und handelt dementsprechend. Dass die beiden dadurch in einen Spionagefall verwickelt werden, kann sie nicht ahnen. Unerschrocken stellt sie sich aber auch dieser Herausforderung - während Tommy zielstrebig die beiden wieder aus dem Chaos heraus manövrieren möchte, in das sie Tuppence gestürzt hat.


    Agatha Christies zweiter Roman war völlig anders als ihr Debüt um die geheimnisvolle Affäre in Styles. Für Fans der Queen of Crime und für alle, die beim Lesen selbst gerne ermitteln, ist die harmlose Spionagegeschichte empfehlenswert.