Beiträge von TochterAlice

    Ich habe das Buch gelesen und sehr genossen!


    Mord auf die entspannendste Art

    ...wird hier geschildert - nämlich als überaus gelungener Whodunnit mit jeder Menge humoristischen Einlagen, die - und das ist längst nicht immer so - wie die Faust aufs Auge passen.


    Worum geht es? Großtante Frances ist eine - gelinde ausgedrückt - überaus eigenwillige Person. Ob das erst so wurde, als ihr im zarten Alter von 17 Jahren eine Wahrsagerin mitteilte, dass sie durch einen Mord von dieser Welt scheiden würde, oder ob das vorher schon der Fall war, vermag kaum jemand mehr zu sagen - ganz gewiss jedenfalls nicht ihre Großnichte Annie und deren Mutter Laura, bis vor kurzem noch Alleinerbin des nicht gerade kleinen Vermögens der alten Dame. Jetzt jedoch soll dieses auf Annie übergehen - oder doch nicht?


    Jedenfalls wird Annie in den Heimatort der alten Dame, nämlich nach Castle Knoll beordert und ist schon ganz gespannt darauf, diese kennenzulernen - allerdings trifft sie nur noch auf deren Leichnam und muss nun, um an das Erbe zu kommen, den Mörder enttarnen.


    Was ebenso spannend wie amüsant ist, denn dem Leser ist - gemeinsam mit Annie - nicht nur ein Blick, sondern mehrfache Lektüre in Frances`Tagebuch vergönnt, wo die - teilweise noch lebendige - Gesellschaft der 1960er Jahre im Detail beschrieben wird. Deren Nachfahren lernen wir zusammen mit Annie vor und während den Ermittlungen kennen - alle sind ganz wunderbar gezeichnet, so dass man sie - wie auch die Lokalitäten - förmlich vor Augen hat.


    Normalerweise käme ich nicht auf die Idee, einen Krimi als warmherzig zu bezeichnen - hier jedoch fällt mir kein anderer Begriff ein!

    5ratten

    Es hat überhaupt nichts von Downton Abbey und ich fand es einfach furchtbar.


    Vielversprechender Start, der im Chaos endet

    Ein historischer Roman, Cozy Krimi oder was auch immer, der im Sande verläuft. Wobei die Handlung ausgesprochen vielversprechend startet: Mrs King, Haushälterin in einem Herrenhaus, wird von der Erbin gefeuert und startet einen Rachefeldzug. Plan des selbigen ist, das Haus während eines Balls, den sie noch maßgeblich mit vorbereitet hat, komplett leer zu räumen: ein Raubzug ganz großen Stils.


    Den will sie jedoch nicht alleine durchführen - was auch gar nicht möglich wäre, sondern holt sich eine ganze Reihe von Komplizinnen - größtenteils Bekanntschaften aus ihrem früheren Leben - an Bord. Insgesamt sind sie zu siebt und auch von der Beute soll jede ein Siebtel erhalten. Eine Reihe von mehr oder weniger der Halbwelt angehörende Gestalten sind es, die sie rekrutiert, die meisten haben mit ihr eine gemeinsame Geschichte.


    So weit so gut - nachdem wir die Bande also kennengelernt haben, bricht ein riesiges Durcheinander aus, dessen ich während meiner Lektüre nicht mehr Herrin werden konnte. Eine unglaubliche Geschäftigkeit brach aus, was ja zum Vorhaben auch ganz gut passte. Nur konnte ich die einzelnen Aktionen nach einer Weile gar nicht mehr einander zuordnen geschweige denn diese in die Geschichte einordnen.


    Am Ende war ich ebenso enttäuscht wie verwirrt und kann dieses Buch leider überhaupt nicht weiterempfehlen.

    1ratten

    Hui, das ist aber eine lange Rezi - meine ist deutlich kürzer!


    You not see nothing like the mighty Quinn

    So lautet einer meiner Lieblingssongs von Bob Dylan, aber auch das Urteil vieler Fernsehzuschauer bei der Backchallenge, an der die 77jährige Jenny Quinn teilnimmt und gemeinsam mit ihrem Konkurrenten Azeez bald zum Zuschauerliebling avanciert.


    Doch bis dahin war es ein langer Weg für die Dame, die seit Jahrzehnten jeden Tag köstliche Backwaren zaubert - bislang allerdings nur für die Familie und die wenigen Freunde, die sie und ihr Ehemann so haben. Und so mighty - mächtig also - wie sie teilweise rüberkommt, fühlt sie sich auch während der Challenge nicht.


    Nun sollte sie am Ziel ihrer Wünsche sein, oder? Nun, das was Jenny treibt, ist nicht der Ehrgeiz zum Backstar der Nation zu werden. Natürlich will sie dort Erfolg haben, mehr noch jedoch ist für sie der Umstand, dass sie überhaupt so weit gekommen ist, ein Grund zur Freude - und das Erlebnis an sich.


    Aber in ihrem Leben gibt es ein ganz, ganz großes, ja riesiges Geheimnis, von dem nicht einmal ihr Mann etwas ahnt. Wie wird sie wohl damit umgehen?


    Ein Roman, dem ich zunächst nicht allzuviel abgewinnen konnte, denn auf mich wirkte er sehr harmlos - und ein kleines bisschen langweilig. Doch das legte sich rasch, die Handlung wurde dichter, vielschichtiger und vor allem tiefgründiger. Ein Buch mit Ecken und Kanten, das ich ins Herz geschlossen habe - ebenso wie die Protagonistin und ihre Lieben.


    4ratten

    Hier mein Eindruck vom neuesten Fall:


    Es wird blutig rund um die Feiertage


    Dies ist ein sehr altergerechter Einstieg in den Krimi - als ob man sich mit einem Menschen der Generation Ü80 unterhält. Die fangen ein Gespräch auch häufig so an, als ob man sich schon bestens in ihrem Leben auskennen müsste.


    Da ich inzwischen schon einen Teil kennenlernen durfte, ist es für mich nicht so schlimm - dennoch dürfte sich der allwissende Erzähler hier ein weniger häufiger einschalten.


    Andererseits - selbst schuld, ich hätte mich auch vorher schon drum kümmern können. Aber wie auch immer, ich habe mich auf eben diese generationengerechte Art - ich bin zwar jünger, gehöre aber auch schon zum älteren Eisen - den vier zentralen Charakteren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim genähert und zähle sie jetzt definitiv zu meinem Freundeskreis. Bisher sind Joyce und Ibrahim meine Lieblinge - im nächsten Band kann sich das aber schon wieder ändern.


    Wobei die Leiche - ein Antiquitätenhändler - ja eigentlich auch fast schon ein Freund ist, jedenfalls von Elisabeth.


    Ich habe mich auf die hier verwendete generationengerechte Art - ich bin zwar jünger, gehöre aber auch schon zum älten können. Aber wie auch immer, iren Eisen - den vier zentralen Charakteren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim genähert und würde sie jetzt definitiv zu meinem Freundeskreis zählen.



    Ihr Fall, in dem ich ziemich um die vier zittern musste, nimmt bald deutlich an Fahrt und man merkt schnell, dass alte Besen gut kehren. Diese hier auf jeden Fall! Jetzt bin ich richtig froh, dass mir noch zwei ungelesene Fälle bevorstehen.

    4ratten

    Ich fand den Krimi eher so mittel:


    Ein neues Ermittlerteam in Südschweden

    Frederika kehrt nach mehreren Jahren bei der Polizei Stockholm zurück in ihre Heimat in Südschweden, einem Ort, in dem sie praktisch jeden kennt. Mit ihrer Familie hat sie zwar nicht gebrochen, aber sie geht auf Abstand - nun, es ist kompliziert. Keine Seltenheit bei skandinavischen Krimis.


    Gleich schlittert sie in ihren ersten Fall. Eine junge Frau ist durch die Eisdecke des Sees gebrochen und bei den eisigen Wintertemperaturen sofort gestorben. Zeugin ihres abrupten Laufes auf den See war ausgerechnet Gun, die Großmutter von Frederika, die noch Tage und Wochen später darunter leidet, dass sie nichts tun konnte. Ihr erschien es, als wäre die junge Frau - eine Putzkraft im Unternehmen ihres Neffen - in den Tod gejagt worden, aber sie hat niemanden hinter ihr gesehen.


    Frederika wird mit Henry, einem recht aufgeblasen erscheinenden Kollegen zusammen gepackt, die beiden raufen sich aber schnell zusammen. Ein recht spannender, aber bisher nicht allzu origineller Krimi. Aufgrund des ziemlich sympathischen Ermittlerduos freue ich mich trotzdem auf den nächsten Fall!

    3ratten

    Gekränkt oder gelobt?


    Ja, das fragen sich die Zeitgenossen des berühmten Regisseurs des öfteren nach einer Beurteilung seinerseits: war dies nun eine Kränkung oder ein Lob?


    Ein bunter Reigen an Stars und Sternchen, aber auch der Akteure im Hintergrund begegnet uns in Kehlmanns Roman "Lichtspiel", der den Regisseur G.W. Pabst in den Mittelpunkt stellt, einen Filmemacher der mehr oder weniger ersten Stunden, der in der Weimarer Republik reüssierte, die große Greta Garbo entdeckte und bis zu seinem Tod ihrer Konkurrentin Louise Brooks verfallen war. Ihn gab es natürlich tatsächlich, ebenso wie die beiden Damen sowie Trude Pabst, seine Ehefrau.


    Aber viele andere Charaktere entstammen der Feder des Autors und so entstand eine wilde Mischung aus Wahrheit und Fiktion, wie es ja in der Belletristik nicht unüblich ist. Allerdings ist dieses Werk keineswegs der Gattung "Historische Romane" zuzuordnen, zu virtuos mäandert Kehlmann zwischen Sein und Schein und denkt sich hier und da etwas dazu, an anderen Stellen wiederum entfernt er etwas.


    Das mag man mögen oder auch nicht, ich selbst taste mich an diese Art von Literatur eher vorsichtig heran. Von Haus aus Historikerin, kann ich aber durchaus einschätzen, welche ungeheure Arbeit an Recherchen ebenso wie am Feilen sowohl von Handlung als auch von Stil dem Autor hier abverlangt wurde - schließlich ist es nichts anderes als ein Spiel mit dem Lauf der Geschichte und das will gekonnt sein.


    Ich bin eigentlich kein Kehlmann-Fan, mochte "Die Vermessung der Welt" nicht sonderlich, obwohl (oder vielleicht auch weil) ich im Bereich der Wissenschaftsverwaltung tätig bin, hatte so gar keine Lust auf "Tyll", habe hingegen das weniger beachtete Buch "F" durchaus mit Freude gelesen.


    Und jetzt auch dieses, wobei ich mich durchaus kritisch herantastete. Aber die Überzogenheiten, die sich der Autor gestattete, haben mich amüsiert, ich habe das Buch schnell und mit Genuss gelesen. Dass man einer so schweren Thematik wie dem menschlichen Bestehen im und nach dem Dritten Reich mit einer solchen Leichtigkeit begegnen kann wie Kehlmann es tut - das bewundere ich!

    4ratten

    Die Hobbyermittlerinnen bekommen zu tun!


    Und zwar schon zum zweiten Mal!


    Ich lese gerne Krimis, gern auch etwas entspanntere (oder auch betulichere), in denen es trotz Mord auch mal gemütlich zugeht.


    So war dieser hier bereits der zweite Fall der zupackenden Judith Potts, einer älteren Dame, die ihren ersten Fall gleich nebenan löste und den Tod ihres Nachbarn aufklärte, allerdings mithilfe zweier Mitstreiterinnen, die sie während ihrer Ermittlungen kennenlernte.


    Diesmal wird sie von einem reicheren Herrn zu dessen Gartenparty am Tag vor seiner Hochzeit eingeladen - und zwar befürchtet er einen Mord. Judiths Gespür in Mordfällen hat sich bereits herumgesprochen. Doch hier kann weder sie noch ihre ebenfalls anwesenden Freundinnen Becks und Suzie noch etwas richten - es trifft den Gastgeber selbst - ein Schrank fällt auf ihn nieder.


    Auch diesmal wird die Polizei sie nicht mehr los und das ist auch gut so, denn wieder ist es Judith, die die ganze Geschichte auflöst.


    Ein sehr unterhaltsames und anregendes Buch mit einem ordentlchen Schuss Humor sowie ein paar Ungereimtheiten und kleinen Längen.Dennoch hat es mir ein paar vergnügliche Lesestunden bereitet! 4ratten 

    Wie am Schnürchen

    klappt es weder bei Florence Butterfield, 87 Jahre alt, kürzlich eines Beines verlustig geworden und daher seit einiger Zeit Bewohnerin der Seniorenresidenz Babbington Hall in Oxfordshire ist, noch bei ihrer Autorin Susan Fletcher in vielerlei Hinsicht.


    Florence, genannt Florrie, hat es im Leben nie so richtig leicht gehabt, es waren immer welche da, die mehr als sie vom Glück, der Schönheit oder auch dem Reichtum begünstigt wurden, trotzdem blickt sie insgesamt auf ein reiches, erfülltes Leben zurück, dass sechs von ihr geliebte Männer beinhaltet. Wohlgemerkt - von ihr geliebt, nicht immer liebt sie zurück.


    Und nun stirbt in ihrem neuen Heim ein ihr sehr sympathischer Herr ausgesprochen unerwartet und die zurückhaltende, grundsätzlich aber ebenfalls sehr angenehme Heimleiterin Renata stürzt sich aus dem Fenster ihrer recht hoch gelegenen Wohnung. Florrie will den Dingen auf den Grund gehen und findet recht schnell Unterstützung in einem Mitbewohner namens Stanhope, der Hosenträger liebt und ebenso wie sie auf Tee nicht verzichten kann.


    Doch so richtig voran kommen sie lange Zeit nicht - zu lange aus meiner Sicht - und das liegt vor allem an dem überaus umständlichen Stil der Autorin Susan Fletcher. Die Handlung breitet sich eher schwerfällig aus, die Figuren sind vor allem durch äußere Merkmale gekennzeichnet und die Autorin springt oft von einem Thema so unmittelbar auf das nächste, dass ich den Faden verlor.


    Eine wirklich gute Idee zu einem Roman wurde so in ihrer Umsetzung leider nur zu etwas Mittelmäßigem - so meine Meinung!

    3ratten

    Ich fand die beiden Hauptfiguren viel zu überspitzt dargestellt und konnte den Autoren die ganze Handlung auch nicht so ganz abnehmen,


    Ich bin also nicht so begeistert:


    Extrem weit hergeholt

    Dabei jedoch durchaus spannend und gut geschrieben: Aber mir wurde es dann doch sehr schnell zu viel, zumal sich das Autorenduo ständig in Andeutungen ergeht und ich diesbezüglich sowieso keine Blitzgneißerin bin, wie Wolf Haas das ausdrücken würde. Im Klartext der rheinischen Umgangssprache: ich bin sehr oft schwer von Kapee, gerade wenn es brisant und/oder spannend wird.


    Andererseits wird hier mindestens ebenso oft die Holzhammermethode gewählt, mit der ich keine großen Schwierigkeiten habe - zumindest, was das Verständnis angeht. Dagegen ist sie nicht unbedingt geeignet, um meine Lesefreude zu steigern!


    Aber jetzt zum Inhaltlichen: Wir schreiben das Jahr 1994. Im Zuge der Ermittlungen zum Tod einer jungen Frau, die mitten in Stockholm vergewaltigt und erwürgt aufgefunden wird, treffen der Ermittler Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg aufeinander. Beide haben nicht nur ein Päckchen zu tragen: Tomas ist erst kürzlich von einem Einsatz in Bosnien zurückgekehrt, wo er Entsetzliches gesehen und erlebt hat - es ist die Zeit des Balkankrieges. Er ist schwer traumatisiert und kann sich nicht mehr in seiner Familie einleben. Ständig enttäuscht er sowohl Frau als auch Kinder. Dazu hat er zwei Brüder, die ganz tief im rechtsradikalen Sumpf stecken...


    Vera hingegen ist gerade erst von Malmö nach Stockholm in einen neuen Job gewechselt, hat sich von ihrem kriminellen Lebensgefährten getrennt und versucht, dessen Sohn Sigge, einen Jungen im Vorschulalter vor ihm zu schützen. Um in ihrem Job Erfolg zu haben, wendet sie häufig nicht ganz lautere Methoden an...


    All das ist mir viel zu viel des Guten, was den Thrill angeht, es geht schon ganz oft in die Richtung der Regenbogenliteratur (wenn es so etwas gibt). In der Figur der Journalistin Vera stecken meines Erachtens sehr viele männliche Vorurteile - eine Frau hätte sie im Leben nicht so gezeichnet. Dennoch ist der eigentliche Kriminalfall durchaus spannungsvoll aufgebaut und gut beschrieben.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Es gibt ja schon etliche Ostfriesenkrimis von Klaus - Peter Wolf, die ich alle nicht kenne. Ich denke, das ist bei der eher seichten Unterhaltung auch nicht nötig. Was ich absolut nicht verstehe, ist, dass dieses Buch als Start in eine neue Serie vermarktet wird, jedoch ( wieder) Figuren aus anderen Krimis des Autors im Mittelpunkt stehen. Das heisst, dass die Geschichte des Serientäters Sommerfeldt weitergeht.

    Also, die Reihe um Ann-Kathrin Klaasen war zu Beginn ziemlich spannend, aber auch da gab es von Anfang an sehr viel Werbung, wobei es vor allem versteckte war, aber nicht nur - er nannte immer irgendeine bekannte Konditorei in Norden beim Namen und mit ihm befreundete Autoren kamen ständig vor. Ist mir auch schon damals unangenehm aufgefallen. Du verpasst sicher nicht viel, wenn Du auch weiterhin nicht seine Werke liest!

    (Fast) Nur Werbung!

    Hier schöpft der Autor leider aus Gewesenem - Figuren aus früheren Reihen treten reihenweise auf, ohne sich sonderlich originell zu präsentieren. Anscheinend hat seine relativ kurze Kölner Zeit doch sehr starken Einfluss auf Klaus-Peter Wolf ausgeübt, denn hier wird geklüngelt bis zum Gehtnichtmehr.


    Es gab ja schon immer diese Defilees - nicht nur solchen der vom Autor geschaffenen Charaktere, sondern auch seiner realen Kumpels beiderlei Geschlechts - tolle Liedermacher*innen und Autor*innen werden in jedem Werk erwähnt, ebenso die berühmte ostfriesische Konditorei - nein, ich nenne den Namen jetzt nicht!


    Ich hatte sehr lange nichts mehr von Klaus-Peter Wolf gelesen, ohne weiter darüber nachzudenken, warum das so war. Jetzt ist es mir klar geworden und ich werde mich dauerhaft von ihm fernhalten. Eigentlich schade, denn schreiben kann er und die Reihe mit Ann-Kathrin Klaasen als Ermittlerin fand ich mal richtig gut. Aber: lang, lang ist's her und ich muss ja nicht mit Gewalt daran festhalten!

    1ratten

    Ich fand Alaska Sanders auch ganz gut:


    Ausgerechnet Alaska


    Ja, ausgerechnet Alaska Sanders, die Schönste der Schönen, zigfache Gewinnerin (zugegebenermaßen ausschließlich kleinerer bzw. lokaler) diverser Schönheitswettbewerbe - ausgerechnet sie verschlägt es in ein winzigkleines Kaff, wohin sie auch noch einem ortsbekannten Loser folgt. Der sie dann, als sie sich von ihm trennen will, umbringt, wobei ihm sein Freund hilft. Der Mörder entzieht sich der Justiz durch Selbstmord, nicht ohne seinen besten Freund vorher mit zu belasten.


    Und dieser sitzt nun seit langen Jahren im Gefängnis ohne Aussicht, jemals wieder auf freien Fuß zu kommen. Doch es gab von Beginn an Stimmen, die meinten, beide Männer seien unschuldig. Von Beginn an setzen sich sowohl die Schwester des Verurteilten wie auch eine junge Anwältin, die sich bereits einen Namen gemacht hat, ebenso selbstlos wie erfolglos für ihn ein.


    Alles kommt erst ins Rollen, als der hauptsächliche Protagonist des Romans, der Romanautor Marcus Goldman in den Fall einsteigt, hinzugezogen durch seinen Freund, Sergeant Perry Gahalowood, der ihn bei seinen Recherchen zu einem früheren Fall, dem des Harry Quebert, kennen und schätzen gelernt hat. Nun hat er einen neuen Hinweis erhalten, der die Sachlage in einem anderen Licht erscheinen lässt.


    Ein spannender Roman, bei dem ständig neue Umstände und Fakten ins Spiel kommen, so dass nichts so ist, wie es zunächst zu sein schien. Gahalowood und Goldman gehen noch den ein oder anderen Irrweg, bevor sie auf die wahren Umstände und Entwicklungen kommen. Für mich manchmal einen Hauch zu langatmig und zu umständlich, obwohl hier tatsächlich jede kleinste Entwicklung einen wichtigen Schritt darstellt. Weswegen ich das Buch trotz ein paar Längen ausgesprochen gerne gelesen habe!

    4ratten

    Ich finde auch, es ist ein echter Suter! Hier meine Rezi:


    Die Sache mit der Wahrheit


    Nationalrat Dr. Stotz ist ein alter, kranker Mann, der immer noch zu leben versteht: mit Hausangestellten, die seit fast einem halben Jahrhundert bei ihm sind, köstlicher italienischer Küche - und mit Alkohol. Sehr viel Alkohol.


    Für ihn selbst ist sein Leben allerdings vorbei, seit seine Verlobte Melody vor einem halben Jahrhundert verschwand - ganz kurz vor der Hochzeit.


    Er stellt Tom Elmer, einen jungen Juristen, der nichts aus sich gemacht hat, ein, um seinen Nachlass zu ordnen. Und um diesen der Nachwelt zu präsentieren, was - so meint er - schon bald erforderlich sein wird. Und zwar so, wie er selbst sich dargestellt haben möchte.


    Dr. Stotz erzählt Tom viele Geschichten, vor allem welche über Melody. Doch was davon ist wahr?


    Auf eine gewisse Weise hat Martin Suter eine sehr konservative Art zu erzählen. Man könnte sie auch klassisch nennen: mit allmählichem Spannungsaufbau, bei dem die Kurve erst allmählich ansteigt und dann ziemlich lange ganz oben bleibt. Fast bis zum Schluss, muss man sagen, wobei das nicht jeder Leser so sehen mag.


    Ich weiß diese konservative Art, die von einer Kritikerin als "geschmeidiger Erzählstil" bezeichnet wird, durchaus zu schätzen. "Süffig" wäre ein weiterer passender Begriff: man liest einfach so weiter, mit viel Genuss, will gar nicht aufhören. Allerdings sollte man aufpassen, dass man dem Autor nicht auf den Leim geht. Denn nicht alles ist so, wie es zu sein scheint. Martin Suter beherrscht das Spiel mit der Wahrheit einfach meisterhaft.

    4ratten

    Leider kann ich Eure Begeisterung überhaupt nicht teilen



    Hat mich nicht erreicht 1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Vorneweg: obwohl der Plot nicht der originellste ist, habe ich mir durchaus etwas davon versprochen. Vor allem in Bezug auf Spannung und Emotionen.


    Leider bin ich in beiden Fällen enttäuscht worden - der noch junge Autor Jack Jordan hielt sich an gängige Erzählstrukturen in Bezug auf die schon etwas ausgelutschte Handlung.


    Auch wenn er sich im Hinblick auf die Erzählstruktur durchaus etwas überlegt hatte: erzählt wird aus der Sicht dreier Frauen: der Hauptfigur, einer Herzchirurgin und Mutter, deren Sohn entführt wird, einer Krankenschwester in derselben Klinik und einer Polizistin.


    Doch das macht aus meiner Sicht den Kohl auch nicht mehr fett, denn die Handlung ist so dermaßen absehbar, dass man das Buch ab der Mitte - oder sogar noch eher - hätte selbst weiterschreiben können und zwar ganz im Sinne des Autors. Und auch der Stil war jetzt nicht so besonders, dass es mich aus den Socken gehauen hätte. Nein, Jack Jordan ist kein Name, den ich mir merken möchte!

    Ich fand es leider nicht ganz so toll, möchte Euch meine Rezension aber trotzdem nicht vorenthalten, zumal ich ihn insgesamt durchaus auch als relevant empfunden habe:


    Was die Vergangenheit birgt


    Einmal von einem der Alptraumszenarien in Deutschland - dem Nationalsozialismus und der unmittelbar darauf folgenden Zeit - aus einer anderen als der deutschen, in diesem Falle der norwegischen Perspektive zu lesen: Das ist schon etwas ganz Besonderes. Zumal das Szenario ein recht außergewöhnliches ist.


    Wie so häufig, spielt die Handlung auf zwei Ebenen: Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann kehrt Juni in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück, das sie von ihrer Mutter - auch diese lebt nicht mehr - geerbt hat. Dort hat sich nichts geändert - alles ist so, wie sie es erinnert, was schön und traurig zugleich ist. Sie stöbert in alten Dokumenten und entdeckt, dass ihre Großmutter - damals noch blutjung - offenbar am Ende des Krieges in Deutschland war. Und dass sie offenbar einen deutschen Soldaten - diese hatten ja Norwegen besetzt - näher kannte.


    Juni geht der Sache nach, dringt immer tiefer ein und findet Verbindungen auch zu sich selbst.


    Ein wirklich berührender historischer Roman, bei dem - so mein Eindruck - die dramatischen Geschehnisse in Demmin im Osten Deutschlands nicht ganz im Detail recherchiert wurden - über den dortigen Massensuizid im Mai 1945 habe ich bereits viel gelesen und auch einige Dokumentationen gesehen. Andererseits ist dies ein Roman, in dem alles seine eigene Geschichte haben darf.


    Auch wenn ich manchmal ein bisschen befremdet war, habe ich diesen sehr besonderen Roman doch genossen - wenn man etwas, das viel Qual und Schmerz darstellt, überhaupt genießen kann. Doch die Autorin Trude Teige versteht es, ein gewisses Licht, eine Zuversicht durchscheinen zu lassen - und das bezieht sich nicht nur auf die Großmutter, die im Regen tanzte!


    Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die gern Romane über die jüngere deutsche Geschichte lesen.

    3ratten

    Ich finde, das Buch transportiert ein veraltetes Frauenbild:


    Familie muss weh tun!

    Jedenfalls ist das in dieser Familie der Fall!


    Die Familie bzw., das was von ihr geblieben ist: die Mutter Wallace und die beiden Töchter Anna und Elle verbringen die Essenz des Jahres, den Sommer, Jahr für Jahr in der familieneigenen Residenz, einer Art amerikanischer Datsche, die schon vom Opa erbaut wurde, in Cape Cod. Es sind einzelne, halb zusammengekrachte Hütten, liebevoll "Papierpalast" genannt.


    Ergänzt durch Männer - zunächst den der Mutter, später dann die der Töchter - und immer war Jonas dabei, Elles Kindheitsfreund, dessen große Liebe sie jahrzehntelang war.


    Der Vater ist längst abhanden gekommen und wird zumeist von einem wechselnden Reigen temporärer Stiefmütter, eine toxischer als die andere, bewacht. Keine davon seinen Töchtern wohlgesonnen.


    Insgesamt scheint es, als würde das Credo der Familie über Generationen weitervererbt: Familie muss wehtun!


    Ein süffiger, eingängiger, stellenweise faszinierender, leider über weite Teile recht oberflächlicher Roman, in dem Frauen als Weibchen behandelt werden. Mir tut es Leid, dass in Zeiten wie diesen hier immer noch die Frau gewinnt, die den aktuell im Angebot befindlichen Mann am besten um den Finger wickeln kann - sowohl in der Liebe selbst als auch im Familienverbund.


    Ich habe diesen Roman dennoch als recht unterhaltsam empfunden, habe mich aber beim Lesen auch immer wieder geärgert über die "Weibchen-Darstellungen" der Autorin.


    Und ich kann mir vorstellen, dass Susan Sontag oder aber auch Louise Erdrich und Anne Tyler ihn einfach nicht verstehen würden. Wenn doch, würden sie ihn der Autorin um die Ohren hauen würde - so schreibt keine selbstbewusste, im Leben stehende Gegenwartsamerikanerin!

    3ratten

    Ich fand es auch toll!


    Köstlich in jeder Hinsicht!

    Verführerisch! Und das bezieht sich sowohl die beschriebenen Speisen als auch auf eine Vertiefung der Bekanntschaft mit Elizabeth Zott und ihrer Tochter. Was für ein Stil - witzig, aber kein bisschen oberflächlich - der Roman ist mindestens ein ebenso großer Genuss wie Madelines Pausenkästchen für die Schule! Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn selbiges gleich mit zum Buch geliefert würde. Denn mir lief gleich mehrfach so sehr das Wasser im Munde zusammen, dass ich mir UNBEDINGT etwas gönnen musste. Aber nicht irgend etwas...


    Tja.... nur leider war Elisabeth Zott gerade nicht vor Ort, um ihre Creationen zu kredenzen.


    Aber das war nicht schlimm, denn Stil und Inhalt des Romans waren mir Genuss genug. Unterhaltsam, anspruchsvoll, warmherzig und feministisch - wann findet man all diese Eigenschaften in einem Werk?


    Absolut köstlich! Und absolut zu empfehlen. Ich lehne mich vielleicht ein wenig aus dem Fenster, aber ich wage es zu behaupten, dass die wenigsten von Ihnen etwas wie das hier schon mal gelesen haben. Was mich selbstredend mit einschließt.

    5ratten

    Mir gefiel dieses Buch nicht....


    Geheime Witwe


    Was könnte hinter der Bezeichnung "Geheime Witwe" stecken: für mich ist es eine Frau, die quasi inoffiziell verwitwet ist, ohne dass dies nach außen bekannt werden darf.

    Hier ist es Ana, selbst Ehefrau und Mutter zweier noch recht kleiner Kinder, die eine heiße Affäre mit einem Klienten - sie ist Steuerberaterin - hat. Für sie ist es viel mehr und sie ist sicher, dass es für ihn ebenso ist.

    Da erfährt sie eines Tages von seinem plötzlichen Tod - ausgerechnet durch seine Frau, die natürlich ahnungslos ist, was die Beziehung ihres Mannes mit Ana angeht.

    Ana trauert und kann sich mit niemandem so richtig darüber austauschen. Oh doch, einen gibt es, aber der will nicht so richtig, denn verständlicherweise ordnet er - ein Freund des Verstorbenen - das alles ganz anders ein.

    Ihr bleibt zum "Dampf ablassen" das geschriebene Wort und das kommt sehr roh und ursprünglich aus ihr heraus. Nicht unglaubwürdig, muss man sagen.

    Aber definitiv nicht mein Ding! Ich habe dieses Buch ausgesprochen ungern gelesen und fragte mich letztlich "Wofür das alles?", kam aber für mich selbst zu keinem abschließenden Urteil. Für mich ein überflüssiges Buch, das ich nicht weiter empfehlen kann!

    2ratten

    Dänemark und Deutschland ermitteln zusammen

    Eine Leiche auf der Grenze - das heißt, dass sich hier zwei Ermittler aus zwei verschiedenen Ländern, aus zwei verschiedenen Kulturen der kriminalpolizeilichen Ermittlung, zusammentun müssen und das ist nie einfach. Zumal die hier porträtierten Charaktere Lykke Teit und Rudi Lehmann so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht: weiblich, jung und ehrgeizig trifft hier männlich, bejahrt und abgeklärt. Und erfreulicherweise gelassen, so dass man sich zusammenraufen kann und zwar recht schnell. Obwohl Lykke dem Kollegen aus Deutschland in Bezug auf den Toten etwas ganz Entscheidendes verschwiegen hat.


    Ein schöner Ermittlerkrimi, der Lust auf mehr macht. Mir hat die Lektüre einen Riesenspaß gemacht, auch wenn ich finde, dass das Miteinander der beiden besonderen "Bullen" doch noch etwas ausbaufähig ist.


    Aber mir gefällt der besondere Blick des Autors Dennis Jürgensen sowohl auf das Setting als auch die Figuren, der diesen Krimi etwas warmherziges gibt, trotz der Dinge, die in einem Krimi nun mal so geschehen!

    4ratten