Ich habe bereits ein Buch von Kate Morton gelesen, kam aber in "Das Seehaus" deutlich leichter rein, vielleicht auch, weil mir die Szenerie mit den Vorbereitungen zum Mittsommerfest so gut gefallen haben. Da wäre ich selbst gerne dabei gewesen. Höffentlich habe ich wenigstens beim Lesen die Gelegenheit, möglichst viel Festatmosphäre zu schnuppern!
Alice ist eine sympathische Protagonistin, wobei mir noch nicht ganz klar ist, ob sie wirklich eine heimliche Beziehung zu Ben hat oder ob es eher ihren Wunschträumen entspringt. Von seiner Seite aus habe ich bisher noch keine Anzeichen einer Beziehung gefunden.
Irgendwie erinnert mich Alice mit ihrem Eifer für ihr erstes "Buch" an die kleine Schwester aus "Abbitte" von Ian McEvan. Auch das nimmt kein gutes Ende, und Ähnliches fürchte ich auch hier...
Was wurde im Wald vergraben? Es wird von einer Sie geschrieben. Was hat sie getan? Ein Verbrechen begangen?
Jetzt, wo ich deinen Beitrag lese, fällt mir auf, dass "sie" tatsächlich keinen Namen hat. Ich war allertdings beim Lesen fest davon überzeugt, dass es sich hier um Alice handelt und dass sie mehr über das Verschwinden ihres Bruders weiß, als sie zugibt. Aber was vergräbt sie? Beweise oder gar seine Leiche?? :sauer: Ich bin mir sicher, dass uns die Autorin hier ein bisschen an der Nase herumführen will und dass Alice doch etwas ganz anderes vergräbt, als der Leser zunächst annehmen würde.
Möglicherweise hatte Alice auf ihren Bruder aufpassen sollen, war aber durch Benjamin abgelenkt. Oder sie hat etwas gesehen, kann es aber nicht sagen, weil dann herauskommen würde, dass sie zu der fraglichen Zeit mit Benjamin zusammen war.
Unklar ist mir noch, welche Rolle Mr.Llewellyn spielt. Hoffentlich erfährt man noch mehr über das Kinderbuch, das auf der Kindheit von Alice's Mutter basiert - im Moment ist sie mir ja eher unsympathisch, so wie sie mit Alice umgeht. Ich habe die Motivation für die verteilten "Inschriften" von Alice sehr gut nachvollziehen können. Als Kind habe ich mich mal mit Filzstiften und Schablonen im ganzen Kinderzimmer ausgetobt, samt Tapeten und Tür. Meine Eltern sind zum Glück sehr gelassen damit umgegangen .
Über diese geheimnisvolle vergrabene Säule im Garten und überhaupt Mr.Llewellyn möchte ich gerne noch mehr erfahren, vor allem über die Umstände seines Nervenzusammenbruchs. Auch was es mit Alices jüngster Schwester Clemmie auf sich hat, ist mir noch nicht so klar. Inwiefern ist sie "anders"? Ist sie geistig etwas zurückgeblieben oder ist sie jungenhafter als die anderen Mädchen damals? Aus den kurzen Szenen, in denen sie vorkommt, kann ich mir noch kein klares Bild machen.
Auch bei der Handlung, die in der Gegenwart spielt, hatte ich keine Schwierigkeiten, mich im Geschehen zurecht zu finden. Gut hat mir gefallen, dass es zwischen Sadie und Alice keine verwandschaftlichen Beziehungen zu geben scheint und dass Sadie nur durch Zufall auf das verfallene Anwesen stößt. Spannend, dass dort noch alles so aussieht, als sei die Familie nur mal kurz aus dem Raum gegangen!
Warum konnte Sadie nicht bei ihren Eltern bleiben? Was ist da vor 15 Jahren passiert? Sie kam wohl zu ihren Großeltern und wurde von ihnen großgezogen.
Was hat es mit diesem ominösen Brief auf sich, den Sadie schon mehrmals gelesen hat? Und dann steckt sie ihn in den Umschlag und lässt ihn mit ‚Unbekannt verzogen‘ zurückgehen? Ich glaube nicht dass es klappt, den Brief dadurch zu vergessen!
Hier habe ich einen konkreten Verdacht: Ich glaube, dass sie sehr früh schwanger geworden ist und das Kind weggegeben hat (bzw.weggeben musste). Deshalb konnte sie auch in ihrem letzten Fall nicht so professionell und unparteiisch handeln wie sonst und sieht immer mal wieder ein kleines Mädchen. Was, wenn der geheimnisvolle Brief, den sie mit dem Vermerk "Empfänger unbekannt" zurückschickt, eine Nachricht von ihrem eigenen Kind ist, das Kontakt mit ihr aufnehmen will?
Ich glaube auch nicht, dass die Geschichte mit dem Zurückschicken des Briefs aus der Welt geschafft ist.
In Kapitel 6 schließlich erfährt man, dass aus Alice tatsächlich eine rennomierte Schriftstellerin geworden ist, was mich doch ein bisschen überrascht hat. Ehrlich gesagt hatte ich ihre jugendlichen Schreibversuche nicht für ganz voll genommen... Allerdings wundert es mich, dass Alice es schafft, vor ihrem Assistent ihre Verbindung zum mysteriösen verschwinden ihres Bruders geheim zu halten. Eine bekannte Krimiautorin mit einem ungelösten Kriminalfall in ihrer Vergangenheit - da würden sich doch alle Zeitungen drauf stürzen, vor allem, wo Alice kurz vor einem wichtigen Jubiläum steht!
Apropos Assistent - es würde mich ja doch sehr überraschen, wenn aus Sadie und Peter nicht über kurz oder lang ein Paar wird...
Super... Und jetzt? Leserunden mit Büchern die man eigentlich in einer Nacht durchlesen möchte sind schon doof.
Geht mir genauso. Am liebsten würde ich ein bisschen vorblättern, um gleich herauszufinden, wie es weitergeht, aber Spekulieren und Diskutieren macht auch Spaß Bis jetzt gefällt mir "Das Seehaus" auf jeden Fall noch besser als mein letztes Buch von Kate Morton, denn bei "The forgotten garden" waren mir einige Personen doch ziemlich klischeehaft dargestellt und die Bösewichte schon arg böse, so, als hätte da jemand sämtliche Schurken aus Charles Dickens' Romanen zusammengeworfen.
Alice und Sadie samt Familien hingegen kommen mir bis jetzt sehr realistisch gezeichnet vor und ich kann mir trotz einiger Theorien noch nicht so ganz vorstellen, in welche Richtung sich die Geschichte um Theos Verschwinden entwickeln wird. Das gefällt mir.