Beiträge von Ruby Tuesday

    Ich weiß schon, was du meinst, aber wenn es danach ginge, hätte sie zuerst bei ihrem Mann anfangen sollen, schließlich hat er sie aufs Land geschleppt, während sie es immer gehasst hat, in London wäre ihr vielleicht exklusiver geholfen worden, aber das Ergebnis wäre wahrscheinlich das Gleiche gewesen.
    Ich glaube ausserdem, hätte sie ihre Tochter geliebt, hätte es keinen anderen geben können, der sich zwischen sie "drängt". Was hätte sie Eleanor geben können? Eleanor liebte die Natur, sie hasste sie. Mr L hätte auch weggehen können, aber so hat er nicht nur seine geliebte Arbeit aufgegeben, er blieb da und konnte seiner "Schuld" die ihm Constance eingeredet hat, nicht aus dem Weg gehen. Sogesehen hat sie sein Leben zerstört und als er dann in den Palast für eine Ehrung berufen wurde, platzte sie vor Neid und hat ihn getötet, wahrscheinlich sah sie dies auch noch gerechtfertigt.
    Ich glaube, es gibt in einem Roman kein Hassobjekt für mich, negativ, ja, aber mehr lasse ich nicht zu, das vergiftet die Seele und lesen soll doch heilen.
    Negative Personen in diesem Buch waren für mich: Constance, Sadies Eltern, Maggie Baileys Exmann und seine Frau.


    Gut gesagt, SABO! Constance ist für mich das passende Beispiel, was Hass alles anrichten kann. Ihr Festhalten an ihren Hassgefühlen verhindert, dass sie eine Beziehung zu ihrer Tochter aufbauen, sich auf ihre neue Umgebung einlassen und eine sinnvolle Lebensaufgabe finden kann. Mr. Llewellyn tat mit immer Leid beim Lesen; auch ich habe es so verstanden, dass der Tod von Constances Baby nicht zu verhindern war. Ihn hat dieses Erlebnis ebenfalls so aus der Bahn geworfen, dass er seinen Beruf aufgegeben und sich aufs Land zurückgezogen hat. Dort fand ich ihn allerdings genau richtig am Platz, denn meiner Ansicht nach war er für Eleanor neben ihrem Vater die Bezugsperson, die sie in ihrer Mutter nie hatte!



    Die neue Mrs Bailey hat doch Bescheid gewusst oder nicht? Hat einen auf liebevolle Mutter gemacht, obwohl sie wusste, das eine andere dafür sterben musste.
    Noch so eine "Mutter-kein Kind-Tragödie", das zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman, ist dir das aufgefallen?
    :winken:


    Das passt auch wieder zu der Geschichte, die Mr.Llewellyn geschrieben hat. Wenn ich mich richtig erinnere geht es dort auch um eine Frau/Königin, die alles tun würde, um ein Kind zu bekommen, und dafür dem Bösen Tür und Tor öffnet.
    Ich hatte es eher so verstanden, dass die neue Mrs.Bailey ihrem Mann bereitwillig geglaubt hat. Selbst die Ermittler haben ja - abgesehen von Sadie - seine Darstellung von Maggie als unzuverlässig und verantwortungslos für wahr gehalten!


    Das war nur Zufall. Sie bereut es ja auch im Nachhinein, dass sie Ben den Plot für ihren Roman offenbart hat und damit eventuell die Vorlage für ein Verbrechen.


    Ok, mir war nicht ganz klar, ob Alice sich Hoffnungen macht, bei Ben Pluspunkte zu sammeln, wenn sie ihm einen Tipp gibt, wie er an das benötigte Geld bekommen könnte.

    Eine Sache lässt mir noch keine Ruhe: Angesichts der tatsächlichen Ereignisse finde ich Eleanors Tod umso tragischer. Wird eigentlich irgendwo noch mal näher darauf eingegangen, ob der Sturz vor den Bus nun Selbstmord war oder ein Unfall? Vielleicht hab ich da auch etwas überlesen. :gruebel: Sie hatte nach Anthonys Tod doch noch ihre zwei Töchter und Theo, galt das denn gar nichts für sie? :sauer:
    Schön finde ich übrigens, dass sich Alice und Deborah als Erwachsene wieder nähergekommen sind. So unterschiedlich, wie sie als Kinder waren, hätte das auch anders ausgehen können.

    Leute, Alice wollte einen Krimi schreiben!! Und schlielich ist sie ja auch Schriftstellerin geworden. Schreiben kann man übrigens viel....


    Aber wenn es ihr allein um eine beliebige Handlung gegangen wäre, hätte in ihrem Krimi ja auch ein Mädchen seine böse alte Großmutter oder die strenge Mutter umbringen können. Warum also die Entführungsgeschichte?

    Oh Mann, jetzt ist es tatsächlich so gekommen, wie ich es "befürchtet" hatte: Bertie stellt sich als der verschwundene Theo heraus, den Ben damals auf Eleanors Anweisung hin in Sicherheit gebracht hat.
    Und Sadie scheint plötzlich mit Peter zusammen zu sein, ist Privatermittlerin geworden und ihre Tochter Charlotte lebt auch bei ihr... Das ist leider wirklich wie im schaurigen letzten Kapitel von "Harry Potter": Viel zu viele Neuigkeiten, deren Entwicklung man als Leser kaum mitverfolgen konnte, wie es YRachel schon am Beispiel mit Sadies neuem Job kritisiert hat.


    Aber andererseits war bei einem Buch von Kate Morton mit einem solchen Komplett-Happy End zu rechnen und ich gönne es den Lesern, die diese Harmonie mehr zu schätzen wissen als ich. :breitgrins: An mich ist sie leider verschwendet, das gebe ich offen zu. Ich bin halt ein großer Fan von Agatha Christie, die es meiner Meinung nach wunderbar versteht, in ihren Enden zukünftige mögliche Entwicklungen anzudeuten (z.B. Pärchenbildung) und den Rest der Fantasie des Lesers zu überlassen. Dies hätte ich mir zum Beispiel bei den Beziehungen Sadie/Peter und Sadie/Charlotte gewünscht; mir hätte zum Beispiel gut gefallen, wenn man nur erfährt, dass sich Sadie an ihren Schreibtisch setzt, um Charlottes Briefe nun doch zu beantworten. Das hätte mir vollkommen gereicht.


    Eleanors Mutter bekam gegen Ende hin noch mal eine spannende eigene Geschichte. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass man noch mehr von ihr erfährt und dass es eben nicht so kommt, dass sie Mr.Llewellyn bewusst mit Schlaftabletten umgebracht hat, aber leider war es so. Sie war trotz ihrer Bösartigkeit so ein interessanter, vielversprechender Charakter und ich hätte mir hier mehr Tiefe gewünscht. Schon allein die Geschichte um das totgeborene Kind und Mr.Llewellyn fand ich unheimlich faszinierend, aber so blieb sie bis zum Ende eigentlich nur eine stereotype Märchenhexe.


    Gut gefallen haben mir neben der Länge des Buches die vielen überraschenden Wendungen durch Perspektivwechsel und die ganzen Fallstricke, die Kate Morton für ihre Leser eingebaut hat. Auch fand ich die Beziehung zwischen Eleanor und Ben überhaupt nicht überflüssig; ich war froh, dass Eleanor dadurch doch noch privates Glück erfahren hat, auch wenn ich wie andere Leser der Meinung bin, dass sie sich gegenüber ihren Töchtern nicht zwangsläufig so "verschlossen" hätte verhalten müssen, um Anthony zu schützen.
    Auch Sadie war es zu gönnen, dass "ihr" Fall am Ende noch eine unerwartete Wendung nahm und sie letztendlich richtig lag mit ihrem Bauchgefühl.


    Ich fand die Leserunde echt toll. Es kamen zwischenzeitlich wirklich gute Diskussionen in Gang. Das kenne ich von anderen Leserunden nicht - da stockt es mehr. Ich finde, dass wir eine tolle Runde abgeben :klatschen: :zwinker:


    Ich denke auch, es lag am Aufbau des Buches, dass hier nur begrenzt diskutiert werden konnte. Irgendwann kam immer der Punkt, wo man sich zu früheren Abschnitten nicht mehr äußern konnte, ohne etwas Wichtiges zu verraten. Und wie YRachel schon geschrieben hat, abgesehen von den Spekulationen über die vergangene und kommende Handlung gab das Buch nicht allzu viel Interpretations- und Diskussionsmöglichkeiten her, allein schon was die Charaktere betrifft, die ich zwar nicht komplett klischeehaft, aber jetzt auch nicht besonders widersprüchlich, unverwechselbar und "tief" empfand. Über Eleanors verhalten als Mutter oder Anthonys Kriegstrauma wurde und wird ja immer noch fleißig diskutiert. :winken:


    Mir hat die Leserunde gut gefallen und auch das Tempo war passend. Nachdem ich jetzt zwei Bücher von Kate Morton gelesen habe, in denen mir das Ende viel zu konstruiert erschien, werde ich in Zukunft vermutlich die Finger von ihren Büchern lassen - oder mir erst mal in den Leserunden das Ende durchlesen, bevor ich mir das Buch hole :breitgrins:

    Ich glaube zu der Zeit war die Psychotherapie noch nicht weit verbreitet. Höchwahrscheinlich war die Angst vor der Stimatisierung auch zu groß, sich mehr oder weniger öffentlich einzugestehen, dass man mit irgendetwas nicht fertig wird. Gerade Männer wurden damals so erzogen, dass sie keine Gefühle und Schwächen zeigen durften. Außerdem gab es vor dem ersten Weltkrieg auch noch nie einen Krieg, der so grausam war. Ich meine mich dunkel aus dem Geschichtsunterricht zu erinnern, dass die Menschen mit dieser Grausamkeit und dieser Vernichtungswut niemals gerechnet hätten und dadurch auch ziemlich überfordert waren.


    Und angesichts so vieler Menschen, die im Krieg ihr Leben gelassen haben, galt Anthony noch als jemand, der "Glück gehabt" und ohne größere körperliche Einschränkungen davongekommen ist. Dass die Seele genauso Schaden nehmen kann, war damals sicher noch nicht in vielen Köpfen angekommen. So war es für Anthony sicher doppelt schwer: Einerseits mit dem Wissen zu leben, dass er im Gegensatz zu vielen anderen, darunter Howard, mit dem Leben davongekommen ist, und andererseits mit den psychischen Folgen fertig zu werden.


    Sadie fühlt sich spontan von Peter angezogen obwohl er nicht ihr Typ ist!? Bitte nicht das wäre mir einfach zu platt. Außerdem fände ich dass sie über haupt nicht zusammen passen. ;)


    Solche "Hauptsache, am Ende hat jeder einen Partner gefunden"-Kombinationen nerven mich auch, vor allem, weil es bis jetzt eigentlich kaum Anzeichen dafür gab, abgesehen vielleicht davon, dass beide alleinstehend sind. Super Voraussetzung, mehr braucht es nicht. :rollen:



    Wie Elsanor ihre AufgBen als Mutter beschreibt finde ich auch sehr frustrierend. Man muss nicht der Drache sein und hätte sie das Versprechen gebrochen und die Last geteilt hätte es auch nicht so enden müssen.


    Das finde ich auch sehr schade, gerade weil Eleanor selbst kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte. Aber so, wie ich die Aussagen der älteren Alice über ihre Mutter verstehe, hat sie es ihr zum Glück nie nachgetragen, sondern hat sich eher Gedfanken gemacht, warum ihre Mutter so war.


    Ich glaube auch, dass es eine bessere Alternative beruflich für sie gibt. So wie sie zurzeit den alten Fall aufklärt, wäre doch der Beruf einer Privatermittlerin super für sie.


    Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine Laufbahn als Privatermittlerin besser für Sadie passt. Dabei kann sie eigenverantwortlicher arbeiten und ihren Instinkten besser folgen als in ihrem jetzigen Team. Ich denke mal, dass es in Sadies aktuellem Fall noch eine Entwicklung geben und sich herausstellen wird, dass sie letztendlich doch den richtigen Riecher hatte, auch wenn es momentan vielleicht nicht danach aussieht.



    Mir ist noch etwas eingefallen. Ich habe da einen Verdacht was Theo betrifft:


    Ist Bertil, Sadies Opa, vielleicht Theo? Irgendwann und irgendwo wurde erwähnt, dass er adoptiert wurde... Und er dürfte das Alter haben, in dem Theo jetzt wäre....


    Das fände ich ehrlich gesagt zu viel des Guten, auch wenn ich befürchte, dass du Recht hast.
    Mir persönlich würde es vollkommen reichen zu erfahren, dass Theo überlebt und ein gutes Leben geführt hat. Es ärgert mich, wenn dem Leser wirklich alles auf dem Silbertablett serviert wird und er die eigene Fantasie nicht mehr benutzen darf. Damit macht sich Kate Morton für meinen Geschmack den Zauber, den sie durch ihre Unklarheiten und Rätsel in diesem Buch geschaffen hat, selbst wieder kaputt. :boahnee:

    Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Sadie ihren Großvater so sehr "behüten" möchte, weil er ja alles ist, was ihr von ihrer Familie noch geblieben ist. Mit den Eltern hat sie keinen Kontakt, ihre Tochter musste sie weggeben...An einer Stelle wird erwähnt, dass ein Exfreund Sadie zu unabhängig fand; sie käme seiner Meinung nach alleine zu gut klar. :rollen: Könnte auch auf mich passen. Ich kann mir aber gerade angesichts von Sadies frühen Erfahrungen gut vorstellen, dass sie eher vorsichtzig ist, mit wem sie eine Bindung eingeht, und gut gelernt hat, alleine zu leben. Das ist für sie sicherer, als am Ende doch wieder enttäuscht zu werden.

    Ich finde das nicht so sehr bewegend als viel mehr bescheuert. Hätte die ganze Familie davon erfahren hätten sie sich die Bürde teilen können wäre das ganze Leben viel leichter geworden. Die Mädchen sind ja auch aelter geworden und hätten mit der Zeit immer mehr Verständnis entwickelt .


    Dass Anthony Theo umgebracht hat kann ich mir einfach gar nicht vorstellen. Liebe hin oder her - eine. Mord am Kind verzeiht keine Mutter.


    Das denke ich auch, gerade, weil Eleanor zu Theo eine ganz besondere Beziehung zu haben scheint. Ich hoffe ja doch, dass wenigstens Eleanor weiß, was wirklich passiert ist - es gäbe ja auch noch die Variante, dass sie Anthony in Verdacht hat und diese Belastung bis an ihr Lebensende mit sich herumtragen musste. Das wäre ziemlich schrecklich! Dann doch lieber Klarheit, was auch immer geschehen sein mag!



    Ich werfe fast alle Theorien über den Haufen und behaupte das Gegenteil :breitgrins: Schön, wie Kate Morton es immer wieder schafft, dass man denkt, dass man es durchschaut hätte und dann: Peng! Gar nichts ist so, wie man es sich selbst gedacht hat.
    Was Clemmie gesehen hat, ist jetzt natürlich schon sehr spannend. Hat sie ihre Mutter mit dem Gärtner inflagranti erwischt? Das würde natürlich alles nochmal in ein ganz anderes Licht setzen.


    Vor allem frage ich mich dabei wieder mal, ob zwischen Ben und Alice wirklich jemals etwas Konkretes vorgefallen ist, oder ob dies nicht vielmehr Alices Wunschträumen entspringt. Bisher habe ich noch keine Stelle gefunden, in der es zwischen Ben und Alice annähernd körperlich zugeht, und selbst die Aussagen, die Alice über ihre Beziehung zu Ben macht, sind nicht eindeutig. Wenn die ältere Alice in der Gegenwart bereut, sich mit Ben "eingelassen" zu haben, muss das ja nicht automatisch auf etwas Sexuelles hindeuten. Ich vermute hier mal wieder eine Falle der Autorin :breitgrins:


    Mich wundert es eigentlich, dass Sadie, die sonst so logisch denken kann, nicht verstehen kann, dass ihr Großvater sich nach dem Tod seiner Frau wieder neu orientieren möchte. Da scheinen bei ihr doch die Gefühle durchzugehen. Ich hoffe, sie wird im Verlauf noch verstehen können, dass auch ihr Großvater sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt.


    Ich fand auch, dass Sadie sehr unfair reagiert, wenn es um Louise geht. Gerade weil ihr Großvater als Fremder in die Gegend gezogen ist, sollte sie doch froh sein, dass er schon so gut integriert ist und Freunde gefunden hat. Aber so ist das in der Theorie, die Praxis sieht noch mal anders aus. Mein Opa ist letzten Sommer gestorben und wenn ich mir da meine Oma mit einem neuen Partner in dem schönen Haus mit dem Rosengarten vorstelle, den mein Opa immer so gepflegt hat... Da würden mit mir wohl auch erst mal die Pferde durchgehen :redface:.

    Das Buch:
    Für die feine Berliner Gesellschaft im Jahr 1925 ist der Mord am wohlhabenden Gottlieb Straumann bereits gelöst - auch wenn die polizeilichen Ertmittlungen noch laufen, ist Straumanns untreue Frau Berenice in den Augen der Öffentlichkeit schon so gut wie verurteilt.
    Nur Paul Genzer, "Berlins jüngster Kommissar", hat Zweifel, vor allem, als Berenice Straumann kurz darauf an einer Überdosis Morphium stribt und sich im Fahrwasser des Straumann-Mordes weitere Leichen stapeln. Während er sich nebenbei noch mit anderen blutrünstigen Todesfällen in Berlins Unterschicht-Milieu herumschlagen muss, kommt Hilfe von unerwarteter Seite. Filmstar Carl von Bäumer, "der schönste Mann der Ufa", schaltet sich in die Ermittlungen ein und verfolgt dabei ganz eigene Interessen...


    Meine Meinung:
    Ich hatte mir von "Feine Leute" erhofft, dass es mich in die "Roaring Twenties" in Berlin versetzt. Dies gelingt der Autorin leider nicht ganz. Während ich vor allem die beiden Hauptcharaktere förmlich vor Augen sehen konnte, blieb der Hintergrund eher blass und austauschbar. Auch die ganzen halbseidenen Kriminellen, mit denen Kommissar Genzer während seiner Ermittlungen zu tun bekommt, konnte ich beim Lesen nie wirklich auseinander halten.
    Auch die Krimihandlung fand ich zu verworren, um ihr mit vollem Interesse folgen zu können. Seltsame Zufälle und Verwicklungen lassen dem Leser wenig Chancen, selbst bei der Lösung des Falles mitzurätseln, und auch dessen Auflösung erschien mir zu konstruiert.
    Rätselhaft blieb mir auch, warum sich im Lauf des Buches so viele Verdächtige bereitwillig von einem Schauspieler verhören lassen - nur, weil er auf der Leinwand ebenfalls einen Detektiv spielt? Das ist eine etwas fadenscheinige Erklärung.
    Bemerkenswert ist "Feine Leute" hauptsächlich durch das ungewöhnliche Ermittlergespann; diesen Teil des Buches habe ich sehr genossen, obwohl mir die Autorin auch hier zu viel konstruiert hat - der Grund der Streitigkeiten zwischen den beiden war für mich nicht unbedingt nachvollziehbar und schien mehr als Aufhänger für die Krimihandlung zu dienen.


    Alles in allem ein Krimi, der eher durch seine Ermittler besticht; alles andere ist schnell wieder vergessen. Etwas mehr Struktur und Ausarbeitung hätte der Geschichte gut getan. Schade, denn die "Zutaten" klangen wirklich vielversprechend.
    Ich vergebe 3ratten
    für das sympathische Ermittlerteam, dessen private Schwierigkeiten weitaus spannender waren als der eigentliche Mordfall.

    Gerade in Abschnitt 3 ist mir aufgefallen, wie geschickt Kate Morton mit den Erwartungen der Leser spielt. Jedes Mal, wenn ich mir gerade ein Bild von einer Person gemacht habe (z.B. Eleanor im 1.Abschnitt: Distanziert und eher unsympathisch), lässt die Autorin genau diese Person zu Wort kommen und alles ändert sich wieder.
    Dass das so plötzlich entlassene Kindermädchen Rose noch eine Rolle spielen wird, hatte ich mir schon gedacht, aber auch hier mangelt es nicht an falschen Spuren - hatte sie nun wirklich eine Affäre mit Anthony oder kam die Verbundenheit schlichtweg dadurch zustande, dass sie Anthonys Kriegstrauma verstanden hat?
    Man erfährt, dass Clemmie auf die Flugschule gegangen ist und bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. :sauer:


    Völlig schockiert war ich, als Alice vor Ben an ihrer Entführungsgeschichte feilt, so kaltblütig! "Natürlich" muss der Junge am Ende dabei sterben... :entsetzt: Was bezweckt sie eigentlich damit? Wie Ben ja schon gesagt hat, braucht er das Geld für seine Bekannte/Freundin Flo, also gibt es für Alice dabei eigentlich nichts zu gewinnen. Reicht es ihr, dass er ihr dann zu Dankbarkeit verpflichtet wäre, weil sie ihm den passenden Plan geliefert hat?
    Abgesehen davon bin ich mittlerweile etwas schlauer geworden und gehe nicht gleich automatisch davon aus, dass Ben den Plan tatsächlich umgesetzt hat. Vielleicht glaubt bzw.befürchtet Alice das nur, aber diese Ungewissheit ist ja genauso schlimm wie eine ganz konkrete Schuld. Und was Mr.Llewellyns Selbstmord/Tod durch Schlafmittel damit zu tun hat, ist mir auch noch nicht klar. In Abschnitt 1 wollte er Alice doch dringend etwas anvertrauen, was wusste er?


    Das glaube ich auch. Llewllyn kann ich mir nicht als Mörder oder Entführer von Theo vorstellen. Ich denke eher, dass er etwas mitbekommen oder gesehen hat, dass ihn zum Selbstmord getrieben hat. Er konnte mit diesem Wissen nicht leben... :sauer:


    Oder er wusste zu viel und war dem Täter im Weg... Wäre ja doppelt praktisch, ihn so aus dem Weg zu räumen, denn natürlich fragt sich dann erst mal alle Welt, ob er nicht etwas mit der Entführung zu tun hatte.


    Wo Eleanor am Anfang noch etwas kühl rübergekommen ist so gipfelt nun alles in Constance. Richtiger Negativcharacter - fast schon ein wenig zu überzogen böse. :( Immerhin hat Constances Mann Elenor geliebt - das allerdings muss sie dann ja später an die Stelle ihrer Mutter versetzt haben, als sie sah wie abgöttisch Anthony mit den Mädchen umging. Schliesslich hatte sie ein gutes Verhältnis zu den Mädchen als er im Krieg war. Schade dass sie das nicht abstrahieren konnte. Aber der Einfluss der dominanten Mutter war wohl zu stark.


    Ich war ganz überrascht, wie sympathisch mir die junge Eleanor in diesem Abschnitt plötzlich wurde. Und ihre Mutter, die alte Krabbe, ist während der Vorbereitungen zur Mittsommerparty ja noch am Leben, denn da wird eine Großmutter DeShiel erwähnt... Schrecklich, jetzt hat Eleanor sie als erwachsene Frau immer noch an der Backe :sauer:. Warum sich Eleanor so verändert hat, kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht wirklich erklären. Im Jahr 1933 tritt sie sehr distanziert und unterkühlt auf und passt so gar nicht zu dem abenteuerlustigen Mädchen von früher. Was ist da passiert? Immerhin ist zu diesem Zeitpunkt ihr Sohn noch nicht verschwunen und ihr geliebter Mann lebt auch noch, was also hat sie so verändert?



    Eleanor und die Tigerwut..
    Ein richtiges Prinzesschen, sogar ein Märchen wurde über sie geschrieben, Mr L. machte das Märchen wahr und beobachtete die Elfen mit ihr im Wald.
    Das klingt nach einer ganz zauberhaften Kindheit, nur die jammernde Mutter, sorgte für ein paar "Misstöne", schließlich durfte sie in ihrer Jugend mal den Palast besuchen und das wäre dann auch Grund genug, das sie dort hingehöre. Constance hat das Landleben einfach nicht gemocht, es war ihr zu wenig los.
    Als Eleonor einen dieser Streits mitbekam, versicherte sie ihrem Daddy, das sie ihr schönes Heim nie verlassen wolle, das sie nie nach London gehen würde.


    Ein weiterer Sympathiepunkt für Eleanor. Ich halte es auch nur in ländlicher Umgebung aus, wo ich das Gefühl habe, den Lauf der Jahreszeiten wirklich hautnah mitzubekommen und wo ich innerhalb von Minuten mit meinem Hund draußen in der Natur bin.



    Sadie sucht sich nach und nach die Infos zu dem Fall zusammen. Ist Theo entführt worden? Oder ermordet? Was ist mit dem Wandschrank, der bisher nicht entdeckt wurde?


    Hier hätte ich gerne mit Sadie getauscht und an ihrer Stelle über den alten Karten gebrütet. Allein diesen Geheimgang finde ich unheimlich faszinierend und ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch etwas mit Theos Verschwinden zu tun hat. Vielleicht macht sich Alice auch Vorwürfe, weil sie gegenüber anderen Menschen ausgeplaudert hat, dass so ein Geheimgang existiert, und dann ist plötzlich Theo aus dem Zimmer verschwunden, ohne dass jemand etwas gesehen hat... :gruebel:


    Ich das finde das Cover sehr abschreckend . Ohne Leseprobe hätte ich es niiiiieeeee gekauft und für Schund gehalten.


    Geht mir ähnlich. Wenn ich nicht schon ein Buch von der Autorin gelesen hätte, würde ich hinter dem Cover etwas sehr Seichtes vermuten und einen großen Bogen darum machen...



    Nachdem das erste Kapitel mich verwirrt hat, fand ich es in die anderen wesentlich einfacher einzusteigen, auch wenn mich da die ganzen Andeutungen ein bisschen kirre machen. Irgendwie habe ich das Gefühl, nicht wirklich etwas zu erfahren, sondern immer hingehalten zu werden. Wenn das hin und wieder der Fall ist, führt das zu einem konstanten Spannungsbogen, aber so grenzt es teilweise an Genervtheit... :rollen:


    Mir gefällt so etwas gerade gut :smile:. Auschweifende Beschreibungen a la Theodor Fontane, und man weiß nie, welche Personen und Szenen im Nachhinein einmal eine bedeutsame Rolle spielen werden...Herrlich!

    Ich habe bereits ein Buch von Kate Morton gelesen, kam aber in "Das Seehaus" deutlich leichter rein, vielleicht auch, weil mir die Szenerie mit den Vorbereitungen zum Mittsommerfest so gut gefallen haben. Da wäre ich selbst gerne dabei gewesen. Höffentlich habe ich wenigstens beim Lesen die Gelegenheit, möglichst viel Festatmosphäre zu schnuppern!


    Alice ist eine sympathische Protagonistin, wobei mir noch nicht ganz klar ist, ob sie wirklich eine heimliche Beziehung zu Ben hat oder ob es eher ihren Wunschträumen entspringt. Von seiner Seite aus habe ich bisher noch keine Anzeichen einer Beziehung gefunden.
    Irgendwie erinnert mich Alice mit ihrem Eifer für ihr erstes "Buch" an die kleine Schwester aus "Abbitte" von Ian McEvan. Auch das nimmt kein gutes Ende, und Ähnliches fürchte ich auch hier...



    Was wurde im Wald vergraben? Es wird von einer Sie geschrieben. Was hat sie getan? Ein Verbrechen begangen?


    Jetzt, wo ich deinen Beitrag lese, fällt mir auf, dass "sie" tatsächlich keinen Namen hat. Ich war allertdings beim Lesen fest davon überzeugt, dass es sich hier um Alice handelt und dass sie mehr über das Verschwinden ihres Bruders weiß, als sie zugibt. Aber was vergräbt sie? Beweise oder gar seine Leiche?? :sauer: Ich bin mir sicher, dass uns die Autorin hier ein bisschen an der Nase herumführen will und dass Alice doch etwas ganz anderes vergräbt, als der Leser zunächst annehmen würde.
    Möglicherweise hatte Alice auf ihren Bruder aufpassen sollen, war aber durch Benjamin abgelenkt. Oder sie hat etwas gesehen, kann es aber nicht sagen, weil dann herauskommen würde, dass sie zu der fraglichen Zeit mit Benjamin zusammen war. :gruebel:


    Unklar ist mir noch, welche Rolle Mr.Llewellyn spielt. Hoffentlich erfährt man noch mehr über das Kinderbuch, das auf der Kindheit von Alice's Mutter basiert - im Moment ist sie mir ja eher unsympathisch, so wie sie mit Alice umgeht. Ich habe die Motivation für die verteilten "Inschriften" von Alice sehr gut nachvollziehen können. Als Kind habe ich mich mal mit Filzstiften und Schablonen im ganzen Kinderzimmer ausgetobt, samt Tapeten und Tür. Meine Eltern sind zum Glück sehr gelassen damit umgegangen :breitgrins:.
    Über diese geheimnisvolle vergrabene Säule im Garten und überhaupt Mr.Llewellyn möchte ich gerne noch mehr erfahren, vor allem über die Umstände seines Nervenzusammenbruchs. Auch was es mit Alices jüngster Schwester Clemmie auf sich hat, ist mir noch nicht so klar. Inwiefern ist sie "anders"? Ist sie geistig etwas zurückgeblieben oder ist sie jungenhafter als die anderen Mädchen damals? Aus den kurzen Szenen, in denen sie vorkommt, kann ich mir noch kein klares Bild machen.


    Auch bei der Handlung, die in der Gegenwart spielt, hatte ich keine Schwierigkeiten, mich im Geschehen zurecht zu finden. Gut hat mir gefallen, dass es zwischen Sadie und Alice keine verwandschaftlichen Beziehungen zu geben scheint und dass Sadie nur durch Zufall auf das verfallene Anwesen stößt. Spannend, dass dort noch alles so aussieht, als sei die Familie nur mal kurz aus dem Raum gegangen!



    Warum konnte Sadie nicht bei ihren Eltern bleiben? Was ist da vor 15 Jahren passiert? Sie kam wohl zu ihren Großeltern und wurde von ihnen großgezogen.


    Was hat es mit diesem ominösen Brief auf sich, den Sadie schon mehrmals gelesen hat? Und dann steckt sie ihn in den Umschlag und lässt ihn mit ‚Unbekannt verzogen‘ zurückgehen? Ich glaube nicht dass es klappt, den Brief dadurch zu vergessen!


    Hier habe ich einen konkreten Verdacht: Ich glaube, dass sie sehr früh schwanger geworden ist und das Kind weggegeben hat (bzw.weggeben musste). Deshalb konnte sie auch in ihrem letzten Fall nicht so professionell und unparteiisch handeln wie sonst und sieht immer mal wieder ein kleines Mädchen. Was, wenn der geheimnisvolle Brief, den sie mit dem Vermerk "Empfänger unbekannt" zurückschickt, eine Nachricht von ihrem eigenen Kind ist, das Kontakt mit ihr aufnehmen will?
    Ich glaube auch nicht, dass die Geschichte mit dem Zurückschicken des Briefs aus der Welt geschafft ist.


    In Kapitel 6 schließlich erfährt man, dass aus Alice tatsächlich eine rennomierte Schriftstellerin geworden ist, was mich doch ein bisschen überrascht hat. Ehrlich gesagt hatte ich ihre jugendlichen Schreibversuche nicht für ganz voll genommen... :redface:Allerdings wundert es mich, dass Alice es schafft, vor ihrem Assistent ihre Verbindung zum mysteriösen verschwinden ihres Bruders geheim zu halten. Eine bekannte Krimiautorin mit einem ungelösten Kriminalfall in ihrer Vergangenheit - da würden sich doch alle Zeitungen drauf stürzen, vor allem, wo Alice kurz vor einem wichtigen Jubiläum steht!
    Apropos Assistent - es würde mich ja doch sehr überraschen, wenn aus Sadie und Peter nicht über kurz oder lang ein Paar wird...



    Super... Und jetzt? Leserunden mit Büchern die man eigentlich in einer Nacht durchlesen möchte sind schon doof. :)


    Geht mir genauso. Am liebsten würde ich ein bisschen vorblättern, um gleich herauszufinden, wie es weitergeht, aber Spekulieren und Diskutieren macht auch Spaß :winken: Bis jetzt gefällt mir "Das Seehaus" auf jeden Fall noch besser als mein letztes Buch von Kate Morton, denn bei "The forgotten garden" waren mir einige Personen doch ziemlich klischeehaft dargestellt und die Bösewichte schon arg böse, so, als hätte da jemand sämtliche Schurken aus Charles Dickens' Romanen zusammengeworfen.
    Alice und Sadie samt Familien hingegen kommen mir bis jetzt sehr realistisch gezeichnet vor und ich kann mir trotz einiger Theorien noch nicht so ganz vorstellen, in welche Richtung sich die Geschichte um Theos Verschwinden entwickeln wird. Das gefällt mir. :zwinker: