Beiträge von buchregal123

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    Im März 1900 werden am Mönchsee in Konitz Leichenteile des Schülers Ernst Winter gefunden. Bald schon sind Polizei und Justiz überfordert. Der Verdacht, dass die Juden den Schüler rituell haben ausbluten lassen, führt dazu, dass die Antisemiten alles tun, um die Ermittlungen in die gewünschte Richtung zu bringen. Selbst die Unterstützung aus Berlin kann nicht mehr aufhalten, was sich dann zur Konitzer Mordaffäre entwickelt.
    Dieses Buch ist leicht und flüssig zu lesen. Die Geschichte ist tatsächlich geschehen. Erzählt wird sie aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst wird aus der Perspektive des Bürgermeister Deditius, der gleichzeitig der Chef der örtlichen Polizei ist. Da er nicht als Polizist ausgebildet ist, beruft er einen gerade erst pensionierten Polizisten wieder zurück in den Dienst. Der macht eine fatale Bemerkung am Fundort „der Körper ist vollkommen blutleer“, was die Gaffer mitbekommen. Diese Bemerkung setzt eine Spirale von Verleumdung, Falschaussagen und Interpretationen in Gang, die einen Ausblick auf kommende antisemitische Ausschreitungen gibt.
    Während der Bürgermeister die Klärung sachlich angehen will, hat der Staatsanwalt sehr schnell eine vorgefasste Meinung. Er hat sein Ohr am Volk und schnell ist der Täter ausgemacht. Es kann nur ein Jude sein, der Ernst Winter geschächtet hat. Auch der Kreisphysikus Dr. Müller bestätigt diese Annahmen, obwohl er nicht qualifiziert war. Die Zeitung greift die Meinung der Bürger auf und verstärkt dadurch noch die Gerüchteküche. Als eine erkleckliche Summe auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt wird, wird dem Denunziantentum Tür und Tor geöffnet.
    Dann lernen wir die Perspektive des jungen Berliner Kommissar Wehn kennen, der auf Wunsch des Bürgermeisters nach Konitz kommt. Aber auch er kann den Täter nicht fassen, denn die Vielzahl von Hinweisen behindern die Ermittlungen.
    Dann soll es der erfahrene Inspektor Braun richten. Wir lernen auch seine Sichtweise kennen. Seine privaten Probleme lassen ihn auch in Konitz nicht los. Er lässt erstmal die Beweisstücke von Fachleuten und die Leichenteile von einem Pathologen untersuchen. Aber es ist zu spät! Die Agitationen gegen die jüdischen Mitglieder der Gemeinde sind in Gang gesetzt und lassen sich nicht mehr aufhalten. Furchtbare Gewaltexzesse geschehen in Konitz, der Mob ist nicht mehr zu bändigen. Selbst die Synagoge wird angezündet. Sogar das Militär wird eingesetzt, um die jüdischen Bewohner zu schützen.
    Es ist erschreckend, wie Getratsche, Gerüchte, Falschaussagen und vorgefasste Meinungen zu dieser schrecklichen Katastrophe führen, die einen Vorgeschmack auf spätere Pogrome liefern. Selbst sachliche Argumentation und Fakten kommt nicht an gegen üble Nachrede und Denunziantentum. Ist erst einmal das Flämmchen entzündet, kommt es schnell zu einem Flächenbrand.
    Ich hatte einen Krimi erwartet und wollte gerne die Ermittlungsarbeit jener Zeit kennenlernen. Aber ich habe einen schrecklichen Tatsachenbericht erhalten, der die Abgründe der Menschen zeigt. Trotzdem oder gerade deshalb war die Geschichte spannend, aber auch erschreckend und bedrückend.
    Ich kann dieses Buch nur empfehlen.



    5ratten

    Paulines Vater hat den Patron betrogen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als mit seiner Tochter von Sizilien zu fliehen. Auf dem Schiff nach Brasilien lernen sie die Familie Hartung kennen. Die entfliehen dem sehr bescheidenen Leben, das sie im Hundsrück geführt haben. Jonas und Pauline hegen Sympathie füreinander, doch Paulines Vater hat Pläne mit seiner Tochter.


    Die Geschichte wird aus der Erzählerperspektive geschildert. Der Schreibstil von Sofia Caspari lässt sich wunderbar flüssig lesen und ist sehr lebendig. Die bildhafte Sprache sorgt dafür, dass man alles sehr schön und plastisch vor Augen hat.


    Die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben, so dass ich mir alle vorstellen konnte. Mir gefällt die junge und sympathische Pauline und ich konnte sehr gut mit ihr fühlen. Für ihren Vater Valentin habe ich jedoch überhaupt kein Verständnis. Ihm muss vorher bewusst gewesen sein, dass er mit seinen Betrügereien nicht durchkommen kann. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm nicht nur ums Geld ging, sondern dass auch seine Interessen ihn zu seinem Vorgehen brachten. Er liebt seine Tochter, doch er nimmt wenig Rücksicht auf ihre Gefühle. Augusto ist ein wirklich fieser Mensch und ich kann gut nachvollziehen, dass Pauline diese Ehe nicht will.


    Kasimir Hartung war als Bauer nicht so erfolgreich und nun hofft er, dass es in der Fremde besser wird. Wie es zur damaligen Zeit war, bestimmt er und seine Familie hat zu folgen. Obwohl Greta eigentlich nur eine Nebenrolle hat und mir wirklich nicht sympathisch ist., bereichert sie die Geschichte.


    Die Reise nach Brasilien, auf der sich die beiden Familien treffen, war zu damaliger Zeit noch recht abenteuerlich. Man hoffte auf ein besseres Leben durch die Auswanderung und musste doch feststellen, dass auch in Südamerika das Leben nicht einfach ist. Auch hier ist das schreckliche und berührende Schicksal der Sklaven wieder Thema.


    Die Geschichte ist spannend und emotional. Sie hat mich wundervoll unterhalten. Ich kann das Buch nur empfehlen.


    4ratten

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    Nils Niklas tritt seine neue Stelle beim Schoppendorfer Echo an. Seine Kollegin Rita Delbosco überträgt ihm die Sache mit der Bäringer Grundschule, an der es ziemlich gewalttätig zugehen soll. Einer Gruppe von Eltern ist das zuviel und sie wollen das Problem an die Öffentlichkeit bringen. Dann wird auch noch Brezelbäcker Eberle erpresst. Wenn er nicht zahlt, soll sein Brezelteig vergiftet werden. Das ist alles nicht ganz einfach für Nils, denn er wird zum Spielball zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen.
    Das Buch ist sehr gut und flüssig zu lesen. Man fühlt sich gleich ins schwäbischen Kleinstadtleben versetzt. Sehr authentisch ist das Ganze, weil einige der Personen wunderbar schwäbeln. Aber keine Angst, auch für Nicht-Schwaben ist das kein Problem.
    Nils ist zunächst ziemlich überfordert, kennt er sich doch mit den örtlichen Gepflogenheiten nicht aus und von allen Seiten wird an ihm herumgezerrt, weil jeder ihn für seine Zwecke einspannen will. Das fängt bei seinem Chef Malte Eisenbrey an. Soll er sich ducken oder aufmucken? Gut, dass die gewichtige Rita ein Auge auf ihn hat und ihn immer wieder informiert. Rita stinkt es gewaltig, dass sie vieles weiß, aber nichts im Echo publizieren darf. Weiß sie aber mehr als die Polizei?
    Es gibt einige skurrile Typen, wie Sauter und Engel, die zwar mit allen Wassern gewaschen sind, aber ob sie das gleich zu Erpressern macht sei dahingestellt. Mir gefällt auch der Aufpasser Bismarck von Nora Martini sehr gut. Nils scheint ihm jedenfalls nicht unsympathisch zu sein.
    Unterdessen sind sich die Eltern total uneins, ob die Schule ihre Erziehungs- und Bildungsaufgaben richtig ausübt. Da wird dann mit harten Bandagen gekämpft. Man will natürlich nur das Beste für sein Kind und sieht oft nicht, dass die Schule nicht alles schaffen kann, was im Elternhaus versäumt wird.
    Im Erpressungsfall gibt es immer neue Verdächtige, zumal eine ganze Reihe von Leuten auf Eberle nicht gut zu sprechen sind. Zum Ende gibt es dann eine Wendung, die ich so nicht vorhergesehen habe, die aber sehr schlüssig ist.
    Es war vergnüglich zu lesen, wie sich unser Neuling beim Echo durchschlägt.



    5ratten

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    Ein Ferienhaus in Lobbe brennt ab. Die Feuerwehr findet eine Leiche. Der Tote landet auf dem Tisch der Rechtsmedizinerin Leona Pirell. Sie stellt fest, dass der Tote ermordet wurde. Es handelt sich um Enoch Zwill. Die Polizei verdächtigt die Witwe Berit. Aber Leona bezweifelt das und stellt ihre eigenen Ermittlungen an. Damit bringt sie sich in große Gefahr.
    Dieser Krimi ist wunderbar flüssig zu lesen. Ich mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen und die 248 Seiten sind ja schnell gelesen. Sehr gut haben mir auch die Beschreibungen der Handlungsorte gefallen. Da bekommt man gleich Lust auf einen Rügenurlaub.
    Die Charaktere sind sehr authentisch beschrieben. Da ist zunächst einmal Leona, der das Schicksal schon einiges abverlangt hat. Sie ist eine sehr sympathische Frau, aber auch ein Sturkopf. Selbst auf die Gefahr hin, dass sie dadurch Vertrauen verspielen könnte, muss sie ihren Weg gehen. Da Sie das verfolgt, was ihr in den Sinn kommt, gerät sie auch mit dem Polizisten Peer aneinander, mit dem sie befreundet ist. Peer geht an seine Ermittlungen nicht so verbissen heran, er ist schnell mit einem Ergebnis zufrieden. Dann muss er auch schon mal gestoßen werden, damit er einen Gang zulegt. Doch es zeigt sich, dass er dennoch ein guter Polizist ist. Berit wirkt natürlich gleich verdächtig, denn Enoch hatte schon immer schlagkräftige Argumente, die sie nicht verheimlichen kann. Wie viele Frauen es tun, nimmt sie ihn trotzdem in Schutz. Der Humangenetiker Hausmann hat seine Tochter durch eine Erbkrankheit verloren. Nun forscht er verbissen, um mehr über diese Krankheit zu erfahren und damit anderen zu helfen. Wenn man wirklich so leicht an Patienteninformationen kommt, wie hier dargestellt, dann find ich das beängstigend.
    In diesem Fall gibt es immer neue Wendung und es zeigt sich, dass es um mehr geht, als um den Mord an Enoch. Die Vergangenheit, längst verdrängt und vergessen, spielt auch nach vielen Jahren noch eine Rolle. Es geht auch um ein Stück dunkler DDR-Geschichte. Am Ende ist nicht alles geklärt und lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
    Ein spannender Küstenroman mit einer interessanten Ermittlerin.



    4ratten