Beiträge von Rissa

    Inhalt
    Kunwald in Böhmen, 1517: Kristina ist Mitglied einer Gemeinschaft, die sich die Böhmischen Brüder nennt, deren Ziel es ist, die Menschen im Lesen zu unterweisen, damit diese die Heilige Schrift lesen und verstehen können. Dies ist jedoch der Kirche ein Dorn im Auge, will sie doch vorschreiben, was die Menschen zu glauben haben, und so werden die missionierenden Mitglieder dieser Gemeinde als Ketzer verfolgt.
    Zur gleichen Zeit südlich von Wien: Unter den verpflichteten Leibeigenen, die sich auf einem Feldzug gegen die Türken befinden, ist auch Lud aus Giebelstadt, der schon mehrfach im Krieg war und nun die Verantwortung für zwölf Spießträger aus seinem Dorf trägt. Doch sie sind nur Spielbälle in den Händen der Obrigkeit...


    Meine Meinung
    Als ich von diesem Roman, der den Auftakt einer Trilogie bildet, das erste Mal gehört habe, war mein Interesse sofort geweckt, finde ich die angesprochenen Themen wie Bauernaufstand und Reformation doch sehr spannend. Doch schon bald musste ich feststellen, das dieses Buch nicht ganz meine Erwartungen erfüllen konnte.
    So hatte ich erwartet, dass das Buch, wenn es schon diesen Titel trägt, auch von einer Anhängerin der Gruppierung handelt, die auch tatsächlich als Täufer bezeichnet wird. Stattdessen scheint es sich bei dem Titel aber um eine Fehlübersetzung oder -interpretation zu handeln, denn Täufer, auch als Wiedertäufer oder Anabaptisten bezeichnet, gab es zum Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht. Stattdessen wird im Roman explizit gesagt, dass es sich um die Gruppierung der Böhmischen Brüder handelt. Nun ist eine Fehldarstellung dieser Art kein allzu großes Problem, über das ich gerne hinweg sehe, wenn denn der Rest stimmt. Leider dämpfen zudem diverse Anachronismen den Lesespaß, so dass meiner Meinung nach von guter Recherche keine Rede mehr sein kann.
    Inhaltlich bietet der Roman noch nicht allzu viel, obwohl er mit gut 600 Seiten nicht gerade dünn ist. Bauernaufstand und Reformation sind nicht direkt Thema des Buches, vielmehr wird hier der Grundstein für die Fortsetzungen gelegt. Und so geht es hier überwiegend um den Krieg mit den Türken und machtlose Leibeigene, die der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt sind sowie die Verfolgung der Ketzer, die ständig in Angst leben müssen, verraten und hingerichtet zu werden. Und obwohl auch diese Themen Spannung versprechen, kommt diese nur gelegentlich auf, oft genug plätschert die Handlung nur so vor sich hin und verliert sich in Details. Zusätzlich werden noch andere Themen angesprochen, die Pocken in Zeiten des Krieges oder auch die Vertreibung der Juden und Marranen aus Spanien, doch finde ich die Darstellung beider Themen nicht sehr gelungen.
    Auch die Charaktere hätten besser dargestellt sein können. Sehr schnell wird klar, welche Rolle hier wem zugedacht worden ist. So ist Kristina die gütige junge Frau, die fest in ihrem Glauben ist, ihr Mann Berthold ein Maulheld, der sich über seine Glaubensbrüder stellt, Lud der äußerlich hässliche, innerlich aber reine Leibeigene, der besonders unter den Hänseleien der Mitmenschen zu leiden hat, und Dietrich Geyer der edle Ritter, der sich, im Gegensatz zu seinen Standeskollegen, für seine Leibeigenen einsetzt. Obwohl ihre Rollen selbst klar definiert sind und sie meist wie vorhergesehen handeln, hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich auch ein wenig Persönlichkeit bei ihnen entdecken konnte und halbwegs mit ihnen warm wurde. Das wurde durch die Vielzahl an Charakteren, von denen man kaum mehr als den Namen erfährt, noch unterstützt.
    Der Schreibstil ist für einen historischen Unterhaltungsroman passend, die Übersetzung konnte mich nicht komplett überzeugen, da hier Begriffe verwendet werden, die in der deutschen Sprache nicht üblich sind oder waren, beispielsweise Villani für die Leibeigenen.
    Zwar gibt es ein kurzes Vorwort und ein noch kürzeres Nachwort, in dem auf die Mission der Böhmischen Brüder und auf Dietrich Geyer eingegangen wird, doch fehlt eine Erklärung dazu, wie historisch korrekt das Erzählte wohl tatsächlich ist. Ein sehr ausführliches Personenregister und zwei Karten bieten eine sinnvolle Ergänzung.


    Fazit
    Ein eher schwacher Reihenauftakt, der vermuten lässt, dass die Geschichte erst im zweiten Band so richtig beginnt. Wer etwas über die Gemeinschaft der Täufer lesen will, ist mit diesem Roman nicht allzu gut beraten, wer sich dagegen einfach unterhalten lassen möchte und nicht viel Wert auf historische Genauigkeit und vielschichtige Charaktere legt, könnte möglicherweise seine Freude mit diesem Buch haben.


    2ratten


    Oder wie historisch korrekt muss ein Buch für euch sein?


    Das ist eine gute Frage, die ich mir auch schon häufiger gestellt habe.


    Unterhaltung sollte bei einem historischen Roman schon an erster Stelle stehen, das Vermitteln von Wissen über die Vergangenheit steht aber an zweiter Stelle.
    Es kommt aber auch darauf an, wie der Roman angelegt ist. Ist es thematisch gesehen eher eine seichte Geschichte mit Charakteren bzw. Gruppierungen und Ereignissen, die vom Autor erfunden sind, dann ist der Unterhaltungswert noch wesentlich wichtiger, steht aber ein historischer Prozess, ein politisches Ereignis oder eine historische Person im Zentrum, dann sollte so dicht wie möglich an den Tatsachen geblieben werden.
    Abweichungen aus dramaturgischen Gründen sind für mich in Ordnung, solange es bei eher unwichtigen Dingen bleibt. Wenn das Leben eines Menschen um einige Zeit verlängert wird, ist das eine Sache, die ich akzeptieren kann, besonders, wenn es im Nachwort aufgegriffen wird. Einen vorzeitigen Tod, obwohl dieser Jemand in Wirklichkeit noch einige Jahre länger gelebt und Nachkommen gezeugt hat, kann ich dagegen nicht einfach so hinnehmen.
    Erfundene Kriegszüge sehe ich als etwas, was akzeptabel ist, nicht über jedes Scharmützel kann man etwas Nachlesen, und vielleicht gab es ja auch eins. Grundsätzlich fände ich es aber auch hier wichtig, dass der Autor darauf eingeht und mehr darüber sagt, was seiner Fantasie entspricht und wofür er Belege hat.
    Anachronismen wie Impfung, Tee, das Wissen um die Übertragung der Pest durch Flöhe, ein Lied, das erst später komponiert wurde, das alles sind Dinge, die mich dann stören, wenn sie gehäuft auftreten, wie es hier der Fall ist. Für sich genommen schmunzele ich kurz und denke mir meinen Teil, werden es aber immer mehr, dann ist das in meinen Augen schlampige Recherche.


    Und dann ist da eben noch die Sache mit den "Täufern" und der Vermischung mit den "Böhmischen Brüdern". Im Verhör von Heck wird ja noch einmal eindeutig gesagt, dass es sich um die Unitas Fratrum handelt und wie lange die schon existieren. Wie genau diese zur Kindstaufe stehen/standen weiß ich nicht, um Täufer, damals auch Anababtisten genannt, kann es sich aber nicht gehandelt haben. Sollte dies auf eine Vereinfachung des Autors zurückgehen, dann hätte ich es gut gefunden, wenn es im Vor- oder Nachwort aufgegriffen worden wäre, geht es aber auch den Übersetzer zurück, dann wurde hier einfach schlampig gearbeitet, und das fände ich gar nicht gut.


    Und dann gibt es noch eine Komponente: Stereotype Darstellung der Charaktere, um wie in diesem Fall beispielsweise Lud und Dietrich als die Guten, die Kirchenmänner und die anderen Ritter als die Bösen abzubilden. Bis auf den Fürstbischof sind alle Kirchenmänner mindestens feige, manche aber auch regelrecht bösartig. So etwas muss im historischen Roman auch nicht sein, wir würden auch sehen, dass die Kirche dringend einer Reform bedarf, wenn es den einen oder anderen "guten" Kirchenmann gegeben hätte.

    Die Rückkehr ins Dorf verläuft nun ganz anders als gedacht, denn die Pocken sind ausgebrochen.
    Hier wird schnell deutlich, wie sehr die durchsetzungsstarken Männer gefehlt haben. Der Vogt besäuft sich, der Priester verbarrikadiert sich, obwohl er sich doch gar nicht mehr anstecken kann, und Lud wird die schwierige Aufgabe übergeben, die Dorfbewohner zur Arbeit zu rufen.


    Hier wird schnell deutlich, wie wenig Freude Lud an der Aufgabe hat, seine Mitmenschen herumzukommandieren, aber er setzt sich am Ende durch, befolgt er doch nur Dietrichs Befehle.
    Sehr schön finde ich es, dass beide Mütter, die im Krieg ihre Söhne verloren haben, sich hinter Lud stellen und ihm den Verlust der Kinder verzeihen, schließlich hat er sie nicht selbst umgebracht, sie nicht zum Kriegsdienst überredet.
    Das ist jetzt also die zweite Pockenwelle, die Lud erlebt. Doch wurde damals nur seine Familie krank? Mich wundert es nämlich ein wenig, dass er der einzige im Dorf ist, der Pockennarben aufweist. Zwar scheint es genügend Leute zu geben, die gefeit sind und die nun Kranken pflegen können, doch wird ja hier erwähnt, dass Lud und der Schmied die einzigen mit vernarbten Gesichtern sind. Irgendwie passt das nicht.
    Kristina und Witter, später auch die anderen überlebenden Ketzer, retten sich also nach Giebelstadt, wo sie vorerst Aufnahme finden, wenn auch keinen rechten Schutz. Aber hier können sie erst einmal ihre Kranken pflegen und Wunden verheilen lassen. Und vielleicht freunden sie sich ja auch mit einigen der Dorfbewohner an, wenn sie sich nützlich machen...
    Anna, die Frau Dietrichs, ist nun also auch erkrankt. Und anstatt Kristina die Menschen im Dorf pflegen zu lassen, die es vielleicht ebenso nötig hätten, muss die junge Frau nun also Anna vorlesen.
    Diese überlebt die Krankheit, doch Dietrich stirbt, allerdings nicht ohne Lud zum Verwalter ernannt und ihn adoptiert zu haben. Hier war ich traurig, ging das doch etwas schnell.
    Im sehr kurzen Nachwort wird gesagt, dass Dietrich Geyer eigentlich zum Zeitpunkt des Romangeschehens längst verstorben war. Das finde ich gut, dass das hier aufgegriffen wird. Eine solche Verdrehung von Tatsachen in der Romanhandlung finde ich selbst zwar unschön, aber wenigstens wird hier darauf hingewiesen, dann ist es meiner Meinung nach in Ordnung.


    Der Grundstein für Band 2 ist hier auf jeden Fall schon mal gelegt: Kristina soll Anna das Lesen beibringen, Lud soll es vom Pfarrer lernen. Florian wird aus England zurückkehren und seine Ansichten verbreiten. Dann sollte historisch gesehen ja auch bald der Bauernaufstand kommen.


    Irgendwie bin ich ja schon gespannt, wie es weitergeht. Andererseits aber bin ich schon sehr davon enttäuscht, wie die Geschichte umgesetzt wurde. Die verschiedenen Perspektiven haben mir gefallen, auch die kurzen Wiederholungen, die beim Wechsel immer wieder vorkamen, waren ein interessantes Stilmittel. Aber die doch sehr platten Charaktere, die kleinen Anachronismen (Impfung, Tee etc.) und die Tatsache, dass hier die Täufer mit den Böhmischen Brüdern vermischt werden, was aber auch an der Übersetzung liegen könnte, haben mir das Buch doch nicht gerade wenig vermiest, dabei hatte ich mich so darauf gefreut.

    In diesem Abschnitt passiert nicht gerade wenig.


    Wir lernen hier, wer Witter wirklich ist. Er ist ein Converso, also eigentlich ein konvertierter, getaufter Jude. Als solcher musste er vielleicht aus Spanien flüchten, doch warum er sich auch in "Deutschland" versteckt ist mir nicht ganz klar. Weder Juden noch Konvertiten wurden zu diesem Zeitpunkt im hl. römischen Reich deutscher Nation verfolgt, einzig diejenigen, die sich von der katholischen Kirche abgewandt haben, werden aufgegriffen. Er hätte doch ganz offen zu seinem Glauben zurückkehren können...
    Die Ketzer kommen hier extrem naiv rüber. Sie verteilen ihre Flugzettel, wie sie es beschlossen haben, aber Kristina wird dabei erwischt. Mich wundert es hier ein wenig, dass sie ihren Glauben verleugnet, hat sie doch bisher immer fest dazu gestanden, aber ich kann verstehen, dass sie ihre Haut retten will. Witter aber kommt ihr zur Hilfe. Es sieht ein wenig so aus, als hätte er sich in sie verliebt, dabei kennt er sie doch gar nicht. Wie lange sind die Ketzer in Würzburg? Zwei Tage? Das ging dann doch sehr schnell.
    Ich verstehe auch nicht so ganz, warum alle aus der Ketzertruppe sofort weglaufen. Kristina ist aufgegriffen worden und muss fliehen, Witter ebenso, weil er gelogen hat. Die anderen hätten doch aber einfach untertauchen können. Körbe und Zettel weg und einfach unter die Leute mischen. Der Festtag war doch vorbei, die Menschen sind nicht mehr herausgeputzt, einzig schwarze Kleidung wäre vielleicht noch auffällig gewesen...
    Und auch weiterhin werden die Ketzer sehr naiv dargestellt. Sie fliehen, nehmen sich aber die Zeit, die Presse mitzuschleppen und sie auch noch vorher auseinanderzunehmen. Und dann ständig diese Zankereien. Am Ende ist die Presse doch weg, das hätte sich die Gruppe einfacher machen können.
    Dass Berthold stirbt hat mich gar nicht gestört. Von Beginn an wurde er einseitig negativ dargestellt, so dass es eine Erleichterung ist, dass er nicht mehr da ist. Ob Kristina wohl von ihm schwanger ist nach der einen Nacht?


    Während die Handlung in diesem Abschnitt überwiegend spannend war, hat mir die Darstellung der Charaktere immer wieder Schwierigkeiten gemacht. Warum handeln sie so, wie sie es tun? Ich fand es einfach nicht überzeugend.


    Und auch hier bin ich wieder auf etwas gestoßen, das so nicht hätte sein können, nur eine kleine Erwähnung am Rande, nämlich dass Witter weiß, dass die Rattenflöhe die Pest übertragen und er sowieso dagegen geimpft ist.
    Wenn Witter bzw. spanische Juden um die Übertragungswege der Pest gewusst haben, warum wurde das Wissen dann nicht verbreitet und dadurch so manche Pestepidemie verhindert? Laut Wikipedia ist es nicht einmal 120 Jahre her, dass der Floh als Überträger erkannt wurde.
    Und eine Pestimpfung gibt es heute zwar (die Krankheit ist noch nicht ausgerottet), doch glaube ich nicht, dass hier je flächendeckend geimpft wurde, im Gegensatz zu den Pocken.


    Das Prädikat "hervorragend recherchiert" verdient dieser Roman auf jeden Fall nicht.

    Die Bezeichnung Tee für einen Kräuteraufguss habe ich schon öfter in historischen Romanen gelesen. Vielleicht machen die Autoren das einfach um nicht immer den selben Ausdruck zu verwenden. Denn dass es sich nicht um Tee im Sinne von Tee handelt, dürfte eigentlich klar sein.


    Normalerweise gehe ich bei historischen Romanen auch immer von Kräuteraufgüssen aus, wenn ich Tee lese. Aufguss klingt für uns heute einfach nicht ganz so appetitlich wie Tee, und es hat sich ja für uns einfach so eingebürgert, alles als Tee zu bezeichnen. Und da sowieso immer unsere Sprache verwendet wird und kein Deutsch von vor 500 Jahren, ist es verständlich, wenn Autoren auf moderne Begriffe für alte Dinge zurückgreifen.


    Aber in diesem Zusammenhang klingt es doch so, als wäre tatsächlich der Tee aus fremden Ländern gemeint. Zitat: "Wir sollten irgend wann einmal Tee versuchen[...]. Ich habe gehört, er reinigt den Gaumen und sorgt für einen klaren Verstand". (S. 405).
    Keinerlei Hinweis darauf, welcher sonstiger Aufguss gemeint sein könnte, außerdem klingt es so, als wäre dieser Tee, über den geredet wird, etwas ganz Neues, Unbekanntes, und der "klare Verstand" könnte auf das Coffein bezogen sein, das in schwarzem Tee enthalten ist. Kräuteraufgüsse dagegen sollten damals doch eher zum Alltag gehört haben und nichts Ungewöhnliches sein, das man unbedingt probieren müsste.

    Berthold wird tatsächlich immer unsympathischer. Er will derjenige sein, der die Texte für die Flugblätter verfasst, er will sie auf dem Domplatz verteilen, er vollzieht die Ehe mit Kristina, um seine Pflicht zu erfüllen, doch ohne ein warmes Wort für sie zu haben. Er erscheint überheblich, will sich über die anderen stellen, scheint aber auch die Aufmerksamkeit zu suchen. Und ob er sich während Kristinas Krankheit um seine Frau gesorgt hat wird überhaupt nicht erwähnt.
    Die anderen Mitglieder der Gruppe erscheinen mir da mehr oder weniger naiv, als sie die sichere Unterkunft in Hecks Werkstatt aufgeben. Ich kann zwar schon verstehen, dass die Inhalte dessen, was sie drucken, sie abstößt, aber die Tätigkeit hat doch ihren Grund...
    Mit Konrad kann ich irgendwie wenig anfangen. Das fängt schon bei seiner Position an: Welchem Stand gehört er genau an? Wenn er Fürstbischof werden will, dann muss er doch Geistlicher sein, und als solcher hätte er doch gar nicht heiraten dürfen, weshalb ich die Gedanken über Erben etc. hier etwas merkwürdig finde. Doch besonders seine Einstellungen machen ihn nicht gerade sympathisch. Gut, er will das Volk zurück zur Kirche führen, indem er den Markt mit Informationen überflutet und den Lesern seine Meinung aufdrückt, gleichzeitig will er damit Geld verdienen. Ich kann mir aber nicht so ganz vorstellen, wie er das umsetzen will. Die armen Leute wird er damit kaum erreichen, denn so ein Flugblatt will schließlich auch bezahlt werden.
    Das wiederum bringt mich zu der Frage zurück, ob die Mitglieder der Bruderschaft ihre Zettel eigentlich auch verkaufen oder ob sie sie nur verteilen. Wenn ich bei Wikipedia lese, dass ein einzelner Flugblattzettel zu dieser Zeit etwa so viel gekostet hat wie der Stundenlohn eines Handwerkers, dann kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, dass ein paar eher laienhaft zusammengeschusterte Worte so viele Käufer finden...
    Witter ist auch eine interessante Person, sehr still, fremdländisch, spricht mit Akzent. Warum er sich so verhält wird schnell klar: Er ist ein Jude, der zwar anscheinend konvertiert ist, dennoch aber an seinem Glauben festhält. Warum er sich zusätzlich noch der Bruderschaft angeschlossen hat ist mir unklar, gibt er sich so doch wieder der Verfolgung preis, der er sich zuvor durch seine Konvertierung entzogen hat. Aber vielleicht ist das auch sein Ziel, genau so zu enden wie seine Familie. Was er wohl Kristina mit seinen Blicken sagen will?
    Die Informationen über den Buchdruck an sich finde ich sehr interessant, auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist, den Beschreibungen vollständig zu folgen.
    Kasper hat sein Bein verloren, leidet unter Schmerzen und höchstwahrscheinlich auch an der Angst vor der Zukunft. Dennoch verstehe ich nicht, warum er nun Lud so beleidigt. Der hat ihm doch nichts Böses getan.


    Da nun ja schon mehrfach kleinere Fehler aufgetaucht sind, bin ich schon sehr viel feinfühliger geworden und so über das Wörtchen Tee gestolpert. Aus dem Zusammenhang wird klar, dass es sich tatsächlich um Tee und nicht um Kräuteraufgüsse handelt. Nur ist es für Tee in Europa gut hundert Jahre zu früh...


    Viele Fragen sind noch offen, ich habe den Eindruck, dass es immer mehr werden, dabei sind mehr als zwei Drittel des Buches um. Das lässt schon jetzt vermuten, dass gegen Ende diverse Handlungsstränge nicht abgeschlossen sind, die dann im zweiten Band wieder aufgegriffen werden. Aber ich werde es auf den nächsten fast 200 Seiten ja selbst sehen.


    Mein Buch riecht überhaupt nicht :confused:


    Das ist merkwürdig. Aber vielleicht ist meine Nase auch überempfindlich. Es stinkt extrem nach Chemie, davon wird mir richtig schlecht, wenn ich längere Zeit in meiner normalen Lesehaltung im Liegen lese, und im Sitzen bekomme ich immerhin noch bei jedem Umblättern einen Hauch davon in die Nase geweht.
    Das hatte ich übrigens schon einmal bei einem anderen Hardcover von Lübbe, nicht ganz so extrem wie hier, aber doch so, dass es mir als störend aufgefallen ist. Bei anderen Hardcovern von Lübbe oder anderen Verlagen hatte ich das Problem allerdings nicht.


    Ich habe interessehalber mal recherchiert zur Immunisierung gegen Krankheitserreger. Die Türken waren dahingehend wirklich sehr innovativ, aber ein Anritzen der Haut zur Impfung ist da doch 200 Jahre zu früh angesiedelt!
    In dem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, dass das Lied, was Kristina da gesummt hat, erst um 1700 komponiert wurde…


    Google habe ich jetzt nicht bemüht, aber als merkwürdig aufgefallen ist es mir schon. Und das mit dem Lied ist auch eine interessante Info.


    Tut mir Leid, dass ich mich jetzt so an Anachronismen festsauge, weniger am Inhalt, aber solche Dinge regen mich insbesondere dann auf, wenn man in den Rezensionen, den deutschen und den englischen, ständig über die Worte "sehr gut recherchiert" stolpert.

    Ich kann es einfach nicht verstehen. Wenn ein Buch von den Böhmischen Brüdern handelt, warum heißt es dann Die Täuferin? Im Original heißt es einfach The Brethren (Böhmische Brüder heißen auf Englisch Bohemian Brethren), das kommt ja hin, und da frage ich mich, ob das Wort "Täufer" im Roman aufgrund einer falschen Übersetzung enthalten ist oder ob es schon vom Autor durcheinandergebracht wurde.


    Ich finde so etwas wichtig, besonders, wenn es im Titel vorkommt. Wenn beispielsweise ein Kreuzzugsroman über einen Deutschordensritter den Titel Der Tempelritter tragen würde, nur weil mehr Leser etwas mit den Templern als den Rittern des Deutschen Ordens anfangen können, dann fände ich das genauso wenig gut.


    Vielleicht bin ich da ein wenig zu pingelig, aber wenn die Zugehörigkeit der Hauptperson zu dieser Gemeinschaft schon eine so wichtige Rolle spielt, dann muss zumindest dieser Zusammenhang richtig dargestellt werden. Eine Vermischung von verschiedenen reformatorischen Bewegungen wäre in meinen Augen dann in Ordnung, wenn der Autor an irgend einer Stelle, im Vorwort oder den historischen Nachbemerkungen, darauf eingegangen wäre und auch Gründe für die Vereinfachung angegeben hätte. So hat entweder der Autor oder der Übersetzer gepfuscht.

    So langsam nimmt die Geschichte fahrt auf.
    Dass Lud hier den Gegner, der ihn wegen der Narben so verhöhnt, ebenfalls verstümmelt, hat mir gefallen. Zwar muss er nun Rache fürchten, aber vielleicht hat er ja auch seine Lektion gelernt und ist froh, überhaupt noch zu leben, denn dass er es tut, hat er ja Lud zu verdanken, keinesfalls seinen Vorgesetzten, die ihn ja erst zu dem Kampf gedrängt (befohlen?) haben.
    Kristina zeigt hier deutlich, dass sie Sympathien für Lud hegt, dass sie es nicht mit ansehen kann, wie er verwundet wird, und trotzdem dabei sein muss. Dass sie hier wieder ins Spiel kommt, um seine Wunden zu pflegen, wundert mich ein wenig, denn so sollte es doch erst recht auffallen, dass da irgendjemand auf dem Wagen ist, der heilkundig ist. Das weckt doch die Neugier... Aber davon bekommen wir nichts mit, denn der Rest des Weges wird quasi übersprungen.
    Dass die Soldaten nun gezwungen werden, Ausbesserungsarbeiten zu leisten, ist schon ein dickes Stück, ohne Lohn, obwohl sie doch nur nach Hause wollen. Aber so ist es eben, die Obrigkeit hat das Sagen.
    Dass der Stich mit der Nadel einer Impfung entspricht wird aus dem Zusammenhang schnell klar, erst das Gerede über Pocken, dann die Frage nach einer Schwangerschaft, dann der Stich... Nur kommt mir das doch ein wenig früh vor, ich würde mich wundern, wenn es schon Wissen über solche Behandlungen gegeben hätte. Aber über solche Kleinigkeiten kann ich hinwegsehen, das ist eben die Freiheit des Autors.
    Berthold scheint hin- und hergerissen zu sein, einerseits verurteilt er den Prunk, andererseits scheint er sich noch immer dazu hingezogen zu fühlen. Und wieder zeigt sich, dass Kristina sich in ihrer Situation als Bertholds Frau nicht wohl fühlt, weil sie immer weniger weiß, was sie von ihm halten soll. Er wird irgendwie auch immer unsympathischer.

    Tut mir Leid, dass ich so weit hinterher hänge, aber ich bin noch dran.
    Leider macht mir der Gestank des Buches sehr zu schaffen, so dass ich immer nur kurze Abschnitte lesen mag, über Himmelfahrt wollte ich den Wälzer nicht mitschleppen, und dann hatte ich heftige Migräne, mit der man einfach nicht lesen kann. Ich versuche jetzt aber, das Buch bis zum Wochenende durchzubekommen und die Rezi schnellstmöglich abzuliefern.


    Ich kenn mich mit dieser Geschichte der Täufer auch nicht wirklich aus, aber vielleicht ist es auch ein Fehler in der Übersetzung. Ich habe eben mal ein bisschen im Netz dazu nachgelesen und so wie ich das sehe, sind die eigentlich Täufer und die böhmischen Brüder so ziemlich zur gleichen Zeit entstanden und haben versucht ihre Lehren zu verbreiten.


    Das wäre, als würde man sagen, dass Anglikaner und Lutheraner etwa zur selben Zeit entstanden sind...
    Außerdem stimmt das nicht, denn Täufer sind erst aus den Lehren Zwinglis in der Schweiz entstanden, ein paar Jahre nach der Romanhandlung. Um die kann es sich hier deshalb eigentlich überhaupt nicht handeln. Die Böhmischen Brüder dagegen gab es da schon ein paar Jahre länger, ihr Glaube basiert auf den Lehren von Jan Hus, der gut hundert Jahre zuvor hingerichtet wurde.


    Auch wenn ich hier pingelig erscheine, solche grundlegenden Dinge sollten schon vernünftig recherchiert sein.

    Im letzten Abschnitt hatte ich ja schon erwähnt, dass es mir nicht allzu schwer fällt, das Buch auch für ein paar Tage aus der Hand zu legen. Dass ich es allerdings so lange nicht wieder anfassen würde war so nicht geplant. Aber empfindet ihr es auch so, dass das Buch richtig unangenehm und dazu noch intensiv riecht? Ich habe es ein wenig auslüften lassen, viel hat es aber nicht geholfen.


    Auch in diesem Abschnitt passiert nicht allzu viel.
    Das Eintreffen auf dem Schlachtfeld wird noch einmal aus Kristinas Sicht wiederholt. Zwar werden dadurch ein paar Fragen beantwortet, beispielsweise wie Kristina und ihre Gruppe dazu gekommen ist, plötzlich als Sanitäter tätig zu werden, doch waren es für mich einfach zu wenige offene Punkte, um diese Wiederholung wirklich nötig erscheinen zu lassen.
    Dietrich bezeichnet diese Ketzer als Täufer, aber warum eigentlich? Um die Gruppierung, die aus Zwinglis Lehre hervorgegangen ist, handelt es sich schließlich nicht, sondern um die "böhmischen Brüder" (Unitas fratrum), die ich auch erst nachschlagen musste. Woher kommt also hier die Bezeichnung Täufer? Ist das eine falsche Übersetzung oder hat es hier der Autor mit historischen und religiösen Details nicht ganz so genau genommen? Schade, dass die historischen Anmerkungen so kurz sind und da nicht drauf eingegangen wird...


    Von den ketzern selbst sieht und hört man in diesem Abschnitt nicht allzu viel, sie bleiben im Wagen und kümmern sich um die Verletzten. Allerdings scheint Lud von Kristina fasziniert zu sein, da kommt bestimmt noch was.


    Drei der Jungen sind also im Kampf gestorben. So etwas war ja zu erwarten, dass es nur drei sind ist eigentlich schon richtiges Glück. Dazu kommen noch zwei Verletzte und zwei, die zwischenzeitlich desertiert waren, so dass die kleine Gruppe ganz schön demotiviert sein muss. Und Lud hat doch sein Bestes gegeben, um seine Jungs zu schützen. Gut, sie sind in die Vorhut gesteckt worden, weil er die Klappe nicht halten konnte, doch haben sie dadurch größere Chancen gehabt, überhaupt zu überleben. Und er hat ja nicht versprochen, alle wieder mit nach Hause zu bringen (obwohl das in diesem Abschnitt behauptet wird) sondern nur, sein Bestes zu geben. Mehr kann man einfach nicht verlangen...


    Dass durchsickert, wer sich in dem Wagen aufhält, war kaum zu vermeiden. Doch wie die Reaktion dazu ausfällt, nämlich dass es jetzt zu einem Zweikampf kommt, wundert mich doch. Kann denn wirklich jeder in diesem Zug machen, was er will? Lud untersteht nun einmal den befehlen Dietrichs, selbst wenn es gewollt hätte, den Türken und die Täufer herauszugeben, hätte er es nicht tun dürfen. Warum dann also die Herausforderung? Steht der Führer des Zuges über Dietrich?


    Was ich von Konrad halten soll weiß ich noch nicht. Einerseits ist er ziemlich geschickt, was Worte angeht, sein Gespür für politische Handlungen scheint sehr ausgeprägt zu sein, so dass er in der Lage ist, Stimmungen zu analysieren und zu seinem Gunsten zu nutzen, andererseits ist er mir schon nach ein paar Seiten unsympathisch geworden. Dass Lud hier nicht aus Spaß in den Ring steigt, sondern weil er seinen Befehl ausgeführt hat, scheint dabei völlig egal zu sein...


    Man merkt schon, ich bin immer noch nicht richtig mit dem Roman warm geworden, zu viele Fragen sind bisher offen, zu viele kleine (scheinbare?) Widersprüche sammeln sich so nach und nach an. Ich hoffe doch, dass sich das auf den nächsten ca. 350 Seiten noch ändert. Auch darf gerne etwas mehr passieren, bisher plätschert die Erzählung trotz der Kriegsszenen nur so vor sich hin. Aber zumindest der Kampf verheißt etwas mehr Spannung, auch wenn eigentlich schon jetzt klar ist, dass Lud nicht sterben wird...

    Im Prinzip muss ich kaum noch etwas zu diesem Abschnitt schreiben, denn ich teile eure Meinung.
    Der Roman ist bisher nicht schlecht, aber so wirklich überzeugt mich der Inhalt noch nicht. Ich könnte das Buch jederzeit weglegen und habe gar nicht den Drang dazu, direkt weiterlesen zu müssen.


    Kristinas Profil wird inzwischen ein wenig genauer. Was sie jedoch zu Berthold hinzieht, ist mir doch sehr schleierhaft. So groß scheint seine Liebe zu ihr ja doch nicht zu sein, wenn er kein Problem darin sieht, die Ehe nicht zu vollziehen und noch nicht einmal Zärtlichkeiten auszutauschen. Und während er zuvor als gütiger Lehrer beschrieben wird, wird aus ihm plötzlich ein Trotzkopf, der seine Fehler selbst dann nicht zugeben mag, als diese zu einer Gefahr für seine Gruppe werden.
    Den gütigen Lehrer kann ich mir kaum vorstellen, weil ich ihn so nicht kennen gelernt habe, er wurde nur als solcher beschrieben. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn der Roman früher angesetzt hätte, wenn man Kristina und Berthold schon vor dem Auszug kennen gelernt hätte, dann wäre der Wandel offensichtlicher gewesen, die Figuren wären nicht ganz so platt.
    Auch mit den anderen aus der Gruppe kann ich wenig anfangen. Es gibt zwar ein paar Beichten, trotzdem sind es für mich nur Namen, keine Personen.


    Ähnlich geht es mir mit Luds Jungs, die wurden zwar alle kurz vorgestellt, das sind die Söhne der Hebamme, der der Sohn von demjenigen etc., der ist der Clown, der der Einzelgänger. Ein Profil haben sie trotzdem nicht, auch hier hätte ein früherer Einstieg möglicherweise dafür gesorgt, dass man die Jungs besser kennen lernt und mit ihnen fühlen kann, wenn sie verletzt werden oder fallen.


    Die Szene in der Moschee fand ich auch sehr merkwürdig. Ich gehe auch davon aus, dass der Profos Lud einfach eins auswischen wollte, denn nötig wäre die Arbeit kaum gewesen.


    Und die Kirchenmänner werden weiterhin als Menschen dargestellt, die ihre Arbeit nur des Geldes wegen machen, nicht aber aus Gründen der Menschlichkeit, was man an der Szene vor der Schlacht erkennt. Ob wir wohl noch auf einen gütigen, selbstlosen Kirchenangehörigen treffen werden, der weder abtrünnig ist (wie Berthold und die Nonne Hanna) noch seine Barmherzigkeit verleugnet (wie die Mönche, von denen Berthold berichtet)? Irgendwie bezweifle ich das doch ein wenig...


    Nun sind sich also Lud und Kristina begegnet, die Geschichte kann so richtig losgehen. Jetzt bin ich doch neugierig, wie es weitergeht.


    Darauf hoffe ich auch mal, dass es am eher gemächlichen Start liegt!
    Ist euch schon bekannt, wie viele Bände es werden sollen?


    Ich hoffe doch, dass sich da noch viel tut. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dem nicht so ist, sonst wäre die Reihe nicht auch im Original so gut angekommen (mit ein Grund, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte). Soweit ich weiß, ist die Reihe im Original bereits abgeschlossen, es handelt sich um eine Trilogie.



    Gewundert habe ich mich übrigens auch über den nicht übertragenen Begriff "Sergeant" ...


    Sergeanten (oder Sergenten oder diverse andere Schreibweisen) sind mir schon in den verschiedensten historischen Romanen begegnet, zugegebenermaßen meist in übersetzten Büchern englischsprachiger Autoren. Deshalb ist mir dieser Begriff nicht so fremd vorgekommen. Er beschreibt nichtadelige Kriegsknechte oder Berufssoldaten oder auch adelige junge Männer während der Ausbildung vor der Schwertleite.

    Gerade habe auch ich diesen Abschnitt beendet.


    Zur Gestaltung: Ich mag solche schlichten Cover, auf jeden Fall wesentlich lieber als die mit Fotos von Frauen in historischen Kostümen. Auch die Farbe, dieser Beigeton, wird gerne für historische Romane verwendet, was mir persönlich recht gut gefällt. Die Karten in inneren Einband finde ich auch recht hilfreich, um den Überblick zu behalten, denn schon jetzt auf den ersten 90 Seiten sind so einige Regionen und Städtenamen genannt worden. Ein Personenregister ist ebenfalls vorhanden. Noch habe ich nicht über alle Namen gelesen, allerdings sind mir bisher keine Markierungen für historische Personen aufgefallen, was ich schade finde.


    Inhaltlich ist noch nicht allzu viel passiert. Kristina wurde vorgestellt, indem man mitten in die Geschichte hineingeworfen wird. Obwohl man sie nicht kennt, erfährt man, dass sie sich verlobt, dass sie eine schwierige Entscheidung treffen muss, doch auch wenn man einen kleinen Einblick in ihre Vergangenheit erhascht, so ist sie mir doch noch so fremd, dass ich noch nicht richtig mit ihr fühlen kann.
    Lud dagegen meine ich besser zu kennen. Er ist der unfreie Mann, der nie gelernt hat, seinen Zorn zu zügeln und der deshalb sich und andere in Schwierigkeiten bringt, doch dadurch, dass er im Recht ist und dazu noch durch eine Krankheit entstellt ist, wirkt er direkt als Sympathieträger. Auch über seine Vergangenheit wissen wir wenig, doch macht sie auch ihn zu einem Menschen ohne echte Heimat.


    Der Begriff Villani für Unfreie, Leibeigene war mir bisher nicht bekannt, auch eine kurze Internetrecherche hat mich nur darin bestätigt, dass das Wort aus dem Lateinischen kommt und als Villain eher im englischen Sprachraum genutzt wird. Und so kommt es mir hier wie ein Fremdkörper vor, als ob der Übersetzer nicht wusste, wie man das Wort am besten übertragen soll.
    Was mir bisher nicht so ganz gefällt ist die Schwarz-Weiß-Malerei der Charaktere. Noch haben wir nicht viele kennen gelernt, aber der Profos von Blauer ist ein typischer Böser, ein Adeliger, der die Leibeigenen erniedrigt, weil er es kann. Dem gegenüber steht Dietrich Geyer, der, obwohl er weit über den Leibeigenen steht, diese als Menschen behandelt und in ihnen nicht nur Kanonenfutter sieht.
    Die Kirche wird hier nicht gerade positiv dargestellt, bei einem Roman zu diesem Thema wäre dies auch kaum zu erwarten. Ich hoffe nur, dass auch hier auf den nächsten Seiten noch differenziert wird und nicht alle Kirchenmänner und -frauen automatisch negativ dargestellt werden.


    Bisher bin ich noch nicht so ganz überzeugt, da aber auch noch nicht allzu viel passiert ist, kann sich das auf jeden Fall noch ändern.