Inhalt:
Wenige Wochen nachdem Jens Brückner, der vermeintliche Entführer der 9 jährigen Ulrike, die damals in ihrem Versteck umkam aus der 10 jährigen Haft entlassen worden ist, wird einer der Zeugen aus dem damaligen Prozess ermordet aufgefunden. War es der selbe vermeintliche Täter wie damals, ein Racheakt?
Während Hauptkomissar Arne Larsen und sein Partner ermitteln und versuchen Zusammenhänge zu dem Fall aus der Vergangenheit herzustellen, scheint sich das Unglück von damals zu wiederholen. Wieder verschwindet ein Kind und wieder zieht ein Unwetter auf, dass die Hitzewelle beendet.
Cover und Gestaltung:
Das Cover passt einfach perfekt zu der Geschichte. Es ist sehr kontrastreich. Ein gelbes reifes Rapsfeld im Vordergrund und die herannahenden Gewitterwolken am Himmel fangen die Stimmung und die Atmosphäre des Buches sehr treffend ein.
Meine Meinung:
Nach einem dramatischen Prolog, in dem ein Mädchen aussichtslos in der Kanalisation eingesperrt ist während ein Unwetter aufzieht, beginnt die Handlung sich erstmal trügerisch ruhig und langsam aufzubauen. Aber von der ersten Seite an entfaltet dieses Buch eine unglaublich intensive Atmosphäre. Es ist Juli, Hochsommer, aber in diesem Buch herrscht keine sommerlich lockere Stimmung. Vielmehr verursacht die drückende Hitze die über Nordermühlen in Norddeutschland herrscht sofort ein beklemmendes düsteres Gefühl und Unbehagen. Dies ist dem unglaublich bildhaften, lebendigen und sehr ausdrucksstarken Schreibstil von Thomas Nommensen zu verdanken, der einen komplett in die Geschichte eintauchen lässt. Sei es die bedrückende Hitze, die schwirrende Luft oder die Schwüle vor dem heran nahenden Gewitter und die dadurch stetig wachsende Bedrohung, man hat das Gefühl das alles selbst zu spüren.
Der Spannungsbogen steigt in diesem Buch stetig an. Dies wird erreicht durch die kurzen Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden und sich immer mehr wie Puzzleteile zu dem Gesamtbild eines äußerst komplexen Falls zusammenfügen, der den Leser und die Ermittler zurück in die Vergangenheit führt. Nach und nach erfährt man immer mehr Details zu dem Verbrechen damals und wird geschickt auf falsche Fährten gelockt, die bald wieder im Sande verlaufen. Ein sehr intelligent zusammen gestrickter Plot der in einem dramatischen, erschreckenden und sehr ungewöhnlichen Finale endet und einiges zu bieten hat: die Frage über Schuld und Unschuld, Täter und Opfer sind hier nicht klar definiert. Es geht um Rache und Vergeltung, Familientragödien und die Veränderungen, die eine Haftstrafe auslöst.
"Ein dunkler Sommer" ist Thomas Nommensens Debütroman und der erste Fall für den Norddeutschen Kommissar Arne Larsen. Dieser, aber auch alle anderen Figuren wurden sehr facettenreich dargestellt. Arne Larsen ist ein eher ruhiger, sensibler, feinfühliger aber auch sehr eigenwilliger Ermittler, der mir sehr sympatisch war, so dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen werde. Aber auch die Nebenrollen z.B. sein Partner Frank Kullmann hat mir sehr gut gefallen. Ebenfalls sehr anschaulich dargestellt waren die plötzlichen Gedächtnislücken des ehemaligen Kommissar Harms und die Veränderungen, die Jens Brückner durch seine Haftstrafe mitgemacht hat.
Fazit:
"Ein dunkler Sommer" ist ein sehr mitreißender Krimi, der vor allem durch seine atmosphärische Dichte und den ausdrucksstarken, bildhaften Schreibstil des Autors, aber auch durch einen sehr komplexen Plot mit einem ungewöhnlichen Finale überzeugt.
Ein absoluter Buchtipp für den Sommer.