Beiträge von Script of life

    Inhalt:


    Wenige Wochen nachdem Jens Brückner, der vermeintliche Entführer der 9 jährigen Ulrike, die damals in ihrem Versteck umkam aus der 10 jährigen Haft entlassen worden ist, wird einer der Zeugen aus dem damaligen Prozess ermordet aufgefunden. War es der selbe vermeintliche Täter wie damals, ein Racheakt?
    Während Hauptkomissar Arne Larsen und sein Partner ermitteln und versuchen Zusammenhänge zu dem Fall aus der Vergangenheit herzustellen, scheint sich das Unglück von damals zu wiederholen. Wieder verschwindet ein Kind und wieder zieht ein Unwetter auf, dass die Hitzewelle beendet.



    Cover und Gestaltung:


    Das Cover passt einfach perfekt zu der Geschichte. Es ist sehr kontrastreich. Ein gelbes reifes Rapsfeld im Vordergrund und die herannahenden Gewitterwolken am Himmel fangen die Stimmung und die Atmosphäre des Buches sehr treffend ein.



    Meine Meinung:


    Nach einem dramatischen Prolog, in dem ein Mädchen aussichtslos in der Kanalisation eingesperrt ist während ein Unwetter aufzieht, beginnt die Handlung sich erstmal trügerisch ruhig und langsam aufzubauen. Aber von der ersten Seite an entfaltet dieses Buch eine unglaublich intensive Atmosphäre. Es ist Juli, Hochsommer, aber in diesem Buch herrscht keine sommerlich lockere Stimmung. Vielmehr verursacht die drückende Hitze die über Nordermühlen in Norddeutschland herrscht sofort ein beklemmendes düsteres Gefühl und Unbehagen. Dies ist dem unglaublich bildhaften, lebendigen und sehr ausdrucksstarken Schreibstil von Thomas Nommensen zu verdanken, der einen komplett in die Geschichte eintauchen lässt. Sei es die bedrückende Hitze, die schwirrende Luft oder die Schwüle vor dem heran nahenden Gewitter und die dadurch stetig wachsende Bedrohung, man hat das Gefühl das alles selbst zu spüren.


    Der Spannungsbogen steigt in diesem Buch stetig an. Dies wird erreicht durch die kurzen Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden und sich immer mehr wie Puzzleteile zu dem Gesamtbild eines äußerst komplexen Falls zusammenfügen, der den Leser und die Ermittler zurück in die Vergangenheit führt. Nach und nach erfährt man immer mehr Details zu dem Verbrechen damals und wird geschickt auf falsche Fährten gelockt, die bald wieder im Sande verlaufen. Ein sehr intelligent zusammen gestrickter Plot der in einem dramatischen, erschreckenden und sehr ungewöhnlichen Finale endet und einiges zu bieten hat: die Frage über Schuld und Unschuld, Täter und Opfer sind hier nicht klar definiert. Es geht um Rache und Vergeltung, Familientragödien und die Veränderungen, die eine Haftstrafe auslöst.


    "Ein dunkler Sommer" ist Thomas Nommensens Debütroman und der erste Fall für den Norddeutschen Kommissar Arne Larsen. Dieser, aber auch alle anderen Figuren wurden sehr facettenreich dargestellt. Arne Larsen ist ein eher ruhiger, sensibler, feinfühliger aber auch sehr eigenwilliger Ermittler, der mir sehr sympatisch war, so dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen werde. Aber auch die Nebenrollen z.B. sein Partner Frank Kullmann hat mir sehr gut gefallen. Ebenfalls sehr anschaulich dargestellt waren die plötzlichen Gedächtnislücken des ehemaligen Kommissar Harms und die Veränderungen, die Jens Brückner durch seine Haftstrafe mitgemacht hat.



    Fazit:


    "Ein dunkler Sommer" ist ein sehr mitreißender Krimi, der vor allem durch seine atmosphärische Dichte und den ausdrucksstarken, bildhaften Schreibstil des Autors, aber auch durch einen sehr komplexen Plot mit einem ungewöhnlichen Finale überzeugt.
    Ein absoluter Buchtipp für den Sommer.


    5ratten

    Meine Meinung:


    "Legend - Berstende Sterne" ist inzwischen der dritte und letzte Teil der Legend - Trilogie.
    Diesmal fügt sich das Buch nicht nahtlos an die vorangegangenen Bände an, sondern es sind bereits 8 Monate vergangen seit Days schrecklicher Diagnose. Trotzdem kommt man sehr gut in diesen neuen Band der Trilogie hinein, da Marie Lu immer wieder in kurzen Passagen an Geschehnisse aus den ersten zwei Teilen erinnert und einem diese damit gekonnt zurück in Erinnerung ruft.


    Ich muss sagen, dass diese Trilogie schon sehr stark anfing, aber mir dann mit jedem Band noch besser gefiel und sich stetig bis zu einem atemberaubenden Finale steigerte, so wie es sein sollte. Dabei hatten alle Bände eine spannenden und mitreißende Geschichte und ich hatte bei keinem der Teile das Gefühl eines Lückenfüllers, wie es bei anderen Trilogien schon mal der Fall war. Auch die Charaktere wurden von Band zu Band ausgereifter und weiter entwickelt.


    Der Abschlussband ist einfach nur noch grandios, mit unglaublicher Handlungsdichte und voller Emotionen. Einmal sind da die Kolonien, die immer näher rücken und die Gefahr eines erneuten Krieges. Dann werden Andens Bemühungen beschrieben die Republick in einen besseren Staat zu verwandeln. Im 2. Teil wurde die Situation im Rest der Welt ja schon einmal kurz angerissen. Hier unternimmt man dann sogar einen kleinen Ausflug mit Anden und June in die Antarktis, welche in dieser Zukunftsvision ein hochmodernes, faszinierendes, militärisch starkes Land, aber auch einen absoluten Überwachungsstaat darstellen. Dieser kurze Ausflug dahin war sehr interessant.
    Über all dem schwebt noch Days schreckliche Diagnose. Seine Anfälle werden immer häufiger und stärker und man muss zusehen, wie er jeden Tag schwächer wird.
    Und natürlich die Liebe zwischen Day und June. Sie nimmt in diesem Band, genauso wie in der gesamten Trilogie nur einen kleinen Platz ein, was vor diesem Hintergrund des sich ankündigenten neuen Krieges nur verständlich ist und wordurch das ganze realistisch wirkt. Es gibt nur wenige intime Szenen der beiden und trotzdem ist ihr große Liebe durchweg spürbar. Die Beziehung von June und Day war von Anfang an sehr kompliziert und verzwickt, geprägt durch Gegensätze, Leid, Traurigkeit, Verzweiflung und Schuldgefühlen. Und trotzdem ist da diese Anziehung und tiefe Verbundenheit der beiden, ein Widerstreit der einfach wunderschön und einzigartig von Marie Lu dargestellt wurde. Sehr gut und realistisch fand ich dabei, dass die ganzen Ereignisse aus den anderen Bänden immer noch ihre Spuren bei beiden hinterlassen haben und nicht einfach komplett verschwunden waren, so dass ihnen nichts mehr im Weg gestanden hätte.


    Die Geschichte wird wie schon in den voran gegangenen Bänden abwechselnd von Day und June im Präsens erzählt, wodurch man wieder sehr schön an den Gefühlen von beiden teilhaben kann und sich in mitten der Geschichte fühlt.
    June ist merklich gereift. Sie sieht sich dem Neid und der Missgunst der anderen Princeps Anwärter und der Senatsmitglieder gegenüber und man merkt, dass sie sich in der Politik nicht sonderlich wohl fühlt. Sie ist wieder hin und her gerissen zwischen Day und ihrer Loyalität zur Republick und versucht verzweifelt zwischen Day und Anden zu vermitteln.
    Anden nimmt eine größere Rolle als im 2. Teil ein und gewinnt mehr an Tiefe. Er zeigt sich sehr verantwortungsbewußt und will die Republick nach und nach ändern.
    Day ist merklich angeschlagen in diesem Buch. Bei ihm dreht sich in diesem Band alles bis zur Selbstaufopferung um den Schutz seines kleinen Bruders Eden.
    Dieser taucht in diesem Band zum ersten Mal häufiger auf, ist erwachsener geworden und möchte unbedingt seine eigenen Enscheidungen treffen.


    Ich habe diesen 3. Band in den letzten Wochen sehnsüchtig erwartet und war sehr gespannt, wie Marie Lu diese Trilogie zum Abschluss bringen würde. Ich war vorsichtig skeptisch vor dem Lesen, da ich mir selbst nicht hätte vorstellen können, wie ein befriedigendes, aber zugleich logisches und rundes Ende dafür hätte aussehen sollen. Aber Marie Lu ist genau dies gelungen. Sie hat ein perfektes Ende gefunden, wie es anders gar nicht hätte sein dürfen und ihr ist es gelungen den Kreis damit zu schließen und die Geschichte abgerundet, zufriedenstellend und vor allem glaubhaft zu Ende zu bringen. Das Ende für Day und June nach dem großen Showdown ist sehr emotional, berührend und lässt einen zufrieden, aber auch mit einem Hauch Melancholie zurück, da die Reihe nun zu Ende ist und man sich von den tollen lieb gewonnenen Charakteren verabschieden muss.



    Fazit:


    "Legend - Berstende Sterne" ist ein grandioser Abschluss einer Trilogie, die schon auf sehr hohem Niveau began und sich mit jedem Band noch zu steigern wußte. Marie Lu ist ein fulminantes, handlungsdichtes Finale ihrer Trilogie gelungen, das voller Emotionen steckt und die Geschichte überaus stimmig enden lässt.
    Wer Dystopien liebt sollte diese unbedingt lesen. Für mich ist es eine der Besten, die ich je gelesen habe.


    5ratten


    Meine Meinung:


    Ich habe von Colleen Hoover bereits "Weil ich Layken" und "Weil ich Will" liebe gelesen. Ich fand diese beiden Bücher nett, aber von der Geschichte her doch recht vorhersehbar. Allerdings hatte mich Colleen Hoover damals mit ihrem so gefühlvollen und einfühlsamen Schreibstil komplett überzeugt, so dass ich nun auch unbedingt den Nachfolger lesen musste.


    Und ich muss sagen, dass mir "Hope forever" noch soooo viel besser gefallen hat. Denn hier hat mich Colleen Hoover nicht nur mit ihrem Können überzeugt sämtliche Emotionen so detailgetreu und anschaulich zu beschreiben, sondern auch die Geschichte allein ist schon der Wahnsinn.
    Das Ganze beginnt, wie eine sehr schön geschriebene Liebesgeschichte. Aber bereits der Prolog deutet an, dass dies nicht so bleiben wird. Auch das anfangs merkwürdige Verhalten des männlichen Protagonisten Dean Holder und die immer wieder eingestreuten kurzen Kapitel aus der Vergangenheit deuten dem Leser an, dass da noch viel mehr im Dunkeln liegt.
    Der Spannungsbogen hält sich unglaublich lang in diesem Buch. Zwar hatte ich schon ein paar richtige Vermutungen, was hinter allem stecken könnte, aber auf das wahre Ausmaß des Dramas, in das dieses Buch mündet wäre ich nicht gekommen, obwohl am Ende alles so stimmig zusammen passt. Damit bewegt sich dieses Buch weit davon weg eine normale kitschige New Adult Liebesromanze zu sein, wie es auf den ersten Blick wirkt und auch in der ersten Hälfte beginnt. Von dem Moment an, an dem das Buch eine erste dramatische Wendung nimmt beginnt ein Strudel aus immer schrecklicheren Enthüllungen mit denen man nie gerechnet hätte.
    Es ist eine romantische, spannende, ergreifende und vor allem sehr intensive Geschichte, die einen mitreißt und schockiert zugleich. Sie ist aber auch viel tiefgründiger als die ersten Bücher von Colleen Hoover und läuft letzten Endes auch auf die schwierige Definition von richtigen oder falschen Handeln hinaus.


    Die Charaktere sind wunderschön heraus gearbeitet, sehr lebendig und realitätsnah. Mir haben beide Protagonisten unglaublich gut gefallen.
    Sky, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, ist eine wahnsinnig starke und selbst bewusste Protagonistin, die ich gleich in mein Herz geschlossen habe. Dean Holder ist sehr interessant beschrieben. Zunächst wirkt er sehr geheimnisvoll, mysteriös, zum Teil jähzornig, ist gleichzeitig aber auch liebevoll und sensibel.
    Auch die Nebencharaktere mochte ich sehr gern und fand es schade, dass diese nur so eine geringe Rolle in der Geschichte eingenommen haben.


    Der einzigartige Schreibstil von Colleen Hoover macht dieses Buch dann wirklich perfekt. Sie schreibt unglaublich einfühlsam, mitreißend und gefühlvoll, so dass man komplett in der Geschichte versinkt und ein Teil von ihr wird. Man leidet mit und ist zu tiefst berührt von dem Geschehen.
    Das Buch ist jugendgerecht geschrieben und trotzdem schafft es Colleen Hoover die intimen Szenen zwischen Sky und Holder so anschaulich und sinnlich zu beschreiben ohne plump zu wirken.
    Außerdem vereint sie wieder sämtliche Emotionen in einer Geschichte. Es gab viele wunderschöne romantische Stellen, teilweise lustige Passagen, aber vor allem auch viele tragische und tief traurige Momente.



    Fazit:


    "Hope forever" ist eine wahnsinnig emotionale Geschichte mit viel Tiefgang und Tragik, die wirklich richtig unter die Haut geht. Dies gepaart mit Colleen Hoovers einzigartigem Schreibstil macht es zu einem absoluten Schatz unter den Jugendbüchern.
    Wer Will & Layken schon liebte, den werden Sky und Dean komplett umhauen. Und selbst den wenigen, die die Vorgängerbücher von Colleen Hoover nicht so mochten sei gesagt: diese Geschichte ist tiefgründiger, emotionaler, spannender und dramatischer als Layken und Will es für mich je waren.


    5ratten

    Inhalt:


    Obwohl sie ihre Zukunft voraus gesehen hat, war Addie im ersten Band gezwungen einen Lebensweg einzuschlagen, bei dem sie von ihrem Freund benutzt und ihrer besten Freundin betrogen wird, um ihre Lieben zu schützen. Auf diese Enttäuschung hin macht sie erst einmal Urlaub bei ihrem Vater in der Normwelt. Doch dort kommt ihr alles seltsam vertraut vor, besonders Trevor, der rätselhafte Unbekannte, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Wird ihr ihre beste Freudin Laila, die einst ihre Erinnerungen an ihn gelöscht hat helfen können diese auch wieder herzustellen?



    Cover und Gestaltung:


    Der Grund,warum ich den zweiten Teil auf englisch gelesen habe ist, dass ich die Cover und Titel im Original einfach viel schöner und passender finde. Diese Mal ist das abgebildete Mädchen wohl Laila, die in diesem Buch ihre eigene Geschichte bekommt und sich entscheiden muss. Daher ist auch die doppelte Abbildung hier wieder sehr passend.



    Die deutschen Ausgaben kommen doch, besonders was auch die Titelwahl betrifft recht kitschig rüber. Liebe spielt zwar eine große Rolle, aber es ist bei weitem nicht dass, was die Bücher für mich ausgemacht hat.



    Meine Meinung:



    "She can erase memories. But she can't forget the past."



    "Split second" ist der zweite Band der Pivot Point Dilogie von Kasie West.
    Wie sehr habe ich mich nach dem Ende von "Pivot Point" (dt. Titel "Vergiß mein nicht"), welches mich im März so überrascht hat auf die Fortsetzung gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht.


    In Pivot Point geht es vor allem um Addie und ihre Fähigkeit der Divergenz. Dh. wenn sie vor eine Entscheidung gestellt wird, kann sie beide Entscheidungsmöglichkeiten durchleben, bevor sie eine davon wählt. Nach der Scheidung ihrer Eltern setzte sie diese Fähigkeit ein und es wurde am Ende klar, welchen Weg sie gehen muss, um schlimmere Ereignisse zu vermeiden. Aber es hat ihr das Herz gebrochen alles aus dem anderen potentiellen Lebensweg hinter sich zu lassen und sie lies schweren Herzens alle Erinnerungen daran von ihrer besten Freundin Laila löschen.


    Split second schließt nun nahtlos an den Vorgängerband an. Nach den schrecklichen Ereignissen, die sie die letzten Monate durchlebt hat macht Addie Ferien bei ihrem Vater in der Normwelt und bekommt eine zweite Chance, auf den Lebensweg gegen den sie sich zuvor entschieden hatte. Aber sie kann sich nicht daran erinnern den Lebensweg, den sie in der Normwelt gehabt hätte schon einmal durchlaufen zu sein, da Laila am Ende des ersten Bandes ihr komplettes Gedächtnis gelöscht hat. Auch die Charaktere der Normwelt können sich natürlich nicht an Addie erinnern, da diese Ereignisse nur in Addies Visionen, nicht aber in der Realität stattgefunden haben.
    Trotzdem fühlt Addie vom ersten Moment an irgendeine Verbindung zu Trevor. Dies und wie sich die beiden von neuem kennen lernen fand ich total schön dargestellt fand. Und überhaupt Addie und Trevor, sie sind so süß zusammen wie im ersten Band und harmonieren wieder perfekt miteinander.
    Interessant fand ich außerdem, wie Addie die Norm Welt zum zweiten Mal und diesmal real erkundet und die Art wie Kasie West das geschrieben hat ist einfach faszinierend, denn einige Dinge bleiben gleich denen ihrer Vision, aber viele Sachen entwickeln sich auf eine komplett andere Art und Weise, da dies nun ein paar Wochen später und unter komplett anderen Umständen stattfindet als in Pivot Point. Es war verblüffend zu sehen, wie alles ganz anders ablaufen kann und sich Beziehungen (z.B.: die zu Trevors Ex Freundin Stefanie) ganz anders darstellen, wenn sie unter anderen Voraussetzungen entstehen.


    Aber das Buch enthält, wie der Vorgänger auch wieder einen zweiten Handlungsstrang, der innerhalb des Sektors spielt. Diesmal dreht dieser sich nicht wie im ersten Teil auch um Addie und einen potentiell anderen Lebensweg, sondern wird von Laila übernommen. Während sie im ersten Band nur eine Nebenfigur darstellte, lernen wir sie hier richtig kennen und sie war mir noch sympatischer als im ersten Teil: schlau, frech, draufgängerisch und in vielen Dingen das komplette Gegenteil von Addie. Sie versucht ihr Talent zu erweitern, um nicht nur Erinnerungen löschen, sondern sie auch wieder herstellen zu können. Dies wiederum könnte Addie gerade sehr von Nutzen sein, die spürt, dass da mehr zwischen Trevor und ihr war und sich nichts mehr wünscht, als sich wieder an ihre Vision erinnern zu können.
    Aber Laila bekommt in diesem Strang auch ihre ganz eigene Geschichte mit Connor und man erfährt vieles über ihre familiären Hintergründe.


    Insgesamt ist das Buch wieder sehr vielseitig. Es handelt natürlich von Liebe, aber diese steht wie schon im ersten Teil eigentlich nicht im Vordergrund. Es geht auch viel um die Freundschaft der beiden Mädchen. Außerdem wird die paranormalen Welt, der Sektor, in dem Addie und Laila leben wieder thematisiert und diesmal auch die Machenschaften der Regierenden und Geheimnisse, die Addies Eltern vor ihr verbergeb. Ebenso handelt es von den ungewöhnlichen Talenten der Menschen im Sektor und davon sie richtig einzusetzen.


    Der Schreibstil von Kasie West ist wie im ersten Teil sehr beeindruckend. Ich liebe es wie sie die Handlungsstränge kombiniert und verwebt, Wendungen einfügt, wenn man denkt man weiß in welche Richtung die Geschichte gehen wird und wie sich am Ende alles perfekt zusammenfügt.


    Die Charaktere sind wie im ersten Band toll gezeichnet. Sie wirken überaus authentisch und bodenständig und man muss sie einfach gern haben. Sie lernen ihr Talent nicht zu missbrauchen. Die meisten von ihnen kennt man schon aus dem ersten Teil, aber sie haben sich auch weiter entwickelt. Ich habe es sehr genossen noch etwas mehr Zeit mit ihnen zu verbringen und muss sagen, dass ich bei dieser Serie so enttäuscht wie noch nie bin, dass sie nun endet.


    Leider habe ich das Gefühl, dass die Bücher in Deutschland nicht so bekannt sind, im Gegensatz zum englisch sprachigen Raum, wo sie unter den Bloggern ziemliche Begeisterungswellen ausgelöst haben.


    "Life can change in a split second"



    Fazit:


    "Split second" ist eine großartige Fortsetzung zu "Pivot Point" (dt. Titel "Vergiß mein nicht"). Wieder mit einer clever arrangierten Handlung und Erzählweise, all den großartigen Charakteren aus Band 1 (und auch weiteren neuen), die man wieder trifft und wirklich tollen Dialogen.
    Eine Jugendbuchreihe mit fantastischen, mystischen, dystopischen und paranormalen Elementen.
    Lest einfach Pivot Point, wenn ihr es noch nicht getan habt. Und falls ihr den ersten Band schon kennt, dann werdet ihr sowieso nicht um Split second herumkommen. Da bin ich mir ganz sicher :)


    5ratten

    Inhalt:


    Ein langer Krieg in der Vergangenheit hat nahezu die komplette Welt zerstört und verseucht. Um das Land wieder aufzubauen und zu revitalisieren will man nun die klügsten Köpfe des Landes haben. Dabei sollen jedoch die Fehler der Vergangenheit vermieden werden und somit schickt man die besten Absolventen einer Region zunächst in den Prozess der Auslese, in dem überprüft wird, ob sie auch wirklich für ein Führungsamt geeignet sind, bevor eine Wahl über die Zulassung zur Universität getroffen wird.
    Malencia Vale, kurz Cia, arbeitet ihr Leben lang darauf hin für die Auslese ausgewählt zu werden, um an der Universität studieren zu können und dem Land beim Wiederaufbau zu helfen. Ihre Freude ist dementsprechend groß, als sie tatsächlich ausgewählt wird. Doch dann berichtet ihr Vater ihr von seinen schrecklichen Träumen von seiner eigenen Auslese. Doch Cia hat keine Wahl: wird man ausgewählt, muss man sich der Auslese stellen und nur 20 von 108 Kandidaten können diese bestehen.



    Meine Meinung:


    Das Buch beginnt eher gemächlich und ganz harmlos am Tag von Cias Abschlussfeier von der Schule in Five Lakes. Dies ist kleinste Kolonie, die weit ab vom Zentrum des Vereinigten Commonwealth liegt, dass nach den 7 Stadien eines verherrenden Krieges gegründet wurde. Relativ ausführlich wird Cias Heimatkolonie, die Aufgaben ihrer Familie und der Abschied von dieser beschrieben, als Cia für die Auslese ausgewählt wurde und bereits am nächsten Tag nach Tosu Stadt aufbrechen soll. Mit ihr reisen 3 weitere Auserwählte aus ihrer Schule: Thomas, der als sehr schlau, aber dennoch liebenswürdig und hilfsbereit eingeführt wird. Malachi hingegen wirkt eher unscheinbar, ebenso wie die künstlerisch begabte Zalandri. Cias Freude über ihre Auswahl wird getrübt durch die besorgniserregenden Träume, die ihr Vater an seine eigene Auslese hat und sie beginnt wachsam zu werden.


    Mit dem Eintreffen der 4 Schüler in Tosu Stadt nimmt die Geschichte sehr viel mehr an Fahrt auf. Die Schüler müssen sich einer Reihe von theoretischen, psychologischen und praktischen Tests stellen, die schon bald ihr erstes Opfer fordern. Die Strafen für Misserfolge nehmen daraufhin bald eine für ein Jugendbuch unerwartet brutale Form an und der psychologische Druck auf den Charakteren wird immer stärker.


    Ab diesem Punkt ist die Spannung und der Sog, den das Buch erzeugt kaum zu überbieten. Alles mündet in einen puren Überlebenskampf und die Hauptfrage des Buches: "Wem kann ich noch vertrauen?" Dabei wird man förmlich so in das Buch hineingezogen, dass man beginnt mit Cia zusammen zu analysieren, zu bewerten, vorausschauend zu denken und zu hinterfragen. Und man wird überrascht werden von manch einem Vertrauensbruch.


    Die Grundidee für die Welt in diesem Buch ist sehr interessant. Durch unablässige Machtkämpfe und falsche Entscheidungen der Führenden in der Vergangenheit wurde die Welt nahezu komplett zerstört und vergiftet. Die Auslese wurde eingeführt, um diese Fehler in der Zukunft zu vermeiden und genau zu testen, wer für eine Führungsposition geeignet ist. Doch welche Fähigkeiten man denn dazu mitbringen sollte, regt auch den Leser während der Geschichte zum Nachdenken an.
    Etwas mehr Hintergrund hätte ich mir noch über die Stadien des Krieges und besonders auch über die wahre Motivation der Verantwortlichen der Auslese gewünscht. Aber da dies nur der Auftakt zu einer Trilogie ist, kann da in den Folgebänden noch einiges an Erklärungen kommen.
    Da es das größte Ziel ist, das Land wieder zu revitalisieren und fruchtbar zu machen und da Cias Vater Gentechniker ist, ist dieses Buch auch etwas wissenschaftlich angehaucht. Die vielen naturwissenschaftlichen Fakten die man so nebenbei beim Lesen mitbekommt haben mir sehr gut gefallen.


    Das Buch ist in einer sehr flüssigen Jugendbuch gerechten Sprache geschrieben und wird aus der Ich-Perspektive von Cia im Präsens erzählt. So bekommt man sehr gut Cias Gefühle mit, als die Welt, an die sie geglaubt hat völlig auf den Kopf gestellt wird.
    Cia ist ein sehr intelligentes, mutiges, technisch versiertes Mädchen mit einer gehörigen Portion Intuition und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Somit haben wir hier eine starke Persönlichkeit als Protagonistin, die mir mit ihrer Sichtweise über das Leben miteinander und ihrer Wertschätzung aller Ressourcen sofort sympatisch war.
    Im Gegensatz zu ihrem Freund Thomas, der für mich eher zwielichtig und besitzergreifend rüberkam, als fürsorglich.
    Der Minuspunkt an der Geschichte war für mich die aufkeimende Beziehung zwischen Cia und Thomas. Sie ist zwar nicht zu vordergründig und kitschig dargestellt, aber sie kommt einfach so total aus dem Nichts. Da leben die beiden über Jahre hinweg in der selben Kolonie und nun plötzlich kaum in Tosu-Stadt angekommen kommen sie sich plötzlich näher. Dies ist völlig unrealistisch und hätte es nicht gebraucht. Auch kam bei mir keinerlei Kribbeln bei dieser Beziehung auf, was vermutlich auch daran lag, dass mir Thomas einfach unsymphatisch war. Erst als auch Thomas beginnt einige Geheimnisse vor Cia zu verbergen, wird deren Verhältnis zu einander etwas interessanter. Aber auch hier weicht Cias Misstrauen bald wieder der großen Liebe zu Thomas, die sie ja eigentlich gerade erst für sich entdeckt hat.
    Die vielen Nebencharaktere bleiben in diesem Band recht blass. Dies hat aber wiederum den Vorteil, dass sie dadurch nicht nur für Cia, sondern auch für den Leser immer unberechenbar bleiben.


    Das Buch endet sehr spannend und mit einem fiesen Cliffhanger, so dass man sehr gespannt auf Band 2 zurück gelassen wird.



    Fazit:


    "Die Auslese" ist eine spannende, rasante, mitreißende und sehr brutale Zukunftsvision über eine Welt, in der nur die Besten zählen.
    Für Dystopie Liebhaber kann ich diese Trilogie auf jeden Fall empfehlen.


    4ratten

    Meine Meinung:


    In "Drei auf Reisen" beschreibt David Nicholls die Liebesgeschichte und das Eheleben von 2 völlig verschiedenen Charakteren.
    Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Douglas Petersen, einem rationalen, besonnenen Biochemiker, der auch sein Privatleben am liebsten methodisch angeht und alles gut durchdacht plant. So auch die "Grand Tour", eine letzte Reise, die er mit seiner Frau und seinem Sohn Albie unternehmen will, bevor dieser das Elternhaus verlässt und sein Studium der Fotografie antreten will. Seine Frau ist so ziemlich das komplette Gegenteil von ihm. Nachdem ihm seine Frau eröffnet hat, dass sie sich von ihm trennen will sobald ihr gemeinsamer Sohn ausgezogen ist, steht diese jedoch unter keinem guten Stern mehr. Und dennoch sieht Douglas darin die letzte Chance seine Ehe zu retten, das Verhältnis zu seinem Sohn zu verbessern und so als Familie wieder zusammen zu finden.
    Die Reise startet mehr oder weniger erfolgreich. Hier muss ich sagen, dass ich es jedoch, vor allem von Connies Seite aus, etwas unlogisch und seltsam finde, mit so einem Entschluss im Hinterkopf nicht nur eine Reise quer durch Europa anzutreten, sondern sich auf dieser auch noch wie ein Paar zu verhalten. Doch schon bald beginnt der perfektionistisch durchdachte Reiseplan aus dem Ruder zu laufen und das Ganze droht in Desaster zu enden.


    Die Reise durch Europa hat mir sehr gut gefallen. Der Flair der Städte kommt gut rüber beim Lesen und ich habe mich an viele meiner eigenen Reisen in diese Städte zurück erinnert. Allerdings sollte man wissen, dass dieser Roman hier das Hauptaugenmerk vor allem auf Kunst- und Kulturstätten legt und man mit den Protagonisten viele der bekanntesten Museen besucht und auch viel über die Werke von berühmten Künstlern erfährt.



    Neben den Reisebeschreibungen und aktuellen Katastrophen erinnert sich Douglas immer wieder zurück an die Vergangenheit mit Connie - das Kennenlernen, das Zusammenziehen, die Hochzeit und alle wichtigen Stationen sowie Rückschläge ihrer Ehe. Dabei wird deutlich was für 2 unterschiedliche Extreme Connie und Douglas eigentlich sind. Douglas der nüchterne, organisierte Verstandsmensch und die eher chaotische und extrovertierte Künstlerin Connie. Aber auch wie es zu dem schwierigen Verhältnis von Douglas zu seinem Sohn Albie kam, wird in den Rückblenden beleuchtet.


    Der Schreibstil ist sehr locker und leicht, so dass die Seiten nur so dahin fliegen, auch wenn es sich um ein eher ruhiges Buch mit nicht allzu hohem Erzähltempo handelt. Die Geschichte hat eine gewisse melancholische und sentimentale Grundstimmung, die aber immer wieder durch den wunderbaren trockenen Humor und die ironischen Gedanken und Sprüche aufgelockert wird.



    Fazit:


    David Nicholls neuer Roman beschreibt eine eher ruhige Reise durch Europa und gleichzeitig die Stationen einer Ehe. Melancholisch, aber mit viel Ironie und trockenem Humor zugleich.


    4ratten

    Meine Meinung:


    Das Buch orientiert sich an einem wahren Fall, dem "Wunder von Braunschweig", in dem ein anonymer Spender in Braunschweig und Umgebung seit Ende 2011 immer wieder Geldbeträge von 10 000 Euro an soziale Einrichtungen und in Not geratene Einzelpersonen spendet, über die in der "Braunschweiger Zeitung" berichtet wird. Der Spender blieb bis jetzt anonym.
    Diese Begebenheit inspirierte Daniel Glattauer zu seinem neuen Roman "Geschenkt", in dem er eine solche Spendenaffäre verarbeitet. Man fragt sich natürlich über das ganze Buch hinweg, wer dieser geheime Spender ist und warum er sich gerade, die in Gerolds Artikeln vorgestellte Projekte ausgesucht hat. Dies wurde sehr spannend und undurchschaubar inszeniert. Was mir aber auch unglaublich gut gefallen hat ist, dass das Buch auch neben dieser zentralen Frage unglaublich vielschichtig ist und viele Handlungsstränge umfasst. Neben der Spendenaffäre wird auch eine Vater-Sohn Beziehung und die Übernahme von Verantwortung thematisiert, es geht um soziales Engagement und auch eine kleine Romanze ist enthalten. Ebenso ist die deutliche Kritik an den Printmedien nicht zu übersehen.


    Mit Gerold Plassek hat Glattauer einen typischen Antihelden geschaffen. Er ist ein ziemlich heruntergekommener Typ, der sich mit seiner perspektivlosen Arbeit als Journalist bei einer durch Werbeeinnahmen finanzierten Gratiszeitung, die ihm zudem noch von seiner Exfrau beschafft wurde, abgefunden hat. Abends trifft er sich mit seinen Trinkkumpanen in seiner Stammkneipe und auch generell hat er einen zu großen Hang zum Alkohol. So plätschert sein Leben so vor sich hin. Bezeichnend für dieses ist auch der Titel der Zeitung, für die er arbeitet und die sich ganz nach Gerolds Lebensmotto "Tag für Tag" nennt.
    Dennoch hatte ich diesen Protagonisten schnell ins Herz geschlossen, denn man spürt schnell, dass er trotz allem ein liebenswerter Kerl ist, der es meidet im Rampenlicht zu stehen, dem Besitz nicht so wichtig ist und in dem doch ein Hang zur Gerechtigkeit und zu sozialen Handeln schlummert. Außerdem beeindruckte mich wie wichtig ihm sein Sohn von Anfang an war, obwohl ihm seine Existenz 14 Jahre lang verschwiegen wurde.
    Und genau diese Nachricht, nochmal zum spät berufenen Vater zu werden, gepaart mit dem Eingang der anonymen Geldspenden bringen Schwung in sein Leben und er beginnt sich langsam aus seiner Lethargie zu befreien, denn nun werden Verantwortungsgefühl und moralische Verpflichtungen von ihm erwartet.
    Die ganze Geschichte ist dabei sehr wirklichkeitsnah und glaubhaft dargestellt, da sich die Wandlung von Gerolds Leben langsam vollzieht und er da mehr oder weniger da reinschlittert und erst mit der Zeit hineinwächst. Und auch wird er trotz der Wandlung nicht zu perfekt dargestellt und es gibt immer noch einige Dinge, die er während des ganzen Buches nicht ganz ablegen kann.



    Geschrieben ist diese Geschichte einfach wundervoll. Daniel Glattauer schreibt einmal mehr unglaublich lebendig, humorvoll und ironisch und ist dabei so wortgewandt, so dass ich oft schmunzelnd oder auch mit breitem Grinsen im Gesicht da saß. Die unterhaltsamen, locker zynischen Dialoge erinnerten mich selbst schon etwas an "Gut gegen Nordwind". Dazu kommt auch die Situationskomik in diesem Buch nicht zu kurz.



    Fazit:


    "Geschenkt" ist ein überaus vielschichtiger Roman mit realem Hintergrund, der sich mit den verschiedensten Themen befasst und zusätzlich auch Sozialkritik übt. Es ist eine Geschichte mit Tiefgang, die aber sehr humorvoll, mit viel Charme und einer gehörigen Portion Zeilenwitz von Daniel Glattauer erzählt wird und darüber hinaus noch sehr spannend und undurchschaubar ist.
    Ich war vollauf begeistert und kann dieses Buch nur dringend weiter empfehlen.


    5ratten

    Meine Meinung:


    "Doch sie hörte hinter den Worten eine uralte Dunkelheit lauern, die Dunkelheit aller Märchen, die Kehrseite." (S. 45)


    Der Märchenerzähler ist ein sehr anrührendes und emotionales Buch. Es verbindet so viele Elemente miteinander. Es ist sowohl ein Thriller, als auch eine Liebesgeschichte. Es beinhaltet ein Märchen, aber vor allem ist es ein Sozialdrama. Es ist einzigartig, denn es wechselt stetig zwischen der eigentlichen Geschichte und dem Märchen das Abel seiner Schwester Micha erzählt, dass aber erstaunlich viele Parallelen zur Realität aufweist und in dem viele Hinweise versteckt sind, die man aber teilweise erst am Ende als solche entdeckt. Diese Verflechtung der Realität mit dem Märchen empfand ich als außergewöhnlich und wunderschön.
    Antonia Michaelis Schreibstil ist passend dazu wunderbar bildhaft und poetisch. Mittels diesem und durch die Witterung im Buch, einem klirrend kalten Winter in dem Schneestürme wüten und das Wasser zugefroren ist, versteht sie es eine einzigartige, faszinierende, aber zugleich auch bedrohliche Atmosphäre zu schaffen.


    Das Einzige, was mir bei dem Buch nicht ganz so gut gefallen hat war die Dastellung der Protagonistin Anna. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, macht sich zwar über vieles Gedanken und schwimmt gegen den Strom, was sie mir zu Anfang des Buches durchaus symphatisch gemacht hat. Aber dennoch ist sie reichlich naiv und verhält sich oft wie ein kleines Mädchen. Sie verzeiht Abel alles und vor allem viel zu schnell und glaubt ihn damit retten zu können. Anna war mir damit etwas zu eindimensional dargestellt.
    Dies wird aber bei Abel mehr als wieder wettgemacht. Sicher kein einfacher Charakter, aber einer der vielschichtiger nicht sein könnte. Auf den ersten Blick verschlossen, kühl, gruselig und unnahbar. Auf der anderen Seite der warmherzige, fantasievolle Mensch, der sich voller Aufopferung um seine kleine Schwester kümmert. Man weiß nie genau, woran man bei ihm ist. Seine ganze Geschichte. die Verantwortung und die ganze Bürde die im seine Vergangenheit auferlegt hat.
    Und seine süße 6 jährige bescheidene, wissbegierige und herzliche Schwester Micha muss man einfach nur gern haben.


    "Wenn man sich sein ganzes Leben kennt, kann man einander auch im Dunkeln sehen" (S. 70)


    Neben einigen sehr detaillierten brutalen Szenen, beschäftigt sich das Buch mit vielen schwierigen Themen, die schwer zu verkraften und gefährlich sind, wenn sie von 14 jährigen falsch eingeordnet werden, deshalb ist es für mich eigentlich kein typisches Jugendbuch und ich würde die Altersempfehlung daher auf 16 Jahre anheben.


    Es ist schwierig dieses Buch in Worte zu fassen und man kann nicht nicht viel mehr Schreiben ohne etwas vorwegzunehmen.
    Also nur noch soviel. Es ist eine zu tiefst bewegende herzzereißende, komplexe Geschichte, die mich gerührt und mitgenommen hat und mich nun erschüttert und aufgewühlt zurück lässt. Nach dem Zuklappen des Buches hatte ich Tränen in den Augen und das haben bei mir nur eine handvoll Bücher in meinem gesamten Bücherleben geschafft und dies sagt denke ich schon einiges über das Buch aus.



    Fazit:


    "Der Märchenerzähler" ist ein einzigartiges, anrührendes Buch, das nicht nur viele Genres vereint, sondern auch die Realität mit der Fantasie eines Märchen verknüpft. Ein Buch das sämtliche Höhen und Tiefen darstellt und in dem es kein Schwarz oder Weiß gibt. Das Märchen des Lebens. Tragisch, mitreißend und tieftraurig. Ein Buch, dass einen nicht mehr so schnell loslässt.


    5ratten

    Meine Meinung:


    Das Buch steigt etwa 6 Monate nach dem Ende von Teil 1 in die Handlung ein. Cia und Thomas sind nach bestandener Auslese nun Studenten an der Universität in Tosu-Stadt. Aber nachdem Cia die Tonbandaufnahme entdeckt hatte, die sie auf ihrem Transit Kommunikator hinterließ bevor ihre Erinnerungen gelöscht wurden, ist ihre Freude darüber es an die Universität geschafft zu haben schnell verflogen und macht der Angst und Wachsamkeit Platz. Die neuen Studenten müssen nun dort ihren ersten Test absolvieren, nach dessen Ergebnissen sie in ihre Studienfächer eingeteilt werden. Schnell stellt Cia fest, dass auch an der Universität die Selektion der Besten noch nicht beendet ist und was heißt es einen Test nicht zu bestehen und von der Universität "abgezogen" zu werden. Daraufhin beschließt sie, dass die Auslese abgeschafft werden muss und niemand mehr in diesem Wahlverfahren sterben darf.
    Dieser Einstieg in die Geschichte und die Ausgangssituation hat mir sehr gut gefallen und war sehr vielversprechend für den weiteren Handlungsverlauf.


    Leider konzentrierte sich die Autorin im Folgenden dann aber nicht wie von mir erwartet auf Cias Widerstand gegen die Auslese und die Bemühungen der Rebellen, sondern stattdessen gehen die Tests und Auswahlverfahren in einen neue Runde.
    Da nicht allzu viele Kandidaten die Auslese überlebt hatten führte man hierzu neue Charaktere, die Schüler aus Tosu-Stadt ein. Diese sind priviligiert, da ihre Eltern oft hochrangige Offizielle sind und mussten somit nicht den Prozess der Auslese durchlaufen. Ähnlich der Auslese werden die Studenten für den Einweihungstest wieder in zerstörtem Gebiet ausgesetzt und müssen in 4er Teams vier Aufgaben richtig lösen bevor sie zur Universität zurück kehren können. Diese Einweihung verläuft nicht weniger brutal und dramatisch wie die Auslese. In Konkurrenz stehen die Studenten diesmal um die begrenzte Anzahl von Praktikumsplätzen.
    Diese ganzen neuerlichen Tests, die schon wieder auf das Aussieben von Studenten hinausliefen waren für mich jedoch dann nicht mehr innovativ, sondern eher ein Abklatsch von Band 1, also sozusagen die Auslese 2.0 und brachten die Gesamthandlung auch nicht wirklich voran.
    Obwohl man im Buch mehr über das System in dem Cia lebt erfährt bleiben weiterhin auch die meisten Fragen zum Hintergrund der Auslese für Band 3 offen. Für mich handelt es sich damit um einen typischen Mittelteil einer Trilogie, der eher als Bindeglied zwischen Band 1 und 3 steht, als die Handlung großartig anzutreiben.


    Großartige Langeweile blieb aber dank dem flüssigen Schreibstil aus. Der Band ist etwas ruhiger als der tempo- und actionreiche erste Teil, dennoch schwingt immer die unterschwellige Bedrohung und Gefahr mit.


    Die Geschichte wird wie Teil 1 wieder aus der Sicht von Cia im Präsens erzählt. Die Verbindung zu der durchaus sympatischen Protagonistin war damit sofort wieder gegeben. Interessanterweise hat hier der Leser trotzdem teilweise einen kleinen Wissensvorsprung, da er im Gegensatz zu Cia die Begebenheiten aus Band 1 noch in Erinnerung hat. Cia hingegen hat keine Erinnerungen, sondern nur die Aufnahme auf ihrem Transit Kommunikator, auf den sie nicht alles sprechen konnte und bei dem sie nicht weiß, ob sie diesen schrecklichen Begebenheiten der Aufnahme überhaupt glauben kann.
    Cia hat wie bereits in Band 1 einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und versucht ihren Prinzipien treu zu bleiben und niemanden Schaden zuzufügen. Allerdings ist sie im Verlauf der Geschichte auch gezwungen sich weiterzuentwickeln und von diesen abzuweichen.
    Thomas tritt ziemlich in den Hintergrund, da er einer anderen Studienrichtung zugewiesen wurde. In den wenigen Abschnitten mit ihm wurde er mir aber nicht sonderlich symphatischer als in Band 1. Nach wie vor finde ich diese ganze Liebesgeschichte zwischen den beiden, um die es hier aber zum Glück nur nebenbei geht, unrealistisch und überflüssig. Interessanter wird es, wenn Cias Misstrauen auch gegenüber ihm geweckt wird, was jedoch jedes Mal ziemlich bald wieder ihrer großen Liebe zu ihm weicht, welche aber in meinen Augen überhaupt kein Fundament hat.


    Zusätzlich werden mit den Studenten aus Tosu-Stadt viele neue Charaktere eingeführt. Diese Nebencharakere bleiben zwar wie in Band 1 wieder sehr blass. Dadurch hat man aber auch in diesem Teil wieder den schönen Effekt, dass man ebenso wie Cia nicht weiß, wem man vertrauen kann. Mit ihr versucht man das Verhalten der einzelnen Studenten zu analysieren und mit ihr ist man auch ständig am zweifeln, ob sie denn nun nicht gerade den falschen Leuten vertraut.


    Nachdem der Mittelteil des Buches sich vor allem neuen Tests und Cias Ängsten widmet, zieht das Tempo zum Ende hin nochmal an. Obwohl man wie Cia ständig wachsam ist, hält dieses noch eine große überraschende Wendung bereit, mit der man nicht rechnet und die trotzdem sehr logisch und gut durchdacht ist. Diese Wende, die nun wirklich einen fulminanten Abschluss sehr gut vorbereitet, hat das Buch dann wieder etwas auf meiner Skala steigen lassen und lässt mich in Band 3 auf ein spannendes Finale hoffen.



    Fazit:


    "Nichts vergessen und nie vergeben" ist für mich ein typischer ruhigerer Zwischenband einer Trilogie. Er stellt über weite Strecken eher ein Bindeglied zwischen einem temporeichen Auftakt und dem zu erwartenden fulminanten Finale dar, ohne die Handlung großartig voranzutreiben. Am Ende hält das Buch jedoch eine wahnsinnig überraschende Wendung bereit, die mich wieder begeistern konnte und alles sofort in neuem Licht erscheinen lässt. Somit lässt mich das Buch voller Hoffnung auf ein packendes Finale zurück.


    3ratten

    Inhalt:


    Novembers Eltern sind kurz vor ihrem 6. Geburtstag spurlos verschwunden. Nach schweren Jahren im Heim und immer wechselnden Pflegefamilien reißt November, alias Amber als 17 jährige aus ihrer betreuten WG aus. Sie ist immer noch der Überzeugung, dass irgendetwas ihre Eltern daran gehindert hat zu ihr zurückzukommen und macht sich auf die Suche nach ihnen. Sie folgt einer kleinen Spur auf einer Streichholzschachtel, die sie immer und immer wieder auf eine neue Spur bringt. Doch immer ist Amber etwas zu spät dran.



    Cover und Gestaltung:


    Das Cover ist eines der schönsten des vergangenen Jahres und es passt perfekt zur Geschichte. Es ist sehr düster und hat nur ein paar Farbtupfer, genau wie Ambers Leben. Man sieht Amber einsam im Novembernebel einen Weg entlang gehen und im Hintergrund das leuchtende gelbe Zelt, dass sie immer sieht.



    Meine Meinung:


    Nach dem ich hoch beeindruckt von dem "Märchenerzähler" war will ich nun alle Bücher dieser Autorin lesen.
    Das Buch hat mich wieder von Anfang an sehr gefesselt. Es ist allerdings sehr rätselhaft und verwirrend, da es über weite Strecken sehr irreal wirkt und mit den Grenzen zwischen Realität und Fantasie spielt, die in diesem Buch zu verwischen scheinen.
    Das Äußere des Buches spiegelt hier die Atmosphäre 1:1 zu wieder. Wie das Cover ist auch der Inhalt sehr düster, grau, trist, trostlos, bedrückend und melancholisch. Für ein Jugendbuch ist es allerdings sehr schwere Kost und es schockiert mit vielen harten Szenen, so dass ich es wie auch den "Märchenerzähler" erst frühestens ab 16 Jahren empfehlen würde.


    Das Buch kommt ohne viele Charaktere aus, die aber dafür umso besser dargestellt sind.
    Die Protagonistin Amber ist gezeichnet von ihrer schweren Kindheit in der sie ständig herum gereicht wurde. So fällt es ihr nun auch als junge Erwachsene schwer Vertrauen zu jemanden zu fassen und sich zu öffnen. Sie kann sich nicht disziplinieren und schlägt ständig mit Worten um sich, selbst wenn ihr jemand helfen will. Sie ist wütend und hilflos, sich selbst nichts wert und hat einen gewissen Hang zum Selbstzerstörerischen. Und dennoch ist sie zugleich stark.
    Als Tarnung und um in der Welt überhaupt bestehen zu können, ist sie gezwungen sich eine neue Identität zuzulegen: Lucy. Diese ist sowohl äußerlich, als auch von ihrer Persönlichkeit her ganz anders als Amber. Sie ist hübsch, nett, flirtet gern und versteht es geschickt die Leute um den Finger zu wickeln. Sie schläft mit Männern nur um für ein paar Minuten Wärme zu empfinden und setzt alle Mittel ein, um an die gewünschten Informationen zu kommen.


    Neben Amber gibt es den etwas mysteriösen Barbesitzer, der als Tattoo den Schriftzug "Katja" trägt und in der Vergangenheit wohl ebenfalls etwas verloren hat. Er will Amber anscheinend helfen. Auch wenn diese verletzt und kratzbürstig wie sie ist ihn immerzu fort stößt scheint er sie dennoch nie aufzugeben.


    Dann gibt es noch den Jungen im gelben Zelt, der ständig ein Buch bei sich trägt, aber immer verschwunden ist, wenn Amber bei dem Zelt ankommt.



    Sprachlich ist das Buch wieder etwas ganz besonderes. Der Schreibstil ist beeindruckend poetisch und malerisch, so wie man das von Antonia Michaelis kennt. Wunderschön und passend sind die Gedichte, die es am Anfang jedes Kapitels gibt und in denen man wunderbar versinken kann. Durch das Spiel mit den Worten überspielt Antonia Michaelis die düstere Härte der Realität und baut eine trügerische Täuschung auf.



    Fazit:


    Ein Buch über die Tragik eines Mädchens, dass ihr ganzes Leben eigentlich nur auf der Suche nach Nähe und Geborgenheit ist und dem Wunsch den Riss in der Realität endlich zu schießen, aber sich dabei droht selbst zu verlieren. Ein Buch, dass nicht immer einfach zu lesen ist, aber unglaublich intensiv und viel emotionalen Tiefgang.


    5ratten

    Inhalt:


    Im Simsjön-See wird eine gefrorene Frauenleiche gefunden. Die Polizistin Anna Eiler übernimmt den Fall. Aber auch die zwei Reporterinnen Julia Almliden und Ing-Marie Andersson haben Interesse an dem Mordfall. Und jede der drei Frauen trägt ein Geheimnis mit sich herum.
    Parallel plant eine anonyme Frau den Mord an ihrem eigenen Vater, der ihre gesamte Familie über Jahre hinweg tyranissiert hat.



    Meine Meinung:


    Sehr interessant fand ich den Aufbau des Buches. Es beginnt mit einem Prolog, in dem bereits jemand kurz davor steht seinen Vater zu töten. Dieser liegt schon eingewickelt in Plastikfolie auf einer Liege fixiert.
    Danach springt das Buch um genau 78 Tage zurück und man kann in den Kapiteln, die von einer anonymen Ich-Erzählerin erzählt werden den Plan für diesen Mord mitverfolgen. Dabei holt sich die Protagonistin Anregungen aus Filmen, Krimiserien und Büchern, als sie überlegt, auf welche Weise sie den Mord begehen will, wie sie die Leiche entsorgen kann etc. Sie recherchiert im Internet, in Bibliotheken und Ausstellungen, erstellt eine Songliste, die sie ihrem Vater vorspielen will bevor sie ihn tötet und beschafft sich alle nötigen Materialien.
    Weitere Kapitel, die kursiv gedruckt sind handeln in der Vergangenheit und beschreiben verschiedene einschneidende Szenen aus der Kindheit der Protagonistin und wie sie in ständiger Angst vor den Wutausbrüchen ihres Vaters leben musste. Aber nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter, ihre Geschwister und die Stiefmütter litten unter seinen Gewalttätigkeiten. Aus Rache und um zu verhindern, dass jemand irgendwann tödlichen Schaden durch diesen Tyrannen nimmt, beschließt sie ihn zu töten.
    Im Buch wird dabei sehr gut hervor gehoben, was auch reine psychische Gewalt mit einem machen kann. Obwohl ihre Plannungen sehr kaltblütig und makaber sind kann man die Motivation dieser Frau für einen Mord nachvollziehen. Und es sind auch Kapitel eingestreut, in denen ihr durchaus Zweifel kommen, ob sie das richtige tut. Aber als Leser weiß man natürlich durch den Prolog schon an welchem Punkt man ankommen wird, was ich hier sehr gelungen fand.


    Parallel wird eine Geschichte über einen anderen Mord erzählt. Im Simsjön-See wird eine gefrorene Frauenleiche gefunden. In diesem Fall ermittelt Anna Eiler. Aber auch die Journalistinnen der regionalen Zeitung Julia Almliden und Ing-Marie Andersson haben Interesse an dem Mordfall und möchten ihn gerne lösen. Zunächst scheinen es zwei völlig verschiedene Geschichten zu sein, die nebeneinander her erzählt werden, aber als Leser ahnt man natürlich, dass diese am Ende auf irgendeine Weise verknüpft werden.


    Am besten hat mir der Erählstrang über die Vatermörderin gefallen, da ihre Gedanken und Gefühle am detailliertesten und nachvollziehbarsten ausgearbeitet sind. Aber auch der andere Mordfall ist nicht uninteressant. Julia und Ing-Marie fand ich ebenfalls ganz gut dargestellt, obwohl ihre Ermittlungen etwas unrealistisch sind, denn ich denke kaum, dass jemand in der Realität zwei Reporterinnen bei Befragungen so viele Auskünfte geben würde.
    Die Ermittlerin Anna Eiler war mir etwas farblos dargestellt und überhaupt fand ich die Ermittlungen der Polizei, die immer einen Schritt hinter den Journalistinnen hinterher hinkt und es versäumt wichtige Spuren sicherzustellen in diesem Buch sehr träge.


    Das Buch wechselt ständig die Perspektiven zwischen der Ich Erzählerin in der Gegenwart und der Vergangenheit, der Polizistin und den zwei Journalistinnen ohne dabei jedoch verwirrend zu sein. Man weiß zu jeder Zeit in welchem Erzählstrang man sich gerade befindet.
    Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was die Spannung durchweg hoch hält und ein sehr schnelles Lesen garantiert.
    Sowohl was die Identität der Vatermörderin anbelangt, als auch bei dem Fall um die gefrorene Frauenleiche sind sehr viele Wendungen enthalten und die Autorin versteht es einen geschickt an der Nase herum zu führen, so dass man von einem Verdächtigen zum Nächsten schwankt.
    Beim Ende bin ich etwas zwiegespalten, was ich aber hier nicht näher erläutern möchte, um nichts vorweg zu nehmen.



    Fazit:


    "Die Vatermörderin" ist ein toller Thriller zu einem ernsten Thema, mit einem sehr gut gewählten Aufbau, der die Spannung bis zu den letzten Seiten erhält. Die Geschichte kommt ohne viel Blut aus und ist eher psychologisch aufgebaut. Auch Ironie fließt in dieses Buch mit ein, wodurch eine gute Unterhaltung garantiert ist und erhält daher von mir insgesamt 4 Sterne.


    4ratten

    Inhalt:


    Eine Mordserie erschüttert ganz Deutschland. Scheinbar wahllos werden junge Frauen aus verschiedenen Städten auf immer bestialischere und skrupellosere Art und Weise ermordet. Nicholas Eichborn und Helen Wagner vom BKA sollen in diesem Fall ermitteln und stoßen bald auf eine sektenähnliche Gruppierung namens "New Horizon", die ein Programm zur Optimierung der geistigen Leistungsfähigkeit durch Bewusstseinserweiterung anbieten. Doch je näher die Ermittler dem Täter kommen, desto mehr geraten sie in die geheimen Machenschaften von Wissenschaft, Politik und Militär und damit selbst in Lebensgefahr.



    Meine Meinung:


    Dieses Buch folgt definitiv mal einem erfrischend anderen Aufbau, als die meisten Thriller. Es beginnt mit einem Prolog in dem eine Frau vor die Wahl gestellt wird sich entweder selbst umzubringen oder sich von "dem Wesen" in qualvoller Weise töten zu lassen. Was im ersten von insgesamt vier Teilen, wie ein typischer Psychothriller beginnt, entwickelt sich aber mehr und mehr zu einem immer rasanter werdenden Politik- und Actionthriller, der unglaublich viele Themen, angefangen von geheimen Forschungen, über politische Verstrickungen und Machenschaften der Geheimdienste bis hin zu Verschwörungstheorien behandelt. Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass dieses Buch auf einer wahren Hintergrundgeschichte basiert: einem Programm, welches es wirklich während des Kalten Krieges gegeben hat. Um dieses real existierende Programm knüpft der Autor mit der Frage "Was wäre wenn?" eine originelle und sehr gut recherchierte fiktive Thrillerhandlung.


    Aber nicht nur der Plot, sondern auch das Ermittlerduo machen diesen Thriller aus. Besonders mit dem männlichen Part, Nicholas Eichborn, konnte mich endlich mal wieder ein Ermittler so richtig überzeugen. Seine humorvolle, sarkastisch, schlagfertige Art hat es mir wirklich angetan und ich musste häufig laut auflachen beim Lesen. Außerdem ist er überaus emotional und besitzt eine eher unkonventionelle Ermittlungsart, die nicht bei jedem auf Verständnis trifft.
    Seine Partnerin Helen Wagner ist der perfekte Gegenpart: eine toughe, rationale, vernünftige und professionelle Ermittlerin. Dass sich zwischen beiden eine Liebesgeschichte anbahnt, hätte man sich meiner Meinung nach sparen können, denn das ist einfach zu abgedroschen und passt eigentlich nicht in diesen Thriller, der sich sonst durch Aufbau und Thematik so gut abhebt.


    Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil sehr flüssig und durch Nicholas Eichborns humorvolle Art zudem überaus unterhaltsam, so dass sich das Buch schnell lesen lässt.
    Ein Großteil der Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Eichborn erzählt. In den Nebenhandlungen wechselt die Perspektive zwischendurch öfters in die auktoriale Erzählweise. Immer mal wieder werden auch kurze Kapitel aus der Sicht des Täters eingeschoben. Dieser Perspektivwechsel hat mir ebenfalls gut gefallen, da man dadurch als Leser fast einen Rundumblick erhält.


    Der Thriller ist in sich abgeschlossen. Das Ende lässt aber genug Raum für eine Fortsetzung. Und tatsächlich ist dieser Band der Auftakt zu einer Reihe um die Ermittler Nicholas Eichborn und Helen Wagner. Der zweite Band erscheint voraussichtlich im Spätsommer 2015 unter dem Titel "Falsche Fährten". Ich freue mich sehr auf weitere Fälle mit diesem unkonventionellen, zynischen und schlagfertigen Ermittler und bin auf jeden Fall dabei!



    Fazit:


    "Das Programm" enthält Elemente aus Wissenschafts-, Verschwörungs-, Action-, Politik- und Psychothriller, welche ihn unglaublich vielfältig machen und sehr gut von anderen Büchern des Genres abheben. Durch den sehr gut recherchierten Bezug zu einer realen Hintergrundthematik hat man zudem einen überaus intelligenten und tiefgründigen Thriller vor sich liegen. Aber das Buch lebt auch von der Figur Nicholas Eichborn mit seiner sarkastischen Art und seinem Wortwitz.
    Eine tolle Mischung aus Spannung, Wissen und Humor und von mir eine klare Leseempfehlung!


    4/5 Sterne