Beiträge von Vandam

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    Viola Eigenbrodt: Das phantastische Antiquariat, Leonberg 2023, Independently published, ISBN 979-8-85018591-6, Softcover, 245 Seiten, Format: 12,7 x 1,57 x 20,32 cm, Buch: EUR 14,98, Kindle: EUR 3,99.


    >>> Vorab, damit alle gleich wissen, was sie hier erwartet: DAS PHANTASTISCHE ANTIQUARIAT ist eine Kurzgeschichtensammlung. Die Geschichten hängen zum Teil zusammen und haben einen unterschiedlich starken Bezug zur Hauptfigur der Rahmenhandlung. <<<


    Darum geht’s: Seit 40 Jahren schon betreibt Christine Hoffmann in der Heidelberger Altstadt ihr Antiquariat. Inzwischen ist sie über siebzig und weiß, dass sie sich Gedanken darüber machen sollte, wie’s mit dem Geschäft weitergeht, wenn ihr die Arbeit mal zu viel wird. Doch noch ist sie fit, liebt ihre Tätigkeit und sieht keinen Grund zum Aufhören.


    Seit zehn Jahren ist sie verwitwet. Kinder hat sie keine, aber eine enge Bindung an ihre Verwandtschaft in Berlin, vor allem an ihre beiden Nichten.


    Wenn Christine eine neue Bücherlieferung bekommt – und manchmal stellen ihr Leute einfach Kisten mit Büchern vor die Tür – sieht sie jeden einzelnen Band gewissenhaft durch und prüft erst einmal, ob er vom Inhalt und vom Zustand her für den Verkauf geeignet ist. Immer wieder findet sie in den Büchern vergessene Lesezeichen: Briefe, Eintrittskarten, persönliche Notizen und auch schon mal ein abgelöstes Flaschenetikett.


    Lesezeichen inspirieren zu Geschichten


    Diese Fundstücke regen Christines Phantasie an und so entstehen die Kurzgeschichten in diesem Band. Sie ranken sich überwiegend um diese Lesezeichen. Manchmal reicht aber auch ein Stichwort und ein Abenteuer voller Magie und Überraschungen nimmt Gestalt an.


    Erst habe ich gedacht, Christine denkt sich die Geschichten aktiv aus. Aber nachdem sie verschiedene Personen aus ihren Tagträumen im Internet sucht und auch findet, muss es diese Ereignisse tatsächlich gegeben haben. Das Leben hat die Geschichten also schon geschrieben. Sie finden jetzt nur auf wundersame Weise den Weg in Christines Kopf. So wie diese hier:


    Das Etikett einer Flasche Himbeergeist führt Christine – und uns Leser:innen – in die 1970er-Jahre zum Münchner Feinkosthändler Peter Schaller und seiner mondänen Frau Irina. Die beiden wünschen sich ein Kind, aber es will einfach nicht klappen. Im Italienurlaub treffen sie auf einen Landwirt, der seinen Himbeeren diesbezüglich wahre Wunder zuschreibt. Und auch das Madonnenbildnis im Dom von Urbino, für das angeblich eine seiner Vorfahrinnen Modell gestanden hat, soll helfen. Irina ist skeptisch. Aber eine Handvoll Himbeeren und ein Gebet können ja nicht schaden ….


    Der Familie von Peter und Irina Schaller werden wir im Buch noch öfter begegnen – auch ihren Vorfahren. Der Weg führt uns quer durch Europa und durch die Jahrhunderte. Dabei kommen wir dem Geheimnis eines uralten Familien-Erbstücks auf die Spur. Zumindest teilweise …


    Zufall, Schicksal oder Magie?


    Ein Brief als Lesezeichen führt uns in die USA, an die Howard University in Washington.

    Der Engel aus Berlin


    Bei ihrem Verwandtenbesuch lernt Antiquarin Christine einen faszinierenden Mann kennen, der ähnliche Interessen hat wie sie: den Antiquitätenhändler Bernd Engel. Er gibt ihr seine Visitenkarte, sie selbst hält sich bedeckt. Denn auch, wenn sie ständig an ihn denken muss: Sie hatte ihre große Liebe. Und sich auf jemanden Neues einzulassen, würde sich wie Verrat an ihrem verstorbenen Mann anfühlen. Ihre Nichten verstehen das nicht, aber die Tante ist eine kluge, erwachsene Frau und trifft ihre eigenen Entscheidungen.


    Geschichten von Liebe, Freundschaft und Familie


    Wegen einer Skizze und ein paar Randnotizen in einem Buch über die Stadt Schwetzingen treffen wir auf den jungen Claudio, der alles tut, um sich von seiner musikalisch-akademischen Familie zu distanzieren.


    Sehr schräg ist die Geschichte vom Erdbeerfeld,


    Nicht alles hat unmittelbar mit Christines Lebenssituation zu tun.


    Die Story vom Dating-Flop: eine Warnung?


    Nichte Bernadette erzählt ihrer Tante Christine vom haarsträubenden Dating-Flop einer Bekannten. Das wird doch nicht als Warnung gedacht sein, oder? Denn natürlich hat sich die Berliner Sippe inzwischen schlau gemacht, was den Antiquitätenhändler Bernd Engel angeht, mit dem die Tante in Kontakt steht. Auch über seine Familie gibt’s hochinteressante Geschichten zu erzählen …


    Die Rahmenhandlung habe ich gespannt verfolgt, denn schließlich könnte dadurch Christine Hoffmanns komplettes Leben auf den Kopf gestellt werden. Wie entwickelt sich das? Wie wird sie sich entscheiden? Und haben wir Leser:innen dabei ein gutes Gefühl?


    Die Kurzgeschichten, die sich aus Christines Beschäftigung mit den vergessenen Lesezeichen ergeben, bilden eine abwechslungsreiche Mischung: es gibt realistisch-bodenständige Beiträge genauso wie solche mit magisch-phantastischen Elementen. Manche sind lustig und skurril, andere ernst und dramatisch. Einige haben einen erkennbaren Bezug zur Rahmenhandlung, andere sind einfach erzählenswerte Zufallsfunde.


    Sollte man als Leser:in hier neben seinen absoluten Lieblingsgeschichten auch eine finden, die einem spontan etwas weniger liegt: Das liegt in der Natur eines „gemixten“ Angebots. Das ist bei einer unterhaltsamen Kurzgeschichtensammlung genau wie bei einer leckeren Keks- oder Pralinenmischung. 😉


    Manche Figur geht einem nicht mehr aus dem Kopf


    Manch eine Person bleibt einem hartnäckig im Gedächtnis. Ob Angela mit dem Bruch in ihrem Leben glücklich geworden ist? War das der richtige Weg für sie? Wohin ist eigentlich Fred D. verschwunden? War er überhaupt real? – Die Jet-Set-Frau Dorothea tat mir in der Seele leid. Geld allein macht wohl wirklich nicht glücklich. Und das Paar in der fünften Geschichte kann ein Geheimnis einfach so ignorieren und sein Leben leben? Auf Dauer? Cool! Das ist wahrscheinlich das Beste, was die zwei in ihrer Situation tun können, aber ich brächte das nicht fertig.


    Ja, und wenn man als Leser:in anfängt, über die Figuren in einem Buch so nachzudenken als seien es reale Menschen, dann ist es der Autorin gelungen, sie zum „Leben“ zu erwecken.


    Die Autorin


    Viola Eigenbrodt ist eigentlich Archäologin, aber seit vielen Jahren als Journalistin, Dozentin für Kreatives Schreiben und Schriftstellerin tätig. Mit ihrer Familie hat sie einige Jahre in Meran gelebt und gearbeitet. Seit 2012 ist sie wieder in Deutschland und wohnt jetzt mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart.

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    Ellie Brauer: Kein Urlaub ohne Mord: Olivia Pfeffer ermittelt, München 2023, Piper Verlag GmbH, ISBN 978-3-492-50689-2, Softcover, 348 Seiten, Format: 11,8 x 3,1 x 18,4 cm, Buch: EUR 18,00, Kindle: EUR 4,99.


    „[…] Ein bisschen Action und fanatische Verehrer: meinetwegen. Aber ein Kind wurde entführt, ein Bademeister ermordet und ein offensichtlich Krimineller redet von […] brennenden Booten.“
    “Du hast ja recht. Als ich gebucht hatte, hatte ich mir eher sanfte Olivenhaine, bananenpflückende Volontäre und lange Strandspaziergänge vorgestellt.“
    (Seite 102)


    Eigentlich sollte Kriminalkommissarin Olivia Pfeffer, 36, jetzt mit ihrem Lebensgefährten Paul Urlaub in Mexiko machen. Aber der hat eine neue Freundin und Olivia ihr ganzes Leben umgekrempelt. Statt beim LKA Stuttgart arbeitet sie nun bei der Mordkommission München – und ihren Urlaub verbringt sie in Israel. Ihr Hebräisch ist zwar ein bisschen eingerostet, aber es wird reichen müssen.


    Na, klasse! Ferienwohnung doppelt belegt!


    Drei Wochen im Kibbuz Sa’ar im Norden des Landes liegen vor ihr. Doch als sie dort ankommt, hat Uri, ihr verpeilter Vermieter, die Ferienwohnung bereits an einen anderen Deutschen vergeben: an Leo Pipenbrock, der seinen Posten beim Verfassungsschutz gekündigt hat und nach Israel gezogen ist, weil seine Ex-Frau und seine Tochter hier leben. Jetzt arbeitet er als Koch in einer Strandbar. Eine dauerhafte Bleibe hat er noch nicht gefunden.


    Ja, und nun? Weil sie auf die Schnelle keine bessere Lösung finden, beschließen Leo und Olivia, sich die Ferienwohnung erst einmal zu teilen.


    Ein Dreijähriger wird vermisst


    Leos Strandbar wird Olivias Stammlokal. Hier hört sie jede Menge Klatsch, der sie gar nicht interessiert. :D Sie hat Urlaub und will sich nicht mit den Problemen anderer Leute belasten. Doch einmal Ermittler:in, immer Ermittler:in! Als ein dreijähriger Junge aus der Strandbar verschwindet, ist das für Olivia und Leo DAS Thema! Sie haben auch schon eine Theorie. Sie haben nämlich Avner Greenberg, den Vater des vermissten Kindes, telefonieren gehört. Weil er davon ausgegangen war, dass die beiden Deutschen nicht (genügend) Hebräisch verstehen, hat er in ihrer Gegenwart ganz ungeniert gesprochen.

    Mord am Strand


    Kommissar Avi Mendel ist nicht begeistert davon, dass sich zwei ausländische Ermittler in die Sache reinhängen. Er steht kurz vor der Rente und kann jetzt keine Komplikationen mehr gebrauchen.


    Es gibt eine herrliche Szene, in der Leo und Olivia verblüfft feststellen, wie viele Informationen der israelische Kommissar bereits über sie hat – und wie schnell und unkompliziert er da drangekommen ist. Ich denke ja manchmal, die wissen mehr als Gott. :D


    Bei den Ermittlungen rückt unter anderem eine deutsche Touristin in den Fokus des Interesses. Aber weil sich hier alle Welt duzt, kennt niemand ihren Nachnamen. Selbst der Vorname, unter dem sie hier bekannt ist, könnte lediglich eine Abkürzung sein. Ohne Anhaltspunkte kann selbst die israelische Polizei sie nicht finden.


    Zeugin verzweifelt gesucht


    Olivia und Leo aktivieren ihre Kontakte in Deutschland. Vielleicht kriegen die was raus. Dabei erfährt die Kommissarin, dass es ihre Kollegen in München auch gerade mit einem vermissten Kleinkind zu tun haben.


    Sagt mal, beschäftigt die Polizei echt solche blitzdummen Urscheln wie diese Beatrice Pfannenschwarz? Die hat ja keinerlei Bezug zur Realität und einen nervtötenden Prominenten-Fimmel. Aber selbst die abseitigsten Interessensgebiete können sich manchmal als nützlich erweisen …


    Wie alles zusammenhängt, was sich die Tatperson von ihren Aktionen versprochen hat und wie gerissen sie vorgegangen ist, das versteht man erst ganz zum Schluss. Was dieser Mensch getan hat, ist ebenso verrückt wie clever. Man kann die Taten natürlich nicht gutheißen, aber man kann nachvollziehen, wie es so weit kam.


    Cosy-Krimi mit Urlaubs-Feeling – vor dem 7.10.23 geschrieben


    Wenn man hört, dass eine Geschichte in Israel spielt, denkt man gleich an schwere Kost: an gefährliche Krisen, Militär und viel Politik. Aber das Buch wurde vor dem Anschlag am 7. Oktober geschrieben, deswegen ist das hier kein Thema.


    Gibt das eine Serie?


    Verstehe ich das richtig? Olivia Pfeffer geht in Serie? Ich hätte nichts dagegen! Die Frau ist so herrlich normal. Ob’s dann ein Wiedersehen gibt mit Avi Mendel, Ronit, den Bademeistern und den Leuten vom Kibbuz? Vielleicht kann man ja Zachi irgendwie mit Beatrice verkuppeln, dann wären zwei Nervbratzen aufgeräumt. Oder ermittelt Olivia im nächsten Band daheim in München? Israel als Handlungsort wäre mir zwar lieber, aber ich lasse mich überraschen.


    Die Autorin


    Ellie Brauer, geboren in Stuttgart, ist freischaffende Werbetexterin und Autorin. Wenn sie nicht gerade Webseiten konzipiert oder PR-Texte für ihre Kunden verfasst, geht sie auf Reisen und schreibt. Bevorzugt in ihrem Lieblingsland Israel, wo sie sich am Strand neue Fälle für ihre Krimireihe um die urlaubsreife Ermittlerin Olivia Pfeffer ausdenkt. Ellie Brauer lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Stuttgart.


    PS: Ich gehe schon davon aus, dass es Regeln gibt, nach denen man Begriffe aus dem Hebräischen ins Deutsche transkribiert. Die kenne ich aber nicht. Ich mach‘ das nach Gehör oder schreibe es so, wie ich es mal in irgendwelchen deutschen oder englischen Texten gelesen habe.

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    Ben Aaronovitch: Die schlafenden Geister des Lake Superior. Eine Kimberley-Reynolds-Story, OT: Winter’s Gift, aus dem Englischen von Christine Blum, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN: 978-3-423-21877-1, Softcover, 238 Seiten, Format: 12,2 x 1,99 x 19,1 cm, Buch: EUR 11,95 (D), EUR 12,30, Kindle; EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Das ist kein Peter-Grant-Band!


    Nein, das hier ist kein „Peter-Grant“-Roman! Es ist ein Spin-off der Reihe wie auch schon DER OKTOBERMANN und DIE FÜCHSE VON HAMPSTEAD HEATH. Der Band spielt im selben Urban-Fantasy-Universum wie die Hauptreihe um Peter Grant und Thomas Nightingale. Die werden aber nur gelegentlich erwähnt.


    Hauptfigur ist Kimberley “Kim“ Reynolds vom FBI, die in einem der Peter-Grant-Romane schon mal eine Nebenrolle hatte. Sie kennt sich aus mit magischen Angelegenheiten, auch wenn sie „nur“ gelernt hat, die entsprechenden Anzeichen wahrzunehmen, aber selbst keine praktizierende Magierin ist.


    Hier erzählt FBI-Agentin Reynolds


    In diesem „Sonderband“ herrscht ein etwas anderer Ton als in den übrigen Bänden. Selbst Grants deutscher Kollege Tobi Winter (der Ich-Erzähler in DER OKTOBERMANN) hat sich für mich exakt so angehört wie Grant selbst. Da musste ich mir beim Lesen immer wieder in Erinnerung rufen, dass hier ein anderer Protagonist zugange ist. Kimberley Reynolds erzählt anders. Kein Wunder: Sie ist eine Frau, sie ist US-Amerikanerin und sie stammt aus einer tiefgläubigen christlichen Familie. Sie hat keine magischen Fähigkeiten und ist ein bisschen spröde.



    Unerklärliche Ereignisse in Wisconsin


    Darum geht’s: Kimberley Reynolds macht beim FBI in Washington das, was Peter Grant in London bei Scotland Yard tut: Sie kümmert sich um Fälle mit „ungewöhnlichen Charakteristika“- also um alles, was nicht mit rechten Dingen zugeht. Genau deshalb landet die Nachricht des pensionierten FBI-Agenten Patrick Henderson auf ihrem Schreibtisch. Er benutzt einen vor Jahrzehnten gebräuchlichen Code für „unerklärliche Ereignisse“ und bittet dringend um Hilfe.


    Kimberleys Chef schickt sie daraufhin allein zu Henderson ins winterliche und ar***kalte Städtchen Eloise in Wisconsin. Doch als sie dort ankommt, ist es schon zu spät. Henderson ist verschwunden … aus seinem Haus entführt von jemandem oder etwas definitiv Nichtmenschlichen. Ob er das überlebt hat, ist fraglich.


    Auch sonst ist hier der Teufel los. Es toben gewaltige Eistornados, die solide Gebäude in die Luft pusten als wären sie aus Papier. Das ist nicht normal, findet der attraktive Meteorologe William Boyd, ein Einheimischer vom Stamm der Ojibwe. Auch nicht normal ist das Getier, das nachts um die Häuser schleicht. Hunde? Hirsche? Irgendwie nichts von beidem. Dafür hat’s zu viele Köpfe und zu viele Beine. Woher kommt dieses übernatürliche Viehzeug und hinter wem oder was ist es her?


    Eine Expedition ist verschwunden – vor 180 Jahren


    Bibliothekarin Sadie Clarkson, eine Freundin des vermissten Ex-FBI-Manns Henderson glaubt, dass das alles mit dem Tagebuch eines glücklosen Expeditionsleiters zusammenhängt, der 1843 auf mysteriöse Weise einen Großteil seiner Teilnehmer verloren hat. Das Buch gehört zum Bestand der Bibliothek und Henderson hat es mit großem Interesse gelesen.


    Was aus den Expeditionsteilnehmern damals geworden ist, verrät das Tagebuch nicht. Der Verfasser war auch unter denen, die verschwunden sind. Doch wenn man seinen Aufzeichnungen Glauben schenkt, war die Expedition hinter einer „Abscheulichkeit“ her, irgendwas bösem Magischen,


    Die Monster sind los


    Ja, aber warum lassen jetzt die Geister auf einmal die Sau raus, nachdem sie 180 Jahre lang Ruhe gegeben haben?


    Jagd auf magische Artefakte


    Dann wird in Ada Coles Hotel eingebrochen, ein neugieriger Hotelgast verschwindet auf ungeklärte Weise und ein magisches Artefakt taucht auf. Das hätten sie vielleicht dort liegen lassen sollen, wo’s lag, denn als Adas Enkelin es aufhebt und mitnimmt, ruft das wieder die tierischen Monster auf den Plan, die dieses Ding zu suchen scheinen. Oder sind sie hinter was ganz anderem her? Der Ethnograf Scott Walker weiß offensichtlich mehr über die Angelegenheit, als er zugibt.


    Und mit dem ganzen Schlamassel soll FBI-Frau Kim Reynolds ganz alleine fertigwerden? Die Kleinstadtpolizisten sind nur bedingt eine Hilfe und auch der Meteorologe kann sich nur bemühen, ist aber kein Fachmann für Ungeheuer dieser Größenordnung. Jetzt wär’s schon nicht schlecht, wenn Kim ihre britischen Kollegen Peter Grant und Thomas Nightingale an ihrer Seite hätte. Oder wenn’s hier wenigstens nicht so krachkalt wäre und das Wetter nicht so verrückt spielen würde!


    Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen


    Irgendwann haben es die Monster geschafft: Es gibt jede Menge Sachschaden, die Einwohner von Eloise sind panisch auf der Flucht, kein Mensch weiß, was hier eigentlich gespielt wird, und Kim Reynolds und ihr Meteorologe sitzen bei Nacht und Eiseskälte in der Wildnis fest. Jetzt kann eigentlich nur noch ein Wunder helfen. Oder so etwas in der Art …


    Auch wenn die spröde Heldin nicht so ganz mein Ding ist, habe ich diesen Band mit Vergnügen gelesen. Die kleinen Bosheiten kommen eben nicht von ihr, sondern von anderen. Und weil es ein Kurzroman ist, gibt es auch nicht, wie in der Hauptreihe, siebenunddrölfzig Nebenhandlungen mit gefühlten hundert Figuren, die sich kein Mensch merken kann. Es gibt einen Haupthandlungsstrang mit ein paar erklärenden Exkursen und basta. Das ist auch mal fein! Ich hatte hier das seltene Gefühl, bei einem Aaronovitch-Buch der Handlung wirklich folgen zu können. Sonst denke ich immer nur: ‚Lass es krachen, Ben!`


    Ich hätte noch gern weitergelesen


    Der Kurzroman war mir fast ein bisschen zu schnell zu Ende. Gerade verarbeitet man noch, was hier passiert ist, und ehe man nach dem Warum fragen kann, ist Schluss. Aber gut, vielleicht gibt’s in der magischen Welt nicht immer eine Begründung, die wir Menschen verstehen würden.


    Jetzt würde es mich freuen, wenn in einem der kommenden Peter-Grant-Bände mal kurz Bezug auf diese Geschichte genommen würde. Ich wüsste nämlich zu gern, ob das alles so läuft, wie der Genius loci des Lake Superior sich das vorgestellt hat.


    Der Autor


    Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter ›Doctor Who‹, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

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    Heike Wolpert: Katzenrausch und Katertausch. Kriminalroman, Meßkirch 2023, Gmeiner-Verlag, ISBN: 978-3 8392-0487-0, Softcover, 313 Seiten, Format: 12,3 x 3,3 x 20,1 cm, Buch: EUR 14,00 (D) EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Er ist von den Toten auferstanden“, meinte [Clooney] mit unheilschwangerer Stimme.
    „Ein Zombie!“ Gismo war hin- und hergerissen zwischen Grusel und Faszination.
    (Seite 296)


    Ein Zauberkünstler ist in der Stadt!


    Eine „Adventsgeschichte“ der besonderen Art: Wer’s nicht so mit der Besinnlichkeit hat, aber eine packende und humorvolle Geschichte lesen möchte, die mit Festvorbereitungen, Plätzchenbacken und Weihnachtsmarktbesuchen ein bisschen saisonale Stimmung verbreitet, der bekommt mit diesem Krimi die richtige Lektüre. Funktioniert aber auch bestens zu jeder anderen Jahreszeit!


    Hannover, Ende 2022: Der berühmte Zauberkünstler Hans Brandstetter ist in der Stadt! Seine Fans stehen Kopf. Weil er aus der Gegend stammt, hat er hier besonders viele Anhänger. Wir Leser:innen, die wir ein bisschen hinter die Kulissen blicken dürfen, wundern uns, dass er überhaupt Freunde hat. Auf der Bühne mag er ein Ass sein, privat wäre „Aas“ treffender. Es ist wirklich nicht schön, wie er mit seiner Frau und seinen Mitarbeiter:innen umspringt!


    Mit der Liebe zu seinem vierbeinigen Assistenten, dem schwarzen Kater Panteras, ist es auch nicht so weit her, wie er immer tut:


    Tödlicher Empfang


    Für eine junge Frau endet ihre Begegnung mit dem Magier im Hotel an der Messe auf jeden Fall tragisch. Sie stürzt aus dem dritten Stock vom Balkon und ist auf der Stelle tot. Kriminalhauptkommissar Peter Flott und seinen Kolleg:innen ist klar: So, wie die Frau gefallen ist, muss sie betäubt gewesen sein. Also war das weder ein Unfall noch ein Suizid, sondern ganz klar Mord.


    Zwei Journalisten, der erfahrene Gero von Haberberg und der glücklose Anfänger Marvin Möglinger wissen mehr. Sie waren vor Ort und wollen gesehen haben, dass Brandstetter die Frau vom Balkon gestoßen hat. Natürlich gehen sie mit ihrem Wissen nicht zur Polizei. Ihr Job ist es, Informationen gewinnbringend zu vermarkten. Das birgt, je nachdem, wie weit man zu gehen bereit ist, gewisse Risiken.


    Bald gibt es einen zweiten Toten, ein paar wenig belastbare Alibis, einen verletzten Kater, der womöglich ein wichtiges Beweismittel gefressen hat und einen Eventmanager, der angesichts der Polizeipräsenz an seinem Arbeitsplatz mächtig nervös wird. Und dann verschwindet auch noch Zauberkater Panteras. Was wird hier gespielt?


    Show-Kater vermisst! Kater Socke geht suchen


    Weil der Tatort – das Hotel an der Messe – in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung liegt und es unter anderem um Tiere geht, interessiert sich auch Socke, der Kater von Kriminalhauptkommissar Peter Flott, für den Fall. Wo Socke seine neugierige Nase reinsteckt, sind seine Katzenfreunde nicht weit. Mit Clooney, Gismo, Mikey und Mimi hat Socke schon so manchen Fall gelöst. Nur Perserkatze Suleika sitzt immer nur auf ihrem Mäuerchen, weiß alles besser und unkt, wie gefährlich es doch sei, sich um die Angelegenheiten der Menschen zu kümmern.


    Socke hört nicht auf Suleika und beschließt, den vermissten Panteras zu suchen. Dass er es mit einem Kater-Trio zu tun hat, weiß er nicht. Vielleicht findet er ja mit Panteras auch gleich dessen Betreuer, den ehemaligen Tiermedizin-Studenten Jakob Becker. Der ist nämlich ebenfalls abgängig. Ist er Täter oder Opfer?



    Fauler Zauber statt Magie


    Dafür taucht Zauberkünstler Brandstetter neuerdings an mehreren Stellen gleichzeitig auf. Die Zeugen sind glaubhaft, aber der Sachverhalt ist unmöglich. Der Mann arbeitet mit Tricks und Illusionen, er kann einfach nicht zur selben Zeit am Friedhof und im Hotel gewesen sein. Hier stimmt was nicht, und das hat nichts mit Magie und Bilokation zu tun!


    Weil den Leser:innen, genau wie der Polizei, ein entscheidendes Puzzleteil fehlt, ist lange nicht klar, wie alles zusammenhängt, wer was plant und wer wo mit drinhängt. Nur die zwei Journalisten sind uns allen eine Nasenlänge voraus …


    Erfolgreiche Katzen-Detektive


    Die Ereignisse werden in stetem Wechsel aus der Perspektive der Menschen und aus der Sicht der Katzen geschildert. Und genau wie es zwischenmenschliche Probleme gibt, herrscht auch zwischenkätzisch nicht immer eitel Sonnenschein. Kater Socke ist eifersüchtig, weil die anderen Katzen für den Showkater Panteras schwärmen, nicht ahnend dass der nur eine Kunstfigur ist. Besserwisser-Katze Suleika kriegt so manche Gemeinheit um die Plüschohren gehauen und die ewig hungrige Tigerkatze Clooney wird zur Zielscheibe des Spotts in Sachen „Kater“ und „Fressflash“. Doch sie hat ein gesundes Selbstbewusstsein und nimmt die Sticheleien gelassen hin.


    Nicht nur Clooney, sondern alle vierbeinigen Amateur-Detektive haben Grund, stolz auf sich zu sein. Schließlich haben sie eine sensationelle Aufklärungsquote. Ob sie’s auch dieses Mal wieder schaffen?


    Spannend, lustig und verzwickt


    Der Kriminalfall ist verzwickt und spannend, die ermittelnden Beamten und ihre Probleme sind erfreulich „normal“ – und die Interaktion zwischen den Tieren ist zum Piepen. Da hat jedes seine charakteristischen Wesenszüge. Clooneys ewiges Klagelied „Ich habe Hunger“, unweigerlich gefolgt von Sockes genervter Antwort: „Du hast doch gerade erst gefressen“ wird zum Running Gag, genau wie Suleikas ständige Mahnung an ihre Artgenossen, sich doch bitte aus den Menschenangelegenheiten herauszuhalten, weil jegliche Einmischung riskant sei.


    Ob die anderen Tiere Suleikas Warnung jemals beherzigen? Als Leserin, die mit den Socke-Krimis immer viel Spaß hat, sage ich: „Hoffentlich nicht!“ – Schauen wir mal!


    Die Autorin


    Heike Wolpert, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet in Hannover. Abwechslung von ihrem Alltag als Businessanalystin bei einer großen Landesbank findet sie im Schreiben von Krimis und Kurzgeschichten. Der vorliegende Band ist bereits der fünfte in ihrer Reihe rund um den tierischen Schnüffler Kater Socke in Hannover, die sich sowohl bei Katzen- als auch Krimifreunden gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut. Dass ihr die Ideen nicht ausgehen, dafür sorgt der echte Socke - der schwarz-weiße Kater lebt bereits seit über 13 Jahren bei der Autorin.

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    Heike Abidi: Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert. Roman, Köln 2023, Bastei Lübbe, ISBN 978-3-4041-8964-9, Klappenbroschur, 285 Seiten, Format: 13,4 x 2,6 x 21,2 cm, Buch: EUR 15,00, Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Na, ist es nicht reizend vom Gatten, dass er wenigstens wartet, bis seine Frau Floriane nach ihrer rauschenden 50er-Feier die Wohnung wieder blitzblank geputzt hat, bevor er die Ehe für beendet erklärt und sie rausschmeißt? Er hat jetzt eine Neue, eine Dreißigjährige. Und Floriane hat exakt eine Stunde Zeit, ihre Sachen zu packen und zu verschwinden. Hallo? Nach 25 Jahren Beziehung und 20 Jahren Ehe? Wo gibt’s denn sowas?


    Mann weg, Wohnung weg, Job weg. Und jetzt?


    Floriane ist so perplex, dass sie tatsächlich ihre Klamotten und ein paar Erinnerungsstücke in ihr altersschwaches Auto lädt und sich erst einmal an ihrem Arbeitsplatz einquartiert – im Notzimmer des Hotels, das sie seit 24 Jahren erfolgreich managt. Doch dort wartet die nächste Hiobsbotschaft auf sie: Ihre neuen Chefs, so ein Hipsterpärchen, wollen dem Betrieb ein junges, modernes Image geben und entlassen auf einen Schlag alle Mitarbeiter über 40. Unter anderem Floriane. Aber auch ihre beste Freundin, die Köchin Rena sowie die Hausdame, den Oberkellner und den Empfangschef. Was ich für unzulässige Altersdiskriminierung halte.



    Unterschlupf bei Tante Ilse


    Unterschlupf findet Floriane bei ihrer Tante Ilse (82). Die ist gerade auf dem Sprung nach Gran Canaria und freut sich, in ihrer Nichte eine House-Sitterin gefunden zu haben. Sonst hätte sich ihr Nachbar um alles kümmern müssen.



    Eine ungewöhnliche Job-Idee


    Dann kommen die Kollegen auf die Idee, Floriane könne ja ihr Talent zum Zuhören zum Beruf machen. Wenn sie schon von allen Leuten vollgequatscht wird, kann sie auch Geld dafür nehmen. Einer stellt gleich in ihrem Namen ein Angebot in ein regionales Dienstleistungs-Portal, und, zack, sind die ersten Aufträge da. Zu spät, um die Aktion abzublasen!



    Durch ihre Tätigkeit lernt sie berührende Schicksale und faszinierende Menschen kennen. Ein besonders interessantes Exemplar wohnt ganz in ihrer Nähe: Nachbar Gustav. Ein Traum von einem Kerl – wenn er nur nicht so einen halbseidenen Beruf ausüben würde …!


    Neustart oder weiterwursteln?


    Irgendwann muss Floriane sich entscheiden, wohin ihr Lebensweg sie führen soll: Zurück in vertraute Gefilde oder zu einem radikalen Neuanfang? Die Technik, mit der man kluge Entscheidungen trifft, kennt sie ja jetzt.


    Das Schöne an Wohlfühlromanen wie diesem ist, dass man sich in die Geschichte hineinfallen lassen kann, weil man genau weiß, dass es für die schicksalsgebeutelte Heldin von jetzt an bergauf geht. Bis hin zum leicht märchenhaften Schluss.


    Ich habe mit Floriane mitgelitten, mich aber auch köstlich über die komischen Missverständnisse amüsiert, die einer Boulevard-Bühne zur Ehre gereicht hätten. „Flos“ kleine Ungeschicklichkeiten und ihre beherzten Sprünge in jedes verfügbare Fettnäpfchen bringen die Leserin ebenfalls zum Schmunzeln. Und ich habe den herzerwärmenden Zusammenhalt der Familie, Freunde und Kolleg:innen genossen. Vor allem Rena weiß, wie man eine Verzweifelte auffängt und tröstet.


    Schon ein bisschen blauäugig


    Im wahren Leben wäre ich von Florianes Blauäugigkeit entsetzt gewesen.


    Mit Herz, Humor und Spannung


    Ihr seht schon: Deswegen schreibe ich beruflich Produktangebote und „Vertragliches“ und keine Romane. :D Ich lese sie aber gerne. Vor allem, wenn, wie hier, Herz, Humor und Spannung einen harmonischen Dreiklang bilden.


    Ja, auch Romane, in denen niemand umgebracht wird, können spannend sein! Ich habe unbedingt wissen wollen:

    • Was wird Floriane als Nächstes passieren? Was stellt sie jetzt wieder an?
    • Wohin wird ihr Weg sie führen? Wie wird sie sich entscheiden?
    • WAS macht Nachbar Gustav beruflich? Im Ernst? :D
    • Und kommen die M*stkerle in dieser Geschichte etwa mit ihren Machenschaften durch?


    Ach ja: Florianes Tante Ilse mag zwar einen fragwürdigen Geschmack haben (wilde Animal-Prints und Gelsenkirchener Barock), doch von der Art, wie sie ihr Leben lebt, kann nicht nur Floriane was lernen.


    Die Autorin


    Heike Abidi, Jahrgang 1965, ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane, Kinder- und Jugendbücher sowie unterhaltende Sachbücher - Letzteres auch zusammen mit Lucinde Hutzenlaub und Ursi Breidenbach. Sie veröffentlicht auch unter dem Pseudonym Anna Paulsen.

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    Barbara Laban: Mitternachtskatzen, Band 3, Der König der Federträger (ab 9 J.), Ravensburg 2023, Ravensburger Verlag, ISBN 978-3-473-40865-8, Hardcover, 433 Seiten, mit s/w Illustrationen von Jérôme Pélissier, Format: 15,3 x 3,4 x 21,5 cm, Buch: EUR 15,99 (D), EUR 16,50 (A), Kindle: EUR 12,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Dies ist der dritte Band rund um die Jugendlichen, die im Tower von London zu „Felidix“ – Katzenbeschützern – ausgebildet werden. Die Schüler:innen haben die Gabe, die Sprache der Katzen zu verstehen und sich mit ihnen genauso verständigen zu können wie mit Menschen.


    Der fiese Schottenkönig gibt nicht auf


    Bisher haben bei jeder Auseinandersetzung der schottische Katzenkönig Fergus Finnigan und seine Mitstreiter von den englischen Katzen ordentlich den Frack vollgekriegt. Aber der sture Kerl gibt einfach keine Ruhe! Partout will er England einnehmen und dort die gleiche Schreckensherrschaft errichten wie unter den schottischen Katzen. Die Felidix will er abschaffen oder ausrotten oder was auch immer ihm an Gemeinheiten vorschwebt.


    Nachdem es nichts gebracht hat, die rechtmäßige englische Katzenkönigin mit Mann und Kindern verschwinden zu lassen und auch eine Entführung der amtierenden Regentin krachend gescheitert ist, hat er jetzt die Idee, Königin Quinn von England durch Heirat gefügig zu machen. Um kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Katzen Englands und Schottlands zu vermeiden, sagt Queen Quinn erst einmal pro forma „ja“ zu seinem Ansinnen. Aber sie hat, genau wie Horatio, Direktor des Felidix-Internats, einen Plan.


    Nur das magische Halsband kann ihn zähmen


    König Fergus war nämlich nicht immer so ein Ekel. Als er noch das magische Halsband von Morar trug, hat das seinen Neid und seine Aggressionen in Schach gehalten und er war eigentlich ganz umgänglich. Aber nachdem ihm jemand das Schmuckstück abgenommen hat und es verschwinden ließ, ist er (wieder) zu dem gefährlichen M*stkerl geworden, der er heute ist.


    Dieses magische Halsband müsste man finden und ihm wieder umbinden.


    „Felidix“-Schülerin Nova hat Sorgen



    Viele Probleme, wenig Zeit


    Es müssen viele Probleme gelöst werden, und die Zeit drängt. Werden die Felidix und ihre Freunde es schaffen, das magische Halsband rechtzeitig zu vervollständigen und den größenwahnsinnigen Schottenkönig damit zu zähmen? Gelingt Alice Loxley ihre gefährliche Mission in Schottland? Kommt Novas Vater aus dem Gefängnis frei? Welches Spiel spielen eigentlich Thomas Twist und Kater Frankie? Und was, um Himmels Willen, hat König Fergus der rechtmäßigen britischen Katzenkönigin Gwendolin – Queen Quinns Schwester – angetan?



    Phantasievoll, spannend, witzig …


    Menschen und Tiere aus gegnerischen Lagern gehen hier nicht gerade zimperlich miteinander um. Da fliegt schon mal Fell und es fließt ein bisschen Blut. Und mit der Wahrheit nimmt’s hier niemand sonderlich genau. Ein Leben als Katze oder als Felidix ist also kein Ponyhof.


    Die Geschichte ist phantasievoll und auch für erwachsene Leser:innen spannend erzählt. Der Witz kommt ebenfalls nicht zu kurz. Musiklehrer Hector mit seiner Vorliebe für Katzenopern hat’s nicht immer leicht mit seinen Schützlingen. Und auch Novas eigenwillige Großtante und der tollpatschige Mitternachtskater Pablo sorgen für so manchen Lacher.


    … und herrlich illustriert


    Die wunderbaren Illustrationen von Jérôme Pélissier, der auch das Cover-Motiv gestaltet hat, werten das Buch noch zusätzlich auf.


    Ich glaub‘, jetzt, beim dritten Band, habe ich auch endlich das Romanpersonal im Griff und weiß, wenn ein Name fällt, ob ich es mit einem Menschen oder mit jemandem aus den verschiedenen Katzengruppen zu tun habe. Obwohl … bei Ed (Mensch/Schüler) und Edison (Chef der Straßenkatzen) komme ich immer wieder durcheinander. Im Anhang gibt es ein bebildertes Personenverzeichnis, aber nur für die Katzen. Die Menschen muss man sich selbst merken. 😊


    Es gibt schon einen vierten Band. Wie viele noch geplant sind, kann ich nicht sagen. Ich will auf jeden Fall so lange am Ball bleiben, bis die Bösewichte unschädlich gemacht worden sind und Frieden herrscht in und zwischen den britischen Katzen-Königreichen.


    Die Autorin


    Barbara Laban studierte Sinologie und Japanologie in München, London und Taipei. Nach dem Studium arbeitete sie als Übersetzerin, Therapeutin für chinesische Medizin und Studienleiterin in München und Amsterdam. Ihr Kinderbuchdebüt „Im Zeichen des Mondfests“ wurde 2012 mit dem Goldenen Pick ausgezeichnet. Seitdem schreibt sie auf Deutsch und Englisch Bücher für Kinder und Jugendliche. Barbara Laban lebt seit über zehn Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in London.



    Der Illustrator


    Jérôme Pélissier hatte schon als Absolvent der Kunsthochschule École Estienne in Paris regelmäßig Besuch von Katzen, denn es gilt unter ihnen als große Ehre, von ihm gezeichnet zu werden. Mittlerweile lebt der Illustrator mit seiner Familie in einem der schönsten Dörfer Frankreichs in der Bretagne.

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    Pia Rosenberger: Colette. Roman, Berlin 2023, Aufbau Taschenbuch / Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, ISBN 978-3-7466-4020-4, Klappenbroschur, 423 Seiten, Format: 13,2 x 3,4 x 20,2 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Sie schluckte an ihrer Bitterkeit. Statt ihr die Liebe zu schenken, die sie verdient hatte, hatte er sie zu seinem Geschöpf gemacht und sich ihres Talents als Schriftstellerin bemächtigt. Dennoch erinnerte sie sich mit einem Anflug an Nostalgie an die Sanftheit seiner Hände und sein lautes Lachen. Aber heute würde sie einen weiteren Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit tun.“ (Seite 380)


    Burgund, Ende des 19. Jahrhunderts: Sidonie-Gabrielle Colette (*1873) hat eine modern denkende Mutter und einen weltfremden Vater, der sich nicht groß in die Kindererziehung einmischt. Heute würden wir sagen, Gabrielle und ihre Geschwister werden antiautoritär erzogen. Man könnte auch denken, sie wachsen wild und frei auf, stromern den ganzen Tag unbeaufsichtigt durch die Natur und machen, was sie wollen.


    Braut ohne Mitgift


    Die Mutter hat mal Geld gehabt aber der Vater hat’s durchgebracht. Nun hat Gabrielle nach ihrem Schulabschluss genau zwei Möglichkeiten: Sie kann Lehrerin werden oder jemanden heiraten, der aus irgendwelchen Gründen nicht wählerisch sein darf und eine Frau ohne Mitgift akzeptieren muss. Ihr passt beides nicht. Sie interessiert sich für die Natur und betrachtet sich als Forschende. Sie steht aber auch gern im Rampenlicht und träumt davon, irgendwas Kreatives zu machen, etwas zu schaffen, das einen bleibenden Wert hat.


    Bei einer Reise nach Paris lernt sie Henry Gauthier-Villars kennen, einen Musikkritiker und angehenden Schriftsteller. Sie ist 17, er ist 31. Gabrielle ist hin und weg von ihm

    sie zieht zu ihm nach Paris.


    Der Gatte zeigt sein wahres Gesicht


    Ruckzuck zeigt Henry sein wahres Gesicht. Schriftsteller? Pfff! Unter seinem Künstlernamen „Willy“ publizieren Heerscharen ausgebeuteter Lohnschreiber, aber kaum je Henry selber. Vermögend? Nochmals pfff!

    Gabrielle, der Teenager vom Lande, hat ihrem manipulativen Gatten nichts entgegenzusetzen. Sie liebt ihn und meint, das müsse alles so sein. Widerstandslos tut sie, was er immer er verlangt.


    Das Mädchen vom Land emanzipiert sich


    Und dann tritt das ein, was Gabrielles Mutter schon vor der Hochzeit kommen gesehen hat: Gabrielle – die sich in Paris Colette nennt – bleibt nicht ewig das naive Provinzgänschen. Sie wird erwachsen. Dass Henry sie mit klugen Köpfen der Pariser Bohéme bekannt gemacht hat, fällt ihm nun auf die Füße. Colette ist intelligent, lernt schnell, hat ein Netzwerk an weltgewandten und einflussreichen Frauen und hört auf, in ihrem Ehemann den allmächtigen Herrn und Gebieter zu sehen.


    Als Monsieur und Madame wieder mal pleite sind, zwingt Henry seine Frau dazu, aus ihren Tagebüchern gepfefferte Romane zu machen – die legendäre „Claudine“-Reihe – und macht ihr weis, dass die sich nur unter seinem Namen vermarkten ließen. Bücher von Autorinnen seien unverkäuflich. Die Romane werden Bestseller und kein Mensch glaubt, dass Henry/Willy sie geschrieben hat. Freundinnen wie die Autorin Rachilde (Marguerite Vallette-Eymery) liegen Colette ständig damit in den Ohren, dass ihr Mann sie finanziell übervorteile und dass sie gefälligst die Urheberschaft an ihren Büchern geltend machen solle.


    Colette stellt Ansprüche


    Colette versucht’s. Ihr dämmert so langsam, dass sie am längeren Hebel sitzt.


    Ja, über Colette und ihr bewegtes Leben gäbe es vieles zu berichten. Es böte locker Stoff für eine Romantrilogie. Das war auch Pia Rosenberger klar und sie hat sich auf Colettes Anfänge konzentriert: von der aufmüpfigen Landpomeranze zur Skandalnudel und berühmten Künstlerin.



    Faszinierende Persönlichkeiten, prägende Einflüsse


    In Paris begegnet Colette einer Vielzahl faszinierender Persönlichkeiten, die sie inspirieren und weiterbringen. Es gibt also hochinteressante Nebenfiguren, deren Leben jeweils Stoff für eigene Romane bieten würde: Polaire, Missy, Marcel Schwob und Partnerinnen, Charlotte Kinceler, Rachilde und andere mehr. Ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Wenn man es in kleineren Portionen liest, könnte man unter Umständen den Überblick über das Romanpersonal verlieren. Colettes Familie und Freunde daheim in Burgund gibt’s ja auch noch. Aber ohne diese prägenden Kontakte wäre ihre Entwicklung nicht verständlich.


    Gerade hatte ich mich mental für eine Schlammschlacht und einen Rosenkrieg gerüstet, da war das Buch plötzlich zu Ende. Ach, wie gern hätte ich Henry, den heimtückischen M*stkerl, schmachvoll untergehen gesehen! Aber vielleicht hat er auch nach Colette andere Opfer gefunden und lebte wie die Made im Speck bis an sein selig‘ Ende. Ich weiß es nicht. Irgendwo musste Pia Rosenberger eben einen Cut machen, auch wenn Colette noch so unendlich viel erlebt hat. Im Nachwort fasst sie deren weiteren Lebensweg kurz für uns zusammen.


    Es wäre noch viel zu erzählen


    Nicht zum ersten Mal befasse ich mich mit Colettes Lebensgeschichte. Vor mehr als 50 Jahren habe ich eine Taschenbuch-Ausgabe von CLAUDINE IN PARIS bei den Nachbarn aus dem Altpapier gefischt und gelesen, ohne alles zu verstehen. Ich war ja noch ein Kind. Später habe ich die komplette Reihe zusammengekauft, habe eine Colette-Biographie erworben und bin immer wieder über die Künstlerin „gestolpert“, meist in ihrer Eigenschaft als große Tierfreundin. Ich bin keine Colette-Expertin, aber ich fand die im Roman geschilderte Entwicklung plausibel und das, was ich gelesen habe, hat zu dem gepasst, was ich schon über sie wusste.



    Ist echt keine Fortsetzung geplant? Es gäb‘ da noch zwei Ehen und eine einzigartige Karriere, über die man noch so manches schreiben könnte und lesen wollte.


    Die Autorin


    Pia Rosenberger wurde in der Nähe von Osnabrück geboren und studierte nach einer Ausbildung zur Handweberin Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Pädagogik. Seit über 20 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Esslingen und arbeitet als Autorin, Journalistin, Museumspädagogin und Stadtführerin.

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    Ingrid Zellner: Rattenweihnacht. Kriminalroman, Reutlingen 2023, Oertel + Spörer Verlag, ISBN 978-3-9655-5150-3, Softcover, 243 Seiten, Format: 11,7 x 2,2 x 18,7 cm, Buch: EUR 13,00, Kindle: EUR 9,99.


    Der Titel lässt es schon erahnen: Mit besinnlicher Weihnachtsstimmung ist in diesem Buch nicht zu rechnen. Und richtig: In Buchelfingen, einem Dorf auf der Schwäbischen Alb, sitzt an einem kalten Dezembertag eine verstörte Frau, viel zu leicht angezogen, auf einer Bank am Spielplatzrand. Die kleine Emma Geiger hat Mitleid mit der frierenden Fremden und schenkt ihr ihren Schal.


    Wer ist die Frau ohne Gedächtnis?


    Als die Frau auf keine von Emmas freundlich-neugierigen Fragen eine Antwort weiß, nicht einmal auf die nach ihrem Namen, ist das empathische Mädchen völlig durcheinander. Hier geschieht etwas ganz und gar Unfassbares und die Erwachsenen müssen etwas dagegen unternehmen! Emma gibt der Unbekannten den Namen Maria, weil sie mit ihrem langen blonden Haar der Mutter Gottes auf ihrem Adventskalender ähnelt, und überredet ihre Mutter, die verwirrte Frau mit nach Hause zu nehmen.


    Kristina Geiger, Emmas Mutter, ist nicht begeistert von dieser Idee. Wer weiß, wen man sich mit dieser Person ins Haus holt? Eine Kriminelle? Eine Psychopathin? Das ist alles denkbar. Aber in der Kälte sitzen lassen können sie die Dame auch nicht. Angebote, sie zur Polizei oder ins Krankenhaus zu bringen, lehnt „Maria“ ebenso vehement ab wie eine Untersuchung durch Hausarzt Dr. Menke, einem Freund der Geigers. Die Hilfe eines Psychotherapeuten würde sie unter Umständen in Betracht ziehen. Aber einen DNA-Test machen um vielleicht auf diesem Weg identifiziert werden zu können? Auf gar keinen Fall!


    „Maria“ ist nicht sehr kooperativ


    Die Familien Geiger und Menke müssen das notgedrungen akzeptieren. Wer weiß, was Maria alles durchgemacht hat? Sein Gedächtnis verliert man ja nicht wie einen Hausschlüssel. Also wird sie Gast bei Geigers – und ruckzuck zum Dorfgespräch. Die Hinzuziehung der Polizei lässt sich nun nicht mehr vermeiden, doch Maria erweist sich da als ebenso unkooperativ wie gegenüber den Ärzten. Ist das einem Trauma geschuldet oder hat sie etwas zu verbergen?


    Ja, wie geht das jetzt weiter?

    Dorfpfarrer Stocker hat zum Glück die rettende Idee. Maria kann offenbar gut kochen, und die Biber-Brüder – zwei schrullige Junggesellen um die 50 – könnten nach dem plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter eine Haushaltshilfe gebrauchen. Sie haben sich ihr ganzes Leben lang in allen Alltagsdingen auf ihre Mama verlassen und sind jetzt völlig hilflos.


    Als Haushälterin zu zwei alten Grantlern


    Dass die Biber-Brüder seit Wochen anonyme Drohbriefe bekommen, in denen ihnen nicht nur „rohe Weihnachten“ gewünscht wird, macht sie noch unleidlicher als sie ohnehin schon sind.

    Ja, gut, auch die Brüder haben Schlimmes erlebt. Kein Wunder, dass sie so gestört sind.


    Nicht nur Polizeidirektor Otto Berger hat den Eindruck, dass sich in diesem kleinen Dorf die mysteriösen Vorkommnisse auf erstaunliche Weise häufen.


    Ein Geistesblitz mit Folgen


    Inzwischen ist sich Mareike Menke, die Frau des Dorfarzts, sicher, dass sie Maria von früher kennt. Leider kann sie sich nicht daran erinnern, wann und wo sie ihr schon mal begegnet sein könnte.

    – und dann hat sie auf einmal einen Geistesblitz. So spontan, wie ihr dieser Einfall kommt, so spontan handelt sie auch. Ob das so klug ist …?


    Wer ist hier Täter, wer ist Opfer, wer ist Maria? Ach ja: Und auf wessen Seite stehen eigentlich wir als Leser:innen? Denken und fühlen wir alle so moralisch einwandfrei wie die kleine Emma? Eher nicht. Aber das darf gern jeder selbst erleben und beurteilen.


    Weihnachtskrimi: spannend, raffiniert und gemein


    Es ist so schön böse, wie sich die Leute hier abmühen um Weihnachtsstimmung zu verbreiten und das Fest der Liebe zu feiern, während sich in ihrer unmittelbaren Umgebung die fürchterlichsten Dinge abspielen. Und das ist nicht erst so, seit die geheimnisvolle Maria im Dorf aufgetaucht ist. Da hat man etliche Jahre weggeschaut.


    Am Schluss, wenn der Leser alle Zusammenhänge kennt, denkt er garantiert, Mensch, darauf hätte ich doch kommen müssen! Wenn bei ihm der Groschen trotzdem nicht früher fällt als bei den Einwohnern von Buchelfingen, liegt es unter anderem daran, dass man von der Autorin zwar Hinweise bekommt, aber meist zu einem Zeitpunkt, an dem man sie noch gar nicht einordnen kann. Ich lese in so einem Fall weiter und vergesse unterwegs, dass die beiläufige Bemerkung von vor -zig Seiten genau jetzt das entscheidende Puzzleteil wäre. Und ich denke, genau das ist der Plan. 😉


    RATTENWEIHNACHT ist spannend, raffiniert und gemein – jahreszeitlich passend aber denkbar unbesinnlich. Das ist ein Krimi für Leute, die mal ’ne Pause brauchen vom medialen Weihnachtskitsch.


    Die Autorin


    Ingrid Zellner, geboren 1962 in Dachau. Studium der Theaterwissenschaft, der Neueren deutschen Literatur und der Geschichte in München. 1988 Magisterexamen. Dramaturgin 1990 bis 1994 am Stadttheater Hildesheim und 1996 bis 2008 an der Bayerischen Staatsoper München. Freiberufliche Tätigkeit u.a. als Übersetzerin (Schwedisch) und Autorin sowie als Schauspielerin. Bevorzugte Reiseziele: Skandinavien, die Arktis und Indien. Mitglied bei den Mörderischen Schwestern e.V., www.ingrid-zellner.de

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    Volker Klüpfel, Michael Kobr: Morgen, Klufti, wird's was geben. Eine Weihnachtsgeschichte, Berlin 2021, Ullstein Buchverlag, ISBN 978-3-550-05039-8, Hardcover, 140 Seiten, Format: 13,3 x 1,7 x 17,3 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99, auch als Hörbuch und Audio-CD lieferbar.


    Ganz neu ist das Buch nicht. Es ist schon 2021 erschienen. Mir ist es mitten im Jahr vor die Füße gelaufen und ich dachte, ich stelle es jetzt mal vor. Vielleicht gibt’s Kluftinger-Freunde, die es noch nicht kennen und Verwendung dafür haben.


    Das Buch ist ein echter „Insider-Job“. Für Menschen, die noch nie von der Krimireihe (Bücher und Filme) rund um den schrulligen Kult-Kommissar Kluftinger aus dem Allgäu gehört haben ist es nix.


    Kein Krimi! Ein Weihnachts-Special


    Der vorliegende Band ist kein Krimi, sondern ein privates weihnachtliches Klufti-Special, aufgeteilt in „24 Katastrophen“. Man könnte es als „un-besinnlichen“, streckenweise saukomischen Adventskalender nutzen: Jeden Dezembertag eine Katastrophe (vor)lesen, bis zum Heiligabend.


    Die Geschichte ist schnell erzählt: Kluftinger, der zwar ein scharfsinniger Ermittler ist, in praktischen und zwischenmenschlichen Angelegenheiten aber ungeschickt, hält sich bei den häuslichen Weihnachtsvorbereitungen stets vornehm zurück. Entsprechend schimmerlos ist er. Das wird sich rächen!


    Die erste Katastrophe ist, dass Erika, Kluftingers Frau, über die Feiertage den japanischen Gegenschwieger Yoshifumi „Joschi“ Sazuka eingeladen hat. Der ist derzeit geschäftlich in München, und Erika fand, das gehöre sich so. Joschi lässt sich die Gelegenheit, einmal ein echtes Allgäuer Weihnachtsfest mitzuerleben, nicht entgehen und sagt freudig zu. Und Kluftinger grummelt. Verwandtenbesuch, igitt.


    Klufti allein zuhaus‘


    Dann stürzt Erika beim Anbringen der Christbaumspitze von der Leiter und Hausarzt Langhammer, den der Kluftinger ums Verrecken nicht leiden kann, auch wenn ihre Ehefrauen befreundet sind, weist sie ins Krankenhaus ein. Jetzt steht der tollpatschige Kommissar mit einer meterlangen To-do-Liste und dem angekündigten Besuch alleine da. Aufräumen, putzen, dekorieren, einkaufen kochen, Jessas! Damit ist er komplett überfordert.


    Kluftinger gibt sich ja Mühe, aber schon die Installation der Lichterketten geht grandios schief.


    Kulturclash und andere Probleme


    Was zu mancher Katastrophe beiträgt, ist die Tatsache, dass zwar Joschi perfekt Englisch spricht, aber der Kluftinger halt nicht. Und so hat der arme Gast die meiste Zeit keine Ahnung, was überhaupt läuft. Wie zum Beispiel beim „Klausentreiben“. Dieses regionale Brauchtum hätte man ihm vielleicht vorher erklären sollen. Oder bei der Sache mit der Krippe! :D Aber auf dem Weihnachtsmarkt erweist er sich als ausgesprochenes Verkaufstalent.


    Am 24. Dezember, rechtzeitig vor Heiligabend, soll Erika aus der Klinik entlassen werden. Einerseits ist Kluftinger erleichtert, andererseits sieht’s daheim aus wie Sau, die Weihnachtsdeko ist hinüber, weitere Familienmitglieder werden erwartet … aber was gibt‘s überhaupt zu essen?


    Oh-oh! Wie wird Erika wohl reagieren? Ist Weihnachten noch zu retten? Und die Ehe? Und der Kluftinger selbst?


    Hochgradig albern und amüsant


    Die Story ist natürlich hanebüchen und hochgradig albern. Wenn Kluftinger seinen scharfen Verstand nicht an einem kniffligen Kriminalfall beweisen kann, bleibt ein unpraktisch veranlagter Hanswurst übrig. Ein bisschen fremdschämen muss man sich schon, wenn er sich so anstellt! Aber der deutsch-japanische Kulturclash und der Dauerzoff mit Dr. Langhammer (der für mich beim Lesen immer klingt wie Prof. Karl-Friedrich Boerne aus dem Münsteraner TATORT) ist schon sehr amüsant.


    Das ist natürlich keine hochgeistige Lektüre – das erwartet vermutlich auch niemand -, sondern heiterer Bl*dsinn mit saisonalem Bezug. Die Krimis sind mir zwar lieber, aber lustig war’s schon.


    Die Autoren


    Altusried hat einen prominenten Sohn: Kommissar Kluftinger. Volker Klüpfel, Jahrgang 1971, kommt wenigstens aus dem gleichen Ort. In Bamberg studierte er Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Die knappe Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, mit der er im Allgäu lebt.


    Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte in Erlangen ziemlich viele Fächer, aber nur zwei bis zum Schluss: Germanistik und Romanistik. Nach dem Staatsexamen arbeitete er als Realschullehrer. Momentan aber hat er schweren Herzens dem Klassenzimmer den Rücken gekehrt – die Schüler werden’s ihm danken –, um sich dem Schreiben, den ausgedehnten Lesetouren und natürlich seiner Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Unterallgäu.

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    Hermien Stellmacher: Nur ein einziger Tanz. Roman, Berlin 2023, Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, ISBN 978-3-458-68280-6, Soft-cover, 264 Seiten, Format: 12,6 x 1,9 x 19 cm, Buch: EUR 12,00 (D), EUR 12,40 (A), Kindle: EUR 11,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Dennoch bin ich froh, all diese Dinge erfahren zu haben. Es ist, als wäre mein lückenhaftes Lebensmosaik endlich um die Steinchen ergänzt worden, nach denen ich schon so lange gesucht ha-be.“ (Seite 239)


    Die Übersetzerin Henrike „Rike“ Kehrmann (60+) hat schon einiges erlebt. Dass sie als Tee-nager von ihren Eltern Knall auf Fall von Amsterdam in die bayerische Provinz verpflanzt worden ist, weil ihr Vater dort eine Arbeitsstelle gefunden hatte, war nur eines von vielen einschneiden-den Ereignissen in ihrem Leben. Doch was jetzt innerhalb weniger Wochen auf sie einstürmt, übertrifft alles.


    Rike ist in Deutschland geblieben, sollte ich vielleicht vorab erklären, während ihre Mutter als Rentnerin in die Niederlande zurückgekehrt und vor zwei Jahren dort verstorben ist.


    Edgar verschwindet, Mutters Jugendliebe taucht auf


    Jetzt passieren zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, aber Rikes Leben gründlich auf den Kopf stellen: Erst eröffnet ihr ihr Lebensgefährte Edgar, dass er eine Auszeit von ihrer Beziehung braucht, verschwindet im selben Moment und ist nicht mehr zu erreichen. Und sie bekommt einen Brief aus Amsterdam – von einem Herrn in den Neunzigern, von dem sie noch nie etwas gehört hat. Er gibt sich als Jugendliebe ihrer Mutter zu erkennen und bittet um Kon-taktaufnahme. Er hätte wichtige Angelegenheiten mit ihr zu besprechen.



    Weil er es gar so dringend gemacht hat, ruft sie ihn noch am selben Tag an. Hendrik, der in Amsterdam mit zwei guten Freunden in einer Senioren-WG lebt, erzählt ihr, dass er ihre Mutter auf Louises Hochzeit kennengelernt habe. Es hätte sofort zwischen ihnen gefunkt. Nur sei er damals schon verlobt und im Begriff gewesen, mit seiner Braut nach Australien auszuwan-dern.



    Rike reist nach Amsterdam – in die Vergangenheit


    Das klingt alles so gar nicht nach Rikes Mutter. Sie hat auch nie von Hendrik gesprochen. Rike beschließt spontan, nach Amsterdam zu fahren und den alten Herrn zu treffen.


    Lustige Truppe mit langer gemeinsamer Geschich-te


    Hendrik Rhee ist kultiviert, charmant und humorvoll, und Rike kann gut nachvollziehen, dass ihre Mutter sich damals Hals über Kopf in ihn verliebt hat.


    Je mehr er über Cisca erzählt, desto mehr staunt Rike. Was hat sie überhaupt über ihre Mutter gewusst? Von ihren Sehnsüchten, Wünschen und Träumen als junge Frau definitiv nichts. Offenbar gibt es Themen, die man mit seinen Kindern nicht bespricht. Und wenn es keine alten Freunde oder Verwandten gibt, die das übernehmen, lernt man seine Eltern nie anders kennen als in ihrer Funktion als Mutter und Vater. Was schade ist, weil man sie mit mehr Hintergrund-wissen ein bisschen besser verstehen würde.


    Rike kommt ins Grübeln


    Zumindest eines ist Rike jetzt klar: warum ihre Familie vor fast 50 Jahren so überstürzt von Amsterdam nach Bayern gezogen ist.


    Die Geschichte von Hendrik und Cisca bringt Rike ins Grübeln. Ist es wirklich gut, im Altver-trauten zu verharren, auch wenn es einen nicht glücklich macht, nur weil man das Risiko eines Neuanfangs scheut? Auf ihre Situation übertragen: Soll sie weiter auf Edgars Rückkehr hoffen, obwohl Ian, den sie hier in Amsterdam kennengelernt hat, eine wesentlich aufregendere Zu-kunft verheißt?


    Doch in dieser Geschichte hat jeder seine Geheimnisse, nicht nur Hendrik und Cisca …


    Was wäre wohl gewesen, wenn …?


    In diesem Roman gibt’s keine wilde Action, hier passiert einfach das Leben. Nicht ganz frei-willig begibt sich die Heldin in die Vergangenheit ihrer Familie und entdeckt dabei Überraschen-des, das auch Auswirkungen auf ihre Zukunft hat.


    Ich habe mitgelitten mit der jungen Rike, der ich mich sehr verbunden fühlte. Wiederholt wird sie entwurzelt, weil ihre Eltern ihr Leben nicht geregelt bekommen. Sie versucht, so brav und angepasst wie möglich zu sein, damit Mutter und Vater nicht noch mehr Probleme bekom-men als die, die sie sich selber einbrocken.

    Unweigerlich fragt man sich beim Lesen, wie wohl das eigene Leben verlaufen wäre, wenn man sich in manchen Punkten anders entschieden hätte. Nur gut, dass man es nicht weiß! Aber wenn sich eine Chance bietet, aus der Vergangenheit etwas für die Zukunft zu lernen, sollten wir sie nutzen. Genau wie Henrike.


    Die Autorin


    Hermien Stellmacher wurde 1959 in Leiden, Niederlande, geboren und hatte im Alter von sieben Jahren fest vor, im Afrikanischen Busch als Verhaltensforscher à la Konrad Lorenz zu arbeiten. 1974 zog sie mit ihren Eltern von Amsterdam nach Naila, einem kleinen Ort im Frankenwald. Dadurch war ihr Bedarf an Exotik für den Rest ihres Lebens gedeckt. Sie verab-schiedete sich von der Afrikaidee, aktivierte Plan B und bewarb sich mit einer Mappe an der Hochschule für Grafik-Design in Würzburg. Seit Mitte der 90er Jahre illustrierte und schrieb sie zahlreiche Kinder- und Jugendbücher. Seit 2012 schreibt sie hauptsächlich für Erwachsene.

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    Deborah Wilde: Jezebel Files. Schlaflos in Hedon (Band 4 von 4), OT: Revenge & Rapture, aus dem Englischen von Julia Schwenk, Steinbach-Hallenberg 2023, Second Chances Verlag, 978-3-948457-02-0, Klappenbroschur, 408 Seiten, Format: 13,4 x 3,4 x 20,6 cm, Buch: EUR 18,00, Kindle: EUR 6,99.


    „Sei nicht so streng mit dir. Jezebels führen diesen Kampf seit vierhundert Jahren. Du bist gerade mal knapp vier Monate dabei. Und du brauchst dringend Schlaf.“
    „Erst muss ich noch die Welt retten“, meinte ich.
    „Geht es wirklich um die Rettung der Welt oder darum, deine Feinde zu besiegen?“
    (Seite 6)


    Unsterbliche Ganoven? Bitte nicht!


    Finale! Erst seit wenigen Monaten weiß die kanadische Privatdetektivin Ashira „Ash“ Cohen (<30), dass sie eine Nachfahrin der biblischen Isebel ist und von der Göttin Aschera mit besonderen magischen „Jezebel“-Kräften ausgestattet wurde. Ashs Aufgabe ist nichts Geringeres als die Rettung der Welt. Sie soll verhindern, dass die zwielichtige internationale Organisation Chariot die fünf Bruchstücke der uralten magischen Schriftrolle Sefer Raziel HaMalakh in die Finger bekommt und wieder zusammensetzt. Denn gelänge ihnen dies, würde Engelsmagie frei und die Chariot-Guys – zumindest deren zehn Anführer – würden unsterblich werden. Eine Bande unsterblicher Krimineller, das hätte gerade noch gefehlt!


    Kampf um die magische Schriftrolle …


    Vier Bruchstücke der Schriftrolle sind in der geheimen Bibliothek der Jezebels sicher verwahrt. Dafür sorgt Rafael Behar, Ashs Sekretär. Jetzt kursiert nur noch ein Fragment. Nun sollte man meinen, dass Ashs Chancen, die Rolle zu vervollständigen und endgültig zu vernichten, deutlich besser stehen als die von Chariot, damit Unsterblichkeit zu erlangen. Aber leider gibt’s irgendwo da draußen auch ein Amulett, mit dem Unbefugte in die Jezebel-Bibliothek zu den Schriftrollen-Fragmenten gelangen könnten.


    … und um das Aschera-Amulett


    Jetzt sind mehrere Parteien hinter dem Amulett her: Chariot, das Jezebel-Team rund um Ash

    Es gibt einen magischen Unfall, der ausgerechnet Ashs Sekretär Rafael trifft. Kein Nefesh*-Heiler kann ihm helfen. Das ist nicht nur persönlich tragisch, sondern richtig schlimm für Ashs Weltrettungs-Mission, weil sie dabei auf seine Hilfe angewiesen ist.


    Erpresser und andere Verbrecher


    Ist es jetzt gut oder schlecht, dass das Team Jezebel den Geschäftsmann Isaac Montefiori als einen der zehn Chariot-Anführer identifiziert hat? Für ihre Mission ist das von Vorteil, denn mit diesem Wissen ist es nicht mehr schwer, seine Mitstreiter:innen zu entlarven. Auf emotionaler Ebene ist es ein Drama, weil Ash und Isaacs Sohn Levi , der charismatische Leiter der Nefesh-Organisation „House Pacifica“, ein Paar waren. Levi wird nicht fertig mit dem Gedanken, dass Ash seinem Vater ans Leder will und die Beziehung geht auseinander.


    Als wäre Ashs Leben nicht schon kompliziert genug, kommt noch ein weiterer Bösewicht seitwärts aus dem Gebüsch gehüpft: Jemand erpresst Ashs Mutter. Sie soll sofort von sämtlichen politischen Ämtern zurücktreten.


    Verblüffende Wendungen und ein dramatischer Showdown


    Etliche verblüffende Wendungen und Erkenntnisse später kommt es an einem unheimlichen Ort zum dramatischen Showdown zwischen Jezebel und Chariot. Weil aber in dieser Geschichte Gut und Böse nie klar voneinander abgrenzbar sind, gibt es noch auf den letzten Metern ein paar Überraschungen. Und natürlich wird die Frage aller Fragen dieser Buchreihe geklärt: Wem wird es gelingen, die fünf Fragmente der magischen Schriftrolle zusammenzusetzen? Jezebel oder Chariot? Und wie wird sich die Welt dadurch verändern?


    Ich hatte vier Bände lang Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, wie dieser Kampf ausgehen könnte und mit welchen Konsequenzen. Die Autorin hat es geschafft, mich mit ihrer Lösung zu überraschen. In einem magischen Urban-Fantasy-Universum kann eben alles passieren. Auch das! 😉


    Guter Schluss. Aber viele Personen!


    Es ist natürlich eine Herausforderung für eine Autorin, im letzten Band einer so komplexen Reihe alle losen Enden zu verknüpfen. Es ist ihr geglückt. Aber ich habe stellenweise den Überblick verloren. Wenn ein Name fiel, musste ich oft erst einmal zurückblättern und nachsehen, wer das nun wieder ist und welche Funktion er/sie in der Geschichte hat. Dass in Band 4 noch weitere Personen(gruppen) eingeführt wurden

    macht die Sache nicht übersichtlicher.


    Ich fand Band 4 ein bisschen anstrengend, auch wenn ich im Großen und Ganzen mit dem Schluss zufrieden bin. Dass Ash manchen Personen unerwartet schnell verziehen hat, mag dem nahenden Ende des Buchs geschuldet sein. Wenn der Roman nur 408 Seiten hat, bleibt eben kein Platz und keine Zeit mehr, ungerechte Mitmenschen noch ein bisschen leiden zu lassen, auch wenn sie es verdient hätten.


    Wie dem auch sei: Wer wissen will, wie die Jezebel-Mission ausgeht, kommt an diesem Band nicht vorbei.


    · Nefesh bezeichnet hier eine von Geburt an magisch begabte Person.


    Die Autorin


    Deborah Wilde ist Weltenbummlerin, ehemalige Drehbuchautorin und Zynikerin durch und durch. Sie schreibt mit Vorliebe witzige Romane für Frauen in den Genres Urban Fantasy und Paranormal Romance. In ihren Geschichten geht es um selbstbewusste, toughe Frauen, starke weibliche Freundschaften und Romantik mit einer Prise Charme und Feuer. Sie mag Happy Ends, und es ist ihr wichtig, dass auch der Weg dorthin ihre Leser:innen zum Lachen bringt. Deborah Wilde lebt in Vancouver, zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrer überaus eigenwilligen Katze Abra.


    Die Übersetzerin


    Julia Schwenk lebt mit einem bunten Heimtierzoo in ihrem heiß geliebten Zimmerpflanzendschungel im süddeutschen Land der Kühe und grünen Wiesen. Sprache ist ihre große Leidenschaft, die sie als Verlegerin und Übersetzerin zum Beruf gemacht hat. Wenn sie nicht gerade wie Gollum auf ihrer Couch über dem Arbeits-Netbook kauert, macht sie Handarbeitsforen unsicher, schaut YouTube leer oder plant die Übernahme der Weltherrschaft – und ist dabei immer auf der Jagd nach dem nächsten spannenden Projekt.

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    Claudia Rimkus: Erlenried. Hannover-Krimi, Meßkirch 2023, Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-0259-3, Softcover, 442 Seiten, Format: 12,4 x 3,5 x 20,8 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Ich muss mich darauf konzentrieren, herauszubekommen, wer der Stalker ist und ob er etwas mit Sandras Tod zu tun hat. Nur dadurch kann ich Philipp helfen.“ (Seite 160)


    Hannover, kurz vor Weihnachten: In ihrer beruflich aktiven Zeit war Charlotte Stern (60+) Leiterin des Polizeiarchivs. Auch jetzt im Ruhestand pflegt sie noch ihre Kontakte zu den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, vor allem zu Hauptkommissar Hannes Bremer. Und ihr Interesse an polizeilichen Ermittlungen ist auch noch sehr lebendig.


    Seit fast einem Jahr lebt Charlotte nun in einer Senioren-WG, zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Psychologie-Professor Philipp Thaler (66),


    Charlottes Partner wird bedroht


    Dieses Mal muss Charlotte in ihrem engsten Umfeld ermitteln – aus höchst persönlichem Interesse. Ihr Lebensgefährte Philipp erhält seit einiger Zeit anonyme Drohbotschaften auf sein Handy. Und sein Stalker scheint stets ganz genau zu wissen, wo Philipp ist und was er gerade macht. Zwar versucht der Professor zunächst, diese Vorgänge vor Charlotte geheim zu halten, um sie nicht zu beunruhigen, aber er kann ihr einfach nichts vormachen. Wer dahintersteckt und welchen Grund derjenige für sein Tun hat, kann er sich auch nicht erklären.


    Doch die Drohbotschaften sind erst der Anfang.

    Wenn dieser unselige Mensch wenigstens sagen würde, warum er das macht und/oder Forderungen stellen würde, dann könnte man darauf reagieren. Aber es gibt nur diese Drohungen und einen Angriff aus dem Hinterhalt.


    Mord! Der Stalker macht ernst


    Dass der Stalker es todernst meint, zeigt seine nächste Tat: Sandra, eine von Philipps Studentinnen, wird ermordet und der Tatort ist so präpariert, dass der Verdacht auf Philipp fallen muss.


    Wäre Staatsanwältin Benita Pauli im Dienst, wäre das vermutlich alles kein Problem. Aber sie ist derzeit nicht da und wird von dem jungen, ehrgeizigen Staatsanwalt Ansgar Fink vertreten. „Aufgeblasener Vogel“ und „entlaufener Gartenzwerg“ nennen ihn die Polizisten hinter seinem Rücken. Anscheinend will er sich einen Namen machen, indem er den renommierten und beliebten Professor Thaler des Mordes anklagt. Der Sache mit dem Stalker geht er gar nicht erst nach.


    Philipp unter Verdacht! Die Senioren-WG ermittelt


    Der Professor landet in Untersuchungshaft und einer von Charlottes Polizisten-Freunden wird aus fadenscheinigen Gründen vom Dienst beurlaubt. Er kann Charlotte nun keine inoffiziellen Einblicke in offizielle Ermittlungen mehr gewähren. Die Rentner-Gang in der WG-Villa ist auf sich selbst gestellt. Das ist ein Problem. Denn eines ist klar: Wenn sie es nicht schaffen, Philipp aus dieser Situation herauszuboxen, wird es niemand tun.


    Verbündete finden sie in der Rechtsanwältin Julia Jacobs und dem IT-Spezialisten Tom Vellner, einem Freund der ermordeten Sandra. Tom ist ein Meister auf seinem Gebiet, aber der Stalker ist ihm immer eine Nasenlänge voraus.


    Es sieht so aus, als wüsste Psychotherapeutin Maja Neuhaus mehr darüber. Aber sie verschanzt sich hinter Arztgeheimnis und Datenschutz. Und dann verschwindet auch noch Anton, Charlottes Pflegesohn, aus dem Internat …


    Dramatischer Fall, humorvolle Momente


    Die Bedrohung und die Spannung steigen stetig und die Verzweiflung des Paares, das hier einen aussichtslosen Kampf zu kämpfen scheint, ist jede Minute spürbar. Trotz allem hat das Zusammenleben in der Senioren-WG seine humorvollen Momente. Conrad, der sich so mit seinem Auto anstellt, Charlotte, die immer wieder damit aufgezogen wird, dass sie keine Ordnung halten kann – und der General und die aufdringliche Drohne! Ich hab’s kommen gesehen! :D


    Der Stalker war mir vielleicht ein bisschen zu gut organisiert und „superhirnig“,


    100 Seiten vorm Schluss wird klar, wer hier seine Finger im Spiel hat – aber immer noch nicht, warum.


    Spannend ist’s auf jeden Fall


    Spannend war’s auf jeden Fall und die WG-Truppe ist klasse! Dass ich die Vorgänger-Bände und damit die Vorgeschichte der Romanfiguren nicht gekannt habe, hat sich zwar bemerkbar gemacht („Moment, WER ist das?“), aber das hatte keine Auswirkungen auf die Krimihandlung selbst. Man muss sich weder in Hannover auskennen noch Band 1 bis 3 gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können. Es hätte aber seine Vorteile.


    In diesem speziellen Fall fände ich es toll, wenn Philipp und Charlotte heiraten würden. Davon halte ich ja normalerweise nicht so viel. Aber mir gefällt einfach die Vorstellung von einer Romanheldin, die mit Nachnamen Stern-Thaler heißt. 😉


    Die Autorin


    Claudia Rimkus wurde 1956 in Hannover geboren, wo sie noch heute lebt und (arbeitend) ihren Ruhestand genießt. Die Autorin ist mit ihrer Heimatstadt eng verbunden, deshalb ist die Leinemetropole oft Schauplatz ihrer Geschichten. Diese sind trotz aller Dramatik immer mit Humor gewürzt. Wenn sie nicht schreibt, ist sie gern mit der Kamera unterwegs. Ihre Fotos haben mehrere Preise gewonnen. Auch das genaue Beobachten ihrer Umwelt

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    Susanne von Berg: Das Kaufhaus – Zeit der Sehnsucht. Roman, Berlin 2023, Aufbau Verlage GmbH, ISBN 978-3-7466-3912-3, Softcover, 480 Seiten, Format: 13,3 x 4,1 x 20,5 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99. Auch als Hörbuch lieferbar.


    Die Anfänge von „Kaufhof“ und „Hertie“


    Hier erleben wir die Anfänge der Warenhäuser „Kaufhof“ und „Hertie“. Hinter beiden Firmen stecken kluge Köpfe der Familie Tietz aus Posen. Nach US-amerikanischem Vorbild und mit frischen eigenen Ideen haben sie im ausgehenden 19. Jahrhundert das Einkaufen in Deutschland neu erfunden.


    Stralsund 1879: Eigentlich ist der Kaufmann Leonhard Tietz (30) zusammen mit seiner Verlobten, der Schneiderin Flora Baumann (24) nach Stralsund gekommen, um mit einem Jugendfreund ein Unternehmen zu leiten. Aber die Zusammenarbeit funktioniert nicht. Leo Tietz lässt sich auszahlen um etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Was genau, das weiß er noch nicht.


    Ein letztes Mal geht er für seine bisherige Firma auf Geschäftsreise. Seine Verlobte Flora nutzt die Zeit, um an ihrem Brautkleid zu arbeiten. Das darf Leo vor der Hochzeit ja nicht sehen. Auf der Suche nach passenden Kurzwaren stößt sie auf einen kleinen Laden in der Ossenreyerstraße. Das Geschäft ist heruntergekommen, aber das Warenangebot ist außergewöhnlich gut und der Inhaber, Albert Holst, kennt sich wirklich gut aus.


    Keine gute Tat bleibt ungestraft


    Gesundheitlich ist der alte Herr Holst allerdings angeschlagen und mit dem Laden überfordert. Flora bietet ihm spontan und unentgeltlich ihre Hilfe an.


    Und dann steht auf einmal ihr nichtsnutziger Bruder Sally vor der Tür.

    Na ja … fürs erste kann er bei ihr auf dem Sofa schlafen, und dann sieht man weiter.


    Sally verdingt sich als Hilfsarbeiter im Hafen und erzählt dort arglos, dass er bei seiner Schwester wohnt, die für Albert Holst arbeitet. So erfährt Vorarbeiter Julius Holst, Alberts Sohn, davon.

    Fortan lässt er keine Gelegenheit aus, den Geschwistern Baumann das Leben schwer zu machen.


    Leos neue Geschäftsidee


    Flora hat ihrem Verlobten also allerhand zu erzählen, als er von seiner Reise zurück ist. Auch Leo hat Neuigkeiten: Er hat auf seiner Tour neuartige Geschäfte gesehen, deren Konzept er gerne noch optimieren und in Stralsund einführen würde: Warenhäuser mit attraktiver Produktpräsentation, ohne Kaufzwang, mit günstigen Festpreisen ohne Feilschen, Barzahlung ohne „Anschreiben“ – und mit großzügigem Umtauschrecht. Das ähnelt den Ideen, die sein Onkel Hermann Tietz, Spitzname „Hertie“, von seinem USA-Aufenthalt mitgebracht hat.


    Nun könnte man denken, dass ein Hauen und Stechen losgeht, weil Onkel und Neffe Tietz mit ähnlichen Konzepten in derselben Branche unterwegs sind. Aber so ticken diese Familienmenschen nicht. „Onkel Hertie“ hilft mit Rat und Tat. Noch denkt niemand in landesweiten Kaufhausketten. Sie experimentieren mit einzelnen Geschäften.


    Erfolg schafft Feinde


    Leo und Flora haben ihr „Experimentierfeld“ bereits gefunden: Sie kaufen Albert Holst den Laden ab, was ihm sehr gelegen kommt. Ärger droht aus anderer Richtung.


    Wer auch permanent dazwischen grätscht, ist der unselige Julius Holst. Er hat die absurde Idee, dass ihm etwas von dem zusteht, was Tietzens mit ihrem rechtmäßig erworbenen Laden erwirtschaften. Hallo? Nein!


    Man kann sich nur wundern


    Bei einem Roman, der auf Tatsachen beruht, kann man dem Autor keinen Vorwurf für seltsames Verhalten seiner Figuren machen. Da muss man sich über die Menschen an sich wundern. Mich hat Floras Sippe, die konservative jüdische Familie Baumann, verblüfft.


    Ein bisschen hätt‘ man straffen können …!


    Ich habe ja ein Faible für die kleinen Anfänge großer Ideen. Firmengründungen finde ich spannend. Hier hat’s für meinen Geschmack allerdings zu viele Wiederholungen. Ich hatte den Eindruck, es wird alles dreimal gesagt, auch wenn’s beim ersten Mal schon klar war. Hätte man dies unterlassen, hätten womöglich drei „Kaufhaus“-Bände in einen einzigen gepasst.


    Vielleicht ist das aber auch nur beim ersten Band so, weil da im Grunde nicht viel passiert: „Cleveres Provinz-Pärchen kauft einen heruntergewirtschafteten Laden und macht mit modernen Ideen eine Goldgrube daraus.“ (Sag einer, ich kann einen Roman nicht auf seinen Kern reduzieren! :D ) Bei einer höheren Handlungsdichte müsste man den Inhalt nicht so strecken. Ich weiß nur noch nicht, ob ich diese Theorie anhand der Folgebände überprüfen möchte.


    Der Autor


    Susanne von Berg ist das Pseudonym des Schriftstellers Andreas Schmidt, der durch seine zahlreichen veröffentlichten Kriminalromane deutschlandweit seit vielen Jahren eine große Stammleserschaft erreicht. Andreas Schmidt lebt und arbeitet als freier Autor und Journalist in seiner Heimatstadt Wuppertal. Die ersten Bände der spannenden Kaufhaussaga »Das Kaufhaus – Zeit der Sehnsucht« und »Das Kaufhaus – Zeit der Wünsche« liegen im Aufbau Taschenbuch vor.

    Auch hier funktioniert die Verlinkung nicht. Dann mache ich es eben so:



    https://www.amazon.de/Was-gesehen-hast-Psychologischer-Hypnopraxis/dp/B0C2SJ25NM/ref


    Angelika Godau: Was du gesehen hast. Psychologischer Roman, Zweibrücken 2023, Independently published, ISBN 979-8-39186529-2, Softcover, 302 Seiten, Format: 12,7 x 1,75 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle: EUR 4,99.


    „Unser Unterbewusstsein ist immer auf unserer Seite, es will immer helfen und beschützen.“ (Seite 209)


    Dr. Maximilian „Max“ Breitfelt, 48, Chefarzt an einer Privatklinik, hat schon während des Studiums den Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie abgebrochen. Die Psychotherapie, die er daraufhin begonnen hat, leider auch, und so ist das, was ihm in seinem Elternhaus Traumatisierendes widerfahren ist, unbewältigt geblieben. Doch durch Verdrängung geht ein Problem in den seltensten Fällen weg.


    Panikattacken, Albträume und andere Symptome


    Jetzt, mitten im Leben, müsste es ihm eigentlich prächtig gehen: Er arbeitet in der Klinik seines Schwiegervaters. Professor Doktor Karl-Heinz Hofer, und weiß jetzt schon, dass er in nicht allzu ferner Zukunft dessen Nachfolge antreten wird. Gut, die Ehe mit Hofers einziger Tochter Maren (39) war mehr ein Deal als eine Liebesheirat.


    Blöd nur, dass Marens Eltern so übergriffig sind und ständig nach Enkelkindern quengeln. Es ist ja nicht so, dass die Breitfelts keine Kinder möchten. Es will nur nicht klappen. Bei all dem Druck vergeht Max Breitfelt schließlich die Lust komplett. Der ehemalige Frauenheld kann auf einmal nicht mehr: erektile Dysfunktion. Mögliche körperliche Ursachen kann der Arzt ausschließen. Es muss also mit der Psyche zusammenhängen. Als er auch noch andere Symptome entwickelt wie Bettnässen und eine unüberwindliche Angst vor roten Ampeln, sucht er Hilfe bei der Psychotherapeutin Dr. Petra German.


    War die Therapie ein Fehler?



    Als Max‘ Frau einer Freundin unter dem Siegel der Verschwiegenheit von ihren häuslichen Problemen erzählt, hat dieses dumme Luder nichts Besseres zu tun, als das herumzutratschen. Jetzt macht Max Breitfelt endgültig dicht. Vielleicht war das mit der Therapie doch keine so gute Idee und er sollte lieber versuchen, seine Probleme allein zu lösen? Aber was ist, wenn ihm das nicht gelingt?


    Zweifelhafte Erinnerungen


    Er findet einen faulen Kompromiss: Er geht weiterhin zu Frau Dr. German, erzählt ihr aber nur belangloses Zeug. So wird das natürlich nix! Die erfahrene Therapeutin durchschaut, was ihr Patient für ein Spielchen spielt. Sie misstraut seinen Erinnerungen, oder, besser gesagt, seiner Interpretation davon, und legt ihm ans Herz, mit seiner Herkunftsfamilie Kontakt aufzunehmen. Wenn er mit seinen Eltern nicht reden will, dann wenigstens mit seinem Bruder. Vielleicht war ja alles ganz anders …!


    Markus Breitfelt ist zunächst nicht erbaut davon, dass sein Bruder Max nach 25 Jahren Funkstille unangemeldet vor der Tür steht. Er hat nie verstanden, warum Max sich von der Familie losgesagt hat. Von dem, was ihm angeblich als Kind angetan worden ist, hat Markus nie etwas mitbekommen.


    Per Hypnose zurück in die Kindheit


    Seine Symptome bessern sich nicht, seine Panikattacken werden schlimmer, genau wie seine Albträume. Schließlich willigt er nach langem Zögern und Sträuben doch ein, sich von Frau Dr. German per Hypnose in seine Kindheit zurückversetzen zu lassen …


    Das ist kein Krimi aber doch unglaublich spannend. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen musste, was dem armen Max als Kind so Schreckliches zugestoßen ist! Und warum diese Probleme gerade jetzt zu Tage treten, nachdem er sein halbes Leben lang Ruhe davor gehabt hat. Ich habe mir die grausigsten Szenarien ausgemalt. Waren seine Eltern nicht in irgendeiner merkwürdigen Sekte? Hat der arme Junge am Ende sowas wie satanische Rituale miterleben müssen? Oder doch einen Mord, obwohl das Buch gar kein Krimi ist?


    Was ist damals wirklich passiert?


    Was in seiner Kindheit wirklich geschehen ist, klärt sich in überraschender Weise auf. Wie Max‘ Angst vor Ampeln ins Bild passt, wird zwar nicht explizit angesprochen, aber man kann es sich zusammenreimen. Und man möchte mehr schütteln als nur den Kopf. 😊 Die Menschen, zum Beispiel, die den Jungen so traumatisiert haben. Und Max selbst, der vor 25 Jahren seine erste Therapie abgebrochen hat, als er gemerkt hat, dass es jetzt ans Eingemachte geht.


    Was hätte ihm nicht alles erspart bleiben können! Aber Menschen machen nun mal Fehler, und es ist gut, dass es Therapien und Therapeut:innen gibt, die den Betroffenen helfen, hinterher die Scherben wieder zusammenzusetzen und trotz schlimmer Erfahrungen ein gutes Leben führen zu können. Die Autorin hat selbst Psychologie studiert und eine eigene Praxis betrieben, sie weiß also gut, worüber sie schreibt.


    Die Geschichte ist mitreißend und sie macht Mut, sich seinen Problemen zu stellen. Das ist nicht leicht, das weiß ich, aber es besteht die Chance, dass man sich danach deutlich besser fühlt.


    Ach ja … allen, die auch dem Laster frönen, gleich zu Anfang auf den letzten Seiten eines Buchs nachzuspähen, ob die Geschichte gut ausgeht, sei gesagt: Das funktioniert hier nicht. Jedenfalls nicht so leicht. Das knappe letzte Drittel des Bandes besteht aus Leseproben anderer Bücher der Autorin – die auch einen Blick wert sind, aber halt nichts über das Schicksal von Max Breitfelt aussagen.


    Die Autorin


    Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.

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    Elke Schleich: Sylter Pfoten. Roman, München 2023, Piper-Verlag, ISBN 978-3-492-50664-9, 272 Seiten, Format: 11,8 x 2,5 x 18,2 cm, Buch: EUR 16,00, Kindle: EUR 4,99.


    Es birgt immer ein gewisses Risiko, wenn man mit dem Chef anbandelt. Ist die Beziehung zu Ende, ist nicht nur der Kerl weg, sondern unter Umständen auch der Job und, wenn man bei ihm eingezogen war, auch noch die Wohnung. Man steht buchstäblich vor dem Nichts. Genau so ergeht es der Medizinischen Fachangestellten Jana Stein (< 30) aus Herten im Ruhrgebiet. Sie hat gerade ihren Doktor mit ihrer besten Freundin erwischt.


    Und jetzt … wohin? Janas Mutter lebt nicht mehr. Zum Vater hat sie keinen Kontakt. Da bleibt nur noch ihre Schwester Marie. Doch die hat Mann und Kind, da kann sie sich nicht ewig im Gästezimmer einquartieren. Da kommt der Notruf von Onkel Enno gerade recht. Natürlich tut es Jana leid, dass der alte Knabe mit einem Oberschenkelhalsbruch in der Nordseeklinik liegt und danach in Reha muss.


    Ein rettender Notfall 😉


    Der Punkt ist: Enno betreibt auch mit über 70 noch seine Tierarztpraxis in Keitum auf Sylt. Als Krankheitsvertretung hat er den Tierarzt Timo Jensen engagiert, der gerade von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückgekehrt ist. Jetzt braucht er noch eine Sprechstundenhilfe. Seine hat gekündigt und er hatte noch keine neue gefunden, als er verunglückt ist. Nun fragt er an, ob nicht seine Nichte Jana Urlaub nehmen und ein paar Wochen in seiner Praxis einspringen könnte.


    Eigentlich ist das eine ziemliche Kateridee! Eine Medizinische Fachangestellte arbeitet bei einem Menschenarzt.

    Außerdem weiß er genau, dass Jana eine Hundephobie hat, seit sie als Kind vom Foxterrier ihrer Nachbarn gebissen worden ist. Doch weil sie gerade kein Zuhause hat, entschließt sie sich, ihrem Onkel zu helfen.


    O je! Zwei Mitbewohner!


    Mit Sack und Pack und Herbert, dem weltbesten Kater, steht sie zwei Tage später vor Onkel Ennos reetgedecktem Friesenhaus. Was sie nicht weiß: Auch der neue Tierarzt wohnt in Ennos Haus – und er hat einen großen goldbraunen Hund. Eine Hündin, um genau zu sein, Frieda. Die ist zwar freundlich, aber gegen ihre Phobie kommt Jana nicht an.


    Der Tierarzt ist sympathisch, die Zusammenarbeit klappt leidlich – Jana ist, wie gesagt, fachfremd –, aber das Zusammenleben gestaltet sich schwierig. Timo und Hund Frieda haben Ennos Wohnung, Jana und Kater Herbert bewohnen das Dachgeschoss. Die Küche teilen sie sich. Und genau das sorgt für Stress. Timo Jensen ist furchtbar schlampig und lässt alles liegen, während Jana es gerne ordentlich hat. Zähneknirschend räumt sie hinter ihm her.


    Aber wir ahnen schon: Freud und Leid im Tierarztpraxis-Alltag schweißt die beiden zusammen und sie kommen einander trotz aller Unterschiede näher.


    Jana will gar nicht mehr weg



    Eigentlich will Jana gar nicht mehr weg von der Insel. Ihren Plan, sich in ihrer alten Heimat eine neue Anstellung als MFA zu suchen, verfolgt sie nur noch halbherzig. Stur bleibt sie allerdings bei ihrer Weigerung, mit ihrem Vater in Kontakt zu treten. Der lebt seit dem Tod seiner Frau in Hamburg und ist jetzt mit seiner Kollegin Cordula verheiratet.


    Zum Kuckuck mit dem Vater!


    Da kann ihre Schwester sich den Mund fusselig reden: Jana will sich weder mit ihrem Ex aussprechen noch mit ihrem Vater. Den will sie nicht einmal sehen, als er herkommt um seinen Bruder im Krankenhaus zu besuchen. Und zu seinem runden Geburtstag geht sie schon gar nicht! Doch Janas Vater liegt viel an einer Aussöhnung mit seiner Tochter und er ist mindestens so dickköpfig wie sie.


    Janas Kater Herbert hat inzwischen sein neues Revier erobert und in Hündin Frieda eine Freundin gefunden. Und Jana kommt inzwischen deutlich besser mit Hunden klar. Wäre es nicht toll, wenn Timo und sie weiterhin hier auf der Insel leben und arbeiten könnten?


    Wer, bitte, ist Britt?


    Doch dann wird Jana misstrauisch. Wer, bitte, ist Britt, mit der Timo so oft telefoniert? Seine Freundin oder gar seine Frau? Spielt er etwa auch ein doppeltes Spiel? Sind denn alle Kerle gleich?


    Ja, Leute, es würde enorm helfen, wenn die Menschen rechtzeitig vernünftig miteinander reden würden! Das predige ich schon seit Jahrzehnten. Doch das ist einfach nicht Janas Ding. Weil aber ihre Mitmenschen nicht ahnen können, was sie bewegt, wenn sie nichts sagt, kommt es zu allerlei vermeidbaren Verwicklungen. Und wir Leser:innen haben unseren Spaß daran.


    Menschen mit kleinen Macken


    Ich bin jetzt keine passionierte Liebesroman-Leserin, aber die locker-leichten Geschichten von Elke Schleich gefallen mir. Man kann sich durchaus vorstellen, dass einem sowas passiert. Die Romanfiguren sind auch nicht überkandidelt, sondern relativ normal. Doch weil das Leben sie schon mehrfach gepackt und gebeutelt hat, haben sie ein paar kleine Macken und Empfindlichkeiten zurückbehalten. Dadurch stehen sie sich gelegentlich selbst im Weg. Bei Jana ist das ihr Umgang mit Hunden und mit dem Thema Untreue sowie ihr Unvermögen, Konflikte und Probleme direkt anzusprechen.


    Bei manchen Szenen und Dialogen muss man schmunzeln. Der Onkel ist ja schon ’ne Marke und die Haushälterin auch. Das ist gut so. Gänzlich humorlose Unterhaltungsromane finde ich meist nicht so klasse. Zu meiner Freude gibt’s in den Sylt-Romanen auch jede Menge Tiere: Pferde, Rinder, Schafe, Hunde, Katzen – und natürlich Herbert, Janas weltbesten Kater.


    Die packen das schon!


    Schön fand ich auch, dass wir Lisa und Krischan aus dem ersten Band wiedersehen. Da hatte ich nämlich das Gefühl, dass deren Geschichte noch nicht fertig erzählt war. Jetzt bin ich mit dem Abschluss zufrieden. So können wir Timo, Jana, die Familie Stein, Lisa und Krischan getrost weitermachen lassen. Die packen das schon!


    Die Autorin


    Elke Schleich wurde in Gelsenkirchen geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, arbeitete als Sachbearbeiterin und später an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Pferde und das geschriebene Wort – beides faszinierte sie schon als Kind, weshalb sie bereits im Grundschulalter Schulhefte mit selbst erdachten Tiergeschichten füllte. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und Hündin Pucci am grünen Rand des Ruhrgebiets, in Westerholt, in der Nähe eines Reiterhofs, den sie nach langer aktiver Zeit im Sattel immer noch gern besucht. Mehr Infos unter www.elke-schleich.de

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    Felicitas Fuchs: Romy. Mädchen, die pfeifen, (Mütter-Trilogie, Band 3), München 2023, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-42644-3, Klappenbroschur, 588 Seiten, Format: 13,6 x 4,3 x 20,7 cm, Buch: EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A).


    „Siebenundfünfzig Jahre lang hatte Hanne ihr Geheimnis mit sich herumgetragen, wahrscheinlich hatte eine Lüge die nächste nach sich gezogen, und sie war irgendwann nicht mehr in der Lage gewesen, sich zur Wahrheit zu bekennen. Und nun war alles aufgeflogen.“ (Seite 539)


    Wow, was für eine Geschichte! Wer Band 1 (MINNA) und Band 2 (HANNE) gern gelesen hat, wird diesen Band inhalieren und gar nicht merken, dass er fast 600 Seiten hat.


    Eine Familie mit Geheimnissen


    Vom ersten Band an wissen wir, dass Romy Lindemann, Jahrgang 1960, die uneheliche Tochter von Hanne Volkening ist und dass Hannes Mutter Minna damals mit dem Kindsvater eine Vereinbarung getroffen hat, die in den Augen ihres Bruders Karl schlichtweg kriminell war. Ich bin bestimmt nicht die einzige Leserin, die sich seit Band 1 fragt, was die da wohl gemauschelt haben. Dass Hanne dem Jugendamt den Namen des Vaters verschweigt aber trotzdem Unterhalt von ihm bekommt, war jetzt nicht über die Maßen korrekt aber keine Straftat. Nun, wir werden sehen …


    Band 3 beginnt 1978 in Bad Oeynhausen: Romy hat keine Ahnung, dass Otto, der Mann ihrer Mutter, nicht ihr leiblicher Vater ist. Ja, sie ist anders als ihre wortkarge und etwas verdruckste Familie: temperamentvoll, offen, extrovertiert, schlagfertig und ein bisschen wild. Romy und ihre Eltern scheinen von verschiedenen Planeten zu stammen und das Verhältnis ist auch nicht so besonders.


    Romy macht ihr eigenes Ding


    Mit 17 zieht sie von zuhause aus und wohnt im Personalhaus des Hotels, in dem sie arbeitet. Ihre Eltern haben das so gleichgültig zur Kenntnis genommen wie alles im Leben und haben Romy nie in ihrer neuen Bleibe besucht. Dieses Desinteresse an allem und jedem ist einer der Gründe, warum Romy mit ihren Eltern nicht klarkommt. Jetzt macht sie ihr eigenes Ding.



    Blender, Gauner, Egoisten


    Die flippige Romy, weit entfernt von der erlernten Hilflosigkeit ihrer Mutter, hat ein Faible für charismatische Männer, die deutlich älter sind als sie. Diese Kerle haben was erlebt und erreicht, besitzen Erfahrung, können interessant erzählen und ihr etwas bieten. Aber sie sind auch verantwortungslose Hallodris, die sich mit krummen Geschäften in Schulden stürzen und Romy mit in den Abgrund reißen. Hätte sie sich all das bieten lassen, wenn sie eine andere familiäre Vorgeschichte gehabt hätte? Oder hätten da beizeiten die Alarmglocken geschrillt: „Blender, Gauner, Egoisten! Nix wie weg hier!“?


    Romy will heiraten Fliegt jetzt alles auf?


    1984 kündigt sie ihrer Familie an, den D.J. und Gastronomen Falco Landau heiraten zu wollen. Der passt genau in ihr oben geschildertes Beuteschema. Hanne ist nicht begeistert. Erstens, weil sie den großspurigen Kerl nicht mag und zweitens, weil Romy für die Heirat ihre Geburtsurkunde braucht und dann ans Licht kommt, dass Otto Lindemann nicht ihr Vater ist. Statt endlich mit ihrer Tochter über die Vergangenheit zu reden, macht Hanne das, was sie von klein auf mit Problemen macht: Sie sitzt sie aus und hofft, dass sich alles von selbst regelt. Als ob das jemals funktioniert hätte!


    Romy fällt aus allen Wolken, als sie das Dokument in Händen hält und liest, was da bei „Vater“ steht. Dem Leser geht’s ähnlich und man beginnt zu ahnen, was damals Gegenstand der Vereinbarung zwischen Oma Minna und Romys Erzeuger war. Ja, das ist wirklich nicht ohne! Onkel Karl hatte recht.


    Die Sprachlosigkeit in der dysfunktionalen Familie Lindemann bleibt jedoch bestehen. Romy sagt zunächst kein Wort über ihre Geburtsurkunde, und ihre Mutter freut sich schon, dass sie davongekommen ist. Als die Tochter sie irgendwann doch mit ihrem Wissen konfrontiert, reagiert Hanne abweisend und einsilbig. Romys eigene Nachforschungen sind auch nicht sehr ergiebig. Und irgendwann rückt dieses Thema in den Hintergrund. Das Leben kommt dazwischen.


    Das Arrangement hat seinen Preis


    Romy macht Karriere in der Hotelbranche, während ihr Mann beruflich auf keinen grünen Zweig kommt.


    Die Söhne sind längst aus dem Haus, als Romy die Nachforschungen nach ihrem leiblichen Vater wieder aufnimmt. Er ist inzwischen verstorben, aber mit seiner Verwandtschaft könnte man ja Kontakt pflegen. Vielleicht kann ihr jemand ein Foto von ihm geben. Ihre Mutter hatte keins.


    Josef lässt die Bombe platzen


    Cousin Marian erweist sich als recht zugänglich und fragt in seiner Familie herum. Cousin Josef lässt schließlich die Bombe platzen …


    Erster Impuls beim Lesen: „Diese verlogene Bagage würde ich mit dem A*** nicht mehr anschauen!“ Aber die Wut auf die Romanfiguren hält nicht lange an. Wir kennen ja von allen wichtigen Personen die Vorgeschichte. Und Romy kennt sie nun auch. Wenn die Menschen hier noch so unvernünftig handeln, ist das aus deren Sicht stets folgerichtig und nachvollziehbar. Jeder hat hier etwas, das er um jeden Preis (be)schützen möchte und geht dabei sehr, sehr weit. Selbst die fiesesten Gestalten haben einen einleuchtenden Grund für ihr Tun.


    Jeder hatte seine Chance


    Sehr berührend ist die Geschichte von Michi und der Abschied von Falco. Das ist mir bis in meine Träume nachgegangen. Ob’s den Schwager mit dem Getränkehandel auch „in echt“ gibt? Wenn ja, wird er sich sein literarisch verfremdetes Porträt bestimmt nicht hinter den Spiegel stecken. 😉 Der kommt hier gar nicht gut weg! Aber laut der Autorin hatte jede:r seine faire Chance: „Alle Beteiligten konnten das Manuskript jederzeit lesen und Änderungswünsche kundtun. Das ist aber nie geschehen.“ (Seite 584)


    Ich könnte mir diese Trilogie gut als Fernseh-Mehrteiler vorstellen. Ich bin sonst kein Serienfan. Aber da würde ich vor der Glotze kleben!


    Die Autorin


    Felicitas Fuchs ist das Pseudonym der Erfolgsautorin Carla Berling, die sich mit Krimis, Komödien und temperamentvollen Lesungen ein großes Publikum erobert hat. Schon bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie als Reporterin und Pressefotografin immer sehr nah an den Menschen und ihren Schicksalen. In ihrer dramatischen Familiengeschichte verarbeitet sie autobiografische Elemente zu einer packenden Trilogie über drei starke Frauen.

    Verlinkung funktioniert nicht, egal, was ich mache. Also gut, dann eben so:


    https://www.amazon.de/Lügen-Schuld-Lederhosen-Südtirol-Merankrimis/dp/B0C1J1H33V/ref


    Viola Eigenbrodt: Lügen, Schuld und Lederhosen. Ein Krimi aus Südtirol, Leonberg 2023, independently published, ISBN 979-8-39011888-7, Softcover, 223 Seiten, Format: 12,7 x 1,45 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,85, Kindle: EUR 2,99.


    Ein abgetrennter Finger und eine Leiche


    Wenn der Bozener Michele Fornara geahnt hätte, was alles auf ihn zukommt, wäre er an jenem verregneten Novembertag sicher nicht ausgerechnet in den Talferwiesen mit seiner Dackeldame Gassi gegangen! Aber sowas weiß man eben nicht vorher. Und so hat er sich nicht nur im Matsch ein Paar gute Schuhe ruiniert, sondern sich auch noch Ärger mit der Polizei eingehandelt. Und das alles, weil seine Hündin den abgetrennten Ringfinger eines Mannes aus dem Dreck gebuddelt hat!


    Die zu dem Finger gehörende Leiche wird wenig später auf einem Wanderweg südlich von Meran gefunden. Jemand hat dem Mann die Kehle durchgeschnitten. Zuständig für die Ermittlungen ist jetzt die Kripo in Meran.


    Kenner dieser Krimi-Reihe werden in diesem Band auf neue Gesichter treffen:


    Bei der Polizei dreht sich das Personalkarussell



    Manches ändert sich aber nie: Bevor die Kripo überhaupt Maßnahmen zur Identifizierung des Toten einleiten kann, hat Carabiniera Patti Mayrhofer ihn schon auf einem Foto erkannt. Durch ihre Familie ist Patti mit allem auf Du und Du, was Rang und Namen hat. Bei dem Ermordeten handelt es sich um den Politiker Robert Silla. Seine Frau Silvia besitzt ein Fachgeschäft für Trachtenmode, bei dem Patti und ihre Mutter gute Kundinnen sind.


    Bei den Meraner Carabinieri gibt’s keine neuen Gesichter. Allerdings ist der Chef, Maresciallo Franco Marini, in Urlaub, Brigadiere Carmine Lasso auf Fortbildung in Rom – und „Polizeikatze“ Molly ist empört aus „ihrem“ Revier ausgezogen, weil da jetzt zeitweise der Dackel von Polizeichef Ohnewein wohnt. Na, wo soll der Hund denn auch hin, wenn sein Herrchen in der Reha ist?


    Viele Motive, wenig Kooperation


    Neue Kollegen, fehlendes Personal und dazu das ewige Theater mit dem Dackel – kein Wunder laufen die Ermittlungen in diesem Fall nicht ganz rund! Es ist aber auch schwierig: Robert Silla lebte in Scheidung und auch mit seiner Herkunftsfamilie hat er Probleme gehabt. Ist er also Opfer familiärer Streitigkeiten geworden? Oder war er in zweifelhafte Geschäfte verwickelt? Irgendwas mit Drogen vielleicht? Auch ein politisches Motiv ist nicht auszuschließen.


    Appuntato Toni Scarpone von den Carabinieri hat noch eine ganz andere Theorie und lässt sich zu einem gefährlichen Alleingang hinreißen. Und wie immer, wenn ein Prominenter Opfer eines Verbrechens geworden ist, sitzt der Polizei die Presse im Nacken.


    Wenn sie nur wüssten, wo Robert Sillas auffälliger Siegelring abgeblieben ist und zu welchem Oldtimer die Reifenspuren am Fundort der Leiche gehören!


    Lügen, schweigen, mauern


    Wir Leser:innen rätseln und kombinieren zusammen mit den Ermittler:innen und sind ebenso ratlos wie sie: Immer, wenn man denkt, so oder so muss es doch gewesen sein, passt wieder ein Puzzleteil nicht ins Bild und die schöne Theorie, so plausibel sie zunächst ausgesehen hat, muss verworfen werden. Zurück zu Feld eins!


    Doch egal, wie sehr man etwas zu verbergen trachtet: Irgendwer plaudert immer, und so langsam kann sich auch die Polizei ein Bild von den Ereignissen machen. Das sieht aber ganz anders aus als alles, was sie bislang vermutet hatten. Als Leser:in kann man nicht umhin zu denken, dass die Geschichte furchtbar tragisch ist und nicht so hätte enden müssen … wenn die Leut‘ nicht so wären, wie die Leut‘ eben sind.


    Ach ja, und was die neue Kommissarin so sorgsam unter dem Deckel hält, das erfahren wir auch.


    Ernster Fall, amüsantes Kollegen-Geplänkel


    Der Fall ist ernst – Mord ist nicht zum Lachen und das Verhalten unserer Artgenossen auch nicht immer. Aber die Polizist:innen sind langjährige Kollegen, die einander gut kennen. Ihr freundschaftliches Geplänkel bringt die Leser zum Schmunzeln und sorgt für ein bisschen Leichtigkeit. Ein Krimi soll die Leserschaft ja nicht deprimieren, sondern unterhalten.


    Die vier Vorgängerbände zu kennen wäre hier kein Fehler (eh nicht!), weil gelegentlich auf vergangene Ereignisse Bezug genommen wird. Den Kriminalfall selbst versteht man auch als Seiteneinsteiger, aber was die Polizisten antreibt und warum sie handeln, wie sie handeln, das begreift man besser, wenn man deren Vorgeschichte kennt.


    Die Reihe geht weiter, und nun bin ich gespannt, wie sich das personell alles so zurechtruckelt – und mit welchen Viechereien wir im nächsten Band zu rechnen haben … nachdem die Polizei auf ihrem Revier schon Katzenkinder aufgezogen hat, einen Vogel bekam und in diesem Band auf den Hund gekommen ist.


    Die Autorin


    Viola Eigenbrodt ist Journalistin, Dozentin für Kreatives Schreiben und Schriftstellerin. Mit ihrer Familie hat sie einige Jahre in Meran gelebt und gearbeitet. Sie kennt Land und Leute gut, die eigenwilligen Charaktere, die manchmal altertümlich anmutende Sprache und die liebenswerten Marotten der Bewohner der sonnigen Alpensüdseite. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart und denkt sich dort immer weitere Fälle aus.

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    Frauke Bagusche: Nomaden der Ozeane. Das Geheimnis der Meeresschildkröten. Ihre einzigartigen Supersinne, ihr erstaunliches Orientierungsvermögen und wie sie die Meere formen, München 2023, Ludwig Verlag, ISBN 978-3-453-28139-4, Hardcover mit Schutzumschlag, 222 Seiten mit s/w-Illustrationen von Inka Hagen und einem Bildteil mit zahlreichen Farbfotos, Format: 13,4 x 2,8 x 20,6 cm, Buch: EUR 24,00, Kindle: EUR 16,99.


    „Der senegalesische Umweltschützer Baba Dioum sagt: ‚Wir Menschen beschützen nur das, was wir lieben. Wir lieben nur das, was wir verstehen, und wir verstehen nur das, was uns gelehrt wird.‘ Mit meinen Büchern möchte ich die Liebe zum Meer, die ich empfinde, mit meinen Leserinnen und Lesern teilen, ich möchte ihnen spannende Informationen bieten, indem ich wissenschaftliche Fakten unterhaltsam aufbereite, ohne zu belehren und ich möchte in ihnen den Wunsch wecken, diesen einzigartigen Lebensraum zu schützen und zu bewahren.“ (Aus einem Interview mit dem Verlag)


    Nicht, dass ich eine besondere Affinität zu Meeresschildkröten hätte. Ich dachte einfach, wenn uns schon eine engagierte Meeresbiologin von ihren Erkenntnissen und Erlebnissen erzählt, schau ich mir das mal an. Zum Glück muss man kein:e Wissenschaftler:in sein, um den Ausführungen der Autorin folgen zu können. Frauke Bagusche schreibt so, dass man es auch als interessierter Laie versteht.


    Die Saurier überlebt und jetzt gefährdet


    Wenn man bedenkt, dass die Meeresschildkröten vor rund 66 Millionen Jahren das Massensterben der Dinosaurier überlebt haben, aber jetzt als gefährdet bzw. als stark bedroht eingestuft werden, sollte man sich vielleicht doch etwas intensiver mit ihnen beschäftigen und ihnen helfen. Denn natürlich ist der Mensch an dieser Situation nicht unschuldig.


    Das Buch enthält neben den Farbfotos im Bildteil auch Illustrationen und Karten. Die sind zum Teil jedoch recht klein beschriftet und können auch nicht alles abbilden, was einen Leser möglicherweise interessiert. Also sitzt man da und googelt, wie sich der Panzer der Tiere entwickelt hat und wie die Urahnen der Schildkröten ausgesehen haben (Pappochelys rosinae). Ach, und im Naturkundemuseum am Löwentor in Stuttgart kann man diese „älteste Schildkröte der Welt“ als Fossil anschauen? Wäre eine Idee. Aber fürs Verständnis bringt eine Rekonstruktionszeichnung des lebendigen Tieres dem Laien zunächst mehr.


    Familienverhältnisse: kompliziert


    Und wie sind die modernen Meeresschildkröten nun mit den Landschildkröten verwandt? Klar ist, dass sich die marinen Arten aus den Landschildkröten entwickelt haben. Das scheint mehrfach in der Geschichte stattgefunden zu haben, so dass die Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnisse etwas kompliziert sind.


    Wie lebt es sich eigentlich so als ehemaliges Landtier im Wasser? Wie haben sich die Meeresschildkröten daran angepasst, salziges Meerwasser trinken zu müssen? Wie nehmen sie ihre Nahrung auf, wie zerkleinern sie sie? Sie haben ja keine Zähne. Wir lernen Erstaunliches über ihre Sinne … wie sie unter Wasser sehen, riechen und hören und wieso sie ausgerechnet ihr empfindlicher Geruchssinn dazu verführt, im Meer schwimmendes Plastikzeug zu fressen.


    Sie „reden“ und sie tauchen?


    Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sich die Tiere nicht nur nonverbal, sondern auch mit Lauten untereinander verständigen. Und für begnadete Tieftaucher hätte ich die Reptilien auch nicht gehalten. Lederschildkröten zum Beispiel können mehr als 1.200 Meter tief tauchen. Aber die sind doch wechselwarm! Kriegen die dann im tiefen, kalten Wasser keine Probleme?


    Die sieben Arten


    Sieben Meeresschildkröten-Arten gibt’s, die die Autorin in Wort und Bild ausführlich vorstellt:


    • Die grüne Meeresschildkröte, auch Suppenschildkröte genannt, in allen tropischen und subtropischen Ozeanen zuhause (Atlantik, Pazifik, Indischer Ozean, Mittelmeer)
    • Die Unechte Karettschildkröte, die ausgewachsen zwischen 80 und 200 kg wiegen kann und zwischen 70 und 100 cm lang wird. Und wie sie zu ihrem bekloppten Namen kam, erfahren wir auch.
    • Die Echte Karettschildkröte wird bis heute wegen ihres außergewöhnlich schönen Panzers gejagt. Und sie beherrscht die Biofloureszenz, leuchtet im Dunkeln also neonrot und grün.
    • Die Oliv-Bastardschildkröte, noch so ein Tier mit seltsamem Namen, nistet in Massen an bestimmten Stränden. Wie sich die Tiere diesbezüglich synchronisieren und warum sie das tun, dazu gibt’s Theorien.
    • Die Atlantik-Bastardschildkröte, die seltenste Art unter den Meeresschildkröten, ist bedroht durch Wilderei und durch die hohe Beifangquote in der Fischerei.
    • Die Wallriffschildkröte, die mysteriöseste unter den Meeresschildkröten. Über sie liegen kaum wissenschaftliche Studien vor.
    • Die Lederschildkröte ist die einzige, die keine Schuppen, keinen harten Panzer und keine Krallen an den Brustflossen hat. Ihr Panzer ist von einer gummiartigen Haut überzogen. Und sie ist der Tieftauch-Champion unter den Meeresschildkröten.


    Trotz gründlicher Anleitung kann ich nur drei der sieben Arten relativ sicher identifizieren. Den Rest kann ich leider nicht auseinanderhalten. Aber ich glaube, das müssen wir Laien auch gar nicht.


    Supersinne und andere Geheimnisse


    „Erreichen Meeresschildkröten ihr fortpflanzungsfähiges Alter, wandern Männchen und Weibchen – nachdem sie sich in küstennahen Jagdgründen ausreichende Ressourcen angefressen haben – zurück in Richtung ihrer Geburtsstrände.“ (Seite 91)


    Diese Wanderung kann mehrere Monate dauern, weil die Tiere zwischen Fress- und Nistplätzen Hunderte oder sogar Zehntausende Kilometer zurücklegen. Nach Paarung und Eiablage kehren sie wieder an ihre Fressplätze zurück. Nach rund 60 Tagen schlüpfen die kleinen Meeresschildkröten und krabbeln in Richtung Meer. Die Beutegreifer warten schon. Von 1.000 geschlüpften Jungtieren überlebt schätzungsweise nur eine bis zur Geschlechtsreife.


    Wie sie an den Ort zurückfinden, an dem sie geschlüpft sind, ist nicht restlos geklärt. Vermutlich verinnerlichen sie die magnetische Signatur ihres Geburtsorts und nutzen diese Information als eine Art inneren Kompass. Man weiß auch nicht genau, wo die kleinen Schildkröten ihre Kindheit verbringen. Das nennt sich „die verlorenen Jahre“. Nur bei den Karettschildkröten ist klar, dass sich die Kleinen in Richtung Golfstrom bewegen und von dort in die Sargassosee treiben lassen. Das ist ihr „Kinder- und Jugendzimmer“.


    Was ist jetzt zu tun?


    Bedroht sind die Tiere, wie gesagt, durch Wilderei und Fischfang (Beifang), durch Krankheit, Bebauung ihrer Niststrände sowie durch die Erwärmung und die Vermüllung der Ozeane. Wir erfahren, was bereits getan wird, um die Tiere zu schützen und zu retten, was darüber hinaus getan werden kann und müsste – und was wir selbst dazu beitragen können, auch wenn wir weit weg vom Lebensraum der Meeresschildkröten wohnen.


    Ich fand das Buch unterhaltsam geschrieben und informativ. Ich habe einiges dazugelernt und mich stellenweise dafür geniert, ein Mensch zu sein. Das geht mir bei Naturschutzthemen oft so. Irgendwie kriegt der Homo sapienseben alles kaputt.


    Die Autorin


    Dr. Frauke Bagusche, Jahrgang 1978, ist Meeresbiologin. Nach ihrer Promotion an der University of Southampton in England leitete sie meeresbiologische Stationen auf den Malediven und segelte 9500 Kilometer von der Karibik durch den Atlantik ins Mittelmeer, um auf die Vermüllung der Ozeane aufmerksam zu machen. Sie ist eine gefragte Rednerin und hält deutschlandweit Vorträge zu meeresbiologischen Themen. Frauke Bagusche lebt in Saarbrücken.

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    Sybille Baecker: Körschtalrache. Schwaben-Krimi, Köln 2023, Emons-Verlag, ISBN 978-3-7408-1660-5, Softcover, 331 Seiten, Format: 13,2 x 2,6 x 20,1 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Manch einer gibt vor, nach der Lösung eines Problems zu suchen, möchte aber eigentlich gar nicht, dass sich etwas ändert.“ (Seite 270)


    Band 11 einer Reihe – aus Gründen


    Das ist Band 11 (!) einer mir bis dato unbekannten Krimireihe. Normalerweise steige ich nicht so spät ein, weil mir dann die Vorgeschichte der Figuren und das Verständnis für deren Beziehungen untereinander fehlt. Hier habe ich eine Ausnahme gemacht, nachdem ich gelesen hatte, dass der Krimi zu einem großen Teil in meinem Heimatort spielt. Also da, wo ich aufgewachsen bin und seit ein paar Jahren wieder lebe. Ich wollte mal wissen, wie das ist.


    Gleich vorneweg: Der Krimi funktioniert auch, wenn man noch nie was vom Körschtal, von Esslingen oder gar von Denkendorf gehört hat. Schwäbisch muss man auch nicht verstehen. Es gibt nur einen einzigen Zeugen, der hier dialektmäßig die Sau rauslässt, und da hat der Kommissar einen Kollegen als Dolmetscher dabei. Er ist nämlich auch nicht von hier.


    Mord mit der Armbrust


    So, und darum geht’s: Für Friedhofsmitarbeiter:innen ist der Tod Tagesgeschäft. So auch für Frau Ludwig vom Esslinger Ebershaldenfriedhof. Trotzdem ist es für sie ein Schock, als sie dort eines Morgens mitten auf dem Weg die Leiche eines jungen Mannes findet, aus dessen Brust der Bolzen einer Jagd-Armbrust ragt. Ruckzuck wimmelt es vor Polizeibeamten. Kriminalhauptkommissar Andreas Brander (49), seine Kollegin, Kriminalhauptkommissarin Persephone „Peppi“ Pachatourides (51) und ihre Leute drehen alles auf links.



    Zufallsopfer oder Rache?


    Wer, zum Kuckuck, rennt in der Morgendämmerung mit einer Jagd-Armbrust durch die Gegend und erschießt einen harmlosen Friedhofsbesucher? – Obwohl: Ganz so harmlos war der Bursche nicht: Vor drei Jahren musste er sechzig Sozialstunden ableisten, weil er am Stuttgarter Hauptbahnhof eine junge Frau so heftig angerempelt hatte, dass sie die Treppe hinunterfiel und sich derart schwer verletzte, dass sie nun ihren Beruf nicht mehr ausüben kann. Vorsatz konnte man ihm nicht nachweisen. Sein Fehler war, in die Bahn zu springen ohne sich um die Verletzte zu kümmern.


    Wenn Rösch so eigenbrötlerisch und menschenscheu war, wie alle sagen, hat er nicht allzu viele Gelegenheiten gehabt, sich Todfeinde zu machen. Entweder ist er das Zufallsopfer eines Verrückten, oder sein Tod hat mit diesem Vorfall von vor drei Jahren zu tun.


    Vielleicht waren dem damaligen Opfer seine 60 Sozialstunden nicht Strafe genug. Immerhin musste die junge Frau nach dem Sturz ihren Lebenstraum begraben: Apollonia „Loni“ Heppler, Mitte 20, ist eine vielversprechende Pianistin gewesen, doch seit dem Unfall kann sie nicht mehr spielen. Sie kann Musik nicht mehr ertragen und ihre Wohnung in Esslingen nicht mehr verlassen. Wenn sie etwas braucht oder etwas erledigen muss, kümmert sich ihre Familie aus Denkendorf darum. Halbherzig absolviert sie ein Fernstudium, das sie im Grunde nicht interessiert und tut nichts, um ihr Trauma aufzuarbeiten und ihrem Leben eine positive Wendung zu geben. Therapieangebote lehnt sie rigoros ab. Alles soll so werden, wie es vor dem Sturz war, nur tun will sie dafür nichts.


    Die Spur führt nach Denkendorf


    Als die Telefonnummer ihrer jüngsten Schwester in der Kontaktliste von Moritz Röschs Handy auftaucht, ist klar, wo die Ermittler ansetzen müssen. Und sie finden eine schicksalshaft miteinander verstrickte, erschreckend unsympathische Familie vor. (Alles Fiktion, natürlich! So grässliche Leute gibt’s bei uns nicht! Ehrlich! 😉 )


    Apollonia Heppler, das Unfallopfer, sitzt nur im abgedunkelten Zimmer und leidet. Die Fragen der Polizei empfindet sie als Zumutung. Ja, sie ist froh, dass Rösch tot ist. Schließlich hat er ihr Leben ruiniert und sie gestalkt,


    Eine furchtbar toxische Familie


    Gibt’s den Stalker überhaupt, oder denkt Loni sich das nur aus, um sich weiterhin die Aufmerksamkeit und Fürsorge ihrer Familie zu sichern? Von klein auf hat sich alles um sie gedreht. Zeit, Geld und Energie hat man nur in sie und ihr musikalisches Ausnahmetalent investiert, ihre Schwestern waren lediglich Randerscheinungen. Offenbar ist die Familie Heppler nicht erst seit Lonis Unfall zu einer toxischen Höllensippe geworden. Sie war es schon vorher.



    Befreiende Komik in den Nebenhandlungen


    Erschwert werden die polizeilichen Ermittlungen dadurch, dass KHK Brander derzeit die verhaltensoriginelle Kriminalkommissar-Anwärterin Jeannette Gugel an der Backe hat. Die sagt stets, was ihr gerade in den Sinn kommt und versaut dadurch so manche Befragung. An Branders Nerven zerrt auch sein bevorstehender 50. Geburtstag, den er nicht feiern will, seine Familie aber schon.


    Diese Themen sorgen für die befreiende Komik in diesem deprimierenden Fall. Auch die exaltierte Psychotherapeutin Katharina Preuss, eine Kollegin von Branders Frau, bringt uns zum Schmunzeln. Sie fühlt eine diffuse Bedrohung und verlangt von Brander privat professionelle Hilfe, beruft sich aber selbst auf ihre Schweigepflicht, wenn er sie etwas fragt. Überkandidelte Wachtel, denkt Brander, und nimmt sie nicht ernst. Dabei hätte es sich für beide Seiten gelohnt, miteinander Klartext zu reden …!


    Die verantwortliche Tatperson hatte ich nicht auf dem Schirm. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich über die schrecklichen Heppler-Weiber aufzuregen. Ich nehme mal an, genau das war der Plan der Autorin.


    Spannend, plausibel, unterhaltsam


    Auch wenn mir außer Andreas Brander und der exzentrischen Neuen die Polizisten fremd geblieben sind: Den Krimi fand ich spannend, plausibel und unterhaltsam. Die Passagen, in denen der Kommissar und sein Kumpel über Whisky fachsimpeln, habe ich aber nur überflogen. Davon verstehe ich wirklich nichts. Aber ich hab tatsächlich noch was über meinen Heimatort gelernt.


    Die Autorin


    Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie liebt das Ländle, ihr Herz schlägt aber auch für die Highlands und die rauen Küsten Schottlands, die sie immer wieder gern und ausgiebig bereist. Ebenso hegt sie ein Faible für den Scotch Whisky. Die Fachfrau für »Whisky & Crime« ist Autorin der erfolgreichen Krimiserie um den Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet. www.sybille-baecker.de