Beiträge von Vandam

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    Eva Maria Nielsen: Auf Wiedersehen, kleiner Bruder (6 bis 12 J.). Ein tröstliches Vorlesebuch über Krankheit und Tod, Paderborn 2022, Bonifatius GmbH Druck | Buch | Verlag, ISBN 978-3-89710-938-4, Hardcover, 165 Seiten mit s/w-Illustrationen von Rebecca Meyer, Format: 14,1 x 1,8 x 21,9 cm, Buch: EUR 18,00 (D), EUR 18,50 (A).


    „Ich kann nicht schlafen, bin so wütend auf Paul. Klar, er kann nichts dafür, dass er den Tumor bekommen hat. Trotzdem bin ich sauer. Stinksauer. Warum musste ausgerechnet Paul krank werden? Mein kleiner Bruder? Jetzt haben Mama und Papa nur Zeit für ihn.“ (Seite 107)


    Es könnte alles so schön sein! Die Schulferien beginnen und Leo (9) und seine Familie müssen nicht einmal verreisen, um ihre freie Zeit am Meer verbringen zu können.


    Leos kleiner Bruder ist schwer krank


    Doch dann kommt alles anders. Auf einmal fühlen sich die Ferien gar nicht mehr wie Ferien an, sondern wie ein nicht enden wollender Albtraum. Leos Bruder wird krank, und bald stellt sich heraus, dass das nicht nur ein Sonnenstich oder eine Sommergrippe ist. Es ist was wirklich Schlimmes. Von da an geht’s in raschem Wechsel rein ins Krankenhaus und raus aus dem Krankenhaus. Und wieder rein und wieder raus …


    Die Eltern sind natürlich immer um Paul herum und versorgen auch das jüngste Geschwisterchen, Baby Anna – nur Leo kommt zu kurz. Er sieht schon ein, dass die Eltern sich vordringlich um den kranken Paul kümmern müssen, aber er selbst ist ja auch noch ein Kind, das die Eltern braucht. Oder sonst einen erwachsenen Ansprechpartner, dem er vertraut.


    Die Eltern, besonders die sehr gläubige Mutter, versuchen, Zuversicht zu verströmen, aber Leo hat ein feines Ohr für falsche Töne. Er ahnt, dass die Erwachsenen selbst nicht so recht daran glauben, dass sein Bruder wieder gesund werden wird. Vielleicht hat Nachbarstochter Josie, selbst eine Halbwaise, ja recht, wenn sie sagt, dass er sich vorsichtshalber darauf einstellen solle, dass Paul an der Krankheit sterben könne. Für diesen Fall bietet sie ihm an, ihn zu einer Gruppe für trauernde Kinder mitzunehmen.


    Wird jetzt alles wieder gut?


    Leo will das aber nicht wahrhaben. Für kurze Zeit sieht es auch wirklich so aus, als ob alles gut werden könnte. Paul kommt nach Hause.


    Doch dann geht’s Paul wieder schlechter und das ganze Spiel geht von vorne los. Als Paul seinem großen Bruder schließlich anvertraut, dass er es wohl nicht schaffen wird, wieder gesund zu werden, dass er aber nicht wisse, wie er es den Eltern beibringen soll, weiß Leo, womit er zu rechnen hat.


    Leo wird zum „Schattenkind“


    In Hospizschwester Bea, die Paul jetzt zuhause pflegt, findet Leo zum ersten Mal seit langer Zeit einen Erwachsenen, der ihn zur Kenntnis nimmt, ihm Aufmerksamkeit schenkt und ihm etwas Gutes tun will. Na ja, sie ist ein Profi und dürfte das Phänomen der „Schattenkinder“ nur zu gut kennen. Wer den Begriff noch nie gehört hat: Das sind Kinder, deren Geschwister eine Behinderung haben oder schwer erkrankt sind, wodurch sich die Aufmerksamkeit der Erwachsenen allein auf diese richtet. Die Nöte und Bedürfnisse der gesunden Geschwister werden dabei oft übersehen.


    Eltern und Großeltern haben diese professionelle Erfahrung natürlich nicht. Sie sind mit der Situation genauso überfordert wie Leo. Ebenso bezeichnend wie herzzerreißend fand ich, wie Leo von den Großeltern betreut wird, während seine Eltern bei Paul im Krankenhaus sind. Und statt sich dem ältesten Enkel zu widmen, räumt Oma den Haushalt ihrer etwas chaotischen Schwiegertochter um und der Opa jätet wie besessen das Unkraut im Garten. Ja, sicher, sie meinen es gut. Das ist eben ihre Art, Ordnung in einer Welt zu schaffen, die komplett aus den Fugen geraten ist. Aber Küchenschränke und Giersch sind in diesem Fall vermutlich die falschen Prioritäten.


    Trauerbegleitung für Kinder: Was man wissen sollte


    Damit andere nicht dieselben Fehler machen wie die Romanfiguren, findet man im Anhang „Die zehn wichtigsten Dinge für alle, die Kinder in ihrer Trauer begleiten“. Für diese Zielgruppe – Geschwisterkinder, Eltern, Pädagogen, Freunde und vertraute Menschen – ist das Buch gedacht. Es ist traurig und zutiefst berührend. Das liest man nicht einfach so zum Spaß, dazu braucht’s einen ernsten Anlass.


    Im Nachwort schreibt Beate Danlowski, Leiterin des Kinderhospizdienstes des Caritasverbandes in Berlin:

    „Eva Maria Nielsen […] greift in ihrem Buch alle Themen auf, die für Geschwisterkinder wichtig sind. Alle Familienangehörigen leiden auf ihre Weise, was in dem Buch empathisch und für Kinder sehr verständlich thematisiert ist.“ (Seite 164)


    So traurig die Geschichte vom sterbenden kleinen Bruder ist: Ein bisschen gibt das Buch auch Hoffnung. Das Leben wird natürlich nie mehr so sein wie früher, aber es wird auch wieder schöne und glückliche Momente geben. Auch wenn man sich das im Augenblick noch gar nicht vorstellen kann.


    Die Autorin


    Eva Maria Nielsen, Jahrgang 1967, studierte Theologie und Religionswissenschaft in Münster, Paris und Århus. Sie lebt seit 1994 in Dänemark, wo sie in Krankenhausseelsorge, Jugendseelsorge und Evangelisierung tätig war. Sie gehört zur Teresianischen Karmel Gemeinde in Birkenwerder und bietet regelmäßig in Birkenwerder und in Dänemark karmelitanische Exerzitien an. Heute lebt sie als freischaffende Autorin in Kopenhagen.


    Die Illustratorin


    Rebecca Meyer hat Design in Dortmund studiert und ist seit 2004 als freischaffende Illustratorin, Cartoonistin und Karikaturistin tätig.

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    Deborah Wilde: Jezebel Files. Und täglich grüßt der Nekromant (Band 3 von 4), OT: Shadows & Surrender, aus dem Englischen von Julia Schwenk, Steinbach-Hallenberg 2023, Second Chances Verlag, ISBN 978-3-948457-36-5 Klappenbroschur, 410 Seiten, Format: 14,7 x 3,3 x 20,4 cm, Buch: EUR 18,00, Kindle: EUR 6,99.


    Das Leben der kanadischen Privatdetektivin Ashira „Ash“ Cohen (Ende 20) wird echt von Band zu Band komplizierter!


    Privatdetektivin mit magischen Geheimnissen


    Vorm Rest der Welt muss sie verbergen, dass sie magische Kräfte hat. Magie zu besitzen ist in dieser Urban-Fantasy-Welt eigentlich nichts Besonderes. Da teilt sich die Menschheit seit Jahrhunderten in „Weltige“ ohne magische Begabung und in „Nefesh“, die von Geburt an eine haben. Ash hat sich bis vor kurzem für eine Weltige gehalten, nicht ahnend, dass man ihre magischen Kräfte lediglich durch einen Zauber versiegelt hat. Aus Gründen. Doch damit ist jetzt Schluss!


    Was erst recht nicht bekannt werden darf, ist, welcher Natur ihre Kräfte sind: Blutmagie, erhöhte Körperkraft und die Fähigkeit, anderen Wesen die Magie quasi „auszusaugen“. Damit passt sie in keines der üblichen Raster. Sie ist eine „Jezebel“, eine Nachfahrin der Göttin Aschera, und wie alle ihre Vorgängerinnen, dazu ausersehen, die größenwahnsinnige „Chariot“-Gruppe in Schach zu halten. Die ist hinter nichts Geringerem als der Unsterblichkeit her – und geht dabei über Leichen.


    Wenn Chariot alle fünf Teile der Schriftrolle besitzt, durch die seinerzeit die Engelsmagie in die Welt gekommen ist, sind sie am Ziel. Derzeit haben sie zwei Teile davon. Oder drei? Aber was ist „Chariot“ überhaupt für ein Verein?



    Im Alleingang die Welt retten


    Hatte Ash anfangs geglaubt, auf ein ganzes Netzwerk von Jezebels zurückgreifen zu können, muss Rafael Behar, ihr neuer Sekretär, sie diesbezüglich enttäuschen. Es gibt immer nur eine Jezebel, deren Kräfte nach dem Tod ihrer Vorgängerin erwachen. Jetzt muss also die arme Ash quasi im Alleingang die Welt retten.



    … aber erst Levis Ex beschützen


    Dank Rafael weiß Ash jetzt wenigstens halbwegs, was ihre Aufgabe ist: zu verhindern, dass Chariot die restlichen Teile der alten Schriftrolle in die Finger bekommt. Darauf kann sie sich aber leider nicht voll konzentrieren, weil sie zum Beispiel in Levi Montefioris Auftrag dessen Ex-Freundin Mayan aus der Patsche helfen muss. Sie wird bedroht. Ausgerechnet die! Ash und Mayan konnten einander schon als Kinder nicht ausstehen. Aber Job ist Job.



    Wohin ist Ashs Vater verschwunden?


    Ein weiterer Fall beschert Ash nicht nur einen Mops, sondern auch ein Buch, das einmal ihrem Vater, Adam Cohen, gehört hat. Der ist vor 15 Jahren verschwunden, und jetzt sieht es so aus, als habe er für Chariot gearbeitet. Hat der alte Gauner vielleicht versucht, die Gruppe übers Ohr zu hauen? Ist ihm das zum Verhängnis geworden? Niemand, der Adam kannte, glaubt nämlich, dass er seine Familie freiwillig im Stich gelassen hat.


    Adam hat seinen letzten Auftraggeber allerdings nur mit einem alphanumerischen Codenamen bezeichnet, den bisher noch niemand hat knacken können.


    Den Antworten etwas näher


    In diesem Band geht Ash Cohen für das House Pacifica buchstäblich durch die Hölle.

    ... noch ist Ashs Mission nicht erfüllt!


    Schräg, schrill, abgefahren und nicht immer ganz jugendfrei, genau wie die vorigen Teile der Reihe. Und irgendwie kann hier alles passieren, es ist nichts vorhersehbar. Okay, wenn man sich ein bisschen im Alten Testament und der jüdischen Mythologie auskennt, ahnt man schon den einen oder anderen Zusammenhang. Aber es ist halt nicht der hundertunddrölfzigste Vampirroman.


    Nicht mehr ganz so misanthropisch


    Die Personen und ihre Beziehungen untereinander entwickeln sich. Ashs Leben war zweifellos einfacher, als sie noch jegliche persönliche Beziehung – außer zu ihrer Mitbewohnerin Priya – verweigert hat. Wer nur für sich selbst verantwortlich ist, muss auf keinen Rücksicht nehmen und sich um niemanden sorgen. Wenn man aber, wie Ash jetzt, Freunde hat, hat man Hilfe, wenn es darauf ankommt. Und es ist auch ganz nett so. Vielleicht kriegt Ash irgendwann sogar das verkrampfte Verhältnis zu ihrer Mutter in den Griff. Aber da müsste sich die Mutter mal ein Stück bewegen.


    Was ist, wenn „Jezebel“ ihr Ziel erreicht?


    Nach diesem Band frage ich mich mehr denn je, was eigentlich passiert, wenn Ash ihre Jezebel-Mission erfüllt und die Schriftrolle mit der Engelsmagie zerstört. Egal, ob Chariot nun aus dem unseligen Minjan hervorgegangen ist, der vor Jahrhunderten die Magie auf die Welt gezaubert hat oder ob das Trittbrettfahrer mit eigener Agenda sind: Ist die Schriftrolle futsch, müsste damit die komplette Magie aus der Welt verschwinden. Das wird aber langweilig! Und dann bricht doch das gesamte System zusammen! Hedon geht unter und auf allen Arbeitsämtern dieser Welt stehen massenweise brotlose Magier, Hellseher, Geistheiler etc. Schlange. Was wird dann aus denen?


    Im vierten Band erfahren wir’s. Hoffentlich!


    Und was macht Levi Montefiori, wenn er kein Nefesh-Haus mehr zu leiten hat, weil es keine Magie mehr gibt? Privatisieren? He, der Kerl ist 30, der braucht eine Aufgabe! Kümmern sich die Häuser dann darum, dass die Ex-Nefesh in der rein weltigen Gesellschaft Fuß fassen? Und die weltigen Politiker:innen, die kein anders Programm haben als die Bekämpfung der Magie, müssen sich dann wohl einen neuen Job suchen.


    Im vierten und letzten Band der Reihe wird die Autorin das alles hoffentlich zur Zufriedenheit der Leser:innen auflösen. Ich bin gespannt!


    Die Autorin


    Deborah Wilde ist Weltenbummlerin, ehemalige Drehbuchautorin und Zynikerin durch und durch. Sie schreibt mit Vorliebe witzige Romane für Frauen in den Genres Urban Fantasy und Paranormal Romance. In ihren Geschichten geht es um selbstbewusste, toughe Frauen, starke weibliche Freundschaften und Romantik mit einer Prise Charme und Feuer. Sie mag Happy Ends, und es ist ihr wichtig, dass auch der Weg dorthin ihre Leser:innen zum Lachen bringt. Deborah Wilde lebt in Vancouver, zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrer überaus eigenwilligen Katze Abra.


    Die Übersetzerin


    Julia Schwenk lebt mit einem bunten Heimtierzoo in ihrem heiß geliebten Zimmerpflanzendschungel im süddeutschen Land der Kühe und grünen Wiesen. Sprache ist ihre große Leidenschaft, die sie als Verlegerin und Übersetzerin zum Beruf gemacht hat. Wenn sie nicht gerade wie Gollum auf ihrer Couch über dem Arbeits-Netbook kauert, macht sie Handarbeitsforen unsicher, schaut YouTube leer oder plant die Übernahme der Weltherrschaft – und ist dabei immer auf der Jagd nach dem nächsten spannenden Projekt.

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    Ursula Kirchenmayer: Der Boden unter unseren Füßen. Roman, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, 978-3-423-28313-7, Hardcover mit Lesebändchen, 397 Seiten, Format: 12,3 x 3 x 19,1 cm, Buch: EUR 23,00 (D), EUR 23,80 (A), Kindle: EUR 16,99.


    „Wenn Sie noch Fragen haben, Frau Kilian, dann wenden Sie sich ab jetzt bitte an das Amt, das für Frau Meyers neuen Bezirk zuständig ist.“
    „Und welcher Bezirk ist das?“
    „Das darf ich Ihnen nicht sagen.“
    „Bitte?“
    „Datenschutz!“

    (Seite 372)


    Die Berliner Künstlerin und Reiseleiterin Laura Kilian und der Werbetexter Nils Hoffmann, beide um die 30, lernen einander online kennen. Schnell folgt ein persönliches Treffen und noch bevor die beiden sich im Klaren darüber sind, ob sie zusammenbleiben wollen, wird Laura schwanger. „Wir schaffen das“, sagt Nils, obwohl ihm himmelangst vor der Verantwortung ist. Aber sowas sagt man doch als erwachsener Mann, oder? Das wird erwartet.


    Wohnungstausch in Berlin


    Schon die Wohnungssuche wird zur Nervenprobe. Weder ihre noch seine Wohnung ist groß genug für eine Familie. Und beide brauchen ja auch einen Arbeitsplatz zuhause. Sie erleben, was man eben so auf Wohnungssuche in einer Stadt erlebt. Als sie die Hoffnung schon aufgeben wollen, bekommt Nils das Angebot für einen Wohnungstausch. Eine WG in Mariendorf (Bezirk Tempelhof-Schöneberg) löst sich auf und Manuel und Patrick suchen kleinere Räumlichkeiten. Nils ist spontan begeistert von deren großer Wohnung, nur Laura rümpft die Nase. Die Gegend gefällt ihr nicht, im Haus riecht’s komisch … und überhaupt.


    Vielleicht hätten sie weitersuchen sollen, aber Laura ist hochschwanger und irgendwo muss die kleine Familie ja hin. Also ziehen sie um. Damit sind sie schnell fertig. Laura verkauft und verschenkt so gut wie alles, was sie besessen hat und auch Nils bringt für den Neuanfang nicht viel mit. Sie haben keine Küche, kein Bett, nur eine Matratze, kein Sofa – und kein Geld. Durchblick haben sie auch nicht. Laura verpennt total, dass sie ihre alte Wohnung fristgerecht kündigen, vollends ausräumen und renovieren muss. Also zahlen sie bis auf weiteres doppelt Miete.


    Der Deal hat einen Haken


    O je, dachte ich da, zwei hilflose, traurige Hipster-Gestalten, verpeilt und überspannt, die rein gar nichts auf die Reihe kriegen! Das wird was werden! Es wird auch recht abenteuerlich. Was die Vormieter dem Pärchen nämlich nicht verraten haben: Warum sie wirklich schnellstmöglich aus dem Haus weg wollten, egal, wohin. Im Erdgeschoss wohnt Petra „Peggy“ Meyer eine verwahrloste Frau, zusammen mit immer neuen Leuten von der Straße. Sie ist psychisch auffällig, leidet wahrscheinlich unter paranoider Schizophrenie, und sie ist besessen von der Wohnung im ersten Stock. Dort vermutet sie ihre Tochter. Die allerdings hat ihr das Jugendamt schon vor Jahren weggenommen.


    Frau Meyer lässt sich aber nicht davon abbringen, dass das Mädchen im ersten Stock gefangen gehalten und misshandelt wird. Sie geistert mit einem Messer bewaffnet durchs Haus, stößt wüste Drohungen und Verwünschungen aus und tritt Nils und Laura sogar die Wohnungstür ein. Die zwei geraten in Panik und trauen sich kaum mehr aus ihren vier Wänden.


    Kollektives Schulterzucken



    Schizophrene Nachbarin? „Da kann man nichts machen“


    Die Damen vom Amt erklären ungerührt, dass Frau Meyers Recht auf Selbstbestimmung Vorrang habe vor der Sicherheit ihrer Mitmenschen. Und sie könnten, wollten und würden in der Angelegenheit nichts unternehmen.


    Das ist keine Erfindung der Autorin. Ich kenne ähnliche Geschichten aus dem realen Leben. Solange die Person nicht die Hütte anzündet oder jemanden absticht, kann sie machen, was sie will.


    Das Baby kommt zur Welt, und jetzt haben die beiden Angst, Frau Meyer könnte es für ihr Kind halten und entführen.

    Das Verhalten des Paares wird immer absurder und sie gehen einander zunehmend auf die Nerven. Und mir als Leserin ebenfalls.


    Kommt in die Puschen, Leute!


    Ja, ich verstehe ihre Nöte. Es ist bereits schlimm, wenn Nachbarn so anstrengend sind, dass man ihnen am liebsten aus dem Weg geht. Wie belastend muss es erst sein, wenn einer nicht zurechnungsfähig ist und eine potenziell tödliche Gefahr darstellt? Aber Nils und Laura sitzen da wie das Kaninchen vor der Schlange. Sie schreiben Gott und die Welt an und telefonieren. Ja, das schon. Bei diesen Gesprächen wähnt man sich mehr und mehr in Absurdistan. Doch die beiden stellen sich nie ernsthaft die Frage, wie sie aktiv aus dieser Situation rauskommen könnten.


    Wollen sie überhaupt zusammenbleiben, wenn sie einander nur noch angiften? Müssen sie in Berlin leben, wenn die Chancen dort so schlecht sind, eine Wohnung zu finden? Ihren Job können sie überall ausüben, wo Platz ist und sie einen Internetanschluss haben. Was spräche dagegen, erst einmal in eine Gegend zu ziehen, in der es einigermaßen günstige freie Wohnungen gibt … irgendwo außerhalb eines Ballungsraums? Einfach dazusitzen und zu warten, bis sich irgendein Amt bewegt, das sich in dieser Angelegenheit noch nie bewegt hat, bringt sie nicht weiter.


    Hilflose Helden, bockige Bürokratie


    Die Reaktion der beiden ist jedoch aufgrund ihrer familiären Vorgeschichte verständlich:


    Das ist alles stimmig und spannend erzählt. Aber hilflose Helden und bockige Bürokratie machen mich nun mal rasend. Ich habe bis zum Schluss durchgehalten und weitergelesen, weil ich wissen wollte, ob und wie sie Frau Meyer loswerden oder ob sie doch die Segel streichen müssen.


    Ich konnte das Buch aber nicht als unterhaltsamen Thriller konsumieren, weil es dafür zu nah an der Realität ist. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wo man hier ansetzen müsste, damit diejenigen Hilfe bekommen, die sie benötigen. Eine Antwort auf diese Frage habe ich aber auch nicht. Leider.


    Die Autorin


    Ursula Kirchenmayer, geboren 1984 in Lugoj, Rumänien, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München. Sie studierte Literarisches Schreiben in Leipzig und gewann zahlreiche Literaturwettbewerbe. Ihre Texte erschienen in Zeitschriften und Anthologien sowie im Rundfunk, u.a. in BELLA triste, poet, STILL und auf SWR2. ›Der Boden unter unseren Füßen‹ ist ihr erster Roman.

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    Mathias Berg: Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens, Kriminalroman, Köln 2023, Emons Verlag, ISBN 978-3-7408-1684-1, Softcover, 336 Seiten, Format: 13,8 x 2,7 x 20,2 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Der Türsteher öffnete die letzte Tür am Ende des Gangs. Sie war von innen gepolstert, zur Schalldämmung, das fiel mir sofort auf. Ich trat ein, und der Hüne folgte mir. Das war der Moment, in dem ich mir dachte, vielleicht war es doch keine so gute Idee hier aufzukreuzen.“ (Seite 273)


    Neu in den Sixties: Kriminalbeamtinnen


    Der Verlag nennt das Buch einen „zeitgeschichtlichen Kriminalroman“. Fangen wir bei dem Teil an, der wahr ist: 1969 war wirklich ein Reporter des Magazin STERN bei der Düsseldorfer Kriminalpolizei und schrieb einen Artikel über die ersten Frauen, die dort zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet wurden. Das hatte es in der BRD bis dahin noch nicht gegeben. Klar, bei der Polizei gab’s Sekretärinnen oder Mitarbeiterinnen in der Opferbetreuung. Aber die dienstliche Gleichstellung mit den männlichen Ermittlern war ein Novum, ja eine Revolution – und diese Entwicklung hat bei weitem nicht jedem geschmeckt. Die meisten männlichen Kollegen hätten die jungen Quereinsteigerinnen sicher am liebsten krachend scheitern gesehen.


    Warum hat man diesen Karriereweg überhaupt für Frauen geöffnet, wenn das gar niemand wollte? Sicher nicht, um die Emanzipation zu fördern, sondern weil sie bei der Kripo damals unter akutem Personalmangel litten. Bevor sie gar niemanden hatten, der die Arbeit macht, haben sie halt notgedrungen Frauen genommen.


    Eine Quereinsteigerin berichtet


    Düsseldorf, 1969: Die fiktive Ich-Erzählerin, Lucia Specht, 22, ausgebildete Sekretärin, nutzt diese Chance, um aus dem „Pott“ rauszukommen und etwas aus ihrem Leben zu machen, auch wenn das ihrem Vater und ihrem Bruder gar nicht passt. Wenn sie zur Kripo nach Düsseldorf geht, wer führt ihnen dann den Haushalt? Auf sowas kann und will Lucia aber keine Rücksicht nehmen. Vor zehn Jahren schon hat sie sich geschworen, eines Tages Polizistin zu werden und den Menschen zur Strecke zu bringen, der den Tod ihrer Mutter zu verantworten hat.


    Die Entstehung des oben genannten STERN-Artikels schildert Lucia als eine extrem peinliche Angelegenheit – und ich würde ihn wirklich gerne mal sehen und lesen.


    Heute nennt man’s „Bossing“


    Was Lucia ebenfalls erzählt: wie herablassend die Herren Kollegen auf sie und ihre fünf Mitstreiterinnen reagieren.


    Sollten die Herren allerdings geglaubt haben, dass sie Damen schnell aufgeben, so haben sie sich getäuscht. Die Anwärterinnen sind keine naiven Lehrmädchen, sondern gestandene Frauen, die sich bereits in anderen Berufen bewährt haben. Sie sind überaus motiviert – und sie halten zusammen. Dieser informelle Austausch über Abteilungen hinweg, z.B. beim gemeinsamen Mittagessen, ist nicht zu unterschätzen.


    Tod einer Studentin: Unfall oder Mord?


    Das zeigt sich deutlich, als Lucia zu einem Leichenfund nach einem Wohnungsbrand gerufen wird. Die Tote ist Magdalena „Lena“ Malberg, Studentin der Philosophie. Für Potthoff ist der Fall von vornherein keiner: Ach, die junge Frau ist halt bei dem Brand am Rauchgas erstickt. Vielleicht war’s ja auch Suizid. Bei den Hippies weißte ja nie … Als sich Lucias Verdacht bestätigt, dass Lena Malberg erwürgt worden ist und schon tot war, bevor der Brand eingesetzt hat, ist Potthoff – ihr Chef – schnell dabei, die Tat einem Einbrecher in die Schuhe zu schieben, der gerade in der Gegend aktiv ist. Vielleicht hat sie ihn erwischt und er hat sie umgebracht, weil sie ihn hätte identifizieren können, und dann hat er seine Spuren verwischt, indem er den Brand legte.


    Das passt aber nicht zur Auffindesituation der Toten.


    Lucia ermittelt heimlich weiter


    Lucia denkt nicht daran, den Fall Lena Malberg ruhen zu lassen, obwohl ihr Chef das so anordnet. Sie ermittelt einfach inoffiziell mit Hilfe ausgewählter Kolleg:innen weiter.


    Das Buch ist der Auftakt zu einer Reihe. Deswegen wird in diesem Band auch viel Zeit und Raum darauf verwendet, die Hauptpersonen mit ihrem Privatleben und ihren Problemen vorzustellen. Da tritt der Kriminalfall ein wenig in den Hintergrund. Die Geschichte wird erst gegen Ende so richtig spannend.


    Sachlich-distanziert


    Am Anfang liest sich das ein bisschen zäh, zumal Lucia die Ereignisse sehr sachlich-distanziert beschreibt. Bei einer Ich-Erzählerin erwarte ich, dass sie für ihr Thema wirklich brennt. Wenn sie nicht das starke Bedürfnis hat, ihre Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen, warum sollte sie es dann tun? Davon habe ich bei Lucia anfangs nicht viel gemerkt. Was sie erzählt, liest sich streckenweise wie ein Praktikumsbericht. Mit der Zeit habe ich mich an diesen Stil gewöhnt. Und nachdem sie festgestellt hat, dass am Tatort was fehlt, geht’s ja auch richtig rund.


    Mode, Musik, Zeitgeschehen


    Zeittypisches aus den Sixties wird immer wieder mit eingewoben, ohne dass es in Infodumping ausartet. So verfolgen die Kriminalistinnen zum Beispiel das Zeitgeschehen in der Zeitung. In ihren Gesprächen geht es auch mal um Politik, Musik, Mode und Autos, und eine der Kolleginnen ist eine sehr engagierte Feministin. Man vergisst also nie, in welcher Ära das spielt. Aber gab’s 1969 in Deutschland echt schon überall T-Shirts? So als Oberbekleidung? Der „Boomer“-Freundeskreis diskutiert noch und kramt in den Fotoalben 😊. Okay, das ist nur eine Kleinigkeit, die vielleicht zeigt, wie intensiv man diese Zeitreise miterlebt.


    Es geht weiter …


    Jetzt dürfen wir also gespannt sein, ob alle sechs Kriminalistinnen ihre Ausbildung fortsetzen und abschließen, ob Lucia wirklich auf eigene Faust den Kerl sucht, der ihre Mutter auf dem Gewissen hat und ob sie damit Erfolg hat. Ein bisschen würde mich auch interessieren, was Potthoffs Geschwätz sollte, es würde sich für ihn nicht mehr lohnen, zum Arzt zu gehen. So alt ist er doch gar nicht! Aber vielleicht war’s ja bloß ein Spruch. Und auch sonst sind, obwohl der Mord aufgeklärt zu sein scheint, ein paar Fragen offen, auf die ich gern noch eine Antwort hätte. Und wenn nicht mehr so viel Vorgeschichte zu erklären ist, ist die Erzählweise vielleicht auch nicht mehr so trocken.


    Der Autor


    Mathias Berg wurde 1971 in Stuttgart geboren. Lust auf das Lesen und Schreiben machte ihm seine Mutter, die Tochter eines Polizisten. Nach dem Studium der Soziologie in Bamberg und London, jobbte er als Radiomoderator und arbeitete als Werbetexter und Marketing-Redakteur. Mathias Berg lebt in Köln.

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    Lucinde Hutzenlaub, Heike Abidi: Ich dachte, zu zweit muss man nicht alles selber machen. Ein Überlebenstraining für die Familienmanagerin im Dauereinsatz, München 2023, Penguin Verlag, ISBN 978-3-328-10835-1, Softcover, 256 Seiten, Format: 11,9 x 2,3 x 18,8 cm, Buch: EUR 11,00 (D), EUR 11,40 (A), Kindle: EUR 9,99.


    TEIL 1: VON WEGEN MULTITASKING …

    Wie wir es schaffen, uns zu überlasten und dabei zu glauben, wir hätten was geleistet


    „Wer im Job alles gibt, kann nicht zugleich eine Superhausfrau sein. Und ganz in der Kindererziehung aufgehen. Und sich um pflegebedürftige Eltern kümmern. Und ehrenamtlich tätig sein. Und dabei noch toll aussehen, ausgeglichen sein, glücklich und zufrieden sowieso …“ (Seite 86)


    Irgendwer hat vor -zig Jahren mal beschlossen, dass Familien- und Sorgearbeit („Care-Arbeit“) beim Bruttoinlandsprodukt nicht mitgerechnet wird und von den Frauen unentgeltlich zu leisten sei. Was in ländlichen Großfamilien und der klassischen „Hausfrauen-Ehe“ noch funktioniert haben mag, fällt uns auf die Füße, wenn Frauen ebenfalls berufstätig sind. Vor allem, wenn MÜTTER mehr als nur auf Minijob-Basis arbeiten gehen. Oder gar eine eigene Karriere verfolgen!


    In der Gesellschaft hat sich diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert, nur eben in den Köpfen der Menschen nicht.


    Ach, der Mann hilft im Haushalt?


    Ich kann gut verstehen, dass die Autorinnen soooo einen Hals kriegen, wenn es heißt, dass ein Mann „seiner Frau im Haushalt hilft“. Nein, zefix nochmal, Haushalt und Kinder sind nicht automatisch der alleinige Verantwortungsbereich der Frau! (Nur, wenn ausdrücklich so vereinbart und geregelt.)


    Wir sind nicht mehr in den 1970er-Jahren, wo die Pflichten der (Haus-)Frau im Gesetz verankert waren. „Nebenbei“ arbeiten durfte eine verheiratete Frau nur, wenn ihr Mann damit einverstanden war und es sich mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbaren ließ. Diese Zeiten haben wir zum Glück hinter uns. Und doch muss frau aufpassen, dass sie nicht dauerhaft in der Hausfrauen-/Teilzeitfalle landet, nur weil sie Mutter geworden ist. Unter Umständen hat sie auch noch den gesamten „Mental Load“ allein an der Backe und muss die komplette Organisation von Haushalt und Familie im Blick haben, während der Partner nur auf ausdrückliche Anfrage mit anpackt.


    Absprachen auf Augenhöhe


    Ist doch klar: Wenn ein Partner sich komplett aus der Planung und Organisation des Familienlebens heraushält, KANN er von sich aus nicht wissen, was zu tun ist und wird zum Hiwi. Wäre eine Absprache auf Augenhöhe nicht sinnvoller? Wenn zwei in derselben Richtung an einem Strang ziehen, bewegen sie wahrscheinlich mehr, als wenn nur einer sich abmüht und den anderen auch noch mitzerren muss.


    Übrigens: Niemand verteufelt hier die traditionelle Rollenverteilung! Wenn beide Partner das so haben möchten, fein. Dann muss aber auch für die Altersvorsorge desjenigen gesorgt sein, der auf ein eigenes Einkommen verzichtet. Sonst steht der „Care-Arbeiter“ vielleicht mal mit einer mickrigen Rente da. Ein gutverdienender Partner allein ist keine verlässliche Altersabsicherung. Man weiß nie, was kommt. Oder wer geht …


    Lustige Beispiele, ernstes Thema


    „Als könnten Männer nicht genauso gut die Betten beziehen, aufräumen, an Geburtstage denken, den Nachwuchs bei Liebeskummer trösten, Arzttermine vereinbaren oder sich ums Wohlbefinden der Angehörigen kümmern. Denn natürlich können sie das. Genau wie wir Frauen es schaffen können, Last abzugeben und mehr für uns selbst einzufordern. Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Wertschätzung, mehr Spaß. Das haben wir uns verdient.“ (Seite 17)


    Wie das funktionieren kann und welche negativen Auswirkungen es womöglich hat, wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, zeigen uns die Autorinnen anhand verschiedener Beispiele. Natürlich berichten sie, wie in allen ihren Sachbüchern, auch von ihren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen. Auch wenn ihre Schilderungen humorvoll und unterhaltsam sind: Das Thema ist ein ernstes. Gender-Pay-Gap, Gender-Care-Gap, Mental Load, der Mythos vom Multitasking, übertriebener Perfektionismus, Momshaming, Überforderung und Altersarmut – das ist alles nicht zum Lachen.


    TEIL 2: NOT MY CIRCUS, NOT MY MONKEYS

    Wie wir Freiräume schaffen, indem wir nicht permanent die Welt zu retten versuchen


    „[Ich habe] gelesen, Männer seien wie Saurier – sie sehen nur, was sich bewegt. Deshalb wäre es theoretisch besser, die Stapel mit schmutzigem Geschirr würden hin und her schwanken – dann würde man sie entdecken und spülen.“ (Seite 84)


    Okay, das war jetzt fies. :D Aber es gibt durchaus wirksame Methoden, sich Freiräume zu schaffen. Man muss dafür keine Geschirrstapel zum Wackeln bringen.


    Jede:r kann Wünsche und Erwartungen an uns herantragen. Aber der Himmel wird nicht einstürzen, wenn wir diesen nicht entsprechen. Wenn man keine Zeit oder keine Lust zum Laternenbasteln oder Kuchenbacken hat, dann lässt man’s bleiben und/oder kauft das Entsprechende. Die Welt wird sich weiterdrehen.


    Manchen Druck machen wir uns selbst, anderer kommt von Leuten, deren Meinung uns Wurscht sein kann. Man kann sich sowieso abstrampeln wie man will: Irgendwer meckert immer und weiß es besser. Also machen wir’s doch gleich so, wie wir selbst es für richtig halten. Sehr schön sieht man das im Kapitel „Warum tun wir das einander an? Momshaming“ (Seite 128 ff.)


    TEIL 3: UND WER KÜMMERT SICH UM MICH?

    Wie wir lernen, uns nicht immer an die letzte Stelle zu setzen


    Und was können wir tun gegen den Drang, es immer allen recht machen zu wollen und an uns selbst zuletzt zu denken? Auch dafür gibt es Tricks, Techniken und Übungen, die die Autorinnen uns verraten. Doch die sind manchmal nicht so leicht umzusetzen. Die Problemlösung auf Knopfdruck gibt es leider nicht. Schon gar nicht, wenn zu Beruf, Haushalt und eigener Familie noch das Kümmern um die immer hilfsbedürftiger werdenden Eltern dazukommt. Da können im Einzelfall vielleicht die im Buch angesprochenen Beratungsstellen weiterhelfen.


    Erstaunlicherweise werden Ehrenämter oft gar nicht als zusätzliche Belastung wahrgenommen, sondern als Bereicherung. Aber nur dann, wenn man sie aus Überzeugung, gern und freiwillig ausübt.


    Wichtig finde ich auch das Kapitel „Let’s talk about money!“ (Seite 167 ff.). Da sieht man deutlich, dass dieses „Care-Arbeit-und-Care-Gap-Ding“ kein individuelles Problem ist, sondern seine Ursache im System hat. Trotzdem schlägt sich jede einzelne im stillen Kämmerlein damit herum und wurstelt sich irgendwie durch. Dabei ist das Private hier politisch, nur will das niemand sehen. Die Struktur stimmt nicht, und wir sollen mit Yoga und Honigmilch dagegen angehen? Nee, Leute, nee! Das hilft vielleicht für den Moment, ändert aber nichts an der Grundsituation.


    Ich werde auf meine alten Tage sicher nicht mehr in die Politik gehen um zu versuchen, das Problem an der Wurzel zu packen. Aber vielleicht tun das andere, die dieses Buch lesen.


    PS: Englische Fachbegriffe


    Ach ja: Für die englischen Fachbegriffe kann ich nichts. Ich nehme an, dass man sich zuerst im englischsprachigen Raum mit diesem Thema beschäftigt hat. Und jetzt heißt das halt alles so. Aber, sagt mal, müsste das auf Seite 151 nicht „reframen“ lauten – ohne das i nach dem a? „Framing“ kommt doch vom „frame“ = Rahmen. Ich sag’s nur …


    Die Autorinnen


    Heike Abidi lebt zusammen mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern. Sie arbeitet als Werbetexterin und Autorin von Unterhaltungsromanen, unterhaltenden Sachbüchern sowie Jugend- und Kinderbüchern. Sie versucht, ihren familiären Alltagsstress auf ein Minimum zu reduzieren, indem sie sich alles Belastende mit ihrem Mann teilt – wobei er vermutlich den größeren Anteil schultert …


    Lucinde Hutzenlaub
    wurde in Stuttgart geboren, wo sie nach mehreren Auslandsaufenthalten wieder lebt. Sie ist Heilpraktikerin und Coach, verheiratet und hat drei Töchter und einen Sohn. Lucinde arbeitet als Kolumnistin und Autorin, selbstverständlich nebenher. Hauptberuflich ist sie Mutter. Nein, Moment: Ehefrau. Oder vielleicht doch … Nun ja. Alles eben. Obwohl sie es eigentlich besser wissen müsste.

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    Amy B. Greenfield: Ein Fall für Katzendetektiv Ra. Die Suche nach Pharaos Sohn, Bd. 3, (ab 8 J.), OT: Ra the Mighty, The Crocodile Caper, aus dem Englischen von Birgitt Kollmann, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-64099-2, Hardcover, 282 Seiten, mit Illustrationen von Felicitas Horstschäfer, Format: 14,3 x 2,6 x 21,3 cm, Buch: EUR 14,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch erhältlich.


    Ra der Mächtige, Kater des Pharaos, Herr der Kraftvollen Pfote ist zwar immer noch faul, verwöhnt und verfressen, aber bei weitem nicht mehr so eingebildet wie zu Beginn der Buchreihe. Er hat inzwischen begriffen, dass nicht er allein der größte Detektiv aller Zeiten ist, sondern dass er nur deshalb jeden Fall löst, weil er zwei ebenbürtige Partner hat: den Mistkäfer, pardon: Skarabäus Khepri und die Küchenkatze Miu.


    Drei tierische Detektive


    Der Käfer ist ein heller Kopf und zieht aus seinen Beobachtungen blitzschnell die richtigen Schlüsse. Katze Mius Kernkompetenz sind Mitgefühl und gesunder Katzenverstand. Auch beim Klettern macht ihr so schnell keiner was vor. Und Ra? Welchen Beitrag leistet er? Nun, er stellt die richtigen Fragen, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein. Aber dafür hat er ja seine zwei kompetenten Kollegen. Und sein Status als Haustier des Pharaos öffnet den Detektiven so manche Tür, die ihnen ohne Ra verschlossen bliebe.


    Nun ist es nicht so, dass Ra neue Kriminalfälle suchen würde. Die finden ihn! Er will nur seine Ruhe haben. Derzeit sind die drei Detektive zusammen mit dem Pharao und zwei seiner Kinder (Dedi, 12 und Kija, 6) in Theben. Die Sechsjährige ist ziemlich anstrengend, weil sie immer mit dem Kater spielen will und ihm gegen dessen Willen Kleider anzieht. Deshalb ist Ra froh, als es endlich wieder nach Hause geht. Im heimischen Palast kann er Kija besser aus dem Weg gehen.


    Heimreise ohne den Pharao


    Doch es kommt anders. Die Barke steht schon zur Heimfahrt bereit, aber der Pharao muss in wichtigen Angelegenheiten noch in Theben bleiben. Also schickt er Kinder und Tiere nebst Dienerschaft voraus und will in Kürze nachkommen. Dass der unterwegs geplante Besuch im Palast seiner Nebenfrau Satiah nun ohne ihn stattfinden muss, ist schade aber nicht zu ändern.



    Besuch bei Nebenfrau Satiah


    In Satiahs Palast angekommen, wünschen sich die Kinder, ihr Vater wäre bei ihnen. Überall wimmelt’s vor Krokodilen. Satiah hält sich sogar ein kleines als Haustier! Sie ist sehr enttäuscht, dass ihr Gemahl nicht mitgekommen ist. Sie hatte einiges für ihn vorbereitet, und jetzt schickt er nur seine Kinder! Das passt ihr gar nicht.


    Gleich in der ersten Nacht verschwindet der zwölfjährige Kronprinz Dedi und taucht nicht mehr auf.


    Der Kronprinz ist verschwunden!


    Ra, Khepri und Miu machen sich auf die Suche nach dem vermissten Königssohn und bitten, wie bei allen ihren Fällen, sämtliche Tiere aus der Umgebung um Hilfe. Davon gibt es hier viele, denn die Königin – ich nenne Satiah jetzt einfach mal so – hat einen eigenen Zoo! Und dann gibt’s ja noch die Krokodile. Die haben auch einen Vermisstenfall zu beklagen. Ihr Kronprinz, Sobek jr., ist ebenfalls verschwunden! Das muss das kleine Krokodil sein, das sich Satiah als Haustier hält!



    Allerlei finstere Pläne


    Je länger Ra, Khepri und Miu im Palast herumschnüffeln, desto mehr üble Machenschaften decken sie auf. Hier hat nahezu jeder einen finsteren Plan! Da wird gelogen, geklaut und unterschlagen, dass es eine wahre Pracht ist. Und dann verschwindet auch noch Dedis Schwester Kija!



    Intrigante Höflinge, eine fiese Königin und bissige Krokodile – dieses Mal haben sich die drei Detektive mit besonders gefährlichen Gegnern angelegt. Werden sie die Vermissten rechtzeitig finden? Wer oder was ist überhaupt für deren Verschwinden verantwortlich? Und warum?


    Wenn sie nur alle Namen hätten!


    Ich gestehe, dass ich zeitweise den Überblick darüber verloren habe, wer was mit wem und warum vorhat. Das mag unter anderem daran liegen, dass nicht alle Personen mit Namen erwähnt werden, sondern mit ihrem Beruf bzw. ihrem höfischen Titel. Namen kann ich mir einfach besser merken als Funktionsbezeichnungen. Mit den Wachleuten hatte ich zum Beispiel kein Problem: Qen ist der Jammerlappen und Hormin der mit der Rotznase. 😊Aber bei Admiral, General, Aufseher, Hofmeister etc. hat mir irgendwann der Kopf geschwirrt. Möglich, dass das den jungen Leser:innen auch so geht. Oder sie huschen über die verschiedenen Intrigen einfach hinweg und konzentrieren sich auf den spannenden Kern der Geschichte: Die Suche nach den Vermissten.


    Auch wenn die Diskrepanz zwischen Ras enormem Selbstbewusstsein und seiner tatsächlich erbrachten Leistung inzwischen nicht mehr ganz so riesig ist: Seine Großspurigkeit sorgt immer noch für Heiterkeit. Auch sein Geplänkel mit Käferkumpel Khepri ist amüsant: Selbst wenn das Chaos noch so tobt, die zwei streiten sich ums Thema „Essen“. Mistkäfer (Dung!!!!) und verwöhnte Palastkater haben diesbezüglich eben unterschiedliche Vorlieben.


    Spannend, witzig, lehrreich


    Das Buch ist aber nicht nur ein spannender und witziger Krimi. Man kann hier auch einiges über das Leben im alten Ägypten lernen. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und erklärt im Nachwort, welche Elemente der Geschichte wirklich wahr sind.


    DIE SUCHE NACH PHARAOS SOHN scheint der letzte Band der Reihe zu sein. Sonst gab es am Schluss immer einen kleinen Ausblick auf das nächste Abenteuer. Das fehlt hier. Schade. Aber vielleicht wollte die Autorin das Thema einfach nicht überstrapazieren und hat die Reihe beendet, ehe sie für die Leser:innen langweilig werden konnte. Das wäre bei mancher Serie eine gute Idee.


    Die Autorin


    Amy Butler Greenfield studierte Geschichte in den USA und England und schreibt nun für Kinder und Jugendliche. Sie wurde mehrfach für ihre Bücher ausgezeichnet. Amy Greenfield lebt mit ihrer Familie am Rande der Cotswolds in England.


    Die Illustratorin


    Felicitas Horstschäfer, 1983 geboren, arbeitet seit ihrem Diplom an der FH Münster als freischaffende Designerin in Berlin im Bereich Cover, Illustration und Buchkonzept für Verlage im In- und Ausland.



    Die Übersetzerin


    Birgitt Kollmann, 1953 in Duisburg geboren, studierte in Heidelberg Englisch, Spanisch und Schwedisch. Sie arbeitete als Übersetzerin im Bereich Entwicklungshilfe, anschließend sechs Jahre in Südamerika und lebt heute als freie Übersetzerin bei Darmstadt. Sie wurde für Ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet.

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    Thomas Bogenberger: Hattinger und der verschollene Bruder, Bielefeld 2023, Pendragon Verlag, ISBN 978-3 86532-836-6, Softcover, 390 Seiten, Format: 11,6 x 3,2 x 19 cm, Buch: EUR 14,00, Kindle: EUR 11,99.


    „[…] Ich war in Freising. Also, wenn Sie eine Schuldige brauchen, dann würde ich vielleicht mal bei ihr suchen!“, platzte sie schließlich heraus.“
    „Hamma scho gmacht“, bemerkte Hattinger trocken.
    „Und dann lassen Sie sie noch nach Malta fliegen?“
    „Des hamma wiederum ned …“
    (Seite 344)


    Oh! Das ist schon der vierte Band einer Krimireihe, die mir komplett entgangen ist! Ich habe nicht mal mitgekriegt, dass zwei Bände schon fürs Fernsehen verfilmt wurden – mit namhafter Besetzung, und sogar mit Auszeichnung. Ja, Mensch, das muss mir doch einer sagen, dass das gut ist! :D


    Authentische Dialoge – mit Dialektfärbung


    Der vorliegende Band 4 ist mir zugelaufen und ich finde ihn in seiner Dialoglastigkeit klasse. Die Geschichte spielt am Chiemsee und die Einheimischen reden mit mehr oder minder starker Dialektfärbung. Ich lese das so schnell wie einen hochdeutschen Text und höre die Leut‘ im Geiste reden. Der Autor legt anscheinend sehr viel Wert auf authentische Gespräche. So kann man wörtliche Rede eigentlich nur schreiben, wenn man die Texte vorher spricht.


    Ein Toter in der Gartenlaube


    A Handlung hamma natürlich auch. 😊 Winter 2021, Breitbrunn am Chiemsee: Der bettlägerige Senior Werner Wagner sieht von seinem Schlafzimmerfenster aus seinen Nachbarn tot in dessen Gartenlaube liegen. Hauptkommissar Alfons Hattinger und seinen Kollegen ist schnell klar, dass da ein Fremdverschulden vorliegt. Jemand hat den Unternehmer, Herrn Dr. Herbert Graf, 54, irgendwie betäubt und dann im Freien erfrieren lassen. Ob der betagte Herr Wagner davon etwas mitgekriegt hat, ist schwer zu sagen, denn der ist nicht mehr Herr seiner Sinne und redet seltsames Zeug in Stabreimen.


    Das Umfeld des Toten ist etwas merkwürdig. Seine Geschäfte sind dubios,


    Hier ist was oberfaul!


    Als auch noch Werner Grafs Mitarbeiter Mirko Krawcyk tot aufgefunden wird und eine Polizistin in Grafs Unternehmen angegriffen und so schwer verletzt wird, dass sie auf der Intensivstation landet, ist klar: Hier ist was oberfaul! Was haben die Grafs nur in ihrer Firma, abseits vom Offensichtlichen, getrieben? Was weiß Krawcyks Kumpel Joschi darüber? Der kann unmöglich so ahnungslos sein, wie er tut!


    Leider ist Hauptkommissar Alfons Hattinger derzeit nicht so bei der Sache, wie er sein sollte. Nach 25 Jahren Funkstille ist aus heiterem Himmel sein älterer Bruder Anton aufgetaucht und hat sich bei ihm einquartiert. Anton ist das schwarze Schaf der Familie. Er ist bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten und lebt seit Jahrzehnten im Ausland. Zuletzt offenbar in Venezuela.


    Unerwünschter Verwandtenbesuch


    „Antonio“ Hattinger ist ein rücksichtsloser Geselle und macht sich bei Alfons in der Wohnung breit. Er frisst sich bei ihm durch, lässt seinen Kram überall rumliegen und führt große Reden.


    Dann stellt sich heraus, dass Antonio Hattinger nicht nur eine fürchterliche Nervensäge ist, sondern auch noch ein Tatverdächtiger.


    Wie tief steckt der Bruder da drin?


    Auch wenn Hauptkommissar Hattinger ein routinierter Ermittler ist: Im Moment ist er ziemlich durch den Wind. Er weiß, dass er seine Kolleg:innen und den Staatsanwalt über seine Erkenntnisse informieren müsste, aber erst will er mit Antonio reden. Doch das schiebt er ewig vor sich her, weil er es nicht wagt, seinen älteren Bruder mit seinem Verdacht zu konfrontieren. Im Grunde will er gar nicht wissen, worin Antonio verwickelt ist. Er hat Angst vor der Wahrheit …


    Ich bin sonst kein großer Fan von ausufernden Privatgeschichten rund um die Ermittler. Ich will sehen, wie sie einen komplexen Fall lösen. Ihr Familiengedöns interessiert mich nur am Rande. Hier ist das anders, weil Berufliches und Privates eng zusammenhängt. Notgedrungen muss sich der Kommissar mit seinem entfremdeten Verwandten auseinandersetzen um herauszufinden, wie tief dieser wirklich in dem Fall drinsteckt. Und nun geht’s den Lesern wie dem Kommissar: Je mehr man über Antonio erfährt, desto mehr verliert dieser großspurige, polternde Kerl seinen Schrecken und man wünscht sich, dass nicht ausgerechnet er den zwielichtigen Geschäftsmann um die Ecke gebracht hat.


    Was ist wirklich passiert?


    Ja, und was ist nun wirklich passiert? Der Fall Dr. Graf zieht große Kreise, es gibt eine Menge Verdächtiger und manchmal verliert man als Leser:in ein wenig den Überblick und fragt sich wie nun dieser und jener auch noch in der Geschichte mit drinhängt. Das Mordopfer hat viele Untugenden in sich vereint, also könnt’s praktisch jeder gewesen sein, der irgendwann mit ihm zu tun gehabt hat.


    Der Fall ist ernst, das ist kein Krimi-Klamauk. Einzelne Situationen und Dialoge sind trotzdem oft zum Schmunzeln. Und wenn die Vorgängerbände auch schon so waren, wundert mich nicht, dass jemand auf die Idee gekommen ist, sie zu verfilmen. Das ist ja schon fast ein Drehbuch!


    Ach ja, und falls jemand staunt, wie intensiv doch der Autor im medizinischen Bereich recherchiert hat: Der Mann ist vom Fach. Er hat ursprünglich mal Medizin studiert, ehe er die künstlerische Laufbahn eingeschlagen hat.


    Der Autor


    Thomas Bogenberger wurde 1952 in Traunstein geboren und lebt heute in Prien am Chiemsee. Er komponiert Film-, Hörspiel- und Theatermusik und schreibt Krimis. Die ersten beiden Bände „Chiemsee Blues – Hattinger und die kalte Hand“ und „Hattinger und der Nebel“ wurden erfolgreich vom ZDF verfilmt. „Hattinger und die kalte Hand“ wurde als „Bester Fernsehfilm“ für die „Goldene Kamera“ nominiert.

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    Kerstin Garde: Frühlingszauber im kleinen Katzen-Café, Roman, München 2023, Piper-Verlag, ISBN 978-3-492-50630-4, Softcover, 330 Seiten, Format: 11,9 x 3 x 18,5 cm, Buch: EUR 17,00, Kindle: EUR 4,99.


    Drei Jahre ist es nun her, dass die Konditorin Neele Farber (um die30) bei der Aufnahmeprüfung für die Meisterschule für Zucker- und Süßwarenwirtschaft schmählich versagt hat. Chocolatière hat sie werden wollen, doch der Juror bescheinigt ihr auf unfassbar grobe Art, dass sie keinerlei Talent besitze. Was gar nicht stimmen kann, weil sie ja sonst in ihrem Beruf nicht so erfolgreich wäre.


    Neele ist erschüttert. Aber das ist ja nicht der erste ihrer Träume, der zerplatzt. Bald hat sich die patente Berlinerin von diesem Schock erholt und zieht weiter.


    Urlaubsvertretung im Katzen-Café


    Mittlerweile arbeitet sie in Oldendorf in der Lüneburger Heide im Katzen-Café KittyCat. Mit ihrer Chefin, Lilly Wendelin, versteht sie sich bestens. Jetzt will Lilly mit ihrem Lebensgefährten Baptiste für mehrere Wochen in die Bretagne reisen. Neele soll währenddessen die Stellung im Café halten, unterstützt von Lillys Tante Sabrina. Die Konditorin gönnt ihrer Chefin den Urlaub von Herzen und lässt sich auf das Experiment ein, obwohl sie den Laden noch nie allein geschmissen hat und die Tante, die ihr helfen soll, gar nicht kennt. Risiko!


    Adam Geiß, den neuen Nachbarn, der gerade sein Häuschen renoviert, glaubt Neele dagegen sehr genau zu kennen. Ein Vorurteil, wie wir Leser:innen wissen. Er sieht lediglich ihrem Ex ähnlich und deshalb steckt sie ihn in dieselbe Schublade: attraktiver Möchtegern-Rocker und treuloser Weiberheld.


    Der arme Adam hat keinen Schimmer, warum ihn Neele gleich bei ihrer ersten Begegnung so anblafft. Er ist ein netter, umgänglicher Musiklehrer, der früher mal in einer Coverband gesungen hat und erfüllt keines der Klischees, die Neele ihm überstülpt. Es dauert nur geraume Zeit, bis sie das auch merkt. 😊


    Die Tante ist im falschen Film


    Gar nichts merkt dagegen Lillys Tante Sabrina. Elegant und herrisch schwebt sie im Café ein und reißt gleich das Kommando an sich.


    Auch die Katzen fühlen sich in Sabrinas Gegenwart unwohl. Vor allem der Star der Truppe, der rote Kater Mr. Maunz, lässt keine Gelegenheit aus, sich vom Acker zu machen. Kein Mensch kann sich erklären, wie er es immer wieder schafft, aus dem sicheren Katzen-Café zu verschwinden und bei verschiedenen Nachbarn aufzutauchen. Mal bringt Musiklehrer Adam ihn zurück und mal der eigenbrötlerische Maler Ingmar Wulfram. Der haust in einer Hütte außerhalb des Orts und hat in seiner mürrisch-verwilderten Art etwas von einem Waldschrat. Er wirkt ein wenig unheimlich, aber anscheinend war er nicht immer so.


    Sabrina hat eine Heidenangst vor Herrn Wulfram und stellt sich bei jeder Begegnung mit ihm furchtbar an. Jetzt reicht es Neele so langsam mit der zickigen Tante. Deren „Hilfe“ hat dem Geschäft bislang mehr geschadet als genutzt. Neele bietet ihr an, sie von ihren Pflichten als Aushilfe zu entbinden, wenn sie hier alles so schrecklich findet. Das ist Sabrina auch wieder nicht recht …


    Das Frühlingsfest ist in Gefahr!


    Gerade als die „Neu-Oldendorfer“ Adam und Sabrina das Leben auf dem Land ein bisschen zu mögen beginnen, zeigt es sein hässliches Gesicht – in Form kleinkarierter Streitigkeiten. Mitten in den Vorbereitungen zum traditionellen Frühlingsfest, das in diesem Jahr auch noch sein hundertjähriges Bestehen feiert, entzweit sich das Festkomitee heillos und die beliebte Veranstaltung droht ins Wasser zu fallen.



    Undank ist der Welt Lohn


    Die Neuzugezogenen wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Sie haben eine beliebte Veranstaltung gerettet und zum Dank spielt man ihnen so übel mit! Wahrscheinlich muss man Dörfler der drölfzigsten Generation sein, um das verstehen zu können.


    Wie kommen die Oldendorfer nur aus dieser Nummer wieder raus? Möglichst noch so, dass jeder sein Gesicht wahrt aber die Stänkerer nicht als Gewinner aus der Sache hervorgehen. Auf keinen Fall darf es ihnen gelingen, Karrieren zu ruinieren und Paare auseinanderzubringen …!


    Das Buch war eine Empfehlung in einer Katzenzeitschrift und ich habe es mir geholt, weil mir die Idee gefiel, dass es in einem Katzen-Café spielt. Wie die verschiedenen Katzenpersönlichkeiten dort leben und „arbeiten“ ist in der Tat sehr unterhaltsam. Auch die eher kantigen menschlichen Romanfiguren sind interessant: der kauzige Maler, zum Beispiel und die pingelige Tante Sabrina, auch wenn ich die manchmal am liebsten an die Wand geklatscht hätte. Je näher man sie kennenlernt, desto besser kann man sie verstehen.


    Na, denen hätt‘ ich was erzählt!


    Insgesamt war’s mir aber doch ein bisschen zu lieblich und harmonisch. Die Streithanseln vom alten Festkomitee sind mir entschieden zu billig weggekommen. Vor allem die scheinheilige Person, die erst Geschichten rumerzählt und dann noch Sabotage und Sachbeschädigung begeht. Die hätte ich nach diesen Vorfällen nicht mal mehr mit dem Allerwertesten angeguckt! Auf keinen Fall aber hätte ich sie für ihr Verhalten auch noch belohnt! Ich verstehe ihr Motiv, doch das rechtfertigt nicht ihr Tun.


    Gut, zugegeben: Wohlfühlromane sind nicht unbedingt „mein“ Genre. Da kann jetzt weder die Autorin noch das Buch was dafür.


    Die Autorin


    Kerstin Garde, 1977 geboren, schreibt über liebenswerte Heldinnen mit kleinen Schwächen und gefühlvolle Helden, die ihr Herz nicht verstecken. Wichtig ist ihr ein Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Die Autorin lebt mit Freund und Katzen in Berlin. Sie hat studiert und eine kaufmännische Ausbildung absolviert.

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    Ella Marcs: Lieber den Frosch geküsst als gar keinen Prinz. Roman, Finnentrop 2022, Blue Mountains Publishing, ISBN 978-3-9821934-3-4, Softcover, 519 Seiten, Format: 12,7 x 3,3 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,99, Kindle: EUR 3,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Ich bin so dumm“, erklärte ich den Balken – oder vielmehr mir selbst. „Ich bin einfach so, so, so dumm. Er ist ein Schlitzohr, ein unverbesserlicher Womanizer und auch noch ein Hauptverdächtiger in meinem Fall. Dümmer geht es nicht! Selbst, wenn es nur eine Schwärmerei ist. Ihr findet doch auch, dass Tim viel besser zu mir passt, oder?“ (Seite 388)


    Wer den 1. Band LIEBER DEN SPATZ IN DER HAND ALS GAR KEINEN VOGEL gelesen hat, weiß jetzt, wieso Kira Albrecht mit Hauptkommissarin Sabin Vogt (< 30) befreundet ist: Sie glauben beide, sie müssten die Welt im Alleingang retten und lassen sich viel zu viel aufhalsen.


    „Urlaub auf dem Bauernhof“


    Sabin opfert ihren halben Jahresurlaub, um während der Hochzeitsreise von Kira und Marc die Tiere auf deren Gutshof zu versorgen, obwohl sie davon nichts versteht. Wird schon gut gehen. Die perfektionistische Kira hat ihr ja eine Art Handbuch dagelassen.


    Die Tiersitterin fällt jedoch aus allen Wolken, als sie feststellen muss, dass auch Kiras Schwager Leon derzeit auf dem Hof wohnt. He, wenn der Kerl sowieso schon da ist, wieso füttert er dann nicht die Viecher? Na ja, vielleicht weil er viel auf Geschäftsreise ist. Das wäre eine Erklärung.


    Sabin fühlt sich nicht recht wohl in Leons Gegenwart. Ja, er ist attraktiv und charmant, aber die Albrecht-Brüder waren in ihrer Jugend schlimme Finger. Autos knacken, Feuer legen, Jugendknast … das volle Programm, bis ihr Onkel sie aus dem Milieu geholt und zurechtgestutzt hat. Heute sind Marc und Leon solide, erfolgreiche Geschäftsleute und gesetzestreue Bürger. Sabin hofft zumindest, dass das so ist und dass ihre Freundin Kira nicht in eine Gang eingeheiratet hat. Ganz sicher ist sie nicht.


    Undercover-Einsatz auf der Schönheitsfarm


    Vollends hinüber ist Sabins Urlaub, als ihre Vorgesetzten auf die Idee kommen, sie könne in einem aktuellen Fall undercover ermitteln.


    Es ist eine absolute Rossidee, ausgerechnet die burschikose Motorradfahrerin Sabin, die sich noch nie geschminkt hat, als Kosmetikerin auszugeben! Dafür wäre ihre modelmäßig zurechtgemachte Kollegin Helena viel besser geeignet, aber die hat ja schon zusammen mit dem neuen Kollegen Tim Fischer als „Ehepaar“ auf der Beauty-Farm eingecheckt. Das schmeckt Sabin Vogt gar nicht! Sie hat selbst ein Auge auf Tim geworfen. Allerdings muss sie zugeben, dass auch ihr nerviger Mitbewohner, Leon Albrecht, recht gut aussieht. Der ist obendrein unterhaltsam, ein guter Koch und immer da, wenn sie Hilfe braucht.



    Chaos an allen Ecken und Enden



    Wenn man nicht gerade ein leidtragender Kunde, sondern „nur“ ein kichernder Leser ist, sind Sabins Missgeschicke auf der Beauty-Farm und der haarsträubende Esoterik-Mumpitz, der dort veranstaltet wird, schon sehr lustig. Überaus amüsant gestaltet sich auch der „Hahnenkampf“, den Polizist Tim und Schwager Leon um Sabins Gunst austragen. Die genießt es, dass sich zwei tolle Männer um sie reißen und kann sich einfach nicht für einen von beiden entscheiden.


    Der Spaß ist schlagartig vorbei, als Leon von seiner Vergangenheit eingeholt wird und plötzlich als Hauptverdächtiger im Fall der Oldtimer-Diebstähle dasteht. Sabin glaubt fest an seine Unschuld. Aber sie ist ja auch nicht objektiv …


    Liebesgeschichte mit Krimi-Elementen


    LIEBER DEN FROSCH GEKÜSST… ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit Krimi-Elementen und viel lustigem tierischen und zwischenmenschlichen Durcheinander.


    Sabin finde ich als Heldin klasse: unkompliziert, direkt, sportlich-burschikos, trinkfest und motorradbegeistert – also nicht unbedingt so, wie man sich die Heldin eines Liebesromans vorstellt. Sabin braucht keinen Prinzen, sie hätt‘ nur gern einen. Den Kommentar ihrer puppenhaften Kollegin, das Beautygedöns habe Sabin „endlich zu einer richtigen Frau gemacht“ (Seite 456) fand ich extrem übergriffig und unverschämt. Unfassbar, dass Sabin diesen dummen Spruch unkommentiert hingenommen hat! Ja, zefix, auch eine Bier trinkende Bikerin ist eine richtigeFrau!


    Dürfen die das …?


    Weil Sabins Erlebnisse relativ nahe an der Realität sind, hat sich mein innerer Erbsenzähler manchmal gefragt, ob das, was im Buch passiert, im wahren Leben auch so ist:


    Ich mag es ja, wenn Nebenfiguren eines früheren Romans irgendwann zu Protagonisten eines eigenen Buchs werden. Man erfährt dann auch, wie es den Helden aus dem vorigen Band ergangen ist. Ich könnte mir also durchaus ein weiteres wild-chaotisches Abenteuer aus diesem Freundeskreis vorstellen. Aber bleibt mir um Himmels Willen mit Kiras Schwester Jasmin vom Acker! Bei Sabin irritiert mich nur das fehlende e am Schluss – so ist’s für mich ein Männername –, aber bei Jasmin irritiert mich die komplette Person. :D


    Die Autorin


    Die Autorin Ella Marcs schreibt Liebesromane mit viel Humor und starken Frauenfiguren. Wenn sie gerade mal nicht schreibt, ist sie mit ihrer Familie auf Reisen, veranstaltet gemeinsame Spieleabende (bei denen sie am liebsten gewinnt) oder probiert zum Leidwesen ihrer Lieben gerne ungewöhnliche Kochrezepte aus.

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    Ulrike Renk: Fine und die Zeit der Veränderung. Eine Familie in Berlin (Band 4), Berlin 2023, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-3864-5, Softcover, 509 Seiten, Format: 13,6 x 4 x 20,7 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Es geht nicht, dachte [Fine], nachdem das Licht gelöscht war. Wir können nicht zurück nach Berlin. Wir könnten alle drei nicht mehr so leben, wie wir dort gelebt haben – in der Unsicherheit, ohne Geld und … ohne Ordnung. Sosehr die festen Zeiten, die Regeln und Vorschriften sie manchmal ärgerten, so sehr gaben sie ihrem Leben hier auch Struktur. Fine hatte nicht gewusst, wie wichtig das war.“ (Seite 418)


    Berlin 1926 ff.: Offensichtlich hat Heinrich, der Sohn des Künstlerehepaars Paula und Richard Dehmel nichts von der unkonventionellen Art seiner Eltern geerbt. Er ist Arzt geworden – und ziemlich spießig. Dass er seine Frau Ulla, eine ausgebildete Graphikerin, einmal für ihre Willensstärke, Kreativität und Unabhängigkeit bewundert und ihr versprochen hat, dass sie auch als Ehefrau und Mutter künstlerisch tätig sein könne, hat er längst vergessen.


    Wie sehr es ihn stört, dass Ulla kaum hausfrauliche Qualitäten hat, wird erst klar, als er mit ihr und den drei gemeinsamen Töchtern Fine (*1920), Cornelia (*1921) und Beate (*1924) in einer Wohnung in Berlin lebt. Bisher haben sie meist ein Familienleben auf Distanz geführt und nur sporadisch zusammengewohnt. Heinrich war aufgrund von Studium, Beruf und dem Krieg nie verfügbar.


    Die Ehe scheitert


    Verändert durch den Ersten Weltkrieg, geplagt von chronischen Schmerzen aufgrund einer Kriegsverletzung und frustriert wegen beruflicher Misserfolge und der Lage der Welt im Allgemeinen, lässt Heinrich seinen Unmut an seiner Familie aus. Vermutlich bedeutet es für ihn eine weitere Schmach, dass er nicht einmal seinen eigenen Haushalt unter Kontrolle hat und es nicht schafft, aus dem chaotischen Freigeist Ulla ein braves, gut funktionierendes Hausmütterchen zu machen. Und weil er ein paar edelmütige aber wirtschaftlich unvernünftige berufliche Entscheidungen getroffen hat, wird jetzt auch noch das Geld knapp.


    Ulla ist völlig überfordert mit der Situation. Sie hat keine finanziellen Mittel, kein Personal mehr, keine Ahnung von Haushaltsführung und muss wieder als Graphikerin arbeiten, damit wenigstens ein bisschen was in die Haushaltskasse kommt. Es ist aber niemand da, der in der Zeit auf die Kinder aufpasst. 1927 kommt es zur Trennung und Scheidung. Das macht ihre Lage nicht besser. Heinrich müsste für die Kinder zahlen, tut’s aber nicht. Und weil er in der Pflicht wäre, bekommt sie keine staatliche Unterstützung. Die Wirtschaftskrise erschwert es Ulla zunehmend, Arbeit zu finden.


    Kein Geld, keine Zeit, keine Hilfe


    Ulla wird zur leidenschaftlichen Kommunistin, weil sie ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen will. Das ist gut gemeint, doch vor lauter politischem Engagement hat sie nun gar keine Zeit mehr für die Mädchen.


    Die Kinder kennen es nicht anders. Für sie ist das normal. Sie lieben ihre Mutter und machen keinen unglücklichen Eindruck. Fine engagiert sich sogar eifrig bei einer kommunistischen Jugendorganisation und ist überzeugt davon, dass ihre Mutter das Richtige tut. Doch Ullas Vater, der Zahnarzt Manfred Stolte, kann das Elend nicht länger mit ansehen. Dass Ulla jetzt mit einem verheirateten Künstler zusammenlebt – was nichts zur Verbesserung ihrer finanziellen Situation beiträgt – ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Stolte schlägt vor, die Kinder ins private Kinderheim der Familie Sperling in Tabarz/Thüringen zu geben. Stolte und ein paar weitere Familienmitglieder kämen für die Kosten auf.


    „Du liebst die Mädchen, das weiß ich. Aber du bist auch ein Freigeist, das warst du schon immer. […] Meiner Meinung nach bist du auf dem falschen Weg. […] Wie falsch er auch sein mag – es ist deine Überzeugung. Aber … unterstützen werde ich das nicht.“ (Seite 348)


    „Die Kinder brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit. Die kannst du ihnen nicht geben.“ (Seite 349)


    Ist das Kinderheim die Lösung?


    Tabarz, 1931 ff.: Ulla und die Kinder sind entsetzt. Sie wollen nicht voneinander getrennt werden. Doch als ihre letzte Einnahmequelle wegbricht, muss Ulla einsehen, dass es nicht mehr anders geht.


    Irgendwann ist das Heim für die drei Dehmel-Schwestern die Normalität. Sie können sich eine Rückkehr nach Berlin gar nicht mehr vorstellen. Das ist ohnehin mittlerweile ein gefährliches Pflaster geworden.


    Die Familiengeschichte wird zum Problem


    Was im Leben der Kinder nie eine Rolle gespielt hat, nämlich dass sie väterlicherseits jüdische Vorfahren haben, ist jetzt auf einmal ein Problem. Auch wenn sie ihre Familiengeschichte nicht an die große Glocke hängen: Ihre Großeltern waren berühmt und so sind sie sogar im beschaulichen Thüringen Anfeindungen ausgesetzt.


    Fine, inzwischen ein Teenager, sieht ihre Träume und Zukunftspläne dahinschwinden. Man ahnt schon, dass sie die Stärke und Widerstandskraft brauchen wird, die den Dehmel-Frauen eigen ist …


    Ich hatte ja mit einem fünften Band gerechnet. Ich dachte, dass der Kreis erst dann geschlossen sei, wenn wir Fines Tochter Regina als Romanfigur begegnen. Sie war es, die der Autorin die Familiengeschichte der Dehmels zugänglich gemacht hat. Doch jetzt endet die Reihe mit Band vier. Über Fines weiteren Lebensweg hätte ich gerne noch mehr erfahren. Ich kann mich eben schwer von Romanfiguren trennen, die ich über mehrere Bände hinweg begleitet habe.


    Die Perspektive wechselt. Und der Leser wechselt die Seiten


    Interessant fand ich, wie sich beim Leser zusammen mit der Perspektive die Loyalität zu den Personen verändert. Anfangs hält man Ullas Verwandte für herzlose Ungeheuer, weil sie ihr die Kinder wegnehmen.


    Ihrer Zeit voraus


    Ich habe gerne mit drei Generationen der Dehmel-Frauen mitgefiebert, gehofft und gelitten. Und ich hätte mit Vergnügen auch noch eine vierte Generation begleitet. Die Frauen dieser Familie waren ihrer Zeit voraus und hatten es schwer, ihren eigenen Weg zu gehen, vor allem, weil sie es häufig mit erzkonservativen Mitmenschen zu tun hatten. Selbst die damalige Künstler-Boheme hat sich nicht unbedingt durch fortschrittliches Denken und Frauenförderung hervorgetan. Die waren deutlich piefiger als sie selbst geglaubt haben. Das war mir noch nicht bewusst, als ich mich in jungen Jahren mit der Kunst der 1920er und 1930er-Jahre beschäftigt habe. (Das hätte interessante Diskussionen gegeben!) Man lernt eben stets dazu – nicht zuletzt durch das Lesen bewegender und sorgfältig recherchierter Romane.


    Die Autorin


    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion. Mehr zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de

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    Claudia Hochbrunn: Ein Idiot kommt selten allein. Wie Sie Moralaposteln, Miesepetras und anderen schwierigen Zeitgenossen Paroli bieten. Hamburg 2023, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-499-00936-5, Softcover, 203 Seiten, Format 12,5 x 1,6 x 18,9 cm, EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Dieser Band soll helfen, Menschen besser zu verstehen und Gräben zu überwinden, ohne sich dabei selbst den Idioten unterzuordnen. Wobei auch diesmal wieder gilt: Der Idiot liegt immer im Auge des Betrachters.“ (Seite 12)


    Zugegeben: Der Buchtitel ist ziemlich plakativ. „Idiot“ steht hier für „schwieriger Zeitgenosse“, und das sind wir dann und wann alle. Das Buch hilft uns zu erkennen, zu welcher Kategorie der Mensch gehört, der uns gerade Ärger bereitet. Wir erfahren, was vermutlich sein Problem ist und warum. Und wir sehen, wie man mit ihm umgehen kann, dass es nicht allzu unerfreulich wird.


    Neidhammel und andere Unsympathen


    Nicht immer kann man den „Idioten“ einfach aus dem Weg gehen. Die gibt es ja überall und in verschiedensten Darreichungsformen:


    Da sind die Miesepeter, die alles schlechtreden, was sie selbst nicht haben können sowie die Neidhammel, die genau dasselbe tun, nur aus anderen Gründen. Und es gibt übertriebene Optimisten, die als Kinder ständig auf jemanden Rücksicht nehmen mussten. Negative Gefühle durften sie nie zulassen und können das auch als Erwachsene nicht. Mit Trost und Mitgefühl kennen sie sich nicht aus. Sie rücken gnadenlos vermeintlich Positives in den Fokus, auch wenn das gerade nicht angebracht ist.


    Missionare kennen wir alle: Das sind Menschen, die mit ihrer festen Überzeugung rücksichtslos alle Welt beglücken wollen – auch wenn die Welt das gar nicht möchte. :) Im Grunde ist der Missionar ein Idealist, nur seine Methoden zünden nicht so recht. Noch eine Ecke radikaler ist der Fanatiker. Während der Missionar nur labert und nervt, kann der Fanatiker bei der Durchsetzung seiner Ziele gewalttätig werden.


    Moralapostel oder Idealist?


    Hochgradig manipulativ ist der Moralapostel. Er arbeitet damit, anderen Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden: Wer nicht seiner Meinung ist, ist ein schlechter Mensch. Aber die Fallhöhe ist groß: Wenn man sein Geschwätz als pure Scheinheiligkeit entlarvt, ist er erledigt.


    „Beim Moralapostel mögen die Aussagen auf den ersten Blick richtig klingen, das Problem besteht darin, dass es lediglich Vorwände sind, um eigene Interessen oder die eigene Faulheit zu kaschieren. Deshalb lohnt es sich stets, genau hinzuschauen, um einen Moralapostel von einem echten Idealisten zu unterscheiden.“ (Seite 62)


    Nicht besonders nervig aber auch nicht sehr loyal ist der Mitläufer. Und manch einer, der als Nestbeschmutzergeschmäht wird, ist in Wahrheit ein „Nestreiniger“. Märtyrer wollen keine Lösung für ihre Probleme, sondern mit ihrem vorgeblichen Leid andere Menschen moralisch erpressen und manipulieren. Die Märchentante erfindet Geschichten über andere Leute, um sich beliebt und interessant zu machen. Der Aufschneider schönt mit erfundenen Storys seine eigene Biographie oder Qualifikation, um sich dadurch Vorteile zu verschaffen.


    Immer eine gute Ausrede


    Der Vermeider hält sich aus allem raus und geht Schwierigkeiten und Konflikten aus dem Weg. Das ist verständlich aber nicht immer fair. Während sich dieser Typus still und heimlich verdrückt, plärrt das Berufsopfer lauthals los, sobald man etwas von ihm will.


    „Diese Masche funktioniert Immer und überall. Wenn man etwas tun soll, aber es nicht will, muss man nur eine unanfechtbare Ausrede haben. Es gehe eben nicht aus religiösen Gründen, aufgrund einer Weltanschauung oder se*uellen Identität oder ethnischen Herkunft.“ (Seite 109)


    Wobei man hier natürlich unterscheiden muss zwischen legitimen und lediglich vorgeschobenen Gründen. Das ist nicht immer einfach.


    Wo drückt den anderen der Schuh?


    Es ist generell nicht leicht, die verschiedenen Idioten-Arten eindeutig zu bestimmen. Und Mischformen gibt es auch noch! Deswegen ist der Teil DIE BESTEN STRATEGIEN IM UMGANG MIT SCHWIERIGEN ZEITGENOSSEN auch keine Gebrauchsanweisung im Sinne von „drücken Sie Knopf A, dann passiert B“. So funktioniert das beim Menschen nicht. Aber wertvolle Hinweise darauf, wo den anderen vermutlich der Schuh drückt und welche Vorgehensweise bei ihm verfangen könnte, finden wir hier schon.


    Man wird nicht automatisch zum professionellen Menschenflüsterer, indem man dieses Buch liest – die Fülle der Tipps und Informationen kann man sich gar nicht alle merken – doch wenn man einen besonders schweren Fall aus dem eigenen Umfeld in einem Kapitel wiedererkennt, kann es nicht schaden, eine hier empfohlene Taktik mal auszuprobieren.


    Bin ich wirklich so ein Depp?


    Sehr interessant fand ich den Selbsttest WELCHER TYP BIN ICH?, auch wenn die Fragen dort mit leichtem Augenzwinkern gestellt werden. Ich hätte mich für eine ganz andere Art von „Idiotin“ gehalten als der Test es tut.


    Besser miteinander auskommen


    Ich habe mich also nicht nur über die unterhaltsamen Fallbeispiele amüsiert und über besonders treffende Formulierungen gegrinst, sondern über das Gelesene nachgedacht und ein bisschen was dazugelernt. Und das ist genau das, was die Autorin mit diesem Werk bezweckt:


    „Es geht nicht darum, andere für ihr Verhalten an den Pranger zu stellen. […] Wenn wir unseren Blick dafür schärfen, warum ein Mensch bestimmte Verhaltensweisen anwendet, können wir ihm dabei helfen, dieses Defizit ohne das unerwünschte Verhalten auszufüllen. Freundlichkeit statt Gegenaggression ist das Stichwort.“ (Seite 201)


    Wer werden uns nie alle liebhaben, das wäre illusorisch. Aber wir können sicher lernen, ein bisschen besser miteinander auszukommen.


    Die Autorin


    Claudia Hochbrunn ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie arbeitete viele Jahre lang in verschiedenen psychiatrischen Kliniken, beim Sozialpsychiatrischen Dienst, sowie im forensischen Maßregelvollzug mit Schwerverbrechern. Zum Schutz ihrer Patienten verfasst sie ihre Bücher unter Pseudonym.

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    Michael Ohl: Expeditionen zu den Ersten ihrer Art. Außergewöhnliche Tiere und die Geschichte ihrer Entdeckung, München 2022, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-29043-2, Hardcover mit Schutzumschlag, 302 Seiten, zahlreiche meist farbige Fotos, Illustrationen, Karten und Graphiken, Format: ‎19,7 x 2,5 x 25,2 cm, Buch: EUR 36,00 (D), EUR 37,10 (A).


    „Seit der Antike bemühen sich Naturforscher, die Tier- und Pflanzenarten der Erde zu erfassen. […] Bislang sind rund 1,8 Millionen Tierarten entdeckt worden, und noch heute werden jährlich Tausende unbekannter Arten wissenschaftlich beschrieben und benannt, um sie als die Ersten ihrer Art zum Gegenstand der Wissenschaft zu machen. […]“ – Aus dem Klappentext.


    Ein Buch über Forscher, Entdecker und Abenteu(r)er*) – das musste ich einfach haben! Den Augenblick, in dem man etwas außerordentlich Faszinierendes zum allerersten Mal sieht, habe ich mir schon immer sehr erhebend vorgestellt. Und mit jeder neuen Entdeckung aus der Tier- und Pflanzenwelt wächst ja auch unser Wissen über die Natur.


    Wie man eine Art entdeckt


    Der Band ist opulent bebildert, das Bildmaterial ist klug ausgewählt und aussagekräftig, nur die Einleitung, die ersten zwanzig Seiten sind für den Laien erst einmal ein kleiner Schock. Der Teil kommt schon sehr wissenschaftlich-kompliziert daher. Aber um die folgenden Entdecker-Abenteuer verstehen zu können, sollte man erst einmal wissen, was Taxonomie ist und dass eine entdeckte Art erst durch ihre offizielle Benennung die Bühne der Wissenschaft betritt – auch wenn sie davor schon Millionen von Jahren existiert hat und der lokalen Bevölkerung bekannt ist.


    „Mit der veröffentlichten Benennung ist die neue Art ebenso wie ihr Entdecker dingfest gemacht worden. Niemand anders kann mehr ohne guten Grund die Entdeckung der Art für sich proklamieren, und niemand kann den Taufnahmen der Art ändern.“ (Seite 9)


    Es sei denn, der Name erweist sich irgendwann als nicht korrekt. Dann muss man einen neuen vergeben. Was manche Verwirrung in der populärwissenschaftlichen Literatur erklärt.


    Strenge Regeln, raue Sitten


    Wenn also die Namensgebung Ruhm und Ehre verheißt, kann man sich schon denken, dass das Konfliktpotential bietet. Wer war wirklich der erste? Wer kann wem einen Fehler nachweisen? Und wer gilt eigentlich als Entdecker? Der, der das unbekannte Tier sichtet, fängt und erlegt? Oder der, der’s später identifiziert, benennt und beschreibt? Das können ja verschiedene Personen sein.


    Was ich auch nicht auf dem Schirm hatte, obwohl es naheliegend ist: Viele der großen exotischen Tiere wurden während der Kolonialzeit entdeckt. Ja, klar: Da kamen die Europäer auf fremdes Terrain! Das heißt aber auch, dass da nichts fotografiert, gefilmt, in natürlicher Umgebung beobachtet, lebendig gefangen und nach Europa geschickt wurde. Was man noch nie gesehen hatte, wurde abgeschossen, so gut wie möglich konserviert/präpariert und per Schiff zu den heimischen Experten verfrachtet. Wie es dort ankam, war manchmal wenig appetitlich und nur bedingt aussagekräftig. Das waren raue Sitten damals. Abenteuerlich war’s auf jeden Fall, wie man im Folgenden sieht!


    Abenteuer in Indonesien


    Zoologe Gerd Heinrich (1896 – 1984) hat kein Interesse an experimenteller Laborbiologie. Er will aktiv nach den Wundern der Natur suchen. Als er den Auftrag bekommt, auf die indonesische Insel Sulawesi zu reisen und seltene und unbekannte Vogelarten aufzuspüren, ist er sofort Feuer und Flamme. Vor allem auf zwei bestimmte Rallen-Arten legt sein Auftraggeber wert.


    Im März 1930 geht es los. Mit von der Partie: Ehefrau und Schwägerin, beides ausgebildete Tierpräparatorinnen. Zwei Jahre lang schlagen sie sich mit Hilfe Einheimischer kreuz und quer durch die Wildnis Indonesiens – unter widrigen Bedingungen.

    Abenteuer pur!


    Selten – oder nur selten sichtbar?



    Wild und ungemütlich wird’s wieder bei den Expeditionen nach Neuguinea. Aber die Strapazen lohnen sich, weil es dort eine besonders artenreiche und wenig erforschte Biodiversität gibt. Auf Schritt und Tritt entdeckt man Neues: Nasenfrösche, riesige Ratten, bunte Paradiesvögel – und Baumkängurus. Unter anderen eines, von dem nach der Erstbegegnung kein Exemplar mehr gesichtet wurde, 90 Jahre lang …


    Faszinierend und schrecklich zugleich


    Faszinierend und schrecklich zugleich ist das Kapitel über die Entdeckung der Gorillas. Ich sagte schon: Das war während der Kolonialzeit. Die eindrucksvollen Tiere wurden gesehen und sofort abgeknallt. Die Fotos, auf denen Männer stolz mit einem toten Gorilla posieren, sind heute nur schwer auszuhalten. Genau wie die sensationslüsterne bildliche Darstellung der friedlichen Pflanzenfresser als zähnefletschende Monster.


    Die Entdeckung der riesigen Menschenaffen war eine Sensation und die damals Beteiligten waren Kinder ihrer Zeit. Man sollte sie nicht aus heutiger Sicht verurteilen, aber man kann sich dem kaum entziehen. Bei der Suche nach Okapi und Zwergflusspferd ging’s übrigens nicht viel anders zu als bei der Entdeckung des Gorillas. Und wer könnte es den Wissenschaftlern von damals verübeln, dass sie an einen Scherz glaubten, als sie zum ersten Mal ein präpariertes Schnabeltier sahen?


    Aufregende Momente


    „Die Beschreibung eines neuen Stammes ist auch deshalb etwas so Besonderes, weil jeder neue Hauptast im Baum des Lebens Folgen für das Verständnis der Evolution der Tiere haben kann.“ (Seite 118)


    Natürlich gibt’s auch heute aufregende Momente im Leben von Wissenschaftler:innen. Wenn sie beispielsweise einen neuen Stamm oder eine neue Klasse entdecken. Wie die Lehrerin Jill Yaeger: Sie hat in den 1970er-Jahren beim Tauchen in der Karibik Höhlenkrebse gefunden, die nicht nur unbekannter Art waren, sondern nicht einmal in die damals bekannten Klassen der Krebse gepasst haben. Das ist aber eher eine akademische Aufregung. 😉 Mit Abenteuer in der Wildnis hat das nicht viel zu tun. Hier geht’s um winziges Getier, das im Wasser lebt.


    Was, die gibt’s noch? – Lebende Fossilien


    Groß ist das Staunen in der Fachwelt, wenn man Tiere entdeckt, die man bislang nur als Fossilien gekannt hat. Pfeilschwanzkrebse zum Beispiel. Die gab’s schon vor 150 Millionen Jahren. Sie sind heute noch quicklebendig und scheinen sich nicht groß weiterentwickelt zu haben. Warum sollten sie auch? Wir kennen das: Wenn es keinerlei Druck aus dem Umfeld gibt, besteht auch keine Notwendigkeit zur Veränderung.



    Es gibt noch vieles zu entdecken. Beeilen wir uns!


    Die Entdeckergeschichten sind spannend, lehrreich und hochinteressant, wenn auch stellenweise für den Laien ein bisschen hoch. Auch wenn wir nicht alles in allen Einzelheiten verstehen: Wir staunen über die wunderbare Vielfalt der Natur, wir werden uns der Tatsache bewusst, dass es immer noch sehr viele Arten zu entdecken gibt – und wir ahnen, dass wir uns damit besser beeilen sollten. Sonst sind manche davon schon ausgestorben, bevor wir eine Chance hatten, sie überhaupt kennenzulernen.


    * Das Gendern kann ich mir hier sparen, es geht fast nur um Männer.


    Der Autor


    Prof. Dr. Michael Ohl, geboren 1964, ist Kurator und Wissenschaftler am Museum für Naturkunde in Berlin und war dort Mitbegründer des Zentrums für Integrative Biodiversitätsentdeckung. Zudem ist er außerplanmäßiger Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ohl forscht zu Themen der Evolutionsbiologie von Wespen, der Systematik und Taxonomie sowie zur Wissenschaftsgeschichte. Er wohnt mit seiner Familie im Großraum Berlin.

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    Anja Rauter: Ausgeträllert. Ein Wiener Opern-Krimi, Salzburg/München 2023, Servus Verlag bei Benevento Publishing, ISBN 978-3-7104-0324-8, Klappenbroschur, 287 Seiten, Format: 13,3 x 2,2 x 20,2 cm, Buch: EUR 16,00, Kindle: EUR 12,99.


    Ich lese ihr die SMS vor und spiele den seltsamen Anruf ab. Meine Mutter sieht mich erschrocken an und ihre Wangen wirken plötzlich eingesunken und fahl.
    „Ich glaube, wir sind dem Mörder zu nahegekommen, Mama! Viel zu nahe!“ Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken.
    (Seite 180)


    Samantha Sauer (41), allein erziehende Mutter einer Teenie-Tochter, arbeitet tagsüber im Büro eines Immobilienmaklers und beschattet nach Feierabend als Privatdetektivin mutmaßlich treulose Ehepartner.


    Bei einem Opernbesuch wird sie zufällig Ohrenzeugin eines Streitgesprächs, das sie reflexartig aufzeichnet: Zwei Damen und ein Herr diskutieren sehr aufgebracht etwas, das doch sehr nach Erpressung und Drohung klingt. Samantha glaubt, dass sich hier die Star-Sopranistin Francesca Cuttolini und ihr Lebensgefährte, der aufstrebende Tenor Leonardo Rossi in den Haaren liegen. Die dritte Person, die Frauenstimme mit dem rollenden R, kennt sie nicht.


    Unfall oder Mord?


    Als sie anderntags in der Zeitung liest, dass eben diese Sängerin im Opernhaus tödlich verunglückt ist – anscheinend kopfüber die Feststiege hinuntergestürzt –, kommt ihr das seltsam vor. Sie spielt das aufgezeichnete Streitgespräch ihrer Mutter vor, einer pensionierten Polizeibeamtin. Auch die hält es für verdächtig. Nur Stephan Müller vom LKA, den die beiden Frauen umgehend aufsuchen, nimmt die Sache nicht ernst.

    Na gut, wenn die Behörden sich nicht für den Fall interessieren, muss sich halt das „Frauen-Sonderermittlungs-Komitee“ darum kümmern!


    Das Frauen-Sonderermittlungs-Komitee legt los


    Das Komitee mit dem offiziell klingenden Namen besteht lediglich aus drei neugierigen Damen, die sich aus eigenem Antrieb und rein privat in Kriminalfälle einmischen. Samantha Sauer gehört dazu, ihre Mutter Therese sowie die mondäne Gräfin Cosima Caecilia von Waldenstein nebst Kater Strizzi – und am Rande noch Samanthas dreizehnjährige Tochter Lisa. Der Teenie spitzt immer kräftig die Ohren, wenn das Komitee sich unterhält und trägt auch ein bisschen was zu dessen Erfolg bei. Ohne Lisas moderne Ermittlungsmethoden würden Mama, Oma und die Gräfin lange nicht so schnell ans Ziel kommen!


    Jetzt fragt sich die Krimileserin natürlich, warum Samantha, wenn sie schon aus einer Polizistenfamilie stammt und gerne ermittelt, nicht selbst Polizistin geworden ist. Die Autorin scheint zu ahnen, was ihre Leserschaft beschäftigt und liefert die Erklärung prompt: Samantha hat’s probiert, musste die Ausbildung aber abbrechen, weil sie kein Blut sehen kann. Leichen übrigens auch nicht. Na ja, und so super-subtil stellen sich die Sauer-Frauen beim Ermitteln auch nicht an. 😊 Da hat die Gräfin mit ihrem Schmäh und ihren Kontakten in die höchsten Kreise oft mehr Erfolg.


    Was hat der Lebensgefährte zu verbergen?


    Sehr zum Ärger von Polizeiinspektor Müller verdächtigt und bespitzelt das „Frauen-Sonderermittlungs-Komitee“ jetzt den Sänger Leonardo Rossi:

    Außer, dass sich Samantha und der grantige Inspektor langsam näherkommen und die Gräfin ihren potenziellen Ehemann Nr. 4 kennenlernt, kommt bei diesen Ermittlungen nicht viel raus.


    Und dann gibt’s einen weiteren Toten im Umfeld der Oper! Das hatte echt niemand auf dem Schirm!


    Ausgerechnet Engelbert Mayer, der Immobilienmakler, für den Samantha arbeitet, liefert, ohne sich dessen bewusst zu sein, den entscheidenden Hinweis für die Aufklärung dieses Falls …


    Ein eingespieltes Team – und sehr amüsant


    Sehr amüsant sind die drei Hobby-Ermittlerinnen, die bar jeder Eitelkeit auch zu ihren Flops stehen. Kurz habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht mitten in einer Serie gelandet bin, weil ich den Eindruck hatte, dass das ein gut eingespieltes Team mit einer langen gemeinsamen Vorgeschichte ist. Aber nein, es gibt keine Vorgängerbände. Folgebände, vielleicht?


    Die naseweise und gut vernetzte Cosima Caecilia von Waldenstein erinnert mich ein bisschen an die Gräfin von Schönberg aus der Vorabend-Serie „SOKO Kitzbühel“ und an Lady Felicia Montague aus der BBC-Serie „Father Brown“. Das ist aber kein Problem. Dieses Konzept funktioniert eben gut.


    Mit diesem ungleichen Damen-Trio streift man sehr, sehr gern durch Wien! Dagegen bleibt der Polizeinspektor ein bisschen blass. Keine Ahnung, was den Mann an- und umtreibt! Erstaunlich schnell hat er seine Einstellung gegenüber Samantha und ihren Hobby-Schnüfflerinnen geändert.


    Rasche Lösung, tolle Sprüche


    Ich bin auch mit der Aufklärung des Falls nicht so wirklich glücklich. Das ging auf einmal ratzfatz. Ja, plausibel ist das schon und es wird da auch nix aus dem Hut gezaubert. Aber wie die Damen auf die Lösung kommen, finde ich ein bisschen merkwürdig. Kurz gesagt: Das Amateur-Ermittlerinnenteam ist klasse und die Liebe zu Wien ist spürbar, aber bei der Handlung wär‘ noch ein bisserl Luft nach oben.


    Zum Piepen sind die Sprüche, die einleitend über den einzelnen Kapiteln stehen. Die werden den handelnden Personen in den Mund gelegt und passen perfekt zu ihnen. Den hier werde ich umgehend vereinnahmen und bei Gelegenheit anwenden:


    „Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, leg ein Schnitzel darunter.“ – Samantha Sauer (Seite 122)


    Die Autorin


    Anja Rauter, Jahrgang 1972, wurde in Baden bei Wien geboren und arbeitet seit über fünfzehn Jahren im Marketing. 2018 erschien ihr Romandebüt »Wir zwei auf Wolke sieben«. Von ihrem Büro in der Wiener Walfischgasse blickt sie täglich auf die Staatsoper, die sie zum Schauplatz ihres ersten Hauptstadt-Krimis macht.

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    Martina Fiess: Die Alb, die Liebe und der Tod. Kriminalroman, Köln 2022, Emons Verlag, ISBN ‎ 978-3-7408-1595-0, Softcover, 235 Seiten, Format: 13,3 x 2,2 x 20,1 cm, Buch: EUR 13,00, Kindle: EUR 9,99.


    Isabella fasste sich an die Stirn. „Jetzt fehlt nur noch das Geständnis, dass die Kohlezeichnung, die als Werk von Degas verkauft wurde, von dir stammt. Oder bohrst du vielleicht auch falsche Wurmlöcher?“
    „Was für Löcher?“
    „Wurmlöcher. Ich meine nicht diese Dinger im Weltraum, sondern die Gänge von Holzwürmern.“ […]
    „Interessant. Weshalb glaubst du, ich helfe Holzwürmern bei der Arbeit?“
    (Seite 209)


    Manchmal ist man zur falschen Zeit am falschen Ort, wie hier die Kunsthistorikerin Isabella Walser, 33, freie Mitarbeiterin des Stuttgarter Auktionshauses Lichtenstein und verlobt mit Juniorchef Alex. Eines Tages geht sie während der Arbeitszeit kurz nach Hause und erwischt ihren Schatz mit Kollegin Sofie im Bett. Sie ist viel zu schockiert, um sich bemerkbar zu machen und verlässt fluchtartig das Haus und die Firma.


    Pension statt Auktion


    Des einen Leid, des anderen Freud‘: Wenn Isabella jetzt weder Wohnung noch Arbeit hat, sagt sich ihre Schwester Angie, kann sie ja den Sommer über für sie einspringen und die Pension „Wacholderblick“ auf der Schwäbischen Alb führen. Angie besucht in der Zeit ihren Freund in Griechenland.


    Pensionswirtin in Ochsenwang! Na, klasse! Das klingt für die Städterin Isabella nach Langeweile am Ar*** der Heide. Aber in ihrer Lage kann sie nicht wählerisch sein. Also holt sie ein paar Sachen aus Alex‘ Wohnung, belädt ihr altersschwaches Auto und macht sich auf den Weg.



    Das LKA steht vor der Tür


    Tja, und dann steht auf einmal ein Typ vom Landeskriminalamt Stuttgart bei Isabella auf der Matte. Ein Kunde hat beim Auktionshaus Lichtenstein eine mittelalterliche Heiligenfigur erstanden, die sich als Fälschung entpuppt hat. Und Isabella soll das Gutachten in Auftrag gegeben haben.


    Ja, das kann schon sein. Solche Sachen gingen tagtäglich bei ihr über den Schreibtisch. Sie kann sich an den konkreten Vorgang nicht erinnern. Ob sie die Auftraggeberin war, ließe sich nur in der Firma selbst klären, aber da will sie eigentlich nicht mehr hin. Wird sie aber müssen, wenn sie ihren Namen reinwaschen will.



    Wer handelt hier mit Fälschungen?


    Da will ihr jemand was anhängen! Sofie vielleicht, die gerne ihre Stelle an Alex Lichtensteins Seite einnähme? Oder Alex‘ Vater, Walter Lichtenstein, der Isabella immer wie einen unerwünschten Emporkömmling behandelt hat? Eine Schwiegertochter aus Stuttgarts High Society wäre ihm lieber gewesen.


    Und warum ist auf einmal alle Welt hinter dem kleinen Ölgemälde her, dass Alex Isabella zur Verlobung geschenkt hat? Es gehört zu den wenigen Gegenständen, die sie mitgenommen hat. Möchte Alex das Bild wiederhaben, weil es so wertvoll ist? Oder will er es verschwinden lassen, weil er genau weiß, dass es nicht echt ist? Und warum interessiert sich der brummige Nachbar, Kunstmaler Leon, dafür? Hier läuft doch irgendeine Schweinerei!


    Erst ein Raubüberfall …


    Auf einmal ist Isabellas Gemälde weg. Gestohlen. Obwohl das ein astreiner Raubüberfall war, traut sie sich nicht zur Polizei. Zum Glück hat sie wenigstens einen kompetenten Rechtsbeistand in ihrer Nähe: Nachbarin Karlotta, die knallbunt gekleidete Öko-Bäuerin, hat einschlägige Vorkenntnisse.


    …. dann eine Leiche!


    Es kommt noch dicker: Unweit der Pension „Wacholderblick“ wird eine Leiche gefunden. Es ist jemand aus dem Umfeld des Auktionshauses! Ob Fahrerflucht oder Mord, ist zunächst unklar. Wieder fällt der Verdacht auf Isabella Walser. Aber sie wäre doch nicht so dumm, eine solche Tat direkt vor ihrer Haustür zu begehen!


    Wer will Isabella hier zum Sündenbock machen?


    Ja, das hat was: Eine Außenseiterin kämpft gegen eine verschworene Bagage aus dem Kreis der Reichen und Schönen! Doch all die intriganten Schönschwätzer sollten sich davor hüten, einen Underdog zu unterschätzen, der so mühelos Schlösser knacken kann … 😊


    Gibt das eine Serie?


    Vom Kriminalfall abgesehen ist die Story meines Erachtens nicht ganz fertig erzählt. Das ist bestimmt Absicht. Ich wüsste zum Beispiel gern, warum Nachbarin Karlotta die Juristerei an den Nagel gehängt hat – und was Isabella jetzt mit ihrem Leben vorhat. Sie wird doch nicht auf Dauer diese ländliche Pension führen wollen! Das ist doch gar nicht ihr Ding! Es sei denn, sie behält den Job zur Tarnung, ähnlich wie Wilsberg sein Antiquariat, und ermittelt künftig privat in Sachen Kunstkriminalität. Gern zusammen mit Leon und Karlotta. Die sagt ja an einer Stelle selbst, sie könne sich eine Karriere als Privatdetektivin vorstellen. Nur so ’ne Idee …


    Dieser Regionalkrimi war für mich ein Heimspiel. Es ist schon schön, wenn man die Orte, die die Autorin beschreibt, aus eigener Anschauung kennt. Man kann der Handlung aber auch folgen, wenn man keinerlei Beziehung zur Schwäbischen Alb hat. Den hiesigen Dialekt muss man auch nicht beherrschen – kein Mensch schwätzt schwäbisch in dem Buch!



    Also, wie schaut’s jetzt aus? Stehen wir hier am Beginn einer neuen Reihe? Ich wäre dabei!


    Die Autorin


    Martina Fiess stöberte als Journalistin so manche Leiche im Keller anderer Leute auf, trennte als Sachbuchlektorin Fiktion von Fakten und manipulierte als Werbetexterin den schönen Schein. Dank dieser perfekten Vorbildung veröffentlichte sie bereits zahlreiche unterhaltsame Kriminalromane und Kurzgeschichten. Seit einigen Jahren pendelt Martina Fiess zwischen Stuttgart und Schwäbischer Alb. www.martina-fiess.de

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    Birgit Ebbert: Den Traum im Blick. Roman aus dem Film-Berlin der 30er Jahre, Hamburg 2022, tredition GmbH, ISBN 978-3-347-72778-6, Softcover, 464 Seiten, Format: 12 x 3,2 x 19 cm, Taschenbuch: EUR 16,00, gebundenes Buch: EUR 24,00, Kindle: EUR 9,99.


    Veronika lachte. Sie konnte sich nicht beruhigen. „Mein Lieber Alexander, ganz Berlin weiß, dass du hinter der Kirchner her bist wie der Teufel hinter der armen Seele.“
    Er zog die Stirn kraus. Stimmte das? Kannte jeder seinen Traum, der erste Biograf von Herti Kirchner zu werden?“
    (Seite 174)


    Berlin in den 30er-Jahren: Zwei Menschen haben in dieser Geschichte ihren Traum im Blick und ordnen dem alles andere unter: Die (reale) Schauspielerin Herti Kirchner und der (fiktive) Journalist Alexander Halbersberg.


    Der Arztsohn und die Dachdeckertochter sind beide in Kiel geboren und aufgewachsen, kennen einander aber nur vom Sehen und Hörensagen. Sie ist ein paar Jahre jünger als er, da hat man nicht unbedingt denselben Bekanntenkreis. Erst in Berlin kreuzen sich ihre Wege.


    Das geschieht nicht ganz zufällig: Alexander hat, zum Entsetzen seiner Eltern, sein Medizinstudium geschmissen und schreibt jetzt als Journalist Filmkritiken für eine Zeitung. Dabei soll es nicht bleiben. Er will mindestens so berühmt werden wie Erich Kästner, und sei es, um seinem Vater zu beweisen, dass er es auch außerhalb der Medizin zu etwas bringen kann. Alexanders Plan: sich an einen aufstrebenden Filmstar zu hängen und quasi in dessen Windschatten als dessen Biograf zu Ruhm und Ehre zu kommen.


    Berühmt werden im Windschatten eines Stars


    Marlene Dietrich wäre eine geeignete Kandidatin gewesen, aber sie geht ja leider nach Amerika. Das kann Alexander sich nicht leisten. Also muss ein neuer aufgehender Stern am Künstlerhimmel her. Wie wär’s mit Herti Kirchner? An die müsste doch heranzukommen sein. Sie stammen aus derselben Stadt, sie haben dort wie hier in Berlin gemeinsame Bekannte, das wäre doch ein Anknüpfungspunkt! Talentiert, fleißig und gut vernetzt ist die attraktive junge Künstlerin auch. Also, nichts wie ran!


    Ganz so einfach ist es dann doch nicht, aber sein Kumpel, der Buchhändler Johannes Unger, kennt Herti Kirchner gut und versorgt ihn mit Informationen. Und auch so schnappt der Journalist über Dritte und zufällig belauschte Gespräche einiges auf. Seine Stoffsammlung wächst. Jetzt muss Herti nur noch so richtig berühmt werden, damit es für seine geplante Biografie auch einen Markt gibt. Auch das ist nicht so leicht. Immer wieder hat die Schauspielerin Rückschläge und Enttäuschungen zu verkraften, aber sie verfolgt ihren Traum von der Karriere ebenso unbeirrt wie Alexander den seinen.


    In der Redaktion bleibt seine Obsession für die Schauspielerin nicht verborgen und die Kollegen ziehen ihn mächtig mit „seiner“ Herti auf. Dabei ist sein Interesse wirklich nur beruflicher Natur. Liiert ist er mit Veronika Pauly, einer etwas anstrengenden Anwaltstochter mit Schauspiel-Ambitionen.


    Harte Zeiten für große Träume


    Eine Weile läuft es gut, sowohl für Herti als auch für Alexander. Doch als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, wird’s für beide schwierig. Herti bereiten ihre Arbeit im Kabarett und ihr Freundeskreis Probleme. Sie ist mit Erich Kästner liiert und unter anderem mit dem Zeichner und Karikaturisten Erich Ohser (e. o. plauen) befreundet.


    Alexander weigert sich erst aus reinem Widerspruchsgeist in die Partei einzutreten, weil sein Vater so ein hundertfuffzigprozentiges Parteimitglied ist. Und auf einmal stellt er fest, dass er viel größere Probleme hat als eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung: Er scheitert am neuen Schriftleitergesetz.


    Wann fliegt alles auf?


    Eine Frage der Zeit ist es auch, wann Alexander auffliegt. Der Job ist schon weg. Seine Wohnung wird er auch nicht mehr lange halten können. Emigration ist für ihn kein Thema, es sei denn, Herti Kirchner verließe ebenfalls das Land. Danach sieht es aber derzeit nicht aus, und so kann sich sein Traum nur hier in Berlin erfüllen und er muss auf Gedeih und Verderb hierbleiben.


    Was aus Herti Kirchner geworden ist, habe ich irgendwann im Vorfeld mal gegoogelt, als ich wusste, dass ich DEN TRAUM IM BLICK lesen würde. Bei realen Personen ist das ja möglich. Und so bestand für mich die Spannung hauptsächlich in der Frage, wie Alexander Halbersberg sich durchwurstelt und ob er es schaffen wird, rechtzeitig das Land zu verlassen.


    Ein paarmal war ich wirklich versucht, ihn zu googeln und zu schauen, ob er nach dem Krieg vielleicht in den USA oder sonstwo auf der Welt eine nennenswerte Karriere gemacht hat. Dabei wusste ich doch, dass er eine fiktive Figur ist! Entweder liegt’s an der Art, wie Birgit Ebbert ihn und das, was ihn umtreibt beschreibt oder daran, dass er hier im Umfeld so vieler bekannter/historischer Persönlichkeiten auftritt: Für mich fühlte sich diese Romanfigur jedenfalls verflixt real an! Ich habe sehr mit ihm mitgefiebert und mitgelitten. Es waren ja auch wahrhaft beklemmende, furchterregende und gefährliche Zeiten!


    Der fiktive Held wirkt sehr real


    Manchmal hätte ich den Helden schütteln können. Früher als er habe ich geahnt, was wohl das Problem seiner Vermieterin ist. Na ja, vielleicht hätte ihm das Wissen darum gar nicht viel geholfen. Aber dass er die Emigration so ablehnte, obwohl er alle Chancen hatte, das hat mich wirklich fertiggemacht. So ist das eben, wenn man einen Roman über vergangene Zeiten mit dem Wissen von heute liest.


    Für mich war Herti Kirchners Leben und Werk hier eher ein Aufhänger für die mitreißende Geschichte eines fiktiven Journalisten als dass es ein Buch über sie selbst war. Trotzdem will ich jetzt doch mal sehen, wie sie als Schauspielerin war und was sie gemacht hat. Ich habe mir eine DVD des Films „Der Florentiner Hut“ bestellt, den sie 1939 an der Seite von Heinz Rühmann gedreht hat. Den Film habe ich vor Urzeiten mal im Fernsehen gesehen, aber damals natürlich nicht speziell auf Herti Kirchner geachtet. Dieses Mal werde ich es ganz bewusst und aufmerksam tun.


    Die Autorin


    Dr. Birgit Ebbert ist seit über 15 Jahren als freie Autorin tätig und schreibt für verschiedene Verlage Romane, Kinder- und Jugendbücher, Lernhilfen, Ratgeber und Erinnerungsgeschichten. Sie wuchs im Münsterland auf, lebte einige Jahre in Stuttgart und Bochum und betrachtet heute Hagen als ihre Wahlheimat. Nach einem Studium in Münster und Bonn mit dem Abschluss als Diplom-Pädagogin arbeitete sie fast 20 Jahre in Bildungseinrichtungen und promovierte in Bonn neben ihrer Berufstätigkeit mit einer Arbeit über Erich Kästner, dabei studierte sie zusätzlich zu Pädagogik und Psychologie noch Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik.

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    Silvija Hinzmann: Tausend wogende Wellen. Ein Istrien-Krimi. Prohaskas fünfter Fall, A-Klagenfurt 2022, Wieser-Verlag, ISBN: 978-3-99029-546-5, Softcover, 268 Seiten, Format: 12,8 x 2 x 20,4 cm, EUR 16,95.


    Einmal Polizist, immer Polizist. Eigentlich ist Josef „Joe“ Prohaska, Anfang 50, im Vorruhestand und lebt als Fotograf in der Heimat seines Vaters – in Kloštar, Istrien. Seine Frau ist verstorben, seine schwäbische Mutter und seine Tochter sind in Stuttgart geblieben, wo er bis zu seinem Dienstunfall als Kriminalkommissar tätig gewesen ist.


    Kenner:innen der Reihe wissen: Prohaska kann das Ermitteln auch im Ruhestand nicht lassen. Immer wieder lässt er sich als eine Art Privatdetektiv einspannen ohne eine Lizenz dafür zu besitzen. Die örtliche Polizei lässt ihn gewähren. Er hat ja durchaus Erfolge zu verzeichnen.


    Zur Beerdigung nach Slawonien


    Jetzt ist er in einer Familienangelegenheit nach Slawonien unterwegs und da dürfte eigentlich nichts passieren. Olga Novak, seine hochbetagte Tante, ist nach längerer Krankheit verstorben. Viel Kontakt hatte er zwar nicht mehr zu seiner väterlichen Sippe, aber die Tante war eine gute Frau und da will er ihr die letzte Ehre erweisen.


    Dass möglicherweise auch Lydia Barnard aus Kanada zur Beerdigung kommt, erfüllt Joe Prohaska mit Vorfreude. Sie ist um mehrere Ecken mit ihm verwandt und als Teenager war er einen Sommer lang mächtig verliebt in sie. Dann ist ihre Familie ausgewandert und der Kontakt ist abgerissen. Sie haben einander seit 1985 nicht mehr gesehen.


    Lydia ist, genau wie Joe, verwitwet. Er findet sie immer noch sehr attraktiv und die alte Anziehung ist schnell wieder da. Na, da hat die Familie ordentlich was zu tratschen!


    Ermitteln gegen die eigene Verwandtschaft?


    Und dann passiert es doch: Ein Kriminalfall! Blanka – die Verwandte, die Tante Olga überwiegend gepflegt hat –, behauptet, die alte Dame sei ermordet worden. Lydia, die unangenehme Erfahrungen mit der Verwandtschaft gemacht hat, glaubt ihr aufs Wort. Prohaska soll der Sache auf den Grund gehen. – Im Ernst? Er soll gegen seine eigenen Angehörigen ermitteln? Denn darauf läuft es hinaus.


    So abwegig ist Blankas Anschuldigung gar nicht: Tante Olga hat Lydia einen Brief hinterlassen, der ein brisantes Familiengeheimnis enthüllt.


    Intrigante Verwandte


    Prohaskas Verwandtschaft ist auch nicht besser als andere Leute 😉 : Intrigante und habgierige Cousinen, angeheiratete Ganoven jeder Größenordnung, Menschen mit Suchtproblemen und solche, die nach dem Jugoslawienkrieg nie wieder richtig auf die Beine gekommen sind. Da hat’s so manchen nachhaltig aus der Kurve getragen.


    Als Joe wieder zurück nach Istrien fährt, kommt Lydia mit. Sie hat dort noch Angehörige, die nicht bei der Beisetzung waren und die mehr über Tante Olga und ihre Geheimnisse wissen könnten.


    Das ist doch eine reine Familienangelegenheit, oder? Warum folgt ihnen dann ein bewaffneter Mann von Slawonien bis nach Kloštar? Und wer ist der Kerl, der bei Ivo – Joe Prohaskas Kumpel und Geschäftspartner – im Laden anruft und ganz dringend Joe sprechen will?


    Tante Olgas gefährliche Geheimnisse


    Ich habe gelesen wie besessen, weil ich unbedingt wissen wollte, was Tante Olga noch alles zu verbergen hat.


    Was erst nach stinknormalem Familienzoff ausgesehen hat, wird immer komplexer, genau wie in den vorigen Bänden der Reihe. Alle Personen in der Geschichte sind irgendwie miteinander verwandt, verschwägert, befreundet, einander verpflichtet oder durch eine uralte Schuld erpressbar. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und man kann beim besten Willen nicht sagen, wer auf wessen Seite steht. Dann kommt’s zu einem Agatha-Christie-mäßigen Aufeinandertreffen aller Verdächtigen, das allerdings mächtig aus dem Ruder läuft …


    Was ist wirklich geschehen?


    Wissen wir am Schluss, was genau passiert ist? Also, ich nicht. Jedenfalls nicht sicher. Ich kann mir, genau wie Joe und Lydia, etwas zusammenreimen. Aber ob das wirklich die Wahrheit ist? Entweder ist absichtlich manches offen geblieben oder es liegt an mir und ich habe es einfach nicht kapiert, weil ich entscheidende Hinweise überlesen habe.


    Wer einen klassischen Krimi erwartet, bei dem am Schluss alles glasklar ist und sämtliche Verbrecher der Justiz überantwortet werden, wird vielleicht enttäuscht sein. Ich habe das Buch eher als Roman über eine dysfunktionale Familie in einem traumatisierten Land gelesen – nur eben mit Krimi-Elementen.


    Wie geht’s weiter für Joe? Und für Lydia?


    Was mich wirklich interessieren würde: Was wird jetzt mit Joe und Lydia? Sie ist die erste von Joes Damenbekanntschaften, die mir sympathisch ist. Endlich mal eine normale, bodenständige Frau und nicht immer so sonderbare und komplizierte Wei …, äh, Wesen!



    Die Autorin


    Silvija Hinzmann, geboren 1956 in Čakovec, Kroatien, lebt seit ihrer Kindheit in Stuttgart und arbeitet als Übersetzerin und Dolmetscherin u. a. für Justizbehörden. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzkrimis, Kriminalromane, davon vier in der Istrien-Krimireihe, und war Herausgeberin von Kurzkrimi-Anthologien für verschiedene Verlage. Sie übersetzte Romane, Kurzprosa und Lyrik aus dem Kroatischen und Serbischen.

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    Elke Schleich: Sylter Rosen. Ein Inselroman, München 2021, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-50485-0, Softcover, 344 Seiten, Format: 12 x 2,75 x 18,7 cm, Buch: EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A), Kindle: EUR 4,99.


    „Sich was trauen hat oft auch was mit Vertrauen zu tun. […] Übrigens … das […] gilt nicht nur für Beziehungen zwischen Mensch und Tier.“ (Seite 320)


    Die kaufmännische Angestellte Lisa Redlich, Anfang 30, kann inzwischen vom Schreiben ihrer Liebesromane leben. Privat hat sie allerdings weniger Glück als beruflich. Bis jetzt hat sich jeder ihrer Lebenspartner als Blind- oder Fremdgänger erwiesen. Das Verhältnis zu ihrer übergriffigen Helikoptermutter ist gleichfalls angespannt. Auch wenn deren Verhalten aufgrund ihrer Vorgeschichte nachvollziehbar ist: Es nervt!


    Lisas Vertraute ist ihre Freundin Marlene, die allerdings derzeit den Jakobsweg erwandert und ihr Handy nicht dabei hat. So erfährt sie nicht, dass Lisa mit ihrem neuen Freund, dem smarten Immobilienmakler Markus Held, derzeit einen traumhaften Liebesurlaub auf Sylt verlebt.


    Der Traumurlaub wird zum Albtraum


    Doch der Traum wird unversehens zum Albtraum, als Markus eines Morgens spurlos verschwindet. Ist er auf seiner täglichen Joggingstrecke verunglückt? Ist er einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Irgendwas Dramatisches muss passiert sein, denn sonst wäre er ja hier!


    Der hilfsbereite Hotel-Rezeptionist Henning Harmsen telefoniert für Lisa alle infrage kommenden Krankenhäuser ab – ohne Ergebnis. Und dann muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass nicht nur Markus‘ Auto und sein Gepäck verschwunden sind, sondern auch noch ihre gesamten Ersparnisse! Der Mistkerl hat ihr Konto leergeräumt und ist untergetaucht! Alles, was er ihr erzählt hat, war gelogen. Nicht einmal sein Name stimmt!


    Na, super! Lisa hat doch schon ihre Wohnung gekündigt, weil sie mit Markus zusammenziehen wollte. Mann weg, Wohnung weg, Geld weg – und in dieser Situation soll sie auch noch einen Roman schreiben! Ihre Lektorin ruft alle naselang an und will wissen, wie weit Lisa damit ist. Sie hat noch nicht einmal ein Thema.



    Obdachlos und pleite


    Und was wird jetzt aus Lisa? Sie ist pleite und obdachlos.


    Warum also nicht auf Sylt bleiben? Die „Pension Pferdeglück“ sucht gerade eine Mitarbeiterin für Service, Büro und Stallarbeit. Passt! Lisa hat in allen drei Bereichen Erfahrung. Zeit fürs Schreiben bliebe nach der Arbeit bestimmt auch noch.


    Lisa bekommt den Job. Na, geht doch! Nur ihre Mutter darf nie erfahren, dass sie etwas mit Pferden zu tun hat. Lisa hat ihr vor Jahren versprechen müssen, nie wieder zu reiten. Mutti würde Zustände kriegen, wenn sie ihre Tochter auch nur in der Nähe eines Pferdes wüsste! Warum das so ist, erfahren wir erst später.


    Anstrengend ist der neue Job ja schon, aber er macht auch Spaß. Das Chef-Ehepaar ist sympathisch und unkompliziert, nur Wiebke, die erwachsene Tochter des Hauses, erweist sich als zickig. Aber die arbeitet zum Glück nicht auf dem Hof.


    Die Tochter des Hauses ist eifersüchtig


    Wiebke hat ein Auge auf den wortkarten Reitlehrer Kristian „Krischan“ Andresen geworfen und wittert in Lisa eine Rivalin. Doch die hat von Männern erst einmal die Nase voll. Vor allem von solchen, die mit einer Urlauberin nach der anderen anbandeln. Krischan mag ja ganz nett sein und einen herrlich trockenen Humor haben. Dass er in seiner Freizeit in einer Band spielt und romantische Lieder zur Gitarre singen kann, ist auch ganz toll, aber Lisa hat kein Interesse an ihm. Also, wirklich nicht! Echt jetzt!


    Ja, ja, schon klar! Die beiden arbeiten zusammen, überstehen gemeinsam so manche Krise und wohnen Tür an Tür. Natürlich kommen sie einander näher!

    Sie will keine neue Beziehung, sie will nicht noch einen unzuverlässigen Kerl in ihrem Leben

    Lisa muss eine Entscheidung treffen


    Wie soll sie die richtige Entscheidung treffen, wenn ihr ständig alle Welt reinquatscht? Als Leserin wünscht man sich, Lisa würde es nicht ständig den anderen recht machen wollen, sondern endlich mal sagen: „Leute, haltet die Klappe und euch aus meinen Angelegenheiten raus! Ich bin erwachsen. Ich will und mach‘ das jetzt so und so und so. Basta!“ Aber das wird Sie wohl erst lernen müssen …


    Mir hat die Geschichte gefallen. Klar, es kamen ja Tiere drin vor und Leute aus dem Verlagswesen. 😊 Genau meine Themen. Sicher, es ist ein Liebesroman und als solcher insofern vorhersehbar, als dass man genau weiß, „dass sie sich am Schluss kriegen“. Aber deswegen liest man diese Romane ja, oder?


    Ich mochte das Romanpersonal, bis auf wenige Ausnahmen. Und für mich lag die Spannung in der Frage, welche Steine dem designierten Liebespaar noch in den Weg gelegt werden, bis es endlich zum ersehnten Happy End kommt. Beziehungsweise, welche Steine sie sich aufgrund früherer Erfahrungen selbst in den Weg legen. Denn natürlich sind sie von ihrer Vergangenheit geprägt.


    Perfekte Lektüre für den Sylt-Urlaub. Oder anstatt.


    Wer die Insel kennt, hat sicher noch mehr Spaß an dem Buch als Ortsunkundige, weil er/sie die beschriebenen Schauplätze bildhaft vor sich sieht. Der Roman wäre eine passende Lektüre für Sylt-Urlauberinnen. Die Geschichte funktioniert aber auch gänzlich ohne Inselbezug.


    Gern hätte ich noch erlebt, wie diverse Leute auf Lisas Entschluss reagiert haben, aber das würde wohl den Rahmen eines Liebesromans sprengen. Um Kurt Tucholsky zu zitieren: „Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt“, und der Rest bleibt unserer Fantasie überlassen. Ich denke in solchen Fällen oft, na ja, vielleicht tauchen die Helden aus diesem Roman mal als Nebenfiguren in einem anderen Buch des Autors/der Autorin auf und wir erfahren doch noch, wie es für sie weitergegangen ist.


    Die Autorin


    Elke Schleich wurde in Gelsenkirchen geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, arbeitete als Sachbearbeiterin und später an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Pferde und das geschriebene Wort – beides faszinierte sie schon als Kind, weshalb sie bereits im Grundschulalter Schulhefte mit selbst erdachten Tiergeschichten füllte. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und Hündin Pucci am grünen Rand des Ruhrgebiets, in Westerholt, in der Nähe eines Reiterhofs, den sie nach langer aktiver Zeit im Sattel immer noch gern besucht. Mehr Infos unter www.elke-schleich.de

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    Karla Fabry: Lotus Love: In unseren Herzen. Roman (Band 2 von 2), Ostfildern 2022, via tolino media, ISBN 978-3-754-65283-1, Softcover, 336 Seiten, Format: 12,5 x 2,4 x 19 cm, Buch: EUR 13,99, Kindle: EUR 4,99.


    „Wenn man in der Ewigkeit lebt, darf man sich nie an jemanden oder an etwas klammern. Die Welt verändert sich, Menschen ändern sich. Dinge und Menschen kommen und gehen. So ist es nun mal. Nichts, was in der Welt existiert, hat Beständigkeit. Das klingt pessimistisch, nicht?“ (Seite 155)


    In Band 1 hat sich die Zahnmedizinische Fachangestellte Eva „Lisy“ List, 25, in ihren Yogalehrer Mick verliebt. Recht schnell hat sie gemerkt, dass mit dem Kerl was nicht stimmt: Er hat erstaunliche Heilkräfte und mag zwar aussehen, als sei er ungefähr in ihrem Alter, doch alles deutet darauf hin, dass man da noch locker 100 Jahre drauflegen muss.


    Ein Yogi mit besonderen Fähigkeiten


    Wie kommt’s? Nun, er ist ein Mahasiddha, ein fortgeschrittener Yogi. Und die Fähigkeiten, die er hat, haben ihren Preis. Jahrzehntelanges Üben und strikte Enthaltsamkeit sind da nicht genug. Wenn diese speziellen Yogis ihre Kräfte zu sehr beanspruchen, müssen sie Menschenblut trinken, um sich wieder zu regenerieren. Im Grunde sind diese Herrschaften sowas wie fernöstliche Vampire. Aber Lisy kann inzwischen so gut wie gar nichts mehr schockieren.


    Sieben Mahasiddhas gibt es derzeit auf der Welt, und mindestens einer von Micks „Kollegen“ will ihm ans Leder.


    Auf der Suche nach dem Großmeister


    Jetzt sind Mick und Lisy auf der Flucht. Ihr Ziel ist Rumänien, wo der „Großmeister“ der Mahasiddhas lebt. Obwohl … ist „leben“ für diese Form der Existenz eigentlich die richtige Bezeichnung? Meister P. soll Odenthal Einhalt gebieten und in Sachen „alte Rituale“ eine Grundsatzentscheidung treffen: Mick hält es nicht mehr für zeitgemäß, Menschen zu opfern, Odenthal sieht das anders. Wie die übrigen fünf Kollegen darüber denken, die über die ganze Welt verstreut sind, wissen wir noch nicht.


    Lisy wäre jedenfalls sehr erleichtert, wenn es keine Menschenopfer mehr gäbe, weil nämlich Odenthal und seine Dämonin sie für eine bestens geeignete Kandidatin halten.


    Die Flucht nach Rumänien und die Suche nach Meister P. gestaltet sich abenteuerlich und aufgrund von Lisys Verletzung (Dämonenbiss!) beschwerlich. Dazu kommt, dass Mick und Lisy nicht nur auf sich selbst aufpassen müssen, was in dieser Situation schon schwierig genug ist, sondern auch noch auf Lisys Freundin Greta, die von Thom Odenthal und seiner dämonischen Partnerin völlig unnötig in die Angelegenheit hineingezogen worden ist.


    Unfreiwillig mittendrin: Skeptikerin Greta


    Greta hat mit Yoga nichts am Hut, hält alles Übernatürliche für ausgemachten Mumpitz und braucht nicht noch ein weiteres traumatisierendes Ereignis in ihrem Leben. Nachts von unheimlichen Gestalten aus dem Bett gezerrt und verschleppt zu werden, hat sie definitiv nicht verdient!


    Ehe sie weiß, wie ihr geschieht, steht sie im Zentrum dramatischer Ereignisse, die sie nicht versteht. Wer sind diese Leute? Was wollen die von ihr? Was hat Lisy mit denen zu tun? Und wer, zum Geier, ist die vermummte Frau mit den zwei Wölfen, die immer wieder ihren Weg kreuzt? – Die skeptische Greta stellt definitiv die richtigen Fragen. Nur die Antworten gefallen ihr meist nicht.


    Showdown in den Karpaten


    In einer entlegenen Höhle in den rumänischen Karpaten kommt es schließlich zum Showdown.

    Was ist denn möglich in dieser Welt?


    Fantasy-Geschichten sind ja nie so recht vorhersehbar, weil da alles passieren kann, was der Autor sich ausdenkt. Als Leser:in hat man natürlich die Hoffnung, dass der Protagonist alle Gefahren überstehen und am Schluss sein Glück finden möge. Und dass seine Gegenspieler unschädlich gemacht werden oder zumindest eine gerechte Strafe für ihr böses Tun erhalten. Wie die Geschichte dann an dieses Ziel kommt – falls der Autor/die Autorin überhaupt die Vorstellungen der Leser:innen teilt – ist dann spannend und oft überraschend. So war’s für mich auch hier.


    Yoga habe ich stets nur als eine Art Gymnastik betrachtet (und in grauer Vorzeit betrieben). Mit den dahinterstehenden Vorstellungen habe ich mich nie beschäftigt. Deshalb war mir die Welt der Yogis und Siddhas völlig fremd. Ich hatte keine Ahnung, womit ich in dieser Geschichte zu rechnen habe und wer da alles auftauchen und die Handlung beeinflussen könnte. Mit der einen oder anderen Wendung habe ich einfach nicht gerechnet. Was ja gut ist.


    Fantasy, basierend auf alten Schriften


    Dass die Autorin eine Menge von Indologie und Yoga versteht, weiß ich. Ich vertraue ihr, wenn sie im Glossar alte Schriften zitiert und dies mit den Worten kommentiert: „Dieser Teil soll natürlich keine wissenschaftliche Abhandlung werden, er möchte lediglich verdeutlichen, dass die Fähigkeiten meiner Protagonisten nicht aus der Luft gegriffen sind.“ (Seite 326)


    Wenn man nach „Mahasiddha“ googelt, tauchen früher oder später tatsächlich Hinweise auf das Trinken von Blut und Blutopfer auf. Wo in diesem Roman die Grenzen verlaufen zwischen überlieferten religiösen Vorstellungen und Fantasy, kann ich natürlich nicht sagen. Aber wer ein bisschen Ahnung von indischer oder tibetischer Mythologie hat, wird manche Zusammenhänge wahrscheinlich schneller erkennen als der, pardon, blutige Laie.


    »Lass dich verzaubern!«


    Aber auch als vollkommener Laie auf diesem Gebiet hat man sein Lesevergnügen. Das kann ich bestätigen. Da betritt man einfach diese fremde Welt und folgt dem Rat der Autorin: „Lass dich verzaubern, hier, jenseits des Schleiers. [So kannst du] die verborgene Magie der Dinge erkennen wie kaum sonst jemand.“ (Seite 324)


    Die Autorin


    Karla Fabry, geboren 1970, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stuttgart. Nach dem abgeschlossenen Studium der Indologie und Philosophie in Heidelberg widmete sie sich der Reportage- und Kunstfotografie, bevor sie zur Arbeit mit dem Wort zurückkehrte und als Korrektorin und Texterin im Verlagswesen tätig wurde. Ihre Hobbys sind Fotografieren und digitale Fotokunst, Basteln und wenn noch Zeit bleibt, Kochrezepte erfinden. www.karla-fabry.de

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    Bernhard Hoëcker, Eva von Mühlenfels: Das Katzenhuhn. Geschichten von einem sehr besonderen Bauernhof (ab 5 J.), Stuttgart 2022, Esslinger Verlag, ISBN 978-3-480-23798-2, Hardcover, 136 Seiten mit farbigen Illustrationen von Dominik Rupp, Format: 18,3 x 1,7 x 25,6 cm, EUR 13,00, auch als Hörbuch lieferbar.


    Mit etwas zittrigen Flügeln wirft sich Timme den Stoff wie einen Mantel über die Schultern und schlüpft in die Pfoten-Ärmel. Dann stülpt er sich die Kapuze von hinten über den Kopf. Sofort kann er alles um sich herum wieder ganz deutlich sehen. Timme spürt, wie es in seinem Körper warm wird und kribbelt. Er fühlt sich stärker. (Seite 26)


    Den Autor kenne ich als klugen und gebildeten Mann und hätte eigentlich erwartet, dass er den Unterschied zwischen Huhn und Hahn kennt. 😉 DAS KATZENHUHN in diesem Kinderbuch ist männlich, also kein Huhn, sondern ein junger Gockel. Timme heißt er und ist ein bisschen anders als seine Artgenossen. Er hasst es zum Beispiel im Hühnerstall zu schlafen und nächtigt lieber auf dessen Dach. Und die Hühner auf dem Nordhof kriegen allesamt Zustände, weil er sich immer so lautlos anschleicht.


    Ein Außenseiter in der Hühnerschar


    Er hat’s nicht leicht in seiner Schar und macht sich deshalb mit dem Federvieh nicht viel zu tun. Auch nicht mit den beiden Graugänsen, die auf dem Hof leben. Die tragen die passenden Namen Grimm und Gram und sind ständig nörgelnde Miesepeter.


    Timme hält sich an Maulwurf Max, der permanent auf Schatzsuche ist, also irgendwelchen Trödel sammelt, und an den gebildeten Karpfen Baldrian, der sogar lesen kann. Mächtig genervt ist er dagegen von den Mäusen, die ihm immer das Heu davonzerren, auf dem er schläft. Wenn er nur so schnell wie eine Katze wäre und richtige Krallen hätte, dann wäre ganz schnell Schluss mit diesem Unfug!


    Und dann findet Timme eines Tages auf dem Heuboden ein Katzenkostüm: einen Umhang aus Stoff mit Kapuze, vier Pfoten und einem langen Schweif. Das ist ja sonderbar! Wie kommt das da hin? Ob er es mal anprobieren soll?


    Mit Umhang wird Timme ein Superheld


    Er schlüpft in die Verkleidung – und sie verleiht ihm Superkräfte! Schlau und leise war er ja schon immer, doch sobald er im Kostüm steckt, schärfen sich seine Sinne und er wird mutig und schnell, kann klettern und springen und sich wie Tarzan von Ast zu Ast schwingen.


    Die Mäuse erkennen ihn nicht in seiner Verkleidung und haben Angst vor ihm. Das findet er klasse. Auch die anderen Tiere auf dem Hof wissen nicht, dass Timme in dem Superheldenkostüm steckt. Nur Maulwurf Max ist eingeweiht.


    Schnell kommt’s zum ersten Superhelden-Einsatz: Das unbedarfte Kaninchenkind Pünktchen hat es irgendwie geschafft, auf ein Seerosenblatt mitten im Teich zu geraten und weiß jetzt nicht, wie es von dort aus wieder ans Ufer kommen soll. Schwimmen kann es nicht. Timme allerdings auch nicht, trotz seiner neuen Superkräfte. Aber er hat eine Idee …


    Jede Menge Abenteuer!


    Von diesem Moment an verlässt sich der gesamte Nordhof auf die Hilfe des „Katzenhuhns“. Außenseiter Timme wird auf einmal bewundert, umschwärmt und ist sehr gefragt. Und jede Menge Abenteuer erlebt er!


    Schließlich erfährt Timme, woher sein Superhelden-Kostüm stammt. Da staunt er aber – und die Leserinnen und Leser mit ihm! Es ist auch gar nicht allein das Gewand, das aus dem unscheinbaren Jung-Gockel einen Superhelden macht: Einen wesentlichen Teil seiner neu entdeckten Eigenschaften muss er von Anfang an gehabt haben!


    8 Vorlese-Geschichten


    Das Buch enthält 8 Vorlesegeschichten, für die man – ich hab’s ausprobiert – jeweils an die zehn Minuten braucht. Wenn Rückfragen kommen und die Illustrationen kommentiert oder erklärt werden müssen, dauert’s auch mal ein bisschen länger.


    Bei meinen Recherchen habe ich gelesen, dass manche Kinder von den witzigen und spannenden Katzenhuhn-Geschichten nicht genug bekommen können und die Erwachsenen sie ihnen wieder und wieder vorlesen müssen. Da ist es nur gut, dass man sich auch weit jenseits des Kindergartenalters über die Abenteuer auf dem Nordhof amüsieren kann. Ich habe bei jeder Geschichte auf den Auftritt der zwei ollen Meckerfritzen Grimm und Gram gewartet. 😊


    Da sich das Katzenhuhn – und ich bin immer noch der Meinung, dass Timme ein KatzenHAHN ist – am Schluss auf weitere Abenteuer freut, halte ich eine Fortsetzung für ziemlich wahrscheinlich. Timmes Fangemeinde jeden Alters würde sich bestimmt darüber freuen.


    Die Autoren


    Bernhard Hoëcker, 1970 in der Pfalz geboren, konzentrierte sich nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium auf seine Arbeit als Fernseh- und Bühnenkünstler.


    Eva von Mühlenfels wurde 1979 geboren und wuchs in Mannheim auf, wo sie nach der Schule Anglistik studierte. Nach dem Studium ging sie nach Köln zum Fernsehen und arbeitete als Producerin an verschiedenen Unterhaltungs-Formaten, die unter anderem mit dem Comedy- und Grimmepreis ausgezeichnet wurden.



    Der Illustrator


    Dominik Rupp, Jahrgang 1989, studierte Design mit dem Schwerpunkt Illustration an der Fachhochschule Münster. Bereits während des Studiums arbeitete er für zahlreiche renommierte Verlage. Heute ist er freischaffender Illustrator und lebt in Aachen.

    Das mit der Verlinkung funktioniert hier nicht auf die übliche Weise. Ich versuch's mal so:

    https://www.amazon.de/Herbstzauber-Herbstfrühling-Pubertät-andere-Überraschungen/dp/B0BYM1HVW8/ref


    Angelika Godau: Herbstzauber, Roman (Bd. 5 von 5), Zweibrücken 2023, ‎Independently published, ISBN 979-838718690-5, Softcover, 275 Seiten, Format: 12,7 x 1,63 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,95, Kindle: EUR 3,99.


    Ha! Haben wir’s in Band 4 doch geahnt: Sarah Hellwig, 40, ist schwanger! Zum Glück nicht von ihrem künftigen Ex-Gatten Axel – der hat ja jetzt seine wechselnden jungen Freundinnen, von Teenie-Tochter Lara respektlos „bitches“ genannt –, sondern von ihrem neuen Freund, dem verwitweten Polizisten Stefan Ruttig.


    O je! Sarah im Chaos


    Und, wie’s im Klappentext so schön heißt: „Schwangerschaft und Krankheit kommen immer zur falschen Zeit“. Sarah und Stefan kennen einander erst seit wenigen Monaten. Er hat zwei Kinder, sie ebenfalls. Sein Haus wäre nicht groß genug für die gesamte Patchworkfamilie und ihr Haus auch nicht. Um das muss Sarah sich sowieso erst einmal mit Ehemann Axel streiten. Noch sind die zwei ja nicht geschieden.


    Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die vier betroffenen Kinder die Aussicht auf Umzug, Baby und Zusammenleben als Stieffamilie nicht so prickelnd bis mega-ätzend finden werden: Sarah hat gerade erst eine lebensbedrohliche Krankheit überstanden. Es ist nicht einmal klar, ob ihr Körper eine Schwangerschaft überhaupt verkraften kann. Der Gedanke an eine Abtreibung steht im Raum.


    Wie schön! Oma hat Hochzeitspläne


    Von diesen Problemen ahnen Sarahs Mutter Inge Berger (78) und ihr um 12 Jahre jüngerer Lebensgefährte Jonathan Brinkmann nichts, als sie beschließen, so bald wie möglich zu heiraten und künftig einen Großteil des Jahres auf Jonathans Finca auf Teneriffa zu verbringen.



    War klar: Tochter Lara führt sich auf


    Die Kinder finden Sarahs und Stefans Zukunftspläne erwartungsgemäß zum K o t z e n. Vor allem Sarahs egoistische Teenie-Tochter Lara glaubt, dass ihr Leben jetzt vorbei sei. Sie will nicht noch eine Veränderung ertragen müssen. Die Trennung ihrer Eltern, die Krankheit ihrer Mutter, der vorübergehende Einzug bei Oma und Jonathan, an den sie sich auch nur schwer gewöhnen konnte, das reicht doch fürs Erste!



    Laras Sorgen kann man nachvollziehen. Aber ihre Reaktionen sind schon immer sehr extrem.


    Wird Zeit: Else platzt der Kragen


    Laras Freundin Lisa und der patenten Haushälterin Else platzt der Kragen. Ja, Lara hat in den letzten Monaten viel mitgemacht. Aber das trifft auf einige Menschen in ihrem persönlichen Umfeld zu: Sarah, Inge, Lisa, Else, Lars und Arne … Die führen sich deswegen nicht so auf wie der Rotz am Ärmel.


    Die Welt dreht sich nicht nur um Laras Wünsche und Bedürfnisse. Wenn ihre Mitmenschen etwas tun, was ihr nicht in den Kram passt, hat sie nicht das Recht, ausfallend, verletzend, beleidigend und respektlos zu werden. Genau das nimmt sie sich aber heraus.


    Das bekommt auch der nerdige Mike zu spüren, ein etwas exzentrischer aber höflicher junger Mann, der sich ehrlich für Lara interessiert. (Der Ärmste! Warum denn nur?!) Er ist ein wenig älter als sie, hat berufliche und familiäre Verpflichtungen und denkt nicht daran, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Und Lara? Die nimmt das verschnupft zur Kenntnis und denkt, zack, der Kerl kann weg.


    Ist’s wahr? Ein Lichtblick?


    So kann man mit Menschen nicht umspringen! Doch egal, welche Konsequenzen ihr Tun auch für Lara hat, sie lernt einfach nichts daraus! Oder kann man es schon als Lichtblick werten, dass sie die Idee hat, Oma Inge und Jonathan könnten statt eines steifen Events eine ausgelassen-fröhliche Hippie-Hochzeit feiern? Dass die Familie so begeistert darauf reagiert, überrascht Lara selbst. Sie erklärt sich zur Hochzeitsplanerin und stürzt sich, unterstützt von Stief-Opa Jonathan, mit Feuereifer in die Vorbereitungen.


    Ist jetzt etwa alles eitel Sonnenschein? Mitnichten! Noch hat sich niemand getraut, Sarahs Noch-Ehemann von ihrer Schwangerschaft zu unterrichten.


    Ach ja: Alles kommt anders!


    Oma Inge verspricht, mit Axel zu reden. Seiner wortgewandten Noch-Schwiegermutter wird er schon nicht blöd kommen. Doch Pläne hin, Versprechungen her: Es kommt wieder mal alles ganz anders als gedacht. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Geschichte mitten in der Corona-Pandemie spielt. Da sind etliche Vorhaben von jetzt auf gleich zur Makulatur geworden. Bekommt Inges anstrengende Patchworksippe das Chaos trotzdem irgendwie gebändigt? Eher nicht. Dafür sorgt schon der Hund. :D Ich sag nur: Weihnachtsfeier …!


    Ja, nun haben wir es schwarz auf weiß: Das ist der unwiderruflich letzte Band der Herbst-Reihe. Ich habe schon begriffen, dass die losen Enden verknüpft wurden und die Geschichte fertig erzählt ist. Ich hätte trotzdem noch eine Weile so weiterlesen können. Wenn man so lange am Leben einer fiktiven Familie teilgenommen hat, fällt einem der Abschied eben schwer.


    Wie schade: letzter Band!


    Ich wüsste ja schon gern, ob Lara vollends die Kurve kriegt und ob mit Sarahs Kind alles gutgeht. Und was ist mit Haushälterin Else? Als Inges und Jonathans Teneriffa-Pläne zur Sprache kommen, fragt niemand danach, was Else dann machen wird. Nicht einmal sie selbst. Geht sie mit nach Spanien? Wird sie sich einen neuen Job als Haushälterin suchen? Oder kehrt sie gar in ihren angestammten Beruf zurück?


    So segensreich Else auch im Hause Brinkmann/Berger/Hellwig wirkt: Im Prinzip ist das doch eine gigantische Verschwendung von Ressourcen! Sie hat doch ganz andere Möglichkeiten, Menschen zu helfen als durchs „Einnorden“ zickiger Enddreißigerinnen und unverschämter Teenager!


    Auch wenn ich manche der Romanfiguren im Laufe der Serie am liebsten an die Wand geklatscht hätte (Lara, Sarah, Axel – in beliebiger Reihenfolge): Diese turbulente Sippe wird mir fehlen. Sie war so nah am Leben und dabei so herrlich unterhaltsam.


    Die Autorin


    Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.