Kurzbeschreibung:
Als Clay Jannon seinen Job als Webdesigner verliert, meldet er sich auf eine Stellenanzeige hin bei Mr. Penumbra, der in San Fransico eine alte, verstaubte Buchhandlung betreibt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay übernimmt die Nachtschicht und bald ist ihm klar, dass dies keine gewöhnliche Buchhandlung ist und hier irgendetwas nicht stimmt. Zusammen mit seinen Freunden macht er sich daran, das Geheimnis um Mr. Penumbra und seine Bücher zu lüften.
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Obwohl das Buch schon vor ein paar Jährchen veröffentlicht wurde, hab ich es völlig frei von
„Vorwissen“ gelesen. Gekauft hab ich es vor längerer Zeit, weil
mich ganz klassisch der Titel, Cover und Klappentext angesprochen
haben. (Nebenbei, das Cover mit dem kleinen Mac zwischen den Büchern,
passt sehr gut) . Von Anfang an hat mir der lakonisch leichte, aber
von genauer Beobachtungsgabe und Blick für Details und Widersprüche geprägte Ton des fiktiven Erzählers
Clay gut gefallen. Der Erzählstil ist anschaulich und leicht zugänglich, die Buchhandlung, spätere Schauplätze und viele der handelnden Personen hatte ich detailliert gezeichnet im Kopf. Und ganz klar, so eine Buchhandlung zu entdecken ist der Traum eines jeden Buchliebhabers. Die Story um die mysteriösen Bände in Mr. Penumbras Regalwänden ist spannend, der Auflösung gleicht einer Art Schnitzeljagd und führt Clay an überraschende Orte.
Vieles wird in dem Buch parodiert: die "Alles ist möglich"-Mentalität im IT-Business, die Rollenspielwelt, der Fantasy-Buchmarkt, moderne Kunst und Marketingstrategien, verbissene Technologiegegner - und befürworter, verschiedenste Trends und Zeitgeist der letzten ca 30, 40 Jahre. Man überlegt ständig was die Vorbilder für diese oder jene Idee gewesen sein könnte.
Für mich ist aber bei all dem bunten Durcheinander eine der Grundaussage des Buches: Jeder lebt in
seiner Wirklichkeit, in seiner Realitätsblase, so seltsam oder schräg sie für einen anderen erscheinen mag, es hat schon seine Daseinsberechtigung, aber es ist kein Schaden
über die eigene kleine Wirklichkeit hinaus auch mal in die des anderen zu schaun, könnte ja was durchaus Interessantes dabei sein.
Ich hab mich amüsiert
über die vielen direkten und indirekten Anspielungen auf Filme, Spiele, Firmen, Trends und Bücher. Es ist schon eine wilde Mischung die Robin Sloan einem da auftischt,
aber bei mir hat sie funktioniert, die Grundstimmung des Buches ist fröhlich und lebensbejahend, ohne dabei unkritisch zu sein.
Vielleicht geht Clay die
eigentliche Rätsellösung doch etwas sehr leicht von der Hand, der praktischen Zufälle sind es womöglich auch zuviele und
ich fragte mich doch mehr als einmal, was genau er an sich hat, das
jeder in seinem Umfeld offensichtlich auf Zuruf beinahe alles tut, worum er bittet. Es ist vielleicht auch nicht ganz glaubwürdig das auf des Rätsels nicht ganz so spektakuläre Lösung, wirklich niemand in 500 Jahren gekommen sein soll (immerhin hat ein Jahrhunderte alter Geheimbund danach gesucht) , aber sei's drum, ich mochte die Geschichte.
Bei aller Skurilität schimmert zwischen den Zeilen immer die Liebe zu Büchern und ein großenteils interessierter, oft auch liebevoller Blick auf die Verschiedenheit der Menschen und ihre Kreativität durch; jeder soll
doch bitte einfach nach seiner Facon selig werden, die einen mit gedruckten Büchern, die anderen mit ebooks, wieder andere mit Computerspielen, Installationskunst oder der Eröffung eines Strickmuseums, dem Betreiben einer Ziegenfarm, andere gehen lieber klettern, spazieren oder
surfen, im Meer oder im Internet, so what und vor allem muß das eine das andere nicht ausschließen oder ersetzen.
Wirklich wichtig sind auch in dieser Geschichte letztlich zutiefst menschliche, universelle Eigenschaften wie Freundschaft, Toleranz und Vertrauen, fernab von jedem Zeitgeist oder Hype.
Ich hatte zwar ab und zu beim Lesen das Gefühl den roten
Faden verloren zu haben und dass der Autor nun aber wirklich
übertrieben hat, aber ich glaube letzters war durchaus der Gedanke
dahinter und den roten Faden hab ich dann jeweils auch wieder
gefunden.
