Beiträge von Doscho

    Im Roman „Der Turm aus Licht“ von Astrid Fritz werden diverse Personen und ihre Schicksale rund um den Bau des Freiburger Münsters von 1270 bis 1330 behandelt.


    Romane, die im Mittelalter spielen und bei denen der Bau eines kirchlichen Gebäudes im Mittelpunkt der Handlung steht, haben immer den Segen, oder je nach Standpunkt den Fluch, mit „Die Säulen der Erde“ verglichen zu werden. In diesem Fall ist das absolut nichts schlechtes, im Gegenteil.

    Ein großer Vorteil ist hier, dass es sich um eine reale Kirche handelt. Zwar ist aufgrund recht mangelhafter Quellen die historische Darstellung dementsprechend vage, dennoch hat sich Astrid Fritz hier merkbar bemüht, eine authentische Darstellung zu bewahren.

    Die beschriebenen Schicksale sind jetzt nicht unbedingt neu. So werden hier kriegsfanatische Herrscher, Bastardkinder, verzwickte Liebesgeschichten und dergleichen mehr beschrieben. Dennoch konnte ich jetzt keine Geschichte, bzw. keinen Charakter erkennen, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er oder sie unglaubwürdig oder ausgelutscht daherkommt. Im Gegenteil, ich war regelrecht süchtig nach dem Buch, auch wenn man oft ahnt, wie das Ganze weiter- oder ausgeht.


    „Der Turm aus Licht“ ist mal wieder ein hervorragender Beweis dafür, dass es nicht immer etwas Neues oder Revolutionäres braucht, um gut zu sein. Wer Bücher wie zum Beispiel Richard Dübells „Die Pforten der Ewigkeit“ mochte oder die Thematik des Kirchenbaus im Mittelalter mag, ist hier bestens bedient. Alle anderen finden hier aber auch einen rundum empfehlenswerten historischen Roman.


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    In naher Zukunft ist die Menschheit derart fortschrittlich geworden, dass diejenigen, die nicht an diesem Fortschritt teilnehmen können oder wollen, Überflussmenschen genannt werden. Vor diesem Hintergrund beleuchtet „Singularity“ die Geschichten von Adam, James und Rhea.


    Gleich vorweg: Joshua Trees Roman ist für mich mal wieder so ein Fall, bei dem ich nach dem Beenden des Buches dasitze und mich frage, was ich dazu formulieren kann und wie etwas derartiges überhaupt bewertbar ist.

    Die Prämisse ist toll, da es auch um technologischen Fortschritt und Künstliche Intelligenzen geht, zwei Themen, die mich persönlich sehr interessieren. Was dann im Roman passiert, wirft viele Fragen auf, von denen ich die zentralste stellen möchte. Diese heißt sehr klischeebehaftet: „Was will uns der Autor mit diesem Werk sagen?“

    Ich gebe offen zu, dass ich nicht glaube „Singularity“ gänzlich verstanden zu haben und ich weiß auch nicht, ob ich durch nochmaliges Lesen mehr verstehen würde. In weiten Teilen des Buches passierte die Handlung für mich so vor sich hin. Ich wartete auf den großen Knall, die große Auflösung, den Aha-Effekt – alles blieb aus. Es hängen zwar durchaus alle drei Geschichten zusammen, aber das merkt man erst durch das Ende. Das heißt, bis auf das letzte Kapitel wird man völlig alleine gelassen und arbeitet sich durch ein mehr und mehr verwirrendes Buch, nur um am Ende den Zusammenhang mehr oder weniger zu erkennen und auch nicht schlauer zu sein.


    Bei „Singularity“ fühlte ich mich selbst wie einer dieser Überflussmenschen aus dem Buch. Ich habe offenbar nicht den Schritt gemacht, den es benötigt, um den Roman zu verstehen, so dass mir, wie es so schön heißt, der intellektuelle Zugang fehlt. Dementsprechend konnte ich für mich mit „Singularity“ nahezu nichts anfangen – bis hin zu dem Punkt, dass ich nicht mal sagen kann, ob ich das jetzt schade finden soll oder nicht.


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    Die Studentin Jade ist laut den Aufzeichnungen ihres Großvaters die Drachenkönigin, die die verzauberten Jadedrachen freisetzen kann. Widerwillig macht sich die Eigenbrötlerin auf nach China…


    Mit „Drachenkönigin“ hat Charlotte Charonne einen kurzweiligen Urban Fantasy-Roman geschrieben, der auch mit einer leicht zugänglichen Sprache punkten kann. So ist alles recht einfach in kurzen Sätzen, aber auch kurzen Kapiteln geschrieben. Schön sind auch die bildreichen Vergleiche, die dem Ganzen auch einen Hauch von Poesie geben.

    Die Handlung ist jetzt vielleicht nicht unbedingt neu, schmeichelt aber dennoch das Herz. Die Charakterentwicklung Jades von der sturen, abweisenden Einzelkämpferin hin zu einer Person, die sich auch anderen Menschen öffnen und Vertrauen und Freundschaft entwickeln kann, ist wirklich schön zu lesen. Ansonsten ist der weitere Verlauf relativ geradlinig und auch ein Stück weit vorhersehbar.


    So ist „Drachenkönigin“ ein schöner Roman für zwischendurch, der besonders durch seine leichte Zugänglichkeit und die Charakterentwicklung der Protagonistin punkten kann und somit ein kleiner Geheimtipp ist.


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    Dieser Roman stellt die Lebensgeschichte Adam Dreylings dar, von seinen Anfängen im Bergbau über den Aufbau einer der mächtigsten Geschützgießereien der Welt bis zu seinem tragischen Ende.


    Historische Romane kommen eigentlich nach meiner Erfahrung nur in zwei Varianten daher: Entweder eher als erzählte Geschichte im historischen Gewand oder möglichst detailgetreu mit mehr oder weniger akribischer Recherche. „Der Meister des Siebten Siegels“ gehört eindeutig zur letzteren Kategorie und beweist zudem noch, warum allzu viel manchmal ungesund ist.

    Dabei beginnt der Roman durchaus vielversprechend: Die Rahmenhandlung stellt einen Prozess gegen Adam Dreyling dar und anhand von Tagebüchern – der eigentlichen Handlung – beginnt man mehr und mehr den Aufstieg und Fall des Protagonisten zu verstehen. So beginnt der spätere Geschützmeister eigentlich im Schwazer Bergbau, um dann nach einem schicksalshaften Ereignis in Innsbruck bei Hans Christoph Löffler als Geschützmeistergeselle zu arbeiten. Bis hierhin ein durchaus interessanter Roman.

    Das Problem ist aber: Mehr und mehr beginnt einen das Buch zu erschlagen. Es sollte klar sein, dass bei einer Länge von über 1100 Seiten einiges passieren kann, aber ich hatte den Eindruck, manches hätte es gar nicht gebraucht und zieht das Buch unnötig in die Länge. So wird beispielsweise bei einem Seegefecht die komplette Truppenstärke mit Einzel- und Gesamtgewicht inklusive vorhandener Kanonen auf das Ausführlichste beschrieben. Klar ist das Geschmackssache, mancher wird derartige Detailverliebtheit lieben, mir wurde es jedoch sehr schnell sehr zu viel und ich begann fast schon zu selektieren.


    „Der Meister des Siebten Siegels“ ist also sicher nicht für jedermann. Selbst diejenigen, die penibel recherchierte historische Romane lieben, könnten hier erschlagen werden. Schlecht war das Buch für mich jedoch keineswegs, dennoch springt unter dem Strich nur eine durchschnittliche Bewertung raus.


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    Der Zarbahanier Quiro bricht mit seiner Verlobten Arazin nach Ylas auf. Doch der Weg durch die rote Wüste ist beschwerlich und Quiro wird nicht von allen willkommen geheißen.


    Nachdem mir „Sand & Wind“ außerordentlich gut gefallen hat, habe ich es mir nicht nehmen lassen, den Nachfolgeband „Sand & Klinge“ zu lesen. Und was soll ich sagen? Er ist genauso gut.

    Neben liebgewonnenen Charakteren aus dem ersten Teil sind auch ein paar neue Charaktere mit dabei, allen voran Kasha, mit deren Leben als Ausgestoßene man nur mitfühlen kann.

    Besonders lobend möchte ich auch das Finale des Romans hervorheben, dass spannend, abenteuerlich, actionlastig und gruselig in einem ist. Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten und es war eine Freude zu lesen.


    Diesen Satz kann man aber zusammenfassend auch auf beide Bände der Reihe anwenden. Eine dicke Kaufempfehlung für diesen Geheimtipp!


    5ratten

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    Der Frieden zwischen den Wüstenstädten Zarbahan und Ylas scheint gefährdet zu werden. Um einen drohenden Krieg zu verhindern muss Schah Elis auf die Hilfe wichtiger Verbündeter hoffen.


    Elea Brandt hat mit „Sand & Wind“ einen großartigen Fantasyroman mit orientalischem Setting geschaffen. Das fängt schon mit dem Aufbau der Welt an. Alles ist derart detailliert beschrieben, dass man wirklich mit den Charakteren mitgehen kann und in die Welt hineingesogen wird.

    Auch die Charaktere wissen zu begeistern und hier merkt man auch einfach, wieviel Spaß Elea Brandt beim Schreiben hat. Alle Charaktere haben Tiefe, Licht- und Schattenseiten und sind nicht nur eindimensional böse und gut.


    Kurz und knapp: Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß beim Lesen. Alle Daumen hoch für diesen Geheimtipp und unbedingte Kaufempfehlung!


    5ratten

    :tipp:

    Gern! Nachdem mir "Boy In A White Room" von ihm auch total gut gefallen hat, ist er jetzt vollends auf meinem Schirm.


    Ich hab aber bloß noch "Das KALA-Experiment" auf meinem SuB... mal schauen, ob ich mir da nicht doch noch was besorge :D

    „Dein bester Freund bist du selbst!“ So wirbt die Firma Walnut Systems für ihre neuen technischen Geräte, die Mirrors. Diese simulieren perfekt die Wünsche und Vorstellungen des jeweiligen Nutzers und begleiten sie so durch das Leben. Doch was, wenn dieser perfekte Lebensbegleiter gar nicht so perfekt ist?


    Thriller über Künstliche Intelligenzen haben schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt. Karl Olsbergs „Mirror“ macht da keine Ausnahme. Zunächst beginnt alles recht harmlos und man sieht sogar, wie so ein System manchen Menschen wirklich helfen kann, das Leben zu bewältigen. Besonders herausgreifen möchte ich hier die Geschichte des Autisten Andy, der mithilfe des Mirrors sogar lernt, eine Freundin zu finden.

    Doch mehr und mehr kommen die Schattenseiten und Ungereimtheiten der ganzen Technik zum Tragen, bis alles in einem eskalierenden Showdown gipfelt. Zwischen extremen Befürwortern, die in ihrer schmerzenden Naivität auch über Leichen gehen bis hin zu extremen Gegnern, die um ihr Leben kämpfen müssen, weil sie die Wahrheit erzählen, ist alles dabei.

    Das Erschreckendste an dem Roman ist jedoch, dass man sich immer wieder dabei ertappt, zu denken, dass das Ganze in mehr oder weniger naher Zukunft durchaus so passieren kann. Auch das Nachwort des Romans, bei dem ich einige Fakten gelesen habe, bei denen mir mulmig geworden ist, lässt einen eher nachdenklich darüber werden, ob der Inhalt des Romans wirklich fern jeglicher Realität ist, wie teilweise behauptet wird.


    „Mirror“ ist also eine eher grausame Dystopie über Verführungen, aber auch Grausamkeiten technischer Innovation, die nachdenklich macht. Dafür spreche ich eine Buchempfehlung und die Höchstwertung aus.


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    In der Unterwasserstadt Biota geschehen mehrere seltsame Morde. Dies ruft den Hüter Alexander auf den Plan, der zusammen mit Botania Nic der Sache auf den Grund geht.


    Jasmin Jülichers Debütroman ist eine spannende Mischung aus Krimi und Steampunkelementen. Schön ist hierbei, dass die Welt schön ausführlich beschrieben wird. Man fühlt sich wirklich in die Stadt auf dem Meeresgrund hineinversetzt und entdeckt an jeder Ecke etwas Neues und Ungewöhnliches.

    Schön sind auch die Charakterbeschreibungen. Neben den Protagonisten Alexander und Nic gibt es noch zahlreiche andere Nebencharaktere, die teilweise auch realen Personen, wie beispielsweise Sir Arthur Conan Doyle und Nicola Tesla nachempfunden sind. Vor allem die Darstellung Teslas als mürrischer, exzentrischer Bastler und Tüftler hat mir sehr gut gefallen.

    Schön ist auch das Ende: Alexander und Nic sehen sich gezwungen, aus Biota zu fliehen. So lässt man sich Optionen für weitere Bände der Reihe (die ja dann auch erschienen sind), ohne unnatürlich und konstruiert zu wirken.


    So habe ich hier absolut nichts zu kritisieren, im Gegenteil, wer Krimis mit einer ordentlichen Portion Steampunk sucht, hat hier in meinen Augen einen wunderbaren Geheimtipp gefunden.


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    Da der Bremer Kaufmann Jan van Hagen dem Schuldturm entgehen möchte lässt er sich auf eine waghalsige Fahrt ein: Er bringt Schmugglerware nach Santo Domingo auf Hispaniola.


    „Bucht der Schmuggler“ von Ulf Schiewe ist streng genommen ein Sammelband bzw. eine Komplettausgabe der fünfteiligen eBook-Serie „Gold des Südens“. Dieser wird zwar meist unaufgeregt und ruhig erzählt, bringt aber dennoch die Spannung der Schmuggelei und den Reiz der Westindischen Inseln herüber. Schön sind auch die kleineren Hintergrundinformationen, die Ulf Schiewe quasi en passant mit einfließen lässt und der Geschichte auch ihre historische Verwurzelung mitgeben.

    Leider ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Ungeschönt wird auch auf den damaligen Sklavenhandel aufmerksam gemacht, mit all den Seiten, die das Bestialische aus einem Menschen herauslassen.

    Hier ist auch mein einziger Kritikpunkt: Zwar ist das Buch bereits 2015 erschienen, also zu einem Zeitpunkt, als aktive Rassismusdebatten wenn überhaupt, dann eher verhalten geführt wurden. Aber die in dem Roman doch recht häufige Verwendung des N-Wortes stößt aus heutiger Sicht doch recht sauer auf.


    Dennoch handelt es sich bei „Bucht der Schmuggler“ um einen wirklich gut gemachten und empfehlenswerten historischen Roman, der eine interessante Thematik wirklich gut aufarbeitet.


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    Ein Autounfall führt dazu, dass Ada König anfängt, über ihre Familie zu recherchieren. Dabei kommen düstere Geheimnisse ans Licht.


    „König und Meister“ lässt sich nur schwer einem bestimmten Genre zuordnen. Es hat leichte Fantasyelemente und die Bezeichnung „Mysterythriller“, die auf dem Cover zu finden ist, ist jetzt auch nicht gänzlich falsch. Vordergründig ist der Roman in meinen Augen aber ein wirklich gut geschriebenes Familiendrama, bei dem auch schwierige Themen, wie etwa begründete sowie unbegründete Schuld angesprochen werden.

    Was mir besonders gut gefallen hat, waren die Charaktere. Hatte ich bei Theresa Hannigs „Die Optimierer“ noch so meine Probleme mit dem Protagonisten haben die Charaktere hier Tiefe und wenigstens teilweise Entwicklungen innerhalb des Buches. Besonders herausgreifen möchte ich hier Adas Mutter Karin, bei der es gelungen ist, eine durch und durch unsympathische Frau zu schaffen, bei der ich dennoch nicht den Eindruck hatte, dass diese übertrieben bzw. überzeichnet wäre.

    Leider hat das Buch trotz allem kleinere Längen. Vor allem am Anfang passiert innerhalb der kurzen Kapitel doch recht wenig bis hin zu dem Punkt, an dem der Eindruck entsteht, das Buch kommt völlig zum Stillstand. Dafür entschädigt jedoch die wirklich spannungsgeladene und dramatische zweite Hälfte.


    Kurz und schmerzlos: „König und Meister“ ist für mich bislang der beste Roman von Theresa Hannig. Wer gerne klischeefreie Familiendramen mit einem Schuss Fantasy und Mystery liest, kommt hier voll auf seine Kosten.


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    Nutopia ist in Gefahr und deshalb sucht Marie Blumberg nach einer erfahrenen Person, um einen Mordfall an dem renommierten Richter Carl T. Langhoff zu lösen. Und wer könnte das besser tun als der Leser oder die Leserin dieses Romans?


    „KRIMI MARIE – Kurzer Prozess“ weißt ein ungewöhnliches Konzept auf, das einfach neugierig macht. Denn es besteht nicht nur aus einem Buch, gleichzeitig ist man auch noch auf zwei Internetseiten unterwegs. Die eine enthält eine Sammlung von Audio- und Videodateien zu den Verdächtigen, die anderen Multiple Choice-Fragen, die man zu den Tatverdächtigen beantworten soll. Es ergibt also Sinn, all diese verschiedenen Elemente zu bewerten.

    Mit dem Buch als solches habe ich keine Probleme. Auf gerade mal etwa 175 Seiten gibt es eine schöne Hinführung in die Welt und die Charaktere des Buches. Zudem wird die Atmosphäre durch wirklich tolle Illustrationen von Marina Dodić untermalt, die das Buch noch einmal aufwerten.

    Der eigentliche Fall ist in vier Episoden unterteilt, die immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Buchpassage lesen – Audios anhören und Videos anschauen – Fragen beantworten. Und hier häufen sich leider meine Kritikpunkte.

    Zum einen wirkt vieles völlig aus der Luft gegriffen. Ohne spoilern zu wollen eine sinngemäße Analogie: Es wirkt so, als könnte man im Buch lesen, dass das Opfer den Tatverdächtigen im Supermarkt getroffen und mit ihm gestritten hat. In der Audiodatei würde man dann auf einmal erfahren, dass er wegen Kindesmord im Gefängnis saß. Woher auf einmal die Informationen kommen: Keine Ahnung. So fühlt man sich überfordert und überrumpelt.

    Zudem überfordern auch die Fragen. Klar, die Videos sind wirklich stimmungsvoll gemacht und auch gut geschauspielert. Aber ich hatte oft den Eindruck, dass die Fragen sehr subjektiv sind. Wie würde XYZ in dieser und jener Situation reagieren? Ist XYZ ein Mörder? Schwierig, das anhand eines Videos herauszufinden, bei dessen Kürze einem selbst ein Speed Dating wie eine unendlich lange Zeit vorkommt. Die Auflösung der Multiple Choice-Fragen hilft einem auch nicht, es wird lediglich gesagt, wie viel Prozent richtig beantwortet wurden, mehr nicht. So böse es klingt, aber: Danke für nichts.


    Ach man! Erneut ein Buch, das man eigentlich mögen möchte, da es echt mal etwas anderes ist. Aber dennoch ist es schade, wie viel Potential hier verschwendet wurde. Ich würde mich dennoch über neue Fälle freuen, die in der Umsetzung aber um einiges ausgefeilter sein sollten. Für „Kurzer Prozess“ bleibt nur der Durchschnitt.


    3ratten

    Eigentlich ist Ashley Bowman ein gewöhnlicher Schüler mit Interesse an American Football. Als er jedoch bei einem Spiel hart getacklet wird, erfährt er, dass er der Mittelpunkt des Universums ist und zwischen verschiedenen Universen reisen kann – was ihn mit verschiedenen Erfahrungen konfrontiert.


    „Game Changer“ ist meiner Meinung nach ein ganz schwer zu bewertendes Buch. Denn es baut, kurz gesagt, sehr viel Potential auf, um dieses dann leider zu verschwenden.

    Sehr gefallen hat mir der Schreibstil. Neal Shusterman schreibt klare, verständliche Sätze in einer flapsigen, jugendlichen Sprache ohne auf Biegen und Brechen cool wirken zu wollen. Und auch wenn ich mit Ich-Erzählern manchmal so meine Probleme habe, hier hat es fast schon selbstverständlich gewirkt. Die Einordnung als Jugendbuch geht hier also vollkommen in Ordnung.

    Was das Buch aber ausmacht, ist das Befassen mit vielen verschiedenen Problempunkten in der Welt. So werden hier Rassismus, Homosexualität bzw. Homophobie und Sexismus aufgegriffen. „Game Changer“ vermittelt dabei auch Werte und macht in Romanform auf diese Punkte aufmerksam.

    Gute Schullektüre also? Jein. Denn jetzt kommt mein größtes Problem, dass ich mit dem Roman hatte: Der Umgang mit diesen Themen. Sie sind einfach nur da, werden grob angerissen und das war’s dann. Sofort geht es dann weiter zur nächsten Version der Realität und damit zum nächsten Problemherd. Die ganzen brisanten Themen haben so keine Möglichkeit, sich zu entfalten, bis auf einen Punkt habe ich nichts erfahren, was ich nicht schon wusste. Es wirkt so, als wollte man alles oder zumindest vieles mitnehmen, worüber aktuell so diskutiert wird, ohne wirklich darüber zu diskutieren. Und das führt dann mehr oder weniger zu einem „Ja, das gibt es. Weiter zum nächsten Punkt.“.

    Das Ende lässt mich auch unzufrieden zurück. Ash erlebt all das – und geht mehr oder weniger freiwillig wieder in die eigentliche Welt zurück. Auch hierdurch wird in meinen Augen keine wirkliche Auseinandersetzung mit den ganzen angesprochenen Themen geschaffen, im Gegenteil, es wirkt auf mich fast wie eine Distanz davon.


    „Game Changer“ ist so ein Buch, das will man eigentlich mögen. Es spricht in der jetzigen Zeit so viele wichtige Themen an, dass man sagen muss, dass es gut tut, so einen Roman zu haben. Und gleichzeitig wird mehr als Ansprechen auch nicht getan. Das erscheint mir viel zu wenig. Dennoch ein sozusagen „guter guter Durchschnitt“.


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    Vor dem Hintergrund des Magdalenenhochwassers 1342 handelt der Roman von der Begegnung der Fährmannstochter Philippa mit dem geheimnisvollen Fremden Mathias.


    Schon beim Lesen der Dramatis Personae am Beginn des Romans fällt das für mich größte Problem von „Zorn des Himmels“ auf: Von zwölf Personen sind nur drei historisch belegt und diese drei spielen bestenfalls eine untergeordnete Nebenrolle. Wir haben es also ironischerweise mit etwas zu tun, was Autor Richard Dübell laut im Nachhang abgedrucktem Interview eigentlich vermeiden möchte – eine Geschichte vor historischem Hintergrund, kein historischer Roman.

    Und diese Geschichte ist ohne Zweifel gut erzählt, bringt aber nun auch nichts neues. Im Gegenteil, sie bringt eine Trope, die mir nun mittlerweile auch madig gemacht wurde: Die emanzipierte Protagonistin, die ihren angestammten Ehepartner hinterfragt und eine Liebelei mit einem anderen Mann anfängt. Ich möchte niemanden, gerade in der heutigen Zeit, ausreden, über starke Frauen zu schreiben, im Gegenteil. Aber ich bin überzeugt davon, dass sich auch bei Historischen Romanen andere Handlungsstränge finden lassen.

    Trotz dieser mittlerweile wirklich ausgelutschten Trope schafft es Richard Dübell dennoch eine spannende und auch berührende Geschichte zu schreiben. Gerade in Bezug auf aktuelle Umweltkatastrophen schockiert der Roman durch drastische Beschreibungen, die schonungslos die ungeheuren Naturgewalten darlegen.


    Dennoch bin ich hier zwiegespalten. Der gewählte historische Hintergrund ist brandaktuell, dennoch erscheint mir die tatsächliche Historizität hier extrem niedrig angesetzt. Da ich weiß, dass es Richard Dübell auch deutlich besser kann erscheint mir eine durchschnittliche Bewertung angemessen.


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    Ein Feind ist Mia Corvere auf ihrem Rachefeldzug noch geblieben: Der Herrscher des itreyanischen Reiches, Julius Scaeva. Auf dem Weg zur finalen Konfrontation muss Mia lernen, dass es um eine noch größere Sache geht als bislang angenommen.


    Wieder fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden, ohne mich ständig wiederholen zu müssen, da ich erneut 1:1 das Selbe sagen könnte, was ich bislang über die Nevernight-Reihe sage.

    Der Einstieg in das Buch „Die Rache“ ist von allen drei Teilen der Leichteste. Es gibt keine unnötig komplizierten Rückblenden und die Anzahl der Fußnoten hat sich weiter auf 32 reduziert. Warum nicht gleich so?

    Schön ist auch, dass auch im letzten Band noch neue Handlungsstränge und Charaktere hinzukommen. So fand ich Mias Abenteuer mit der Piratencrew rund um Clou Corleone wirklich sehr gelungen.

    Einzig mit dem Ende bin ich nicht so ganz zufrieden. Alles war mir zu groß und bombastisch und unnötig gewichtig. Vermutlich kann echt kein Fantasyroman mehr geschrieben werden, ohne dass der Held bzw. die Heldin gefühlt die ganze Welt retten muss, aber hier wirkt das alles für mich viel zu aufgesetzt für eine, die „nur“ ihre Familie rächen will. Auch die Zustände mancher Personen haben mehr verwirrt als alles andere: Lebendig? Tot? Wiedergeboren? Zur Gottheit geworden? Das Ganze war mir dann doch etwas zu aufgeladen.


    Das ändert aber nichts daran, dass ich auch dem finalen Band die gleiche Punktzahl wie dem Rest geben werde. Insgesamt betrachtet handelt es sich bei der Nevernight-Reihe um eine wirklich gut gemachte, solide Fantasyreihe, die man weder vergöttern, noch verteufeln muss.


    4ratten

    Um ihrem Ziel der Rache an den Mördern ihrer Familie näherzukommen, wagt Mia Corvere einen waghalsigen Schritt: Sie lässt sich zur Gladiatorin ausbilden und nimmt an Kämpfen auf Leben und Tod teil.


    Eigentlich gibt es zum zweiten Band der Nevernight-Reihe von Jay Kristoff fast nichts zu sagen, was ich nicht schon über den ersten Band gesagt habe. Es sind höchstens kleinere Nuancen, die sich ändern.

    Der Schreibstil bleibt im Vergleich zum Vorgänger genau der Gleiche. Wieder wird es dem Lesenden mit Zeitsprüngen und parallel verlaufenden Handlungen zu Beginn und etlichen Fußnoten (es sind diesmal „nur“ 46) nicht leicht gemacht. Mittlerweile ist man es gewöhnt, ja, aber ein schöner Stil schaut dennoch anders aus.

    Die Handlung kam mir diesmal geradliniger als im ersten Band vor. Mia arbeitet sich zielstrebig an die Spitze und setzt ihren Plan mit aller Konsequenz durch. Es passiert sehr oft genau das, was man erwartet, Plot Twists gibt es eigentlich nur am Ende des Buches – man will ja noch was für den dritten Teil aufsparen. Dass es bei Gladiatorenkämpfen nicht zimperlich zugeht und reichlich Blut fließt, kann man sich auch denken, aber nochmal ganz deutlich: „Das Spiel“ ist um einiges brutaler als „Die Prüfung“.


    Aber wie gesagt: Das sind kleinere Nuancen, die nichts daran ändern, dass ich somit dem zweiten Band genau dieselbe Bewertung gebe wie dem ersten und weiterhin eine Empfehlung ausspreche.


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    Seitdem ihre Familie von mächtigen Männern der Republik grausam ermordet wurde, sinnt die junge Mia Corvere auf Rache. Um diese zu bekommen will sie sich in einer Assassinenschule zur tödlichen Klinge ausbilden lassen.


    Der Einstieg in die vielgelobte „Nevernight“-Reihe des Autors Jay Kristoff ist mir tatsächlich zunächst unerwartet schwergefallen. Das lag an zwei Gründen.

    Zum einen wird gerade zu Beginn des Buches massiv in Zeit und Handlung gesprungen. Das macht die eigentlich gar nicht so schwierig nachzuvollziehende Handlung unnötig komplex und man hat als LeserIn Mühe, sich auf die Welt einzulassen.

    Zum anderen werden sehr viele zusätzliche Anmerkungen gemacht. „Die Prüfung“ hat sage und schreibe 87 (!) Fußnoten. Manchmal werden darüber diverse Dinge der Welt erklärt und ausgeschmückt, was lobenswert ist. Manchmal sind sie aber auch einfach vernachlässigbarer Humor. Was aber am Meisten den Lesefluss stört ist die schon erwähnte schiere Masse, bei der manchmal gefühlt kaum ein Satz ohne eine Fußnote auskommt.

    Es lohnt sich aber absolut, sich davon nicht abschrecken zu lassen und sich durchzukämpfen. Wer das tut, wird mit einer wirklich guten Fantasygeschichte belohnt, die das hohe Lob, das sie erhalten hat, auch verdient. „Harry Potter in brutal“ trifft es hier aber meiner Meinung nach nur im Ansatz. Klar lässt sich nahezu jede Fantasygeschichte, die hauptsächlich in einer Schule spielt, mit Harry Potter vergleichen. Und ja, dieses Buch ist absolut nichts für Zartbesaitete, hier geht es oft wirklich zur Sache. Aber es ist das Gesamtpaket, dass „Die Prüfung“ von vergleichbaren Romanen abhebt. Ob witzige, romantische, hinterhältige oder blutige Handlungen und auch Plot Twists, es erscheint alles spannend und stimmig. Jay Kristoff erfindet also vielleicht das Rad nicht unbedingt neu, bringt aber dennoch frische und eigene Ideen mit.


    So lohnt sich „Nevernight – Die Prüfung“ nach dem etwas anstrengenden Anfang doch auf jeden Fall für jeden Fan von opulenten, erwachsenen Fantasygeschichten. Ich bin gespannt auf mehr!


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