Barbara Dribbusch über die Recherchen zu „Schattwald“
Wer einen Roman auf einer historischen Zeitebene spielen lässt, muss sich hineinbegeben in die damalige Zeit- und das erfordert auch die Beschäftigung mit Details, denn nur so kann man auch emotional eintauchen in diese Welt.
Bei den Recherchen zu „Schattwald“ lieferten mir Bücher und wissenschaftliche Manuskripte grundlegende Informationen zur Psychiatriegeschichte, zu Behandlungsformen, dem Gebrauch von Medikamenten. Doch um sich mehr in diese Zeit hineinzufinden, sind Originalquellen hilfreich. Da helfen antiquarische Buchausgaben, die man heute über Internetportale aufstöbern kann.

Besonders wichtig für mich waren die Tonaufnahmen aus Rundfunksendungen der damaligen Zeit, man bekommt sie über das private „Historische Tonarchiv“ und es läuft einem ein Schauer über den Rücken, wenn man Joseph Goebbels hört, wie er das Winterhilfswerk, eine Art damalige Arbeiterwohlfahrt, vor Tausenden von Menschen lobte und ihnen den „Nationalsozialismus“ für die „kleinen Leute“ versprach, der nichts mit den „oberen Zehntausend“ zu tun habe.

Um die Zeit darzustellen, ist konkretes Alltagswissen notwendig. Was wurde damals gekocht, wie wurde damals gewaschen, wie gewann man warmes Wasser? Dazu befragte ich meine Mutter und eine Tante.

Die Ernährung spielt eine große Rolle in den Kriegszeiten in „Schattwald“. Ich fand Faksimiles von alten Rezeptbüchern zur „Kriegsküche“ im Internet. So benutzt Mimi in Schattwald ein wirklich existierendes Rezeptbuch zur „Kriegsküche“ aus dem ersten Weltkrieg. Ich besorgte mir auch noch antiquarisch ein Buch zur Kriegsküche im 2.Weltkrieg und stellte dann selbst einmal „Pilzpaste“ und „Gemüseaufstrich“ als Brotaufstrich her, Wurst und Käse waren damals knapp. Interessanterweise finden sich solche pflanzlichen Pasten heute in Bioläden.
Die Musik spielt eine große Rolle im Roman. Um sie nachzuempfinden, hörte ich Tonaufnahmen aus der damaligen Zeit, besorgte mir die Noten zu Schlagern aus den 20er, 30er und 40er Jahren. Ich spielte auf dem Klavier die Schlager „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ und andere Lieder von Zarah Leander nach und konnte mir vorstellen, wie die Unterhaltungsmusik damals von den Nationalsozialisten gefördert wurde, um von den Schrecken des Krieges abzulenken.
Die Schauplätze muss man sich natürlich vorstellen können. In den Bergen um Innsbruck, in der ein Staubecken eine große Rolle spielt und im Ötztal in der Gletscherwelt bin ich selbst im Winter gewesen.

Letztlich aber ist ein Roman immer ein Werk der dichterischen Phantasie mit einer Idee. Die Geschichte von Schattwald ist keine Dokumentation der Nazi-Psychiatrie mit der Euthanasie von geistig Behinderten und chronischen Psychotikern, mit der Militärpsychiatrie, die vor allem in der Abschreckung und Disziplinierung traumatisierter Soldaten bestand. Diese grauenvolle Psychiatrie ist das bedrohliche Umfeld, in dem Schattwald als ein Ort der Hoffnung erschaffen wurde.
Bildnachweise:
Volksempfänger: Von Bundesarchiv, Bild 183-H10252 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de
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Gewinnspiel
Dieser Artikel wurde als Teil einer Buchtournee geschrieben. Auf Ein Anfang und kein Ende hat euch Yvonne etwas über das Buch "Schattwald" berichtet. Morgen geht es weiter mit einem Interview auf dem Youtube-Kanal von Monas Bücherwunder. Danach erzählt Rika euch auf Schwarzbuntgestreift etwas über Psychiatrie und den Abschluss bildet Jasmin, die ein fiktives Interview mit der Hauptfigur auf Buch-Leben führt.
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Doppelte Gewinne werden ausgeschlossen. Die Gewinnerinnen werden am 15.08. auf den jeweiligen Blogs bekannt gegeben und per E-Mail benachrichtigt. Zum Kommentieren hast du also noch ein bisschen Zeit.
Über Barbara Dribbusch
Barbara Dribbusch arbeitet seit 1993 als Redakteurin bei der taz und hat bereits ein Sachbuch veröffentlicht. Ihre Freizeit widmete sie in den letzten Jahren den Recherchen zu ihrem ersten Roman »Schattwald«, insbesondere zur Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus.
Webseite | Schattwald bei Piper