#NotJustSad - oder: küssen glückliche Menschen auch im Regen?

#notjustsad

Am sechsten Tag unserer Blogtour zu Agnès Martin-Lugands Buch "Glückliche Menschen küssen auch im Regen" möchte ich euch etwas über Depressionen im Allgemeinen und dem Twitter-Hashtag #NotJustSad im Besonderen erzählen.

Auch Diane leidet sehr unter Depressionen, seitdem ihr Mann Colin und ihre Tochter Clara bei einem Unfall starben. Sie ist antriebslos, raucht eine Zigarette nach der anderen, verlässt ihre Wohnung nicht mehr und kann sich nicht mal mehr zum regelmäßigen Duschen oder Essen aufraffen. Wäre da nicht ihr bester Freund Félix - Diane wäre wohl schon verhungert. Doch irgendwann geht ihr Félix mit seiner offensiven Art so auf die Nerven, dass sie in das kleine irische Nest Mulranny flieht.

Die Depression ist eine stille Krankheit, obwohl laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe rund fünf Prozent der Bevölkerung darunter leidet. Betroffene müssen sich mit Witzeleien und dummen Kommentare oder neunmalklugen Ratschlägen auseinander setzen. Jana Seelig, alias Jenna Shotgun, machte nie ein Geheimnis um ihre Depressionen und als sie Mitte November 2014 darüber twitterte, schnappte Malaika das auf und erfand den passenden Hashtag dazu.

Dieser wurde schnell von Tausenden Betroffenen aufgegriffen und sehr schnell lag er auf Platz eins der Twitter Trends in Deutschland.

Jenna Shotgun wurde von der folgenden Entwicklung überrollt. Sie wollte nie, dass ihre Depressionen ins Zentrum gerückt werden und schließlich nahm sie auf ihrem Blog Stellung dazu. Daraus möchte ich besonders einen Absatz hervorheben:

Meine depressive Erkrankung ist ein Teil von mir, aber sie definiert mich nicht. Ich bin ein ganz „normaler“ Mensch, der eben ganz zufällig eine Vorliebe für schwarze Katzen, schwarze Kleidung und knallroten Lippenstift hat.

Zwar ist #NotJustSad schon länger nicht mehr in den Trends vertreten, aber dennoch twittern weiterhin viele Menschen über ihre Depressionen.

Für unsere Blogtour stellte ich Malaika, die ich übrigens auf einem Barcamp persönlich kennen lernen durfte, zwei Fragen:

Wie kam es zu dem Hashtag #NotJustSad"

Malaika:  Am 10.11.2014 hat der Twitteruser @R3nDom in einem Tweet über die Reaktion seines Umfelds auf seine Depression geschrieben. Viele weitere Betroffenen folgten mit Tweets über ihre Erfahrungen mit ihrer depressiven Erkrankung. Ich sah das und dachte mir "wenn so viele Menschen das Bedürfnis haben darüber zu schreiben, sich über dieses wichtige Thema zu äußern, dann wäre es doch sinnvoll diese Erfahrungen unter einem Hashtag zu sammeln". Einige Stunden später, gegen Abend, schrieb ich dann zwei andere Twitteruserinnen an und schlug ihnen meine Idee und mögliche Hashtagnamen vor. Beide sprachen sich für "NotJustSad" aus.

Daraufhin schrieb ich diesen Tweet:

 

Die Verbreitung des Hashtags gewann sehr schnell eine Eigendynamik, zehntausende Tweets gingen ein, und zahlreiche Medien berichteten. Auf dem Blog kleinerdrei.org habe ich noch mehr zur Entstehung und Nutzen des Hashtags, aber auch generell zu den Themen Depressionen und Stigmatisierung von psychisch Kranken geschrieben.

Was liest du gerade und was ist dein Lieblingsbuch?

#notjustsadMalaika: Ich lese seit einer Weile immer häppchenweise die beiden Bücher "Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute" von Anne Wizorek und "Yes Means Yes!: Visions of Female Sexual Power and A World Without Rape" von Jessica Valenti und Jaclyn Friedman. Beide Bücher eignen sich gut dazu, dass man sie nicht zwingend in einem Rutsch durchlesen muss, sondern sich auch immer wieder einzelne Kapitel raus nehmen kann. Ich kann bisher beide Bücher absolut weiter empfehlen, sowohl für Feminist_innen als auch für Menschen die mit "diesem Feminismus" noch nicht so viel anfangen können. Gerade das Buch von Anne Wizorek gibt in einem sehr angenehmen Sprachstilen einen guten ersten Einstieg zu verstehen, was in unserer Gesellschaft alles schief läuft und was wir dagegen tun können.

Die beiden Bücher gehören sicherlich auch zu meinen Lieblingsbüchern, auch wenn ich kein richtiges "Lieblingsbuch" in dem Sinne habe. Mit vorne dabei wären auch: "Mängelexemplar" von Sarah Kuttner (ja, man kann bei einem Buch über Depressionen und Angststörungen auch lachen). "Splitterfassernackt" von Lilly Lindner. Ist schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich erinnere mich das ihre Worte auch nachhaltig beeindruckt und bewegt haben, ihre Art mit Worten umzugehen ist Kunst. Das Buch ist allerdings inhaltlich keine leichte Kost, würde diese Empfehlung daher mit einer Trigger Warnung besehen. Und zu guter Letzt natürlich die Bücher meiner Kindheit, die Harry Potter Reihe (selbsterklärend, oder?).


Ich hoffe, mein Beitrag zur Blogtour hat euch gefallen. Das war damit auch die letzte Station. Eine Übersicht über alle teilnehmenden Blogs und die tollen Artikel findet ihr in der Ankündigung.

Ihr möchtet an dem Gewinnspiel teilnehmen? Dann hinterlasst doch einfach einen Kommentar und verratet mir, warum euch das Buch so interessiert und ob ihr selbst schon Erfahrungen mit Depressionen gemacht habt. Der Lostopf wird entscheiden. Am Ende der Blogtour werden die Gewinner auf Literaturschock.de bekannt gegeben.

Weiterführende Links:

Malifuror - Malaikas Blog

Das Leben als täglicher Seiltanz ohne Auffangnetz

Glückliche Menschen küssen auch im Regen bei Blanvalet

Rezension zu "Glückliche Menschen küssen auch im Regen" (Literaturschock)

SuseÜber die Autorin

Susanne K. (Literaturschock.de)

Susanne Kasper ist Gründerin und Chefredakteurin von Literaturschock und Leserunden.de. Sie liebt es, andere für die Literatur zu begeistern, ist Preisträgerin des Virenschleuderpreises der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" 2016 und bietet unter Social-Reading.media einen Autoren- und Verlagsservice. Über schamlose Mails freut sie sich ebenso wie über vegane Keksspenden. Sie nutzt in ihren Artikeln immer mehr das Femininum, weil sie der Ansicht ist, dass damit auch Männer gemeint sind.

 

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